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Rezension: WCW Mayhem: The Music

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Published on:
24.10.2007, 13:00 
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WCW Mayhem: The Music, erschienen 1999, ist die letzte offizielle CD von World Championship Wrestling. Eine kleine Schande, da es zum einen zahlreiche großartige Entrance Themes in der WCW gab, und zum anderen diese CD einfach Lust auf mehr macht. Sie ist nämlich wahrlich keine plumpe Ansammlung aktueller Einzugshymnen, vielmehr wird dem Hörer und WCW-Fan hier größtenteils etwas besonderes geboten.

Die CD beginnt mit dem Mayhem Mega Mix 'Make Some Noise', der mitsamt rockigem Sound vom damaligen WCW-Discjockey DJ Ran eingeleitet wird. Ringsprecher Dave Penzer begrüsst die Fans, ehe zahlreiche Zitate bekannter WCW-Stars aufeinander folgen. Von Sting über Kevin Nash, "Macho Man" Randy Savage, Diamond Dallas Page, "Nature Boy" Ric Flair bis hin zu Hulk Hogan. "You know something, brother? Hogan is the man!" Ein wahres Fest für Fans. Weiter geht es mit dem neuen WCW Monday Nitro Theme, begleitet vom Kommentatorenteam bestehend aus Bobby "The Brain" Heenan und Tony Schiavone, die eine Nitro-Ausgabe aus "the city that never sleeps" Las Vegas einläuten. Leider ist dieses Stück im Gegensatz zum alten Nitro-Theme nahezu unspektakulär, was jedoch von Heenan und Schiavone kompensiert wird.

Im flüssigen Übergang folgt 'Take It' von der Insane Clown Posse. Dieses Lied avancierte letztendlich zum Theme des Aufsteigers Vampiro, der fortan regelmäßig mit jenen ICP-Musikern Violent J und Shaggy 2 Dope die Shows unsicher machte. Mysteriös, fast schon psychedelisch kommt das Stück am Anfang daher und passt sich dem Dark Carnival, wie sich die drei zeitweise nannten, ideal an. Lustig, aber nicht fröhlich ist die Devise. Nun folgt mit 'Here Comes The Pain' ein Lied der kalifornischen Heavy-Metal-Legenden Slayer. Ein Stück der deutlich härteren Gangart, wenn nicht sogar ein wenig zu viel für den durchschnittlichen WCW-Fan. Das Stück wurde extra vor Beendigung der Aufnahmen des neuen Slayer-Albums fertiggestellt, damit die WCW-CD rechtzeitig veröffentlicht werden konnte. Anderweitig wurde das Stück jedoch soweit ich weiss nicht benutzt.

"Who's next?" heisst es nun, und obwohl niemand diese Frage so richtig beantworten kann (und will), weiß jeder was folgt. Das Theme des fast unbesiegten Bill Goldberg folgt. 'Invasion' heisst es und wurde von Christian Poulet und Jean-Yves Rigo komponiert. Später nutzte Goldberg das Theme in einer neu aufgenommenen, leicht veränderten Version in der WWE. Das Original bleibt jedoch unbesiegt, schließlich trug es stets maßgeblich zu den beeindruckenden Einmärschen Goldbergs bei. Gegen Ende werden die "Goldberg!"-Rufe immer lauter (oder die Lautsprecher werden weiter aufgedreht, je nachdem), und als die Musik verstummt meldet sich jener erneut zu Wort...

