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Der Weg des CM Punk

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Published on:
22.08.2012, 22:07 
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Beliebt. Polarisierend. Unterhaltsam. Komplett. Charismatisch. Interessant. Gut. CM Punk. Ein Indystar, der den Weg in die höchsten Regionen der größten Wrestlingliga der Welt hinter sich hat und sich trotzdem immer wieder neu entdeckt. Diesen Weg bei World Wrestling Entertainment werde ich im Folgenden beschreiben und meine Meinung einfließen lassen.

Phil Jack Brooks debütiert am 24.06.2006 bei ECW, der damaligen Talentschmiede der WWE, und wird sofort mehr oder weniger prominent gebookt. Das Zünglein an der Waage in der Story zwischen der New Breed und den ECW Originalen, anschließend die Titelfehde gegen den umbenannten Johnny Nitro, die im Titelgewinn im September 2007 mündet. Man nennt ihn die Zukunft der WWE, doch glaubt man wirklich daran?! CM Punk, das Ring Of Honor-Aushängeschild im Main Event der WWE?! Doch er setzt seinen Weg fort, verliert seinen Gürtel an Chavo Guerrero, bestreitet aber immer weiter sehr gute Matches, steigt in der Gunst der WWE-Fans weiter auf, doch irgendetwas fehlt. Irgendwas, was ihm vom Standard-Babyface zum Main Event-Anwärter macht.

Und dann kommt WrestleMania. WrestleMania 24, und CM Punk gewinnt das Money In The Bank Ladder Match, das Internet markt aus. Bereits drei Monate später entthront er den damaligen World Heavyweight Champion Edge. Er schleppt seinen Titel durch eine recht lahme Fehde mit JBL, die er beim SummerSlam für sich entscheidet. Die nächste Titelverteidigung soll das Scramble Match bei Unforgiven sein, doch backstage ist da Randy Orton, der CM Punk den Punt Kick verpasst. Der Champion kann nicht am Titelmatch teilnehmen, seine Regentschaft ist vorbei. Und sie kommt nicht gut weg: Langweilig soll sie gewesen sein, Punk profillos. Die Return-Story floppt, weil Punk sich nicht wie erhofft und erwartet gegen Orton stellt, sondern auf Tag Team Titel-Jagd geht. Der Begriff 08/15 wird immer häufiger im Zusammenhang Punk erwähnt, der Charakter plätschert vor sich hin. Auseinandersetzungen mit William Regal, gute Matches, aber das Experiment CM Punk im Main Event scheint gescheitert zu sein.

Und dann kommt WrestleMania. Ein Jahr nach seinem ersten Triumph im Money In The Bank Ladder Match gewinnt er selbiges erneut. Überraschend, aber nicht negativ. Bloß nicht noch mal so wie ein Jahr zuvor, dann ist alles in Ordnung. CM Punk hält sich mit einer Standardfehde mit Umaga oben, den er bei Extreme Rules final besiegt. Später am Abend verteidigt Edge seinen Heavyweight Title in einem Ladder Match gegen Jeff Hardy, der den Sieg tatsächlich erringen kann. Und nach dem Match ist plötzlich Punk da und löst seinen Koffer ein. Er holt sich seinen zweiten World Title und danach soll es ganz groß werden. Denn die Wochen danach werden durchzogen von einem schleichenden Charakterwandel Punks, der anfängt, zu betrügen, Verletzungen vorzugaukeln, überheblich zu werden. Er konzentriert sich in verdammt guten Promos auf die Drogenvergangenheit von Hardy, wird zum MVP Smackdowns. Punk’s Durchbruch in der WWE, über ein Jahr nach seinem ersten Titelgewinn. Er verliert den Titel und gewinnt ihn wieder, wird besser und besser. Er schmeißt Hardy aus der WWE, ist on top und darf gegen den Undertaker worken.

Und dann kommt die Fehde gegen den Undertaker, in der Punk demontiert wird, zum Feigling gemacht wird. Sie wird durch unpassende Gimmick-Pay Per Views durcheinander gewirbelt und es kommt nichts zählbares bei rum, außer einen zerstörten CM Punk. Der bildet daraufhin die Straight Edge Society um sich, und bestreitet eine hervorragende Matchserie gegen Rey Mysterio. Er beweist sich, die WWE kann ihn booken wie sie will, aber er bleibt der Mann, der im Ring ein Feuerwerk ablässt. Er bleibt heiß, auch wenn er nach den vorhergegangen Monaten eigentlich am Boden liegt. Der Fehde mit Mysterio folgt eine Auseinandersetzung mit Big Show, die am Rand des Lächerlichen beheimatet ist, Punks Stable zerschlägt und Punk selber wieder ein Stückchen näher in Richtung Belanglosigkeit bringt. Das Auf und Ab geht für CM Punk weiter, er übernimmt die Führung über die Überreste des Nexus-Stables und führt es in einen Kampf mit Randy Orton. Drei Jahre zu spät und nicht besser als durchschnittlich. Punk dümpelt in der Midcard herum, workt weiter gute Matches, bricht aber nicht erneut in den Main Event ein. CM Punk ist im Leerlauf.

