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Final Burning ~ Der Absolute Champion tritt ab (Teil 2)

Personalie

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Published on:
12.05.2013, 14:41 
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Im ersten Teil der Personalie über Kenta Kobashi konntet ihr von seinen Errungenschaften im Ring von All Japan Pro Wrestling und seinem Wechsel zu Pro Wrestling NOAH lesen. Erfahrt nun im zweiten Teil, wie seine Karriere von dort aus verlief:

Der Absolute Champion war geboren

Die Relevanz des Matches, welches Misawa und Kobashi an jenem ersten März bestritten, ist nicht hoch genug einzuschätzen. In einer Zeit, in der das Internet sich immer weiter verbreitet hatte, lasen immer mehr Fans von diesem Match und wollten den Kampf, den Dave Meltzer mit fünf Sternen bewertete, unbedingt sehen. Nicht nur für den Schreiber dieser Zeilen war dieses Match der auslösende Moment, sich in der Folgezeit vornehmlich dem japanischen Wrestling zu widmen, sondern es prägte auch eine ganze Generation von Puroresu Fans. Nachdem lange Jahre All Japan Pro Wrestling als das Non plus ultra des weltweiten Wrestlings galt, schickte sich NOAH in Form dieses Matches an, in der Wahrnehmung vieler Zuschauer das beste Wrestling-Produkt der Welt zu werden. Untrennbar verbunden war diese Wahrnehmung natürlich mit dem Namen Kenta Kobashi

Noch einmal bewiesen Kobashi und Misawa in diesem Match trotz langer Jahre in Ring mit Schlachten, die an die Grenze des körperlich machbaren gingen, ihre Jugendlichkeit und schufen ein letztes, ein ewiges Abbild ihrer großen Rivalität. Hier schien einfach alles zu stimmen: Die ausverkaufte Nippon Budokan lieferte den perfekten Rahmen für das größtmögliche Match der Promotion und die beiden Kämpfer bewiesen, warum ihre Rivalität als eine der größten Rivalitäten in die Geschichte des Wrestlings eingehen würde. Während vielen Fans vor allem der Tiger Suplex von Misawa von der Rampe und der schlussendliche Burning Hammer im Gedächtnis blieben, ist bei allen Highspots die Matchführung hervorzuheben, die einen wesentlichen Anteil an diesem Gesamtkunstwerk hatte. Selbstredend wurde der Kampf zum Tokyo Sports Match des Jahres gewählt. Kobashi siegte in diesem Match, wie bereits erwähnt, mit Burning Hammer, dem Move, der in der Folgezeit der weltweit vermutlich beliebteste Wrestling-Move wurde.

Somit begann er seine einzige Regentschaft als GHC Heavyweight Champion, die 735 Tage dauerte, in denen Kobashi seinen Titel 13 Mal verteidigte. Zwar gab es schon vor Kobashi mit Misawa, Akiyama, Yoshinari Ogawa, Yoshihiro Takayama und erneut Misawa fünf Titelträger, doch erst die Regentschaft des Iron Man hob den neuen Titel auf eine Stufe, die weltweit Beachtung fand. Dabei wurde die Nippon Budokan zu der Halle, in der 7 der 13 Verteidigungen Kobashis Verteidigungen stattfanden, während zwei Verteidigungen den großen Star auch in den Tokyo Dome führten. Dies einmal unter dem Banner von New Japan Pro Wrestling, als er gegen Masahiro Chono erfolgreich war. Doch auch bei Verteidigungen im kleineren Rahmen wie vor ca. 2.800 Zuschauern in Nagoya gegen Bison Smith, vor einer ähnlichen Zuschauerzahl in Kobe gegen Takuma Sano oder auch gegen Akitoshi Saito in Osaka vor ca. 5.200 Fans in Osaka wurden zu äußerst sehenswerten Matches, in denen Kobashi diese Wrestler zu Leistungen führte, die von ihnen sonst selten zu sehen waren.

