DeutschEnglish
Not logged in or registered. | Log In | Register | Password lost?

Inside The Cage Classics #83: Uncensored 1996 - Wenn Wrestling zur Qual wird I

Kolumne

Article information
Published on:
28.04.2015, 17:20 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Nach der ersten Auflage einer Großveranstaltung ohne Regeln im Vorjahr, präsentierte die WCW auch 1996 wieder einen unzensierten PPV. Aquifel und der WCWler haben sich auch diese Show wieder angesehen.:

Triple Cage Match:

WCWler: Beim SuperBrawl und in den Wochen danach gründete sich die Allianz zum Beenden von Hulkamania. Unter Führung von Ric Flair beseitigten die die Four Horsemen und der Dungeon of Doom ihre Differenzen und wollten nicht nur Hulk Hogan, nein auch Randy Savage vernichten. Heraus kam eines der trashigsten und schlechtesten Main Events eines WCW-PPVs der kompletten Geschichte. Extra für dieses Match wurde ein dreistöckiger Käfig entworfen und mit einem Ring direkt an den Eingangsbereich gestellt. Die Aufgabe der Megapowers war hier, dass sie sich vom obersten Käfig rauskämpfen mussten. Hingegen mussten beide Megapowers gepinnt werden um das Match zu verlieren. Von den acht Wrestlern, die Mitglieder der Allianz waren, warteten ganz oben Ric Flair und Arn Anderson. In der sehr unsicheren Konstruktion brawlten die vier Männer etwas miteinander. Hogan und Savage konnten ihre Gegner dann mit Puder blenden und kletterten durch eine Art Falltür im Boden des dritten Käfigs runter in die zweite Etage. Dort warteten Kevin Sullivan, Lex Luger, Meng und The Barbarian. Nachdem kurze Zeit nach ihrem Ausscheiden Flair und Anderson natürlich wieder mitmischten, versuchten Hogan und Sullivan sich gegenseitig das Gerüst der Treppe neben dem Käfig runter zu werfen. Sie brawlten dann aber normal die Treppe runter und wenig später landeten sie mit Luger und Savage zusammen im normalen Ring, während die anderen Wrestler brav im Käfig blieben. Als sie wieder zurückkamen , waren auch die letzten beiden Wrestler (Ze Gangsta und The Ultimate Solution) in der Halle erschienen und sorgten dafür, dass Hogan und Savage wieder im Käfig waren. Im normalen Ring waren nun alle zehn Wrestler und nachdem der Booty Man, der sich als Spion von Hulk Hogan im Dungeon aufhielt und bei einem Nitro turnte, den Megapowers Pfannen (!) reichte, pinnte Savage Flair und die Megapowers gewannen. Eines der schlimmsten Matches, das ich je gesehen habe.

Aquifel: Hier lief wirklich alles schief. Es fängt ja schon bei der Story an. Die Horseman und der Dungeon kommen Hogan nicht bei und schließen sich zusammen. 8 Leute plus 3 Manager, unter denen verdiente Veteranen wie Flair und Anderson sind, gegen Hogan und Savage. Man will Hogan aus den Geschichtsbüchern tilgen. In Anbetracht einer solchen Übermacht wäre selbst ein Sieg kein Triumph gewesen. Dass man dann aber auch noch verliert und Nichtskönner bzw. Gimmickgranaten wie "Ze Gangsta" oder "The Ultimate Solution" auch nur in die Nähe eines Main Eventes gebookt werden... versteht man das alles als satirische Abrechnung mit dem Kiddie-Krams und dem Hogan der 80er, die vergangenes Ad Absurdum führen sollte, bevor die nWo mit realistischeren Gimmicks ankam... ja dann macht dieser Schmonz sogar Sinn. Aber da muss man schon wild drauf los interpretieren und sich angestrengt etwas aus den Fingern saugen. Sind wir ehrlich, das war so wohl eher ernst gemeint und wer das für gutes Entertainment oder gar gutes Wrestling hält, der gehört zur Persona non Grata im Business erklärt.
Abgesehen vom grausigen Drumherum und dem uninspirierten, spannungsarmen und wrestlerisch grauenhaften Treiben im Ring ist da noch eine andere Frage, die sich mir stellt. Wie konnte auch nur ein Mensch denken, dass dieses Ungetüm aus Maschendraht dazu geeignet ist, ein passables Match abzuliefern, geschweige denn, die Action richtig mit der Kamera einzufangen? Absolut unverständlich und neben Hogan/Warrior bei Halloween Havoc der mieseste Main Event, den ich je bei einem US-Mainstream PPV sehen musste. Dagegen war selbst Bam Bam Bigelow gegen Lawrence Taylor ein Knaller der Marke Okada gegen Tanahashi.

