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Shinsuke Nakamura ~ Invincible Fighter

Personalie

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Published on:
15.08.2011, 21:44 
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Der Stern des Shinsuke Nakamura ging so schnell auf wie kaum ein anderer Stern in Japan es jemals schaffte. 2002 feierte er sein Debüt im Alter von 22 Jahren, nur 1 Jahr und 3 Monate später war er jüngster IWGP Heavyweight Champion in der Geschichte von New Japan Pro Wrestling. Anfang 2004 vereinigte er den IWGP Titel mit dem NWF Heavyweight Titel, als er den damals scheinbar unbezwingbaren Yoshihiro Takayama besiegen konnte. Noch im gleichen Jahr vertrat er New Japan im MMA-Ring und gewann zwei Kämpfe, nachdem er sein MMA-Debüt 2002 verloren hatte. Außerdem gewann er seinen bis dato einzigen Tag Team Titel, sein Partner war Hiroshi Tanahashi. Während seinem damaligen Partner Tanahashi 2007 der Sieg im G1 Climax gelang, wartete Shinsuke Nakamura bislang vergebens auf einen Erfolg im größten Turnier der Welt. 2011 sollte alles anderes werden, doch zunächst ein Blick auf die bisherigen G1 Anläufe des Mannes, der als "Supernova", "Child of God", in den letzten Jahren vor allem aber als "Black Saviour" bekannt war.

Erster Climax als Super-Rookie

Nakamura war vor seiner Wrestling-Karriere ein Ringer, der respektable Erfolge feiern konnte. Als Kapitän des Teams der Aoyama Gakuin University vertrat er Japan gar bei den Junioren-Weltmeisterschaften im Freistil-Ringen in der Klasse bis 83 Kilogramm. Nachdem er sich 2002 New Japan anschloss, war relativ schnell klar, dass es sich bei Nakamura um ein Ausnahmetalent handelte. Somit war auch klar, dass Nakamuras Debüt nur im großen Rahmen stattfinden konnte. Bei NJPW Cross Road 2002 debütierte Shinsuke Nakamura in der Tokyo Nippon Budokan vor etwa 9.000 Zuschauern, musste sich aber Tadao Yasuda geschlagen geben. Im folgenden Jahr nahm Nakamura erstmals am G1 Climax Teil, was für einen Mann, der weniger als ein Jahr Ringerfahrung vorzuweisen hatte, eine außergewöhnliche Auszeichnung darstellt. Siegen gegen Katsuyori Shibata und seinen Debütgegner Tadao Yasuda standen Niederlagen gegen Yutaka Yoshie, Yoshihiro Takayama und Yuji Nagata gegenüber. Am Ende teilte sich der Neuling mit den deutlich erfahreneren Yoshie und Yasuda den letzten Platz des Block B, doch vier Punkte im ersten Climax sind bei Leibe keine schlechte Bilanz.

2004 verdoppelte Nakamura seine Punktzahl. Unter anderem gelangen ihm Revanchesiege gegen Yutaka Yoshie und – besonders bemerkenswert – gegen Yuji Nagata. Ferner standen Siege gegen Minoru Suzuki und Blue Wolf auf der Haben-Seite, gegen Masahiro Chono reichte es „nur“ zu einem Double Count Out. Mit diesem ebenfalls als Achtungserfolg zu bezeichnenden Double Count Out begannen gewissermaßen "Die Leiden des jungen Shinsuke". Da ein Double Count Out in diesem Jahr für beide Wrestler keine Punkte brachte, reichten acht Punkte nicht für einen der ersten beiden Plätze. So musste Nakamura am Finaltag noch einmal in einem Match, in dem der dritte Platz ausgekämpft wurde, gegen Chono ran. Einem DQ Sieg über Chono in etwa 4 Minuten folgte im Halbfinale schließlich die Niederlage gegen den späteren G1 Champion Hiroyoshi Tenzan. Zwei Matches an einem Abend schienen für den aufstrebenden Nakamura doch etwas zu viel des Guten zu sein.

Ein Jahr später scheiterte Nakamura erneut denkbar knapp am Einzug in die Schlussrunde des Climax. Nach vier Siegen in Serie langte es gegen Toru Yano wie ein Jahr zuvor gegen Chono nur zu einem Double Count Out. Diesmal gab es zwar einen Punkt für beide, doch da Kazuyuki Fujita jedes seiner 7 Vorrunden-Matches – unter anderem am vorletzten Turniertag gegen Nakamura – gewinnen konnte, blieb ihm der Gruppensieg versagt. Damit stand er wie schon 2003 Masahiro Chono, diesmal in einem Halbfinalkampf, gegenüber. Der erfahrene Mr. G1 siegte nach 11:35 Minuten mit einem Reverse STF und versetze damit den Hoffnungen Nakamuras einen Dämpfer.

