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Inside The Cage Classics #86: Slamboree 1996 – Ein PPV sie alle einzuschläfern

Kolumne

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Published on:
19.05.2015, 11:05 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #86: Slamboree 1996 – Ein PPV sie alle einzuschläfern

Slamboree diente bisher ja vornehmlich auch dem Huldigen diverser Legenden, aber im Jahre 1996, kurz bevor der WCW ein wahrlich großer Wurf gelang, wurde hier eine andere "Tradition" der WCW zelebriert: Die Battle Bowl.:

Lord of the Ring – Runde 1:

Aquifel: Aus dem BattleBowl wird bei Slamboree 1996 kurzerhand das Lord of the Ring Turnier. Die namentliche Anlehnung an Tolkiens klassisches Meisterwerk der epischen High Fantasy mag erstmal ganz nett kingen, zumal es auch eine Anspielung auf das zu diesem Zeitpunkt recht populäre "King of the Ring" PPV der WWF ist, aber damit war es das schon. Mehr als ein Repackage des alten BattleBowl Konzeptes ist es nicht eine Sekunde lang. Und das bringt wieder einmal die klassischen Probeme mit sich. Acht First-Round Matches a zwei Teams macht schonmal acht Matches (für viele PPVs heutzutage schon eine stattliche Anzahl Matches) und 32 Wrestler, die "kayfabe" wild zusammengewürfelt werden. Nicht nur die enorme Anzahl Matches und daraus resultierende kurze Matchtime, sondern auch die Anzahl an B- und Alt-Stars verhindert hier eine hohe Qualität. WCWler wird noch einige Anekdoten zu den Storylines und Fehden bringen, ich möchte mich hier etwas kürzer fassen: Die Booker überstrapazieren das Konzept der Tag Partner/Verbündeten auf gegenüberstehenden Seiten etwas und wirklich interessant werden all die Storymöglichkeiten im Ring auch nicht genutzt. Nur beim letzten First Round Match Randy Savage & Ric Flair gegen Arn Anderson & Eddie Guerrero macht man was draus. Leider bleibt es eher bei einem Angle, denn einem richtigen Match. Ansonsten passiert in der ersten Runde herzlich wenig Erbauliches. Booker T & Animal gegen Lex Luger & Hawk endet in einem Double Count Out, Public Enemy gegen Chris Benoit und den Taskmaster bleibt, wie später auch The Blue Bloods gegen VK Wallstreet & Jim Duggan; Bobby Eaton & Dick Slater gegen Alex Wright & Disco Inferno und Fire And Ice gegen Big Bubba & Stevie Ray unter 5 Minuten. Da entwickelt sich kaum Matchfluß, kaum eine spannende Geschichte und gutes Wrestling sieht man leider auch nicht. Bei Rick Steiner & The Booty Man gegen Scott Steiner & Sgt. Criag Pittman und Hugh Morrus & Meng gegen Diamond Dallas Page & The Barbarian gibt es zwar mehr als 5 Minuten zu sehen, aber dafür sind einige der Beteiligten auch nicht gerade bekannt für gute Matches, so dass hier auch nicht wirklich was aus der Zeit gemacht werden kann. Auf gut Deutsch: Von den 8 Matches ist sage und schreibe eines halbwegs gelungen und dieses ist dann auch mehr Angle als alles andere (was die zurückhaltenden Wertungen im Matchguide nur bestätigen). Ein denkbar schlecht Start in den PPV.

