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Mainstream Breakdown #5: Die Summe kleiner, vermeidbarer Fehler

Kolumne

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Published on:
27.05.2014, 21:03 
Category:
Series:
Mainstream Breakdown (All entries of this article series)
Author(s):
Hallo liebe Leute und willkommen zur fünften Ausgabe von Mainstream Breakdown. Eigentlich hatte ich erst für kurz nach Payback wieder eine neue Kolumne geplant. Nun bin ich allerdings gerade mit dem Gucken von Monday Night RAW fertig geworden und habe mich spontan dazu entschlossen, mir mal wieder etwas von der Seele zu schreiben.

Eigentlich sollte man ja meinen, dass die vermutlich hochbezahlten WWE Writer irgendwann einmal einen Grundkurs in Sachen Wrestling-Booking besucht haben, wo ihnen die einfachsten Regeln dieser Kunst erklärt wurde. Wenn ich mir dann allerdings so Shows wie die gestrige ansehe frage ich mich, ob Vince McMahon für solche Lehrgänge einfach kein Geld ausgeben will. Denn bei der Go-Home-Ausgabe vor dem anstehenden Pay Per View wurden für meine Begriffe einige simple Fehler gemacht, die die Show am Ende wohl schlechter dastehen ließen, als es nötig gewesen wäre. Ich möchte versuchen, dass mal anhand vier mehr oder weniger wichtiger Regeln zu erklären.


Regel #1: Don't book a match in which no one should actually lose

Im Ring eröffnet wurde die Montagsshow vom Aufeinandertreffen zwischen Cesaro und Rob Van Dam. Einigermaßen aufmerksame WWE-Zuschauer werden wissen, dass beide Männer am kommenden Sonntag in Titelmatches stehen. Der Schweizer bekommt dabei eine Chance auf den United States Title vom Iren Sheamus (irgendwie grotesk), während RVD ein Match gegen Bad News Barrett um dessen Intercontinental Championship bestreiten wird. Der Aufbau zu beiden Matches war bisher recht simpel, aber für solche Midcard-Titelmatches vollkommen in Ordnung. Gerade die Tatsache, dass beide Gürtel bei der Großveranstaltung verteidigt werden, kann an dieser Stelle ruhig mal positiv hervorgehoben werden. Allerdings sollte im Vorfeld, besonders sechs Tage vor dem Großereignis vermieden werden, dass einer der Herausforderer schwach da steht. Stellt man aber beide Herausforderer in ein Match gegeneinander, ist dies im Umkehrschluss jedoch fast unvermeidlich. Klar, mit der Ablenkung des IC Champions zum Ende des Matches zwischen Cesaro und RVD hat man das ganze noch einigermaßen im Zaum gehalten. Doch so richtig gewonnen hat keiner der Beteiligten. Für den "King of Swing" bringt der Sieg durch Ablenkung herzlich wenig, während "The Whole F'N Show" mit einer Niederlage im Gepäck in Richtung Payback reist.

Nun kann man sicherlich davon ausgehen, dass sich RVD bei SmackDown revanchieren wird. Denn dort gibt es dann das Aufeinandertreffen der beiden Titelträger. Optimal gelöst ist das dennoch nicht. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass man mit R-Truth, Xavier Woods, The Miz und so weiter noch genug Mid- bzw. Undercarder rumlaufen hat, hätten sich diese direkten Duelle doch perfekt vermeiden lassen. In Kämpfen gegen solche Leute könnten dann sowohl RVD, als auch Cesaro clean gewinnen und noch ein wenig Momentum vor ihren Titelmatches sammeln, während auch die Champions selber sich noch einmal präsentieren könnten. Mit Sheamus‘ Match gegen Alberto Del Rio später am Abend hat man doch genau gezeigt, wie man es richtig machen sollte, obwohl diese Paarung nach den letzten Wochen, Monaten und Jahren schon mehr als ausgelutscht ist. Wie gesagt, gravierend falsch war diese Bookingentscheidung sicher nicht, allerdings würde man es in der Tennissprache als klassischen "Unforced Error" bezeichnen. Aber, wo wir gerade bei Herausforderern vor Pay Per Views sind...