Während Kenta Kobashis Zeit an der Spitze der Promotion konnte NOAH für alle außer zwei Veranstaltungen in der Nippon Budokan, die über 15.000 Zuschauer fasst, ausverkauftes Haus melden. Kobashi war auch eines der Zugpferde für NOAHs erste Show im Tokyo Dome. Bei Departure 2004 siegte Kobashi vor einer offiziellen Zuschauerzahl von 58.000 Zuschauern im Main Event der Veranstaltung gegen Jun Akiyama nach dem Burning Hammer und verteidigte somit den GHC Heavyweight Title zum 9. Mal. Erneut erhielt ein Kobashi-Match das bestmögliche Rating vom WON. Doch nicht nur das: Vom Observer wurde Kobashi darüber hinaus zum Wrestler der Jahre 2003 und 2004 gewählt. In seiner 10. Titelverteidigung gegen Akira Taue debütierte Kobashi dazu einen neuen Move: Nachdem Taue ihm über 28 Minuten immer Widerstand leistete, lud Kobashi Taue auf die Schultern und schmetterte ihn mit einer Wrist-Clutch Version seines Burning Hammer auf die Matte. Diesen Move setzte Kobashi in seiner Karriere nur noch ein einziges Mal gegen seinen Schüler KENTA am 05.03.2006 ein.

Im März 2005 verlor Kobashi den GHC Heavyweight Title schließlich nach weiteren drei Verteidigungen gegen Akitoshi Saito, The Gladiator und Minoru Suzuki an Takeshi Rikio, was einer Sensation gleich kam. Die Intention dieses Titelwechsels, mit Rikio einen neuen Star aufzubauen, schlug jedoch Fehl.

Zwar wurden Kobashis 13 Verteidigungen am 15.05.2011 von Takashi Sugiura überboten, der den GHC Heavyweight Title in Oberhausen gegen Claudio Castagnoli im Rahmen einer Joint Show von NOAH und Westside Xtreme Wrestling verteidigte, doch die Titelregentschaft von Kenta Kobashi markierte nicht durch Zufall die erfolgreichste Zeit in der Geschichte von Pro Wrestling NOAH. Trotz eines schlechten körperlichen Zustands wrestelte Kobashi Monat für Monat großartige Matches und war zu dieser Zeit der vermutlich größte Star im japanischen Wrestling, woran auch der Verlust "seines" Titels nichts änderte. Von diesem Zeitpunkt an war der Name Global Honored Crown für immer mit dem Namen Kenta Kobashi verwoben. Auch bei NOAHs zweiter Tokyo Dome Show spielte Kobashi wieder eine bedeutende Rolle: Während der GHC Heavyweight Titele bei dieser Show in die Midcard verbannt war, traf Kobashi im Co-Main Event von Destiny 2005 auf Kensuke Sasaki. Nach einer minutenlangen Chopserie, die die offiziell 62.000 Zuschauer im Tokyo Dome zur völligen Ekstase brachte, folgte ein Match, was von vielen Beobachtern als "Heavyweight Sprint" bezeichnet wurde, da die beiden Wrestler in knapp 24 Minuten in einer atemberaubenden Geschwindigkeit Move nach Move zeigten und zu keiner Zeit verschnauften.

Im Anschluss trat Kobashi am 24.09.2005 erstmals in den Vereinigten Staaten an, als er bei Harley Race World League Wrestling Wade Chism besiegte und bei Ring Of Honor in einem weiteren Fünf-Sterne-Match Samoa Joe bezwang. Am Tag darauf besiegte der Iron Man gemeinsam mit Homicide erneut Samoa Joe, dessen Partner Low Ki war. Seiner Reise in die USA folgte eine Reise nach Europa, wo er bei Universal Uproar gemeinsam mit seinem Protegé Go Shiozaki gegen Jun Akiyama & Doug Williams verlor. Außerdem siegte er unter dem Banner von Westside Xtreme Wrestling in Essen gegen Ares. Nach Europa kehrte Kobashi noch einmal im Rahmen einer kurzen Tournee 2008 zurück, bei der er erneut mit Shiozaki teamte, doch zuvor begann noch die wohl schwerste Zeit in seinem Leben.

