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Inside The Cage Classics #60: Starrcade 1994 – Wie man eine neue Heel-Gruppierung nicht darstellen sollte!

Kolumne

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Published on:
18.11.2014, 12:40 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
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Kommen wir zum letzten PPV des Jahres 1994. Nach dem "schockierenden" Turn von Brutus Beefcake gegen Hulk Hogan sollten sich die beiden ehemaligen besten Freunde im Main-Event des größten WCW PPV des Jahres gegenüber stehen. Was neben diesem verhassten Aufeinandertreffen ansonsten noch geboten wurde, erfahrt im Folgenden durch JoMo und unseren heutigen Gastschreiber Aquifel.

Die Three Faces Of Fear werden zerstört und der Macho Man debütiert

JoMo: Auch wenn ich kein großer Fan der drei Einzelwrestler bin, gefiel mir das Debüt der Three Faces of Fear mit der Attacke gegen Hulk Hogan sehr gut. Eine starke Heel-Gruppierung gegen Hulkamania wäre Gold wert gewesen, doch nur einen PPV später sollte alles anders sein, als ich es mir erhofft hatte. Zuerst machte man alles richtig und stellte die Heels neben Hulk Hogan auch gegen Sting und den Gastwrestler Mr. T. Letzteres ließ dann aber schon schlechtes erahnen. Kevin Sullivan verlor gegen den Star aus A-Team und verlor sofort jegliche Glaubwürdigkeit. Avalanche durfte auch nicht siegen. Er verlor zwar nur durch Disqualifikation gegen Sting, doch ein Sieg hätte ihm hier direkt ein besseres Standing gegeben. Auch wenn ich The Butcher nie als WCW World Heavyweight Champion sehen wollte, so wurde auch sein neuer Charakter hier direkt vom Hulkster klar besiegt und beerdigt. Ein neues Stable, welches letztlich viel Wind um Nichts verursachte. Leider war auch keines dieser drei Matches gut und legte direkt einen eher schlechten Gesamteindruck auf die 94er Ausgabe von Starrcade. Am Ende sollte es auch noch zum Debüt des Macho Man Randy Savage kommen. Den ganzen Abend wurde spekuliert ob er auf der Seite des Hulksters ist oder sich gegen ihn stellt. Natürlich feierte der Macho Man als Face sein Debüt und verhinderte eine Attacke der Faces of Fear gegen Hogan.

Aquifel: Erst einmal vielen Dank, dass ich für WCWler einspringen darf. Nachdem Hogan mit Flair einen der größten Stars der WCW besiegt hatte, war eine neue Bedrohung von Nöten. Die Three Faces of Fear sind dabei kein adäquater Ersatz für Vader, aber dank dem Turn vom Butcher ist eine persönliche Note vorhanden, die auf dem Papier durchaus etwas her macht. Dieses neue Stable nach dem zünftigen Einstand aber gleich so zu begraben... Mr. T hat in einem Ring nichts verloren und darf dem Mastermind Kevin Sullivan in grausigen 4 Minuten gleich den Wind aus den Segeln nehmen. Sting und Avalanche langweilen und auch hier gewinnen die drei Gesichter der Furcht kein Momentum. Am Ende steht dann Hogan gegen The Butcher. Wrestlerisch so gurkig wie man es befürchten musste, endet eines der miesesten Starrcade Main Events überhaupt genauso, wie man es erwartet hat: Hogan siegt eindeutig, Savage debütiert als Face und die Three Faces of Fear waren somit jeder Glaubwürdigkeit beraubt. Aber allgemein wurde hier sehr stark Hogans Ego gestreichelt: Sein Kumpel steht anstelle des eigentlich Number One Contenders im Main Event, er selbst ist weiterhin unaufhaltsam und zwischendurch wird immer auf den PWI verwiesen, um nochmal zu betonen, was für große und tolle Stars man sich da doch an Bord geholt hat.

Gesucht: Sinnvolle Einsatzmöglichkeit für Vader

JoMo: Durch den plötzlich Turn vom Butcher gegen den Hulkster wurde der erworbene No. 1 Contender Spot von Vader erst einmal unnötig. Man versuchte somit erst einmal Zeit zu überbrücken und stellte den Mann aus den Rocky Mountains etwas überraschend gegen den amtierenden WCW United States Heavyweight Jim Duggan. Letzterer nervte mich persönlich schon seit seiner Ankunft im September und wurde hier von Vader wenigstens mal ordentlich verprügelt. Auch wenn ich den Titelgewinn von Vader nicht wirklich als sinnvoll erachte, weil der Titel auf diese Weise etwas untergehen sollte – war wenigstens die Titelzeit von Duggan vorbei. Am Ende des PPVs sollte es ja noch zu einer Konfrontation zwischen Hogan und Vader kommen um den Main-Event für den nächsten PPV von World Championship Wrestling aufzubauen.