"I'm back!". Goldbergs Comeback im Jahre 1999 brachte überraschenderweise ein neues Theme mit sich, nämlich 'Crush 'em' der Heavy-Metal-Band Megadeth. Wie schon beim vorrigen Stück tragen die eingebauten Rufe und das Jubeln der Fans eine Menge zur Atmosphäre bei. Auch wenn die Fans nur zeitweise zu hören sind, so fühlt man sich doch mittendrin. Oder zumindest einige Jahre zurückversetzt beim Anschauen einer WCW-Show. 'Crush 'em' ist jedenfalls ein angenehmes, kraftvolles Stück, welches aber einfach nicht richtig zu Goldberg passen will. Nach den letzten Tönen Megadeths wird der "Macho Man" Randy Savage nach der Situation gefragt. 'What Up Mach?' Und wie lautet die einzig denkbare Antwort? Richtig, "Ooh, yeeah!". Ein kurzes, aber prägnantes Hard-Rock-Theme rattert los, und spiegelt dabei die coole Attitüde des Macho Mans der späten Neunziger wieder. Nun folgt 'Blast' von Kid Rock, ein ebenfalls kurzes, aber recht unspektakuläres Lied. Offiziell heisst es übrigens 'Shotgun Blast', wird jedoch von der WCW einfach als 'Blast' bezeichnet. Wie auch immer, auch dieses Stück scheint nicht weiter von der WCW verwendet worden zu sein.

"You love me, you hate me, you'll never forget me. Get ready to feel the ..." Feuerwerk erschüttert die Lautsprecher, nachdem "The People's Champion" Diamond Dallas Page seine Worte an die Fans richtet. Ein nur allzu bekanntes Gitarrenriff erklingt, und jeder weiss was los ist. In leicht abgeänderter WCW-Form stimmt 'Smells Like Teen Spirit' der Grunge-Heroen Nirvana auf den imposanten Auftritt DDPs ein. Wer diese Musik hört, hat die Bilder automatisch im Kopf. DDP läuft die Rampe hinunter, formt mit den Händen den Diamanten ("Self High Five"), macht einen Abstecher in die Zuschauerreihen bis er im Ring ankommt, zeigt erneut den Diamanten, "zerschneidet" ihn indem er die Hände auseinandereisst ("Diamond Cutter") und ist einfach einer der gefeiertsten Wrestler dieser Zeit. Großes Kino, und so einfach gehalten. Sein Theme könnte passender nicht sein. Oder wie es im kurzen Sprachsample heisst: "D-D-P... too cool." Gitarrenriffs deuten sich leise an, bis es "Loose!" heisst und ein flotter gleichnamiger Rocksong der US-Amerikaner Primer 55 startet. Dieser wurde als Untermalung für diverse Werbeclips während den WCW-Shows benutzt. Bei den Ausstrahlungen in Deutschland wurde zeitweise ein Video mit eben diesem Lied als Einleitung zu Werbepausen gespielt. Die o.g. sich andeutenden Gitarrenklänge waren immer schon kurz vorher zu hören. So verbinden viele dieses Lied sofort mit dem Begriff "Werbung!", was garantiert kein Segen ist. Nichtsdestotrotz ist es für 1999 zeitgemäße Rockmusik, die ihren Zweck erfüllt aber sonst auch nicht sonderlich bemerkenswert ist.

Es geht weiter mit ruhigeren, gar traurigen Klängen. Und zwar brachte Stings WCW-Comeback anno 1999 nicht nur eine völlig neue Art von Ringstiefeln (laut deutschem Kommentatorenteam), sondern auch ein neues Theme mit sich. Einmal mehr zeigt sich Jimmy Hart hier für ein fantastisches Entrance Theme verantwortlich. Zum Ende hin ergreift der Stinger selbst das Mikrofon... "Riddle me this, riddle me that. Who's afraid of the big black bat? It's showtime!" Wie lässt sich dieser Moment noch toppen? Indem Stings letztes WCW-Theme folgt. Das berühmte Riff von Metallicas 'Seek And Destroy' erklingt. Kaum zu glauben, wie gut dieses Lied zu Sting passt. Bei seinen ersten Auftritten für TNA kam er übrigens zu einer von Dale Oliver produzierten Kopie von 'Seek And Destroy' zum Ring, die 'Stingellica' getauft wurde.