Regel #2: Don't weaken a challenger a week before his/her title shot

Hä, war der Punkt nicht eben schon dran? Jein. Klar, Teile von dem, was jetzt kommt, sind sicher auch auf den Midcard Title-Bereich übertragbar. Allerdings waren die Geschehnisse rund um die Top-Herausforderin auf die Divas Championship noch eine ganze Spur falscher. Die komplette Geschichte rund um Alicia Fox, die ja Gerüchten zufolge so etwas wie die neue Lieblings-Diva von Triple H sein soll, ist eh mehr als seltsam. Erst verliert sie vier (!!!) Mal gegen Paige in Non Title Matches, bevor sie die erste Dame ist, die die Newcomerin besiegen darf – und das ausgerechnet in deren Heimatland England. Na gut, bei den Damen guckt eh keiner so genau hin... also, nicht auf die Resultate. So, jetzt hat die 27-Jährige halt ein bisschen Momentum und wird als neue Herausforderin aufgebaut... oder so ähnlich. Denn anstatt sie in der Woche vor Payback noch einmal zu stärken, nämlich mit einem Sieg gegen eine der anderen "bedeutungslosen" Divas, muss sie in ein bisschen mehr als zwei Minuten gegen Emma verlieren. Hä? Da kann sie nach dem Match noch so sehr ausrasten und "Charaktertiefe" zeigen - am Ende bleibt die Niederlage im Kopf und die Frage, warum ausgerechnet sie jetzt gleich noch einmal ein Titelmatch bekommt. Klar, nun sind die Frauen im WWE Universum nicht soooo relevant. Das ist aber noch lange kein Grund, den Aufbau eines Titelmatches so zu verhunzen, wie es hier passiert ist. Denn als echte Gefahr für den Schmetterlingsgürtel von Paige kann ich Alicia Fox jetzt nach wie vor nicht wahrnehmen.

Regel #3: Don't waste in-ring debuts on weeklies only six days before a Pay Per View

Don't be a lemon - be a rosebud! Wochenlang wurde er gehypt, nach Extreme Rules war es endlich soweit: Adam Rose feierte sein Debüt bei Monday Night RAW und legte sich in den folgenden Wochen mit Jack Swagger und Zeb Colter an. Allerdings immer nur verbal, eine echte physische Auseinandersetzung gab es bisher noch nicht. Daraus sollte logischerweise eigentlich ein Match bei der kommenden Großveranstaltung resultieren, bei der der Newcomer dann sein In-Ring-Debüt geben würde. Gut, der Kampf beim PPV bzw. Special Event könnte immer noch kommen. Doch dies wird nun nicht mehr Roses erstes Match in den Hauptshows sein. Denn die WWE entschied sich, im Zuge der Mission, Damien Sandow weiter zu begraben, den ehemaligen Leo Kruger schon bei RAW antreten zu lassen.

Klar, das Debüt des Party Animals hat nicht so eingeschlagen, wie man sich das bei der McMahon-Promotion wohl gewünscht hat. So gab es ja bereits vor einigen Wochen auf diversen Seiten zu lesen, dass Vince & Co. alles andere als zufrieden mit den Reaktionen sind, die Rose bekommt. Verständlicherweise, denn ein solches Gimmick funktioniert nur vor einer Crowd, die mit dem Act absolut mitgeht. Am besten konnte man dies in England sehen, als die Fans Adam Rose gleich um so vieles besser haben aussehen lassen. Doch ist die mäßige Reaktion, die er in den Vereinigten Staaten vermehrt bekommt gleich ein Grund, ihn so fallen zu lassen? Nein. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass man am Sonntag in Chicago ist, hätte hier doch ein wenig Hoffnung geben können. Denn ein In-Ring-Debüt auf großer Bühne vor einer lebendigen Crowd hätte doch viel besser gewirkt, als dieser bedeutungslose Squash gegen Damien Sandow. So war es blanke Verschwendung. Verschwendung von Zeit, Verschwendung von Talent und, wenn auch im sehr kleinen Stile, auch ein bisschen Verschwendung von Geld.