Aquifel: Am Ende des PPVs ist für meinen Geschmack zu spät. Vader gegen Hogan wäre auf dem Papier ein würdiger Starrcade Main Event gewesen, stattdessen muss Vader sich mit Duggan rumschlagen. Und der hat mich in der WCW zu diesem Zeitpunkt auch kolossal genervt. Sein Run war zwar irgendwo gerechtfertigt, da er durchaus over war, aber schön anzusehen ist was anderes. Von daher hat es mich schon sehr gefreut, dass Vader hier den Sieg einfahren konnte. Brauchte er den Titel? Sicherlich nicht, gerade da er danach ja gegen Hogan ran durfte. Immerhin war das Match ansehnlicher als alles andere, was Starrcade 94 zu bieten hatte. Auch wenn es schon beschämend ist, wie viel Interference von Race nötig ist, damit Vader den 3 Count bekommt.

Das PPV-Debüt unseres deutschen Wunderkinds

JoMo: Kommen wir doch noch zu einer positiven Erscheinung des PPVs. So sehr man sich über den Tanzstil von Alex Wright lustig machen konnte – im Ring hatte unser deutscher Mitbürger durchaus seine Qualitäten. In den Folgejahren sollte Alex Wright einige sehenswerte Kämpfe gegen gute Gegner bestreiten. Selbst sein PPV-Debüt gegen Jean-Paul Levesque konnte man sich ansehen. Im Nachhinein wirklich sensationell, dass Alex Wright hier einen der zukünftig größten Köpfe des Wrestling-Business besiegen durfte. Der Werdegang der Beiden konnte auch in der WCW kaum unterschiedlicher sein. Levesque sollte nur einige Monate später zur World Wrestling Federation wechseln, während sich unser deutscher Star regelmäßig einen Platz auf der PPV-Card erkämpfen konnte.

Aquifel: Wright und der spätere HHH wissen ohne Frage, wie man im Ring Ansehnliches fabriziert (gerade HHH). Leider sieht man davon hier nur bedingt etwas. Es mag sein, dass die bei Zeiten recht gedrückte Stimmung ihren Teil dazu beiträgt, aber wirklich begeistern kann mich das auch so nicht. Schaut man sich an, was später aus Levesque geworden ist, offenbart sich hier aber eine der größten Schwächen der WCW: Man hat fast nie genutzt, was für Talente da teilweise in der Undercard schlummerten. Wright konnte immer mal wieder beweisen, dass er einen festeren Midcard-Spot verdient gehabt hätte (z.B. gegen Brian Pillman oder Koji Kanemoto ), Levesque hat als Hunter Hearst Helmsley in der WWE mit einem doch recht änlich gearteten Gimmick den Grundstein für eine mehr als erfolgreiche Karriere legen können.

Der Rest:

JoMo: Bleiben nur noch zwei Matches als Rest. Wie bereits einige male erwähnt gefiel mir die Chemie zwischen Arn Anderson und Johnny B. Badd nie besonders gut. Beide Wrestler, vor allem Double A, haben gegen viele Gegner gute Matches aufs Parkett gezaubert, doch miteinander sollte es den Beiden irgendwie nie gelingen. Immerhin störte das Match nicht wirklich, sondern lief halt so an einem vorbei. Etwas genervter war ich vom Tag Team Match zwischen den Nasty Boys und Harlem Heat. Knapp 18 Minuten bekamen die beiden Teams an Zeit zur Verfügung gestellt und machten dabei fast nichts daraus. Das Match zog sich wirklich wie Kaugummi und "glänzte" dann auch noch mit einem Disqualifikationsende. Sehr ärgerlich.

Aquifel: Kann ich so nur unterschreiben. Badd und Double A können sehr ordentliche Matches abliefern, aber zusammen fehlte das gewisse Etwas. Sicher ist das alles nicht mies, aber mehr als knappe 12 Minuten überbrücken kann es auch nicht. Harlem Heat gegen die Nasty Boys fand ich nicht ganz so langweilig wie JoMo, aber ein spannendes und hochunterhaltsames Match sieht selbstverständlich anders aus. Die Nastys waren in Street Fights immer am besten, einfach da so gewisse Schwächen überspielt werden konnten. Sie 18 Minuten lang "klassisch" antreten zu lassen... dann sieht das Ergebnis halt bestenfalls durchschnittlich aus.

Fazit

JoMo: Ich bin enttäuscht. Die WCW bot uns hier einen sehr schlechten Jahresabschluss. Wenn ich mir meine einzelnen Absätze noch einmal durchlese wird einem die komplette Grausamkeit dieses PPVs erst so richtig bewusst. Am liebsten würde ich 1.5 Punkte geben. Da ich mich entscheiden muss, gebe ich mit viel Wohlgefallen 2 Punkte.

Aquifel: Die Enttäuschung kann ich nur teilen. Sicher hat die WCW vorher auch schon mal schwache PPVs produziert. Aber Starrcade 1994 ist wirklich, wie JoMo so schön geschrieben hat, grausam. Mehr als einen Punkt kann ich da nicht vergeben, denn neben mangelnder Matchqualität stören mich vor allem gewisse Signale, die die WCW hier gesendet hat.

Die PPV-Gesamtwertung