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WWF Wrestlemania Review

Review

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Published on:
15.10.2012, 20:33 
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Als Gastbeitrag veröffentlicht CAGEMATCH eine Review des Amiga-Klassikers "WWF Wrestlemania" aus dem Jahr 1991 von unserem Leser The Formless One.

Hier haben wir wieder so ein Beispiel von: "Wir hatten ja nichts". Als ich diesen "Kracher" damals zusammen mit zwei anderen Mega-Spielen (Bart vs. The Space Mutants und Terminator 2) in der Ocean-Box bekam, freute ich mich doch sehr. Wenn man bedenkt, dass ein Laden in unserer Ecke für Terminator 2 noch 90 Öcken haben wollte, war ich mit 50 Mark für drei Spiele doch bestens beraten.

WWF Wrestlemania startet mit einer recht eingängigen Basslauf-Musik, die mir bis heute nicht aus dem Kopf gehen will. Wahrscheinlich hat der Hulkster hier selbst Hand an den Synthie-Bass gelegt. Zu Zeiten als das Wrestling in den USA langsam aber sicher unpopulärer wurde, neigte die WWF dazu auf den europäischen Markt auszuweichen, was wahrscheinlich auch die Charaktere erklärt. Hatte man zum einen natürlich die 1980s Ikone Hulk Hogan zur Hand, folgt dem der aufstrebende Superstar Ultimate Warrior (der letztendlich doch kollabierte) und der British Bulldog?

Also ganz ernsthaft: Kaum jemand würde, wenn er diese zwei ersten Namen nennt, als dritten unweigerlich British Bulldog sagen, oder? Eben. Aber wie gesagt, man orientierte sich am europäischen Markt und da der Amiga 500 gerade auch in England recht geläufig war und der einzig wirkliche Superstar aus europäischen Kreisen nun mal der Bulldog war, wurde er wahrscheinlich deshalb in dieses Spiel verpflanzt.

Wir entscheiden uns also für einen der drei Akteure, die alle jeweils dieselben Manöver beherrschen, sich lediglich im Trademark Move unterscheiden. Der Warrior hat seinen patentierten Gorilla Press, der Bulldog, wie sollte es anders sein, den Running Powerslam und Hulk Hogan besitzt seinen altbekannten Leg Dr... ach so: Hogan hat also den Piledriver. Was für ein ausgemachter Blödsinn. Ich nehme also Hogan, weil ich ihn wenigstens einmal in meinem Leben jemanden wegpiledriven sehen will. (Ja, er hat ihn wohl 1-2 Mal in seiner Karriere gezeigt, bevor jetzt die Hate-Mails kommen, aber von Trademark zu sprechen, ist einfach nur lächerlich.) Und schon beginnt das Laufwerk unter einigem Rattern zu knirschen und dröhnen, bis die Halle gezeigt wird.

In einem kleinen Bild eröffnet sich mir Mr. Perfect. Ach ja, Good Old Curt Hennig. Wo ist die Zeit geblieben. Er möge in Frieden ruhen. Also Mr. Perfect trashtalked mich dann ein wenig, dann soll ich als der Hulkster antworten und habe 3 Möglichkeiten zur Auswahl. Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe nie ergründen können, ob irgendeine Antwort die bessere gewesen wäre, denn für mich waren die Gegner vom Schwierigkeitsgrad immer gleich stark bzw. schwach. "They say nobody is perfect, but then they say: The exception proves the rule". Den Satz habe ich mir bis heute gemerkt. Großartig. Da hat der Fuchs mich doch ausgekontert. Schade, das man immer ausgekontert wird, denn der Gegner hat kurioserweise immer das letzte Wort.

Also tauchen wir beide im Ring auf und jetzt beginnt das, was wir alle kennen und lieben: Das professionelle Joystick-Killen. Unter wildem Hin-und-Her-Gerüttel bietet sich uns am linken unteren Bildrand ein kleiner Joystick dar, welcher eine Statusleiste aufweist. Sollte die zuerst voll sein, zeigt man sein Trademark Manöver. Ich piledrive den viel zu langsamen Mr. Perfect also mehrfach im Ring umher und stelle mir gerade vor wie Jesse "The Body" Ventura im realen Leben am Kommentatorentisch neben Vincent K. McMahon die Fassung verliert. Zudem wie viele Möglichkeiten es gegeben hätte, in denen sich jemand bei so vielen Piledrivern am Nacken verletzt. Irgendwann bleibt Perfect regungslos liegen, und ich fahre mit dem fort, was den alten Hulkster-Matches am Ähnlichsten kommt. "Stomping a mudhole into him" oder zu deutsch: Ich tret ihn so lange am Boden zusammen, bis er eins mit diesem ist. Mr. Perfect steht immer mal zwischendurch wieder auf um mir ’ne Backpfeife reinzudonnern, wofür ich ihn dann meinerseits per Kick, Chop oder Dropkick zu Boden bringe. Irgendwann ist es mir dann zu dumm, da die Lebensleiste meines Gegners lange unten ist, und ich schultere ihn bis zur drei.