Zwei annehmbare Matches...

WCWler: So schrecklich die Veranstaltung endete, so ansehnlich begann sie. Uncensored begann mit einem Match zwischen Konnan und Eddie Guererro um den United States Title. Konnan ging als Champion in den Kampf und musste sich einem starken Gegner erwehren. Beide zeigten recht unterschiedliche Moves und bearbeiteten den Gegner mit Kraftmoves, High Flying Aktionen und Submission Moves. Leider war das Match nicht sehr schnell und hatte viele Ruhephasen und war zum Teil auch sehr langweilig. Nach ein (unabsichtlichen) Tiefschlag von Konnan, konnte dieser den Titel verteidigen. Guerrero war danach sauer auf ihn.
Nach den zwei Mexikanern durften dann zwei Europäer zeigen was sie konnten. Lord Steven Regal und The Belfast Bruiser zeigten einen schönen Fight. Beide begannen mit harten Schlägen und einigen Uppercuts, brawlten danach zum Käfig am Eingang und der blutende Lord musste gegen das Stahlkonstrukt. Nach dem Eingriff der Blue Bloods wurde der Brite disqualifiziert und der Ire gewann die Schlacht. Für mich das beste Match des Abends.

Aquifel: Konnan gegen Eddie versprach von der Ansetzung her natürlich so einiges. Ganz halten konnte das Match die Erwartungen (damals eher von Kennern) leider nicht. Wie WCWler schon so schön gesagt hat, das Match war nicht gerade temporeich und die Workrate war alles andere als hoch. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass das Match phasenweise sehr langweilig war. Es wäre halt nur mehr drin gewesen, gerade bei einem Worker wie Eddie.
Regal gegen den uns allen als Finlay bekannten Belfast Bruiser ist dann wirklich das Match des Abends und ein frühes, einsames Highlight. Dass das sehr hart geführte und auch sehr europäische Match bei der Live Crowd nicht ganz ankommt ist wirklich schade. In Europa wäre es abgefeiert worden, hier verpufft leider vieles. Ändert wenig daran, dass wir hier einen mehr als grundsoliden Fight hatten, der leider etwas öde mit einer DQ endet. Irgendwo lustig, dass bei einem so namenhaften Roster gerade die Undercard mit Europäern und Mexikanern als einziges was reissen kann.