"I'm Buff, I'm the stuff and the girls just can't get enough...". Jimmy Hart schüttelt nach dem bewährten Prinzip ein weiteres eingängiges, kurzes, und in diesem Fall fast schon kultiges Theme aus dem Ärmel, nämlich 'Buff Daddy' für - natürlich - Buff Bagwell. Absolut simple Rockmusik, dazu Cheerleader-ähnlicher Gesang ("Buff! Daddy!") und natürlich Buff Bagwell ("I'm simply delicious!"). Sehr unterhaltsam, und passt natürlich wie die Faust aufs Auge. 'Faith (Remix)' von Limp Bizkit zusammen mit Everlast folgt auf dem Fuße. Dies ist ein Remake des bekannten Liedes von George Michael. Besonders bemerkenswert wird hier nicht zuwerke gegangen, was das Stück besonders für WCW-Fans recht uninteressant macht. Ein Lückenfüller ohne wirkliche Daseinsberechtigung. Szenenwechsel. Hulk Hogans altes WCW-Theme 'American Made' ertönt. Und das obwohl der Hulkster seit langer Zeit schon zum schwarz-weißen Ringoutfit greift und das Theme der New World Order nutzt. Vor der Show bat ihn sein Sohn jedoch wieder die legendären rot-gelben Hosen zu tragen. Hulk klang nicht überzeugt...

"What!? My god! He is back! HULK... HOGAN... is back! The red and yellow's back! What an entrance!" Hulkamania lebt! Hinter dem Kommentatorenpult fliegt die Kuh. Dazu das ausrastende Publikum und Dave Penzers langgezogene Ankündigung. Ob man nun ein Fan des Prä-nWo-Hulksters ist oder nicht, dies ist mal wieder eine geniale Momentaufnahme. Außerdem ist 'American Made' alleine schon verdammt kultig und braucht sich nicht hinter dem WWF-Pendant 'Real American' zu verstecken. Ein Highlight. Nun lässt die Rap-Formation Lyrical Giants den 'Bone Crusher' los. Ein nicht weiter aus dem Rahmen fallender Rap-Song. Das gleiche lässt sich auch über den nächsten Song sagen, doch zunächst folgt etwas Abwechslung.

'Got Him In The Corner' ist ein 16-sekündiger Mitschnitt eines Matches, der das Zählen der Fans bei Schlägen in der Ringecke einfängt. Ein netter Effekt zwischen zwei Stücken, oder wie Tony Schiavone sagt: "Oh, that's gotta hurt!" Wie erwähnt geht es mit einem weiteren Rap-Song weiter, nämlich 'Pay Per View' von den Ruff Ryders zusammen mit Drag-On, Jadakiss, Eve und Styles P. Wie der Titel vermuten lässt geht es in diesem Lied um Wrestling, genauer gesagt um das WCW-Geschehen. Zahlreiche Namen von Wrestlern sowie Begriffe aus dem Ring fallen, allerdings wirkt das ganze sehr aufgesetzt ("I'm like Diamond Dallas Page, guarantee to leave you screaming / 'cause you talk too much, like you're Bobby "The Brain" Heenan."). Das gleiche Spiel erwartet einen auch beim nächsten Stück. Dieses Mal geben sich Big Punisher und Fat Joe die Klinke in die Hand, wenn es 'Make The Crowd Roar' heisst. Über Sinn und Unsinn solcher Lückenfüller lässt sich streiten, allerdings hat man es längst vergessen wenn plötzlich ein richtiger Knaller folgt.

"Wolfpac in da house!" Kevin Nash läutet eines der Highlights dieser CD ein ehe der Wolfsruf die Gänsehaut endgültig besiegelt. "Wolfpac is back, causing mass destruction. Guess who's here - the bad boys of wrestling." Dazu durchgehender Applaus der Fans sowie einer unglaublich lässigen, einfach coolen Bassspur. "Don't turn your back on the Wolfpac - You might wind up in a body bag." Jimmy Hart überzeugt wieder einmal mit einem völlig simplen und absolut genialem Theme. Leider ist auf dieser CD nur die erste Minute des Themes enthalten, nach dem ersten Refrain ist einfach Schluss. Nichtsdestotrotz ein Höhepunkt. Jetzt kommt 'Fist Full', ein Rap/Rock-Song von Cypress Hill und Defari. Auch hier wird munter mit Begriffen aus dem Wrestling um sich geschmissen. Im Jahr 2000 hat im Übrigen kein geringerer als Terry Funk dieses Lied als Theme benutzt.