Bis zu dieser Promo. Die Promo, die CM Punk, auf der Stage sitzend, am Ende der 944sten Ausgabe von RAW hält. Die vielleicht kontroverseste Promo des Jahrzehnts, in der Punk die langweilig gestrichenen Wände des PG-Hauses sprengt und zum interessantesten Charakter seit langem wird. Die Promo, mit der sich CM Punk unsterblich macht. Es folgt eine grandiose Storyline, bei der alle Parteien perfekt miteinander harmonieren und die auch jetzt, ein Jahr später, noch allen in Details bekannt sein sollte. Die größte Frage der Wrestlingwelt ist, ob CM Punk sich den Titel in seiner Heimatstadt wird sichern können oder nicht. Dann kommt Money In The Bank, eine Show, die von CM Punk bestimmt wird. Der Main Event wird zu einem fantastischen Match in einem Hexenkessel. Und Punk siegt. Er besiegt John Cena, offiziell, ohne einen WWE-Vertrag zu besitzen. Er gewinnt den größten Titel der Liga und geht. Die Vorhersehbarkeit der WWE löst sich mit dieser Entscheidung vorerst in Luft auf, der PPV wird als bester aller Zeiten bezeichnet und Punk als Mann, der die WWE weg von PG und hin zu Reality gebracht hat. Er kommt früh zurück, zu früh, wenn man nach vielen Fans geht. Er gewinnt erneut gegen Cena, beim SummerSlam, erneut clean.

Anschließend kommt Kevin Nash, zerstört ihn, sodass er leichte Beute für den Cash-In von Alberto Del Rio wird. Einen Monat zuvor hatte man einen der größten Internet-Mark-Outs des Jahrtausends, die Rückkehr von Kevin Nash ist wohl einer der größten What-The-Fuck-Momente des Jahrtausends. Die Monate darauf bestreitet CM Punk große Matches gegen Triple H, R-Truth und The Miz, anstatt sich um den Titel zu bemühen, den er verloren hat. Erst bei Hell In A Cell greift er wieder ins Titelgeschehen ein, viele sehen den Charakter schon zum Scheitern verdammt. Bei den Survivor Series holt er sich den Titel zurück, der in den Wochen zuvor mit Titelwechsel über Titelwechsel einiges an Wert eingebüßt hat. Aber Punk behält ihn, er verteidigt gegen Alberto Del Rio und The Miz, gegen Dolph Ziggler, und schafft es sogar ihn bei WrestleMania nach einer umstrittenen Storyline gegen Chris Jericho zu verteidigen. CM Punk bleibt für zehn Monate Champion, und verliert nichts von seinen Fähigkeiten. Seine Promos bleiben gut, wenn auch nicht so kontrovers wie noch im Sommer 2011, und er bestreitet weiterhin sehr gute Matches, wie gegen Daniel Bryan, einen weiteren früheren Independent-Star. Beim 1000sten Jubiläum Monday Night RAWs attackiert er The Rock, den vielleicht größten Wrestlingstar aller Zeiten und ist seitdem auf einem Scheideweg, der ebenso interessant wie erfrischend für den Charakter CM Punks ist. Auf dem Weg zum Heel, oder auch nicht!? CM Punk wieder in einer interessanten Phase, mal wieder. Doch gerade er sollte wissen, dass es genauso schnell wieder in eintönige Monotonie verfallen kann.

CM Punk in der WWE. Ein Projekt, dass schon viele Male zum Scheitern verdammt sein schien, und doch immer noch anhält. Und das nicht mit mäßigem Erfolg. Ein Projekt, bei dem Punk selbst sich immer wieder neu entdeckt hat und sich immer wieder aufgebäumt hat, wenn er am Boden lag. Ein Weg in den Main Event mit derartigen Kontrasten durchzustehen gehört vielleicht mit zu den härtesten Aufgaben für einen aufstrebenden Worker. Denn man kann nie wissen, wohin der Weg führt.