WCWler: Die erste Runde hatte mehr Licht als Schatten zu bieten. Dabei waren die Vorzeichen durch die "zufällige" Auslosung gar nicht so schlecht. Im Opener standen sich die Road Warriors gegenüber und dazu musst Lex Luger mit Hawk teamen, einem Mann also, vor dem er die letzten Wochen oftmals geflüchtet ist. Dementsprechend unkooperativ verhielt er sich auch im Match. Und Booker T und Animal standen sich im Vormonat noch gegenüber. Das versprach ein ordentliches Match, endete aber in einem Double Count-Out. Sehr entäuschend. Auch das nächste Match hatte ein gute Konstellation zu bieten. Benoit und der Taskmaster mussten miteinander teamen. Dabei mochten sich beide damals nicht unbedingt vor und hinter den Kulissen. Am Ende lässt der Taskmaster seinen Tag Team Partner alleine verlieren. Auch die Steiners mussten gegeneinander antreten, hatten aber auch kein gutes Match. Was soll man auch bei den Tag Team Partnern erwarten? Immerhin hatte der Booty Man schon zwei Monate in Folge das gleiche Gimmick! Dann gab es noch das erste Match der späteren Dancing Fools, die Faces Of Fear als Gegner im zweitbesten Tag Team Match des Abends und zum Ende der große Angle mit den Horseman. Im besten Tag Team Match des Abends kam Flair mit den Frauen und Savages Geld raus. Dieses hatte sich Elizabeth nämlich vor dem Turn mitgenommen. Zu Beginn des Matches attackierte der Nature Boy dann auch den Macho Man zu Beginn. Alleine Guerrero versuchte hier ein normales Match zu machen und attackierte Flair. Der sorgte dann für einen Tag von Eddie mit Arn, so dass beide dann auf Savage losgehen konnten. Am Ende ging Anderson auf seinen Partner los, Flair pinnt ihn und attackiert nach dem Sieg seinen Partner. Das ist noch nicht ausgestanden.

Lord of the Ring – Das Grauen geht weiter

Aquifel: Die Überschrift verrät ja schon, dass es nicht besser wurde. Fire And Ice stehen automatisch im Finale, da Luger, Booker T & The Road Warriors keinen Sieger auswrestlen konnten. The Public Enemy treffen logischerweise nicht auf die verfeindeten Ric Flair und Randy Savage (kein Wunder dank dem Angle vorher) und bekommen den Sieg durch Nichtantritt. Bleiben zwei Halbfinals, die beide kurz und wenig sehenswert waren. Eaton & Slater müssen gegen Jim Duggan und VK Wallstreet (also Mike Rotunda alias I.R.S.) ran und setzen sich nach knapp 4 unspektakulären Minuten durch. Auch wenn gerade ein Bobby Eaton ein ordentlicher Worker war, schon auf dem Papier haut dieses Match keinen vom Hocker, zumindest nicht 1996. Das zweite Halbfinale war kein Stück besser. DDP bringt das Charisma mit, aber mit Leuten wie dem Booty Man und The Barbarian hilft das nichts. Auch Tag Experte Rick Steiner kann da nicht helfen, erst recht nicht bei 5 Minuten Zeit.
Etwas später gibt es das Finale. Eine 8-Mann-Battle Royal zwischen den Siegern um den Lord of the Ring zu küren. In nicht einmal 10 Minuten, die alles andere als umwerfend sind, setzt sich DDP dann durch. Mit 4 Eliminations und dem Sieg erhält er zwar einen netten Push, aber als Fan geht man letzten Endes leer aus. Nach 11 Matches, von denen eines als Angle passabel ist, während der Rest zwischen grausig und unterem Mittelmaß hin- und her schwankt, ist DDP der "Lord of the Ring" und das PPV schon in den Geschichtsbüchern als eines der miesesten PPVs überhaupt.

WCWler: Es ist WCWtypisch, dass man nach 8 Vorrundematches nur noch zwei in der nächsten Runde hat. Und dann auch noch mit einigen Wrestlern, die für schlechte Matches stehen. Die beiden Freilose, wobei Public Enemy keins hatten, da ihre Gegner sich auf dem Weg zum Ring richtig vermöbelten und von Offiziellen getrennt werden mussten. Aber natürlich gab es kein Match.
DDP als Lord of the Ring war bei diesem Teilnehmerfeld noch die beste Wahl. Aber es brachte ihm auch nichts wirklich. Aber das sehen wir in der nächsten WCW-Kolumne. Die Battle Royal war eine typische Battle Royal mit DDP, dem Barbarian, Scott Norton und einem von Public Enemy am Ende, nachdem er alle drei Männer pinnt. Zuvor war eine normale Over the Top Rope Battle Royal angekündigt. Typisch WCW...