Ein weiterer Ausschnitt aus einem Wrestling-Match folgt, nämlich 'Count That Man Out'. Ein Mattenaufschlag ist zu hören, die Fans zählen beim Three Count lautstark mit, am Kommentatorenpult heisst es nur "Count that man out!". Erneut gibt es einen Rap-Song, dieses Mal von Screwball. 'Give It Up' ist die übliche zum Überspringen verführende Kost. Jetzt geht es wieder mit einem Theme weiter, das Konnan gekonnt einleitet. 'Bow Wow Wow' hat er zusammen mit Madd-One dargeboten, für den Rap-Song wurde das gleichnamige Stück des Rappers Snoop Doggy Dogg mit einem neuen Text versehen, der vom Wrestling in der WCW sowie Konnans Leben handelt. Madd-One hat im Übrigen auch kürzlich mit Rey Mysterio für dessen WWE-Theme 'Booyaka 619' zusammengearbeitet.

So viel Rap-Musik kann natürlich nicht gespielt werden ohne, dass irgendjemand dagegen protestiert. "Mean" Gene Okerlund stellt uns die West Texas Rednecks vor, deren Sprachrohr Curt Hennig sogleich seinen Unmut über Rap freien Lauf lässt und uns ihren brandneuen Song 'Rap Is Crap' vorstellt. "A one, a two, a one-two-three-four!" Ein klassicher, flotter Countryfeger nimmt seinen Lauf. Die Rednecks zählen auf, was sie alles an ihrem Leben schätzen, ehe sie ihr Problem mit der verhassten Rap-Musik ihrer Erzfeinde, den Filthy Animals auf den Punkt bringen: "There's only one thing that I hate, 'cause it's a bunch of crap. I-I-I hate rap!" Selbst bekennende Rap-Fans und Country-Verächter werden sich nicht gegen die unbändige Unwiederstehlichkeit wehren können und mitsingen. Es ist einfach zu schön. Und wie immer gilt: Absolut simpel gehalten, aber volle Wirkung. Später nahmen die West Texas Rednecks noch mit 'Good Ol' Boys' einen weiteren Song auf, den sie auch live bei Nitro vorgestellt haben. In Wirklichkeit stammen jedoch beide aus der Feder Jimmy Harts.

Zum Schluss werden die Nitro Girls vorgestellt, die anscheinend tanzen wollen. Dazu wird 'Bailando' gespielt, vor vielen Jahren ein großer Sommerhit hierzulande. Ohne die Bilder dazu wirkt das ganze jedoch völlig deplatziert, als hätte man plötzlich versehentlich die CD gewechselt. Amigos adiós...


Fazit: Abschließend kann ich eigentlich nur noch sagen, dass diese CD ihr Geld wert ist. Natürlich ist nicht alles perfekt, denn ein paar weniger Random-Rap-Songs und dementsprechend mehr Themes hätten das Gesamtbild sicher aufgewertet. Allerdings kann man nicht alles haben, und so schlimm fällt die Handvoll "Exoten" wiederrum auch nicht ins gewicht. Wie mehrfach erwähnt sind die Momentaufnahmen wie z.B. Hulk Hogans Comeback einfach klasse und lassen WCW-Fans in herrlicher Nostalgie schwelgen. Wer diese Zeit von World Championship Wrestling miterlebt hat und gerne alte Zeiten neu aufleben lässt kann hier bedenkenlos zugreifen. Und dann ab in den Sessel auf einen schönen Nostalgie-Abend mit WCW Mayhem: The Music.
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