Der Körper forderte Tribut

Im Frühjahr 2006 fiel zunehmend auf, dass Kenta Kobashi nicht mehr der selbe war wie noch kurze Zeit zuvor. Während die meisten Beobachter davon ausgingen, dass seine ramponierten Knie ihm erneut Probleme bereiteten, stellte sich heraus, dass es noch wesentlich schlimmer war, als angenommen. Nachdem er noch am 04.06. diesen Jahres den GHC Tag Team Title mit Tamon Honda von Takeshi Morishima & Mohammed Yone gewann, wurde am 29.06. bekannt, dass Ärzte bei Kobashi einen ca. 5cm großen Nierentumor fanden. Augenblicklich war nicht mehr der Kampf im Ring, sondern der Kampf mit dem Krebs bestimmend für Kobashis Leben. Am 06.07. unterzog sich Kobashi einer 5 ½ stündigen Operation, bei der der Tumor erfolgreich entfernt werden konnte. Am 10.12.2006 trat Kobashi vor die Fans in der Nippon Budokan, um bekanntzugeben, dass er so zurückkehren würde, wie die Fans ihn in Erinnerung hatten. In der Folgezeit wurde Kobashi allerdings nochmals an beiden Knien operiert. Bei seinem Comeback am 02.12.2007 wurde er in einem Match an der Seite von Yoshihiro Takayama von Misawa nach einer Avalanche-Style Emerald Flowsion gepinnt, bei der dessen Partner Jun Akiyama Hilfestellung leistete. Zwar kehrte Kobashi in den Ring zurück, doch er fand nach zahlreichen Knieoperationen sowie der schweren Krankheit nie wieder zu alter Form zurück. An Singles Matches war kaum noch zu denken und so trat Kobashi vornehmlich in Tag Team und Six Man Tag Team Matches als Attraktion an – so auch in seinem 20th Anniversary Match an der Seite von Jun Akiyama, Kentaro Shiga und Yoshinobu Kanemaru gegen Mitsuharu Misawa, Naomichi Marufuji, Yoshinari Ogawa und Mushiking Terry.

Doch wieder einmal wollte der Körper nicht mitspielen. Nach einem Match am 06.09.2008 wurde Kobashi ein weiteres Mal ins Krankenhaus eingeliefert und nur 3 Tage später an beiden Ellbogen operiert. Dies sorgte für eine weitere Auszeit bis zum 01.03.2009. Erneut fanden sich fast 15.000 Zuschauer zusammen, um das Comeback des Absolute Champions mitzuerleben, welcher im Opener der Show Masao Inoue besiegte. In jene Zeit fiel auch der tragische Tod von Mitsuharu Misawa, an welchen im Rahmen einer Show in Osaka erinnert wurde. Zu dieser Show erschienen etwa 6.400 Fans und Kobashi siegte mit dem ebenfalls legendären Masahiro Chono und Go Shiozaki gegen Akitoshi Saito, Mohammed Yone & Takeshi Rikio.

Am 27.09.2009 sorgte Kenta Kobashi ein letztes Mal für ein ausverkauftes Haus in der Nippon Budokan, wobei Tausende der insgesamt ca. 18.000 Fans sich auf den Stehplätzen der Budokan drängten. Im Co-Main Event dieser Show siegten Kenta Kobashi & Yoshihiro Takayama gegen Akira Taue & Keiji Muto. Da Kobashi in seinen Matches kaum etwas anderes machte, als Chops zu verteilen, wurde es unter Fans zu einem beliebten Spiel, zu zählen, wie viele Chops Kobashi pro Match schlägt. Doch dies sorgte nur dafür, dass seine ohnehin lädierten Ellbogen noch weiter in Mitleidenschaft gezogen wurden, was eine neuerliche Operation und eine neuerliche Pause bis zum 23.07.2011 nach sich zog. Wieder war es so, dass Kobashi nach seinem Comeback ausschließlich Tag Team Matches bestritt. Ein vorerst letztes Mal ereignete es sich bei All Together, der gemeinsamen Show von NOAH, New Japan und All Japan, dass Kenta Kobashi einen Moonsault sprang. Sein vorletztes Match bestritt Kobashi bei All Together II, als er, wie schon bei All Together I, mit Keiji Muto teamte. Diesmal siegten sie gegen das Team aus Jun Akiyama und Takao Omori.

Glorreicher Abschied trotz Irren und Wirren

Der schleichende Niedergang von Pro Wrestling NOAH war einerseits mit der immer schlechter werdenden Gesundheit von Kenta Kobashi verbunden, andererseits aber auch mit dem Tod von Mitsuharu Misawa und dem Verlust des dauerhaften Sendeplatzes beim Haus- und Hofsender Nippon TV. Misawas Tod, verbunden mit dem finanziellen Niedergang der Liga zog zudem einen Machtkampf zwischen Kobashi auf der einen und Ryu Nakata, Naomichi Marufuji & Akira Taue auf der anderen nach sich, in dem der Hardliner Nakata viele Wrestler aus Kostengründen entlassen wollte. Kobashi auf der anderen Seite kam aus einer anderen Ära des Puroresu, in der der Job eines jeden Wrestlers als sicher galt, wenn er harte Arbeit leistete. Am Ende dieses Machtkampfs war Kobashi zwar Executive Vice President von NOAH, in dieser Position aber hatte er kaum eine Entscheidungsgewalt. Von diesem Posten trat Kobashi schließlich am 06.10.2011 zurück. Nach seinem Match bei All Together II wurde es still um ihn, da er wegen diverser Verletzungen ein weiteres Mal pausieren musste. Im Dezember 2012 wurde bekannt, dass Kobashi aus seinem Vertrag entlassen wurde, was die Wrestling-Welt schockiert zur Kenntnis nahm. Begründet wurde dieser Schritt damit, dass Kobashis Gehalt – wie schon bei Entlassungen zuvor – zu hoch sei. Die Promotion befand und befindet sich noch heute in derartigen finanziellen Problemen, dass man es sich nicht mehr leisten konnte, den ehemaligen GHC Heavyweight Champion zu bezahlen. Diese Entscheidung der NOAH-Führung um Nakata, Taue und Marufuji sorgte dafür, dass Jun Akiyama, Go Shiozaki, Kotaro Suzuki, Yoshinobu Kanemaru und Atsushi Aoki aus Loyalität zu Kobashi ihre auslaufenden Verträge nicht verlängerten und mit Beginn des neuen Jahres zu All Japan Pro Wrestling wechselten.