Geburt des Black Saviour

2006 nahm Nakamura nicht am G1 Teil, da er zwischen März und Oktober eine Exkursion unternahm, die ihn unter anderem in die USA, nach Mexiko, Brasilien und Russland führte. Zudem trainierte er mit dem damaligen IWGP Heavyweight Champion Brock Lesnar in dessen Gym, um Muskelmasse aufzubauen. Bei einer Rückkehr teamte Nakamura am 09. Oktober mit Masahiro Chono gegen Riki Choshu und Manabu Nakanishi und konnte den Veteranen Choshu mit seinem neuen Finisher, dem Landslide, pinnen. Nachfolgend gewann Nakamura an Chonos Seite die G1 Tag League. Bedeutender war aber der Wandel, den Nakamura während seiner Abwesenheit aus Japan durchlebte. Neben seinem neuen Finisher legte Nakamura deutlich an Masse zu und veränderte seinen Look. Aus dem Super Rookie war der "Black Saviour" geworden, der sich dem BLACK Stable von Masahiro Chono anschloss.

In dieser Rolle nahm er 2007 zum vierten Mal am G1 Climax Teil und erreichte bei seinem G1 Comeback wieder das Semifinale, nachdem er zuvor den Block B mit sieben Punkten vor Hiroshi Tanahashi gewonnen hatte, gegen den er in der Gruppenphase zu einem Time Limit Draw kämpfte. Abermals blieb ihm der Finaleinzug aber verwehrt, diesmal hieß der Stolperstein für Nakamura Yuji Nagata. Nach rund 18 Minuten musste das Match zwischen den beiden abgebrochen werden, da Nakamura bei einem Sturz unglücklich auf der linken Schulter landete, sich bei dem Sturz selbige auskugelte und sich außerdem mehrere Bänder riss. Dies bedeutete für Nakamura eine dreimonatige Pause und die Gewissheit, dass es wieder nicht zum G1 Erfolg gereicht hatte. Womöglich wäre bereits 2007 das Jahr des Nakamura gewesen, wenn die schmerzhafte Verletzung dem nicht im Wege gestanden hätte.

Ein neuer Anlauf sollte im Jahr darauf folgen. In Block B erkämpfte Nakamura sich 8 Punkte, nachdem er – wieder einmal – die Niederlage gegen Nagata aus dem Vorjahr vergessen machte und dazu Toru Yano, Yutaka Yoshie und Hiroyoshi Tenzan bezwingen konnte. Zu Nakamuras Unglück aber besiegte Hirooki Goto ihn in der Vorrunde und verwies den damit punktgleichen Nakamura auf Rang zwei in diesem Block. Da der G1 Climax in diesem Jahr kein Halbfinale vorsah, war der Weg für den Black Saviour zum wiederholten Male kurz vor dem Finaleinzug zu Ende. Am Ende gewann Goto den G1 völlig überraschend, als er im Finale Togi Makabe pinnen konnte. Ein weiterer junger Wrestler war damit beim G1 in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt und für Nakamura blieb wie schon so oft nur die zweite Reihe. G1 Climax und Shinsuke Nakamura – das schien einfach nicht zu passen.

Strong Style Saviour

Im Jahr 2009 schien es für Shinsuke Nakamura kein Halten mehr zu geben. Anfang des Jahres war Nakamura, nachdem er zuvor Anführer des Stables RISE war, wieder Heel geturnt. Er schloss sich Toru Yano und weiteren ehemaligen Great Bash Heel Mitgliedern an, die sich gegen Togi Makabe stellten. Ferner veränderte Nakamura seinen Kampfstil nachhaltig und orientierte sich dabei deutlicher an der originalen Ausrichtung von New Japan – an Antonio Inokis Strong Style. Nakamura ging fortan deutlich aggressiver in seine Matches und begann vermehrt Strikes, vor allem Schläge mit der rechten Hand und Kniestöße, in sein Movearsenal aufzunehmen. Dies führte auch zu der Etablierung seines neuen Finishers, dem Boma Ye. Dabei handelt es sich um einen Kniestoß aus der Laufbewegung gegen den knienden Gegner. Der Ausspruch Bome Ye wurde während der Auseinandersetzung zwischen Muhammed Ali und George Foreman im Jahr 1974 bekannt, als die Zuschauermengen beim "Rumble in the Jungle" Ali mit frenetischen "Boma Ye, Ali!" Chants unterstützten. "Boma Ye"“ bedeutet in der afrikanischen Lingala-Sprache soviel wie "Töte ihn!".