Lichtblicke ausserhalb des Turniers

Aquifel: Es sind auch drei Non-Tournament-Matches auf der Card. Den Anfang macht nach den First Round Matches Brad Armstrong gegen Dean Malenko in eine Match um den Cruiserweight Titel. Über Malenkos Können braucht man keine Worte mehr verlieren, Brad Armstrong dürfte heutzutage fast keinem mehr etwas sagen. Da sind sein Vater Bob und sein Bruder Brian Armstrong, alies Road Dogg Jesse James, doch deutlich bekannter. Das Match war dann auch nicht schlecht, aber im Endeffekt auch gänzlich belanglos, steckte doch einiges der richtigen Starpower im Turnier fest. Nach Runde 2 dann das einsame Highlight zwischen Konnan und Jushin Thunder Liger um den US Title. Highlight mag hier hoch gegriffen sein, aber es sticht doch positiv heraus, was bei Liger (der eh eine Legende ist und auch damals schon war) und Konnan (der durchaus unterhaltsame Matches haben kann) allerdings wenig überrascht. Ordentliches Match.
Am Ende gibt es dann das World Title Match zwischen Sting und The Giant. Giant dominiert, es gibt WCW typischen Booking Crap mit Ref-Bumps, Eingriffen und und und, aber immerhin funktioniert die Geschichte mit Sting als Underdog. Netter Abschluss für ein grausiges PPV, aber auch nichts, das man gesehen haben muss.

WCWler: Das Cruiserweight Title Match fand ich richtig klasse. Mit Abstand das beste Match des kompletten Abends. Nachdem die WCW in den Vormonaten mit einigen Leichtgewichten gute Erfahrungen gemacht hatte, führte man den Cruiserweight Title ein. Nach der Einstellung des Light Heavyweight Title in den frühen 90ern, setzte man nun wieder auf die fliegenden Wrestler. Erster Champion wurde dann bei einer Show von New Japan Pro Wrestling Shinjiro Otani, der im Finale Benoit besiegte. Bei der Ausstrahlung von WCW Worldwide am Wochenende dieses PPVs gewann Malenko den Titel vom Japaner und so wurde dieses Match ein Titelmatch. Beide zeigten ein technisch tolles Match mit allen Arten von Aktionen. Matwrestling, High Flying oder auch verschiedene Slams und Suplessen. Malenko ging hier viel auf die Beine von Armstrong, der später Malenkos eigenen Finisher anbrachte. Natürlich konnte der Man of the 1000 Holds aber rauskommen und gewann kurz drauf nach einem Backbreaker vom obersten Seil.
Auch das US Title Match war sehr ordentlich und Vertreter der AAA und NJPW zeigten ein klasse Match um den zweithöchsten WCW-Titel. Es gab Unmengen an verschiedenen Moves, zum Teil in sehr schneller Abfolge. Die Finisher brachten nicht, aber am Ende stand trotzdem die Titelverteidigung. Die gab es auch am Ende des Abends im Main Event um den World Title. Aber in einem deutlich schlechteren Match. Hier hat mir gar nichts gefallen, obwohl ich Sting Matches sehr mag. Auffällig nur, dass am Ende mal wieder eine Kontroverse um Lex Luger im Raum stand. Dieser wollte Jimmy Hart davon abhalten, das Megafon gegen Sting einzusetzen und schlug diesen selbst damit. Die Frage, auf welcher Seite Luger steht, wird uns auch noch Monate beschäftigen. Was für eine Freude...


Fazit

Aquifel: 14 Matches in 3 Stunden... das kann nur daneben gehen. Sage und schreibe ein Match dauert minimal länger als 10 Minuten (der Main Event, der overbookt ist, aber immerhin funktioniert), nur eines würde ich als besser als okay bezeichnen (Liger/Konnan), dazu ein ordentlicher Angle (um Flair und Savage). Ansonsten wird bestenfalls Durchschnitt geboten, das meiste ist aber eher einiges drunter. Harte 0 Punkte in meinen Augen, aber das sind echt gut 3 Stunden meines Lebens, die ich nie wieder bekommen werde und die ich selbst mit einer Wurzelbehandlung unterhaltsamer hätte verbringen können.

WCWler: Ein WCW PPV, der zum Großteil aus Tag Team Matches besteht. Das war in der Vergangenheit schon jedes Mal eine Qual. So auch bei Slamboree. Allerdings wurde diese Show von den Einzelkämpfen etwas geschönt. Das Match um den Cruiserweight und den United States Title waren großartig für mich. Der Main Event war sehr overbookt und hat mir nicht gefallen, war aber besser als 90% aus dem Turnier. Deine Bewertung finde ich etwas hart. Ich gebe 3 Punkte.