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Inside The Cage Classics #90: Bash at the Beach 1996 – Der Turn, der die Welt schockierte

Kolumne

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Published on:
16.06.2015, 21:41 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #90: Bash at the Beach 1996 – Der Turn, der die Welt schockierte

Die Outsider haben viele Leute schockiert, sie haben etwas getan, was so noch nie im Business (zumindest in Amerika) so vorgekommen ist. Gerade deswegen schaute die ganze Welt auf den Main Event dieses PPVs. Doch der größte Coup der Outsiders (bzw. Eric Bischoff) stand noch bevor. Aquifel und WCWler führen euch durch den legendären PPV:

Der Turn, der die Welt schockierte:

Aquifel: Lassen wir erst einmal das Match außen vor. Wie schon letztes Mal erwähnt, die Outsider und vor allem das, was an diesem Abend in Daytona Beach geschah, waren das Zünglein an der Waage, das die WCW und damit das Wrestling allgemein in ungeahnte Höhen katapultiert hat. Über Wochen hinweg haben Scott Hall und später auch Kevin Nash einen Krieg gefordert, den sie hier heute bekommen sollten. Lex Luger, Sting und Randy Savage, zwischen denen es in der Vergangenheit ja auch schon mal heiß her ging (insbesondere zwischen Luger und Savage) sollten die WCW vertreten. Aber wie stand es um die Loyalitäten? Konnten sie sich zu einer Einheit zusammenraufen? Und vor allem: Wer war der geheimnisvolle dritte Mann bei den Outsidern? Spannende Fragen, mit einer umso überraschenden Auflösung (auch wenn Bobby Heenan sich bei Hogans Einzug verplappert hat): Hulk Hogan war das Mastermind hinter den Outsidern. Das Match endet zwar in einem No Contest, aber die New World Order wurde, sehr zum Zorn der Fans (was sich ja dann rapide änderte) ausgerufen und sie führte in den folgenden Jahren einen Krieg gegen die WCW, was die Turner Promotion lange Zeit zur unumstrittenen Nummer 1 machte und die WWF fast aus dem Business drängte. Es kam, aufgrund vieler Fehler (die WCWler und ich sicher in den kommenden Monaten und Wochen besprechen werden), letzten Endes anders, aber hier wurde der Startschuss für die wohl wirklich aufregendste Zeit des Wrestlings gesetzt. Das Match, inklusive der Verletzung Lex Lugers, Hogans Run In und so weiter ist zwar ganz gut gebooked, aber im Endeffekt war es per se nichts besonderes. Aber bei dem Twist ist das egal. SO wird es zum absoluten Must See für jeden, der sich auch nur ansatzweise für die Geschichte des Wrestling interessiert.

WCWler: Dieses Match ist großartig gebookt. Erst kommen zum Entsetzen der WCW die Outsider alleine raus und Mean Gene Okerlund interviewt Hall und Nash deswegen, dann schaltet Sting, der seit September des Vorjahres Luger immer verteidigt hat unabsichtlich aus und dann, im vielleicht schwärzesten Moment der bisherigen Übernahme, kommt Hogan. Sicher war das "Who's side is he on?" von The Brain vielleicht ein kleiner Spoiler, aber der Atmosphäre in der Halle und beim Zusehen, wie Hogan in den Ring geht, sich zwischen dem liegenden Savage und den Outsidern draußen stellt, tut das keinen Abbruch. Denn dann folgt das Unglaubliche: Hulk Hogan turnt gegen die WCW und ist zum ersten Mal in seiner Karriere wirklich ein Heel. Nach dem Legdrop gegen Savage folgte noch ein richtig großartiges Interview von Mean Gene mit Hogan und der Ring füllte sich mit Müll, geworfen von den ungläubigen und enttäuschten Fans in der Halle. Und dann endete die Show passenderweise mit einem Fluch von Tony Schiavone in Richtung Hogan. "You can go to hell. Straight to hell." Eines der besten Angle in der Geschichte des Professional Wrestling.