Mit der neu gewonnen Aggressivität und dem neuen Finisher mit dem martialischen Namen ging Nakamura in den Climax und gewann alle seine sechs Vorrundenkämpfe – mit dem Boma Ye. Nakamura schien unbesiegbar zu sein und im Halbfinale stand er seinem Erzrivalen Hiroshi Tanahashi gegenüber. Nach einer 13 minütigen Auseinandersetzung gelang Nakamura auch hier der Sieg mit dem Boma Ye, doch für Tanahashi, zu dieser Zeit IWGP Heavyweight Champion, hatte das Match ernste Konsequenzen. Bei dem finalen Kniestoß ins Gesicht zog sich Tanahashi eine Fraktur der Augenhöhle zu, fiel 2 Monate aus und musste den Titel für vakant erklären. Nakamuras G1 Fluch schien wieder zugeschlagen zu haben, allerdings hatte hier Tanahashi zu leiden. Acht Matches hatte Nakamura in Folge gewonnen, ein neuntes kam nicht hinzu. Wieder gab es jemanden, der Nakamura einen Strich durch die Rechnung machte, sein Name: Togi Makabe. Der Mann, mit dessen ehemaligen Stable-Kollegen sich Nakamura verbündete, um gegen ihn zu fehden, gewann seinen ersten G1. Da der IWGP Heavyweight Titel wie erwähnt vakant war, traten G1 Sieger und Zweitplatzierter in einem Entscheidungskampf um den Titel aufeinander. An dieser Stelle konnte sich Nakamura durchsetzen und gewann seinen dritten IWGP Heavyweight Titel.

Beim zwanzigjährigen Jubiläum des G1 Climax im letzten Jahr reichte es für Nakamura in der Vorrunde zu 9 Punkten. Trotz eines Siegs über Satoshi Kojima musste er in Block B eben jenem den Vortritt lassen, da Nakamura es am letzten Turniertag nicht fertig brachte, NOAHs Go Shiozaki zu besiegen. Nach einem Time Limit Draw machte Kojima nach einem Sieg über Goto den Finaleinzug perfekt. Dort besiegte Kojima Hiroshi Tanahashi und wurde als erster Wrestler, der keinen Vertrag mit New Japan besaß, G1 Champion.

Sieben Mal langte es für den Mann, der so furios in seine Karriere gestartet war, nicht zum G1 Erfolg, in den letzten Jahren scheiterte er oftmals denkbar knapp. In diesem Jahr aber war es für Nakamura an der Zeit, das Thema des Turniers, "The Invincible Fighter" zu dem seinigen zu machen. Der G1 begann zunächst ernüchternd, als Nakamura im neuen Aufgabegriff von MVP, dem Irreversible Crisis, aufgeben musste. Nakamura jedoch besann sich und es folgten sechs Siege in Folge gegen Kojima, Tenzan, Wataru Inoue, Strong Man, Karl Anderson und La Sombra. Am vorletzten Turniertag schien es so, als holten Nakamura seine Dämonen ein weiteres Mal ein, denn Goto konnte ihn nach dem Shouten Kai besiegen und beide hatten plötzlich 12 Punkte auf dem Konto. Um ins Finale einzuziehen, mussten am zehnten Tag des Climax folgende Punkte eintreffen: MVP, Goto und Kojima – alle bei 12 Punkten – durften keine weiteren Punkte sammeln und Nakamura musste seinen Kampf gegen Minoru Suzuki (bei 12 Punkten) gewinnen. Dies war alles andere als wahrscheinlich und angesichts Nakamuras G1 Historie mochte man nicht so recht an den Black Saviour glauben.

Diesmal jedoch kam alles anders. Nakamura schlug Suzuki in Folge des Boma Ye und machte seinen zweiten Finaleinzug nach 2009 perfekt. Er traf dort auf Tetsuya Naito, der überraschend Block A gewann. Naito war natürlich krasser Außenseiter, doch der spektakuläre "Stardust Genius" wurde bereits vor Turniernbeginn als Geheimtipp gehandelt und mauserte sich im Verlauf des Turniers zum Favoritenschreck. Nach drei Auftaktniederlagen folgten unter anderem Siege gegen Yoshihiro Takayama, Giant Bernard und am Finaltag gegen Tanahashi. Nakamura war also gewarnt. In einem zwanzigminütigen Match, in dem es lange hin und her ging, war schließlich eine missglückte Stardust Press, die Naito zuvor noch den Sieg über Tanahashi gebracht hatte, der Knackpunkt. Nakamura reagierte geistesgegenwärtig und pinnte Naito nach dem Boma Ye.

Shinsuke Nakamura hatte es tatsächlich geschafft. Seine scheinbar endlose Reise hatte bei der 21. Auflage des G1 Climax schließlich ein Ende: Nakamura war G1 Champion. Damit gewann Nakamura nicht nur das wichtigste Singles Turnier der Welt, sondern sicherte sich auch eine Chance auf den IWGP Heavyweight Titel. Nicht zuletzt aber besiegte Nakamura damit seinen G1 Fluch, der ihm seit 2003 ein treuer Begleiter war.