Regel #4: Think about the presentation of a new talent BEFORE he debuts

Wenn die WWE in einem Bereich konsequent mangelnde Kreativität beweist, dann ist es in dem Präsentieren neuer Leute. Adam Rose ist da glücklicherweise eine Ausnahme, was aber auch einfach seinem Charakter geschuldet ist. Allerdings brauche ich nun gerade einmal bis WrestleMania XXX zurückblicken und mir fallen schon drei Leute ein, die in diesem Aspekt deutliche Parallelen aufweisen: Rusev, Paige und jüngst Bo Dallas. Drei junge Leute, die von NXT in die Hauptshows gekommen sind. Gleichzeitig aber eben drei junge Leute, die sich erst einmal mit mehr oder weniger irreleveanten Squashs aufhalten müssen bzw. mussten. Die junge Engländerin klammer ich da mal etwas aus, da sie ja neben den Kurz-Matches gegen Aksana und Co. mit ihrem Titel ja immerhin ein Storyline hat. Deswegen hab ich an ihr auch noch ein gewisses Interesse. Rusev, wie auch Bo Dallas sind mir jetzt schon wieder herzlich egal. Mal abgesehen von den Antipathien, welche ich gegenüber diesen beiden Workern empfinde, versucht die WWE ja gar nicht erst, mir die Charaktere NACH ihrem Debüt schmackhaft zu machen. Rusev ist der Stereotyp-Bulgare... ähhh Russe, der Undercarder platt macht, um dann früher oder später in Comedy-Segmenten und/oder in der Versenkung verschwinden zu dürfen. Und Bo Dallas ist der arrogante Neuling, der in den zwei Matches, die er bisher hatte, zwei Mal den gleichen Gegner besiegt hat.

Nun mag man mir vorwerfen, ich wäre ungeduldig, wenn ich sage, ich habe jetzt schon genug vom Sohn Irwin R. Schysters gesehen. Doch was wollen mir die beiden Siege gegen Sin Cara sagen? Richtig, nichts. Wenn ich einen Rookie schon mit einfachen Siegen aufbauen will, dann versuche ich doch wenigstens Abwechslung da rein zu bringen. Wie weiter oben schon erwähnt hat die WWE an sich genug Worker, die nicht mehr als eine Jobber-Rolle einnehmen. Da hilft die ganze Mühe mit den durchaus ansprechenden BOlieve-Videopaketen nichts, wenn ich dann mehrmals hintereinander dieselbe Grütze serviert bekomme. Ich verliere dann extrem schnell das Interesse an einem Charakter, der vermutlich eh zum Scheitern verurteilt ist. Gleichzeitig kann einem das für die Bo Dallas‘ dieser Welt schon leid tun, denn es wirkt fast so, als hätte man sich seitens der WWE im Vorfeld des Debüts einfach keine längerfristigen Gedanken gemacht.

Gerade das kann junge Talente schließlich zum Scheitern bringen. Und so sehr mich der Bo Dallas-Charakter nervt (nicht auf die coole Heel-Weise, sondern einfach, weil er nicht gut ist), er hat wenigstens einen Charakter. Er hat das Glück, mit einem richtigen Gimmick zu debütieren, was es für die Booker umso einfacher machen sollte, ihn in eine Storyline zu stecken. Warum lässt man ihn nicht also nach einem Rusev-Squash herauskommen, um an den Unterlegenen zu appellieren, dass er einfach an sich glauben soll? Stichwort: BOlieve. Dabei generiert man automatisch Heat, besonders, wenn er das dann nach und nach bei gestandeneren Faces macht, wenn diese eben mal ein Match verloren haben. Mit diesem Gimmick gibt es wirklich genug Möglichkeiten, um ihn in den ersten Wochen zu etablieren. Wenn man jedoch an dem aktuell eingeschlagenen Weg festhält, ist die ach so hoffnungsvolle WWE-Karriere des 24-jährigen Taylor Michael Rotundo wohl schneller vorbei, als es ihm lieb ist.


Sehe ich das vielleicht einfach alles zu kritisch, zu ungeduldig, oder begeht die WWE wirklich so viele "Anfängerfehler"? Für mich natürlich objektiv schwer zu sagen, für Meinungen und Feedback bin ich natürlich wie immer dankbar. Fakt ist: der finale Aufbau hin zu Payback hat mir nicht wirklich zugesagt, weil meiner Meinung nach zu viele Dinge viel simpler und damit auch besser hätten gelöst werden können. Dabei beweisen Vince, Hunter und der Rest des Teams oft genug, dass sie verdammt unterhaltsames Sports Entertainment präsentieren können, wie man an der Fehde zwischen Evolution und The Shield ja bestens erkennen kann. Gleichzeitig fallen dabei aber hinten leider zu oft die kleineren, scheinbar unbedeutenden Dinge von der Tischkante. Und genau das ist der Grund, warum mich das Produkt von World Wrestling Entertainment selten vollständig und über die ganze Zeit hinweg unterhalten kann.