Danach bepöbelt mich Perfect, dass ich nur Glück gehabt hätte. Wow. Also wenn dann richtig. Es ist schon schön, dass selbst wenn man gewinnt, noch ordentlich Micwork-Raps an den Kopf geworfen bekommt. Er macht mich dann freundlicherweise darauf aufmerksam, dass der Warlord schon um die Ecke auf mich wartet. Ja, der Warlord... wer erinnert sich nicht? Der große Über-Nacken mit der Phantom-der-Oper-Maske und dem W-Stab. Was für ein Trash. Der Warlord war in dieser Inkarnation nun wirklich immer n Dulli. Außer bei den Survivor Series im Team mit Power und Glory als auch Rick "The Model" Martel hat der Junge einfach mal gar nichts gerissen. Aber 1991 war er ja der kurze Fehdenpartner des Bulldog, weil dieser als einziger sich aus dessen Full Nelson befreien konnte. Ja, das waren die 1990er. Was für Fehden. Also sei’s drum. Der Lord of War pöbelt ein wenig, ich erkläre ihm, dass man das mit Hulkamania nicht macht, er sagt: Wohl. Und schon können wir’s nicht mehr anders lösen, als es im Ring auszutragen.

Der Warlord, der hier jetzt vor mir steht, sieht jedoch so komisch aus, dass ich meinen würde, ich trete gegen einen stark gealterten Superstar Billy Graham an. Wie dem auch sei. Erneut geht’s in den Lock-Up. Der Warlord ist ein wenig härterer Gegner und nimmt mich sogleich in den Full Nelson. Oh nein, sein Spezial Manöver. Ich falle auf die Matte und hab kaum Energie verloren. Also etwas schneller rütteln und schwupps, setzt es wieder den Piledriver. Ich ändere zeitweise die Taktik in echte Hogan-Moves und brawle ihn nur per Schlag und Tritt zusammen. Alsbald wars das für den Glatzen-Yokel und die drei streckt ihn zum "Match over" nieder.

Auch er gibt mir ein paar schöne Worte mit. Das wir uns wiedersehen würden usw. usw. Man kennt das Palaver ja und weiß grundlegend auch, dass das alles kompletter Kokolores ist, weil Hulk Hogan sich Zeit seines Lebens nicht um Undercarder geschert hat. Jetzt jedoch wartet in der Tat ein eigentlich höheres Kaliber auf ihn. "Everybody’s got a price for the Million Dollar Man", sagt mir Ted DiBiase doch einfach rotzfrech ins Gesicht. Da muss ich ihm erst mal sagen, dass der Hulkster nicht käuflich ist. Genau: "Train, Pray, eat your vitamins!" DiBiase sagt mir, er würde nicht oft wetten, aber wenn dann auf Niederlage Hogan. Wer’s glaubt.

Also im Ring angekommen erwartet mich DiBiase mit einem unglaublich schwarzen Bart, den er wohl gerade noch vor dem Match nachgefärbt hat, um mich zu attackieren. Ehrlich gesagt muss ich gestehen, dass ich ihn leichter fand als den Warlord. Er schafft es sicherlich ein bis zwei Mal den Side Back Breaker anzusetzen, weil man erfahrungsgemäß das ein oder andere Mal vom Joystick abrutscht, aber ansonsten ist er leichter im Ruckel-Spiel zu übertrumpfen. Dafür fällt er auf einen Trick nicht so häufig herein. Und zwar Folgender:
Sobald man in die Seile rennt und zurück federt, ruckelt sich der CPU langsam in eure Richtung und versucht einen Back Body Drop zu zeigen. Wenn ihr rechtzeitig den Feuerknopf betätigt, erwischt ihr ihn per Dropkick. Das funktioniert ganz gut, wenn man beim Warlord oder Mr. Perfect keine Lust auf das ewige Geruckel hat. DiBiase jedoch, ist, wie würde der Genius sagen: "too smart for Hulk Hogan." Er bleibt irgendwann am unteren Rand stehen. Also wieder ans Herumgeruckel, den ein oder anderen Schlag. Die Tritte am Boden und irgendwann nach einem weiteren Piledriver pinnen wir auch den Million Dollar Man. Hätte er doch bloß Virgil dazu gerufen, aber der müsste zum Zeitpunkt dieses Spiels bereits abtrünnig und auf eigenen Pfaden gewandert sein. Und wo die hingeführt haben, wissen wir ja alle: In die erfolglose Niederlage.