...und der grauenvolle Rest

WCWler: Danach wurde es recht grausam. Ein Man vs. Woman Match zwischen Col. Robert Parker und Madusa wurde fällig, nachdem Madusa im Januar beim Clash of the Champions die Hochzeit zwischen Parker und Sister Sherri in Las Vegas verhinderte. Parker startete das Match mit einigen Lock-Ups, woraufhin Dusty Rhodes im Kommentar ausrastete. Na ja. Madusa wurde recht stark dargestellt und verlor nur durch den Eingriff von Dick Slater, der Madusa während einer Brücke das Bein wegriss und Parker den Pin holen konnte. Weiter ging es mit dem Match um Kimberly und viel Geld. Nach dem Abschied von Johnny B. Badd im Vormonat, hatte Kimberly plötzlich eine Beziehung mit dem Booty Man, dem nächsten schwachsinnigen Gimmick von Ed Leslie. Nun wollte er Diamond Dallas Page daran hindern, dass er das große Geld und Kimberly zurückgewinnen sollte. DDP verlor dann nach einer Ohrfeige vom Booty Babe und musste seine Karriere "beenden". Anschließend durften The Giant und Loch Ness etwas über 2 Minuten ein grauenvolles Rumgeschiebe veranstalten, was der Giant gewann. Dann folgte noch ein Street Fight zwischen Sting und Booker T gegen die Road Warriors. Nachdem Lex Luger in den Vorwochen Probleme mit den Warriors hatte, drängte er auf ein Match beim PPV. Aus diesem Match redete er sich aber schnell raus, da er im Main Event stand. So suchte Sting sich einen Partner beim dritten Tag Team aus dieser Fehde und es entstand ein chaotisches Match. Am Ende griffen sowohl Lex Luger, als auch Stevie Ray ein und fesselten Animal an zwei Rohre. Booker T holte danach den Sieg gegen Hawk. Auch Sting konnte hier nichts retten.

Aquifel: Über Col. Parker gegen Madusa braucht man echt kaum Worte verlieren. Intergender Matches können funktionieren (man denke nur an die ECW, insbesondere Beulahs Massaker gegen Bill Alfonso oder diverse Chikara Matches), aber das hier war einfach gurkig.
Ed "Hogans Buddy und Träger vieler tausender bescheuerter, nicht funktionierender Gimmicks" Leslie darf nun als Booty Man ran und zwar gegen DDP. Badd war weg, Kimberly auf einmal mit dem Booty Man zusammen und DDP wollte dem ganzen ein Ende setzen. DDP war mir stets sympathisch und im Ring konnte er über sein Charisma durchaus überzeugen, aber gegen Leslie hilft das nicht viel. Also wurde 15 Minuten herumgestümpert und DDP beendete vorerst seine Karriere. Gut, dass er später zurückkam, Leslie hingegen auf Dauer verschwand.
The Giant gegen Loch Ness sagt als Ansetzung schon alles. Qualitativ ist das sogar noch schlimmer als der Main Event, nur dankenswerter Weise bedeutend kürzer.
Der Street Fight war meiner Ansicht nach per se gar nicht mal so schlecht, krankt aber an zwei Dingen. Zum einen ist er mit einer halben Stunde gefühlt 10 bis 15 Minuten zu lang. Für 30 Minuten reichten weder die Story, noch die Spots aus und so gab es viel uninspiriertes Gebrawle und etwas Booking-Gedöns. Der zweite Hammer war der angewendete Splitscreen. Bei "24" funktioniert das, hier weiss man (wie schon bei "World War III") oft gar nicht, worauf man sich jetzt konzentrieren soll. Damit wirkt das alles noch überladener, als es eigentlich war. So kann man einem Match auch schaden.


Fazit

WCWler: Uncensored 1996 ist wahrlich einer der schlimmsten WCW-PPVs der Geschichte. Es gab durchgängig kein einziges gutes Wrestlingmatch. Die Paarungen waren zum Teil auf dem Papier schon richtig schlimm und waren in der Ausführung noch grauenvoller. Und der Main Event setzt allem die Krone auf. Das war noch nicht mal lustiger Trash. Ich gebe aus Gnade 1 Punkt.

Aquifel: Naja, Regal gegen Finlay war schon gut, Eddie/Konnan war in Ordnung und der Street Fight war, bis auf die Länge und den beknackten Split-Screen, auch noch halbwegs passabel. Das rettet unterm Strich den einen Punkt, denn der Rest war nicht einmal nur schlecht, nein, es war wie ein Worst of Wrestling: Trash, Rumgestümpere und langweiliger Müll der übelsten Sorte. Dass die WCW mit so einer Show überhaupt bis zur nWo überleben konnte, grenzt an ein Wunder, denn das kriegen Backyarder mit einem 100.000tel des Budgets besser hin. Ich gebe auch nur 1 Punkt.