Als Kobashi am 09.12.2012 vor die Fans in der Ryogoku Kokugikan trat und seinen Rücktritt bekannt gab, wirkte dies vor dem Hintergrund der Meldungen über seine Entlassung zum Ende des Jahres wie ein Kompromiss zwischen Promotion und ihrem Top-Star. Kenta Kobashi bescherte NOAH mit seiner Retirement Show, die bereits nach wenigen Tagen ausverkauft war und die in 15 Kinos im ganzen Land übertragen wurde, einen letzten großen Zahltag. Nach Misawa, Taue und Akiyama verlor NOAH mit Kenta Kobashi auch ihren letzten wirklichen Star, der auf eine Karriere mit nicht weniger als 22 Fünf-Sterne-Matches zurückblicken kann, in welcher er es nicht nur an die Spitze von All Japan Pro Wrestling schaffte, sondern auch Pro Wrestling NOAH trotz immer neuer körperlicher Rückschläge für fast 10 Jahre auf seinem Rücken trug.

Zu seinem Rücktritt erhielt er zahlreiche Blumenbouquets und viele seiner Wegbegleiter aus den letzten 25 Jahren wie Toshiaki Kawada, Akira Taue, Masanobu Fuchi, Genichiro Tenryu, Keiji Muto, Kensuke Sasaki, Masahiro Chono oder Hiroshi Hase gaben sich die Ehre, während es Videobotschaften von John Laurinaitis aka. Johnny Ace und Stan Hansen zu sehen gab. Bei seiner Rücktrittszeremonie wurde er zum GHC Absolute Champion ernannt und erhielt einen dazugehörigen Gürtel. Sein allerletztes Match endete – Wie sollte es auch anders sein? - mit einer letzten Moonsault Press gegen Yoshinobu Kanemaru. Am Ende der Show konnte Kobashi sich somit ein letztes mal "seinen" GHC Heavyweight Title umschnallen, während er in einem Meer von Streamern stand und sämtliche bei der Show anwesenden Wrestler in Union mit den Zuschauern Kenta Kobashi mit stehenden Ovationen in den Ruhestand verabschiedeten. Einem 10-Bell Salut unter gedimmten Licht folgte der finale Auszug aus seiner Halle, der Nippon Budokan.

Am 17.03.2013 kehrte er in der Ryogoku Kokugikan zum zweiten Mal seit knapp 13 Jahren in den Ring von All Japan Pro Wrestling zurück. Dies einerseits, um seine Retirement Show zu bewerben, andererseits aber, um den Vorsitz der Kommission der Pacific Wrestling Federation von Hiroshi Hase zu übernehmen. Als Vorsitzender eines fiktiven Komitees ist die Präsidentschaft der PWF eine repräsentative Position, die sämtliche Matches um die Triple Crown sanktioniert. Nachdem er All Japan also 2000 auf der Arche NOAH verließ, ist Kobashi nach seinem Rücktritt in seine Heimat zurückgekehrt.

Mit Kenta Kobashi verliert das Puroresu nicht nur einen seiner herausragendsten Performer, sondern auch eine Persönlichkeit, die trotz aller beschriebener Erfolge niemals unnahbar wurde, sondern sich immer die Zeit nahm, Autogramme zu schreiben oder mit Fans zu posieren. Ich erinnere mich an eine Gegebenheit, als einige Fans 2005 in einer Bushaltestelle in Essen mit Kobashi posierten oder auch an seine zweite Reise nach Deutschland, bei welcher er sich bei mir bedankte, ein Foto mit ihm machen zu wollen.

In diesem Sinne: KO-BA-SHI! KO-BA-SHI! KO-BA-SHI!