DiBiase knallt mir auch noch einen Spruch vor den Bug und weiter geht’s im Text. Finden diese Matches eigentlich alle an einem Abend statt? In einer Art "King of the Ring"? Wahrscheinlich nicht. Also jetzt kommt: Der Mountie? Wieso kommt der Gaskopp denn nach dem Million Dollar Man? Weil er zu dem Zeitpunkt seine kurze Fehde mit Bret Hart oder Roddy Piper hatte oder was? Was war eigentlich der Finisher des Mountie? Niemand weiß es genau. Als Trademark Manöver hat er laut Spieleanleitung (Ja, Spieleanleitungen. Sowas gabs damals. Da kannte man keine FAQs und Walkthroughs.): Den Bulldog. Das Ding was er mir dann jedoch im Ring offenbarte war mehr eine Art Sideheadlock Punch. So wie Ric Flair sie zeigt, jedoch mit einem kräftigen Sprung drauf. Also der Mountie ist schon recht schwer. Warum auch immer. Er ruckelt den Joystick zumindest ordentlich schnell. Nach einigem Training hat man sich an sein Tempo jedoch gewöhnt und schafft es generell auch ihm den Piledriver, Hogans absoluten Lieblingsmove, zu kredenzen. Da das anfangs nicht so recht klappen wollte und der Mountie, schlauer Fuchs der er ja ist, sich von DiBiase Tipps geholt hat, will auch die gute Ringseil-Taktik nur kurz wirken.

Also was mache ich. Ich steige mit Hogan auf das Top Rope. Wie unrealistisch ist das denn?! Wann stieg Hogan denn schon mal auf das oberste Seil. Und wenn, dann sprang er lediglich mit einem Double Axe Handle Blow von oben herab. Und hier: Ja!! Missile Dropkick vom Hulkster. Vince McMahon ist außer sich. Die Halle steht Kopf. Der Schwachsinn hat neue Ausmaße angenommen. Wenn ich überlege, dass ich auch hätte den Ultimate Warrior nehmen können und der spränge dann mit einem Missile Dropkick... ne, jetzt hört’s wirklich auf. Also Hogan missile-dropkicked die Hölle aus dem Mountie, der jetzt wohl doch lieber in Kanada geblieben wäre. Pildrived ihn auf den extrem harten Mattenboden, nur um ihn letztendlich zu pinnen. Match over, Mountie. Das war wie eine Beuterei auf der Mountie. Oder so ähnlich...

Jetzt endlich nachdem der Eierjockel von Mountie weg ist, geht es an den absoluten Endboss, den Obermacker, den Großmufti: Sergeant Slaughter. Den fiesen World Heavyweight Champion und üblen Irak-Sympathisanten. Das konnte ich mit meinem schwarz-weiß-denkenden Hollywo... ich meine Hulk Hogan natürlich nicht auf mir sitzen lassen. In bester "Hacksaw" Jim Duggan Manier schreie ich "USA, USA, USA" ohne darauf zu hören, dass all das durch die USA selbst verschuldet wurde, nachdem der Schar von Persien, ach, lassen wir das. Sonst denkt Hogan noch, der Schah von Persien wäre auch nur ein weiterer Bruder des Iron Sheik. Slaughter ist natürlich gewieft, wie es die bösen Irakis nun mal so sind. Er hat sich jede Taktik von Mr. Perfect bis zum Mountie abgeguckt, fällt schon beim zweiten Mal Rennen in die Seile nicht mehr drauf hinein, weicht dem Missile Dropkick aus und weiß sogar einen ordentlichen Brawl hinzulegen.

