George Hackenschmidt

Mit einem Kampfrekord von über 2000 Siegen und gerade einmal 5 Niederlagen war der "Russian Lion" der Topwrestler seiner Zeit - ein Ruf, den er bis heute inne hat.

Dieser Ratgeber, der ersmals im Jahre 1909 veröffentlicht wurde, enthält 70 Fotos und legt das Hauptaugenmerk auf die wichtigsten Elemente des Catch-as-catch-can Wrestling hielt, einem der Ur-Stile des heutigen Wrestlings, der in anderen Wrestlingratgebern nicht enthalten ist. Obwohl er sich einen Ruf als wahrer Gentleman erarbeitet hatte, enthält sein Ratgeber Details zu Moves wie Leg-Locks, Arm-Locks, Chokes, Haltegriffe, aber auch das "Umgehen der Regeln" und diverse Tricks, die während eines Matches verwendet werden können.

Diese Reproduktion enthält - genau wie das Original - eine Fülle von Informationen für moderne Catch-as-catch-can Wrestler und bleibt bis heute eine wichtige und nützliche Wrestling-Quelle.

"Brech' mir nicht das Bein!" Während die beiden muskulösen Männer in der Mitte des Rings miteinander kämpften, arbeitete der Mann, der die Oberhand hatte, weiter am Bein des unterlegenen Mannes. Erneut rief der Mann auf dem Boden "Bitte brech' mir nicht das Bein!" Frank Gotch schaute herüber zu seinem Rivalen George Hackenschmidt, welcher sich sichtlich vor Schmerzen krümmte. Trotz einer schweren Knieverletzung zog Hackenschmidt den Rückkampf am Labor Day-Wochenende 1911 durch. Gotch knurrte "Was?" Hackenschmidt wiederholte "Brech' mir nicht das Bein." Gotch sagte nur "Es muss einen Fall geben." Hackenschmidt zögerte für eine Minute, bevor er sich für den zweiten und entscheidenden Fall niederlegte, ein enttäuschendes Ende für das zweite der meisterwartetsten Wrestling-Kämpfe in der Ära des legitimen Wrestlings.

Der Kampf war das zweite Aufeinandertreffen zwischen diesen Männern. Am 3. April 1908 traf der amtierende World Heavyweight Wrestling Champion George Hackenschmidt auf den American Heavyweight Wrestling Champion Frank Gotch in der Wrestling-Version vom Kampf des Jahrhunderts. Wie seit 1905 erhofft einigten sich die Kämpfer schließlich auf Ort und Zeit für das Match im frühen 1908. George Hackenschmidt gewann 1901 den World Greco-Roman Heavyweight Wrestling Title. Er verbrachte die nächsten sieben Jahre damit, die Welt zu bereisen, um seinen Titel zu verteidigen. Als ursprünglicher Gewichtheber und Halter von etlichen Gewichtheber-Rekorden war "The Russian Lion" einer der mächtigsten Männer in der Wrestling-Historie. Bei einer Größe von nur 175 cm wog "Hack" in seiner Hochzeit zwischen 94 und 99 kg. Als er sich dem Match mit Gotch näherte, glaubten Wrestling-Beobachter, dass Hackenschmidt nahezu unbesiegbar sei. Die zuvor gefährlichste Herausforderung für seine Regentschaft kam von "The Terrible Turk" Ahmed Madrali. Hackenschmidt pinnte Madrali in 41 Sekunden, nachdem er diesem mit einem Hammerlock den Arm auskugelte.

Gotch startete mit dem Wrestling in den späten 1890er Jahren zur selben Zeit wie Hackenschmidt, als er die Aufmerksamkeit von Martin "Farmer" Burns erlangte. Zum Zeitpunkt des ersten Kampfes war die einzige Schwäche von Gotch seine mangelnde internationale Erfahrung. Hackenschmidt hatte die Welt für sieben Jahre bereist. Gotch kämpfte ausschließlich in den USA inklusive eines kurzen Aufenthalts im Klondike-Gebiet im Jahr 1901. Allerdings könnten die Jahre des Reisens "Hack" mehr geschadet als genutzt haben. Hackenschmidt wurde sieben Jahre lang nicht mehr im Ring besiegt. Er hatte jeden würdigen Herausforderer geschlagen, der nicht Frank Gotch hieß. Frank Gotch verlor 1901 gegen den St. Louis Champion Oscar Wasem, 1905 gegen Tom Jenkins und 1906 gegen Fred Beell, behielt ansonsten jedoch eine ebenso beeindruckende Bilanz bei. Die Erwartungen wurden zum größten legitimen Wrestling-Kampf, der jemals in den USA abgehalten wurde, aufgebaut. Nachdem das Interesse am Sport mit dem ersten Match gesteigert wurde, brachte der zweite Kampf all die Zweifel zurück über die Echtheit und das schwer verdiente Geld bei Wrestling-Kämpfen. Wenn der erste Kampf den Sport errichtet hat, hat ihn der zweite Kampf zerstört.

"Einige Trainer raten ihren Schülern für das Training von allen Muskelgruppen zu ein und demselben (leichten) Gewicht und glauben, sie seien in der Lage, den selben Effekt bei regelmäßigen Wiederholungen zu erreichen. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass dies falsch ist, die Muskeln von Menschen oder Tieren, welche vornehmlich für bestimmte Ausdauerleistungen gebraucht werden, sind alles andere als überentwickelt. Ein Langstreckenläufer oder -radfahrer hat immer vergleichsweise dünne Beine, genau wie ein Rennpferd, Hirsch oder Windhund. Die Natur arbeitet nicht ohne Ziel und Grund. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Ausdauerleistungen und Kraftleistungen. Man muss bedenken, dass es zwar gut möglich ist, die Muskeln durch gewisse leichte, anhaltende Übungen zu vergrößern, gleichzeitig könnte man jedoch die Entwicklung der Sehnen vernachlässigen, und es sind die Sehnen, welche die Aktionen der Muskeln auf das Knochengerüst übertragen. Die Sehnen können nur durch demenstprechende schwere Muskelarbeit trainiert und gestärkt werden. Daneben, um ein paradoxisches Beispiel zu nennen, ist es nahezu unmöglich, starke Muskelgruppen wie zum Beispiel die Hüftmuskeln mit Übungen mit leichten Gewichten zu verbessern. Eine weitere Illustration des irrtümlichen Versuches, die Muskeln durch häufige Wiederholungen mit dem selben Gewicht zu entwickeln kann man im Vergleich mit jeder anderen Form der Athletik finden, wo niemand auch nur darüber nachdenken würde, sein Trainingsprogramm einfach nur zu wiederholen. Um sich selbst entweder in Geschwindigkeit oder Distanz zu verbessern, muss man sich einem stetigen Fortschritt von mühsamer Anstrengung aussetzen." - George Hackenschmidt

Dies ist eine originale, restaurierte und reformatierte Ausgabe von Hackenschmidts Klassiker von 1908.