Also auf in den Lock-Up um ihn zu piledriven. Denkste. Im verdammten Camel Clutch finde ich mich wieder. Ich fühle mich zurückversetzt an meinen ersten Wrestling Pay Per View Wrestlemania VII, in welchem Hogan gefühlte 30 Minuten in diesem Submission Hold verbringt. Ich kann nicht gegenan ruckeln. Slaughter ist einfach zu stark. Was soll ich nur tun. Ich rolle mich aus dem Ring. Da, die rettende Lösung. Ein Stuhl. Slaughter kommt an: CHAIRSHOT!! Und liegt am Boden. Doch er steht wieder auf und haut mir kräftig auf die Omme. Das geht eine ganze Weile so, bis er nur noch die Hälfte seiner Energie hat. Zum Glück wird man hier scheinbar bis 20 angezählt, was es etwas leichter macht. Dummerweise verliert man auch, sobald der Gegner ausgezählt wird und das in jedem Match. Ja, ein Hogan/Warrior/Bulldog, die sind eben kein Lord Steven Regal, die wollen fair gewinnen. USA, USA, USA... gut, macht für den Bulldog gerade keinen Sinn. Egal.

Irgendwann bleibt Slaughter etwas länger am Boden liegen. Das gibt dann letztendlich Zeit dazu ordentlich auf ihn einzutreten. Irgendwann gelingt es dann auch im Ring ihn mit 1-2 Schlägen und Tritten niederzustrecken. Zeitweise – scheinbar wenn man den Joystick in eine Richtung bewegt – springt der Hulkster auch mal eben einen Dropkick. Dass Slaughter davon überrascht ist, sollte klar sein. Hogan und Dropkicks. Zwei Welten. Irgendwann nach einem harten Kampf, pinne ich Slauhgter, der jedoch kickt aus. Ich glaube die ersten Male habe ich immer gegen ihn verloren. Irgendwann hatte ich einen Joystick, dessen eine Lenkrichtung hinüber war. Für Rüttelspiele optimal. Ich musste nur nach links lenken und hatte sofort eine volle Leiste. Damit war auch Slaughter kein Problem. Mit der Stuhltaktik ging es jedoch auch. Slaughter gepinnt, habe ich endlich gewonnen. Doch bevor ich den Titel kriegen sollte, bepöbelt mich auch der Sarge noch mal.

Dann endlich. Die Ocean News (...) zeigen mich auf dem Titelblatt als neuen World Champ und das war’s auch schon. Ja, das hat den Aufwand wahrlich gelohnt. Endlich mal in den Ocean News abgedruckt zu werden. Da wollte ich immer schon mal rein, neben all die Superspiele wie Darkman oder Red Heat. Es ist ja nicht so, dass Ocean nur schlechte Spiele gebracht hätte, aber wer viel vertreibt, vertreibt in der Regel auch viel Mist, nicht wahr, LJN?

Was also gibt es ansonsten zu WWF Wrestlemania zu sagen: Das Spiel ist unfassbar einseitig. Jeder Wrestler kann grundlegend dasselbe, hat lediglich eine andere Animation als Super Special, die grundlegend aber immer denselben Schaden anrichtet. Mr. Perfect besitzt angeblich den Perfect Plex, der jedoch nur ein Side Suplex ist. Ach, es ist einfach unfassbar. Sind die Graphiken noch zu ertragen, gibt es während der Kämpfe nicht ein Fünkchen Musik, sondern lediglich die "Ahs" und "Ihs" der Wrestler, dazu ein kurioses Husten, wenn man auf sie am Boden eintritt. Alle drei Sekunden, sobald man den Special gezeigt hat, gibt es ein Drei-Sekunden-Applaus-Sample, welches irgendwann unglaublich nervt. Die Ringseile geben eine Art Federgeräusch von sich und das war es dann auch bereits an Sound-FX. Alles in allem ist das Spiel keinen Kauf wert. Die Matches sind – auch wenn man das sicher von vielen Hogan- und Warrior-Matches aus den 1980s gewohnt ist – absolut unabwechslungsreich und wissen nicht zu überzeugen. Die Taktik ist mehr ein Austricksen der K.I., denn wirkliches Beherrschen des Spiels. Dazu gesellt sich ein Schwierigkeitsgrad bei Slaughter, der nicht mehr wirklich in Relation zu den anderen Gegnern steht. Alles in allem muss man sich wirklich überlegen, ob es einem so wichtig ist, in die Ocean News zu kommen.

Da hör ich doch lieber Billy Ocean... und wer jetzt gewusst hat, dass Hogan irgendwann mal dessen Hit "When the going gets tough" in einem Remake mitgesungen hat, dann kann ich nur sagen:

My bulldog is over the ocean.

4/10