Auftrebende neue Gesichter

Aquifel: Neben dem heiß erwarteten Main Event mit dem wohl besten Schachzug, den Eric Bischoff je getätigt hat, um Ted Turner zu helfen, die WWF aus dem Business zu drängen, bot Bash at the Beach 96 auch eine weitere erstklassige Idee, die immer stärker umgesetzt wurde: Die Cruiserweight Division mit jungen Talenten, die in Japan und Mexiko einen anderen, aufregenderen Stil nutzten. Die ECW hat damit Erfolg gehabt und auch in der WCW deutete sich vorher schon an, dass hier ein großes Stück Zukunft lag.
So ging es im Opener gleich mit Psychosis und Rey Mysterio Jr. heiß her. Von David Meltzer mit sensationellen 4 3/4 Sternen bedacht, zeigten beide erst eher bodenständiges technisches Wrestling, um am Ende erstklassige Spots und Drama par excellence zu bieten. Damals kannte das Mainstream-Publikum diesen aufregenden Stil noch nicht so gut und heute wie damals können die beiden einfach begeistern. Man merkt, dass beide sich schon aus anderen Ligen gut kannten. Ohne Frage ein Klassiker, der nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.
Ebenfalls jung bzw. neu und aufstrebend waren Dean Malenko und Disco Inferno. Malenko war ja auch damals schon für sein technisches Können berüchtig, während Disco Inferno hier eher soetwas wie ein absoluter Underdog war. Und so fing das Match auch an. Malenko dominierte nach Belieben, man fragt sich eigentlich nur, wann Disco "erlöst" wird. Doch dann schlug der Schlaghosen-Afficionado zurück. Auf einmal war es ein Match auf Augenhöhe, Malenko nicht nur einmal nah an der Niederlage. Wunderbar gemacht, dramatisch und Disco Inferno konnte zeigen, dass auch er mit einem anständigen Widersacher ein spannendes und dynamisches Match auf die Beine stellen konnte. Sehr schönes Match und das Highlight der Mid-Card.
Das dritte Match dieser Kategorie ist zugegebenermaßen etwas hier reingequetscht, passt aber gut zu dem Thema mit den ausländischen Wrestlern. Konnan musste seinen US Title gegen die Legende Ric Flair verteidigen. Nun war Konnan nie so aufregend wie ein Rey Mysterio Jr. oder Psychosis, noch so technisch versiert wie ein Dean Malenko, aber er konnte durchaus solide Kost bieten. Über mehr kam er mit Flair dann auch leider nicht hinaus. Recht nettes, aber nicht mehr als herkömmliches Match, das man sich gut ansehen konnte, aber auch schnell vergessen hat.

WCWler: Der Opener zwischen Mysterio und Psychosis war einer der besten WCW Opener einer Großveranstaltung überhaupt. Beide lebten hier ihre Fehde aus Mexiko wieder auf, die laut Mike Tenay dort eine der heißesten Fehden überhaupt war. Nach einer Viertelstunde mit atemberaubenden Moves, darunter zwei tollen Frankensteinern von Mysterio und anderen High Flying Aktionen wie Moonsaultvariationen, gewann Rey am Ende nach einem pefekt ausgeführten Konter. Beide bewiesen, warum die Cruiserweight Division noch ein Aushängeschild werden sollte.
Beim Bash at the Beach war diese Division zwar mit einem Titelmatch vertreten, aber es war kein großer Kracher. Dean Malenko war der Champion und konnte Disco Inferno nach Belieben beherrschen. Das Match war kein Squash, aber Disco war nie ein ernstzunehmender Gegner und ein Titelwechsel stand außer Frage.
Das US Title Match war das zweitbeste Match des Abends. Flair konnte im Laufe des Kampfes immer mehr dominieren und am Ende den Titel gewinnen. Festzuhalten bleibt, dass Woman richtig nerven kann mit ihrem Geschrei und dass man ein Ablenkungsende auch etwas versauen kann. Das Match war gut und der Nature Boy hat endlich mal wieder einen Titel. Dazu ist es sein erster US Title in der WCW. Sein letzter Gewinn des United States Titles lag bei diesem PPV schon 25,5 Jahre zurück.


Das "Füllmaterial"

Aquifel: Bei dem "riesigen" Main Event und der ganzen Action mit den relativ jungen Talenten, gibt es, hart ausgedrückt, natürlich auch einiges an Füllmaterial. Den Anfang machte hier das zweite Match zwischen John Tenta und Big Bubba. Nach dem aufregenden Opener blieb das Publikum erstaunlich heiß. Heute hätte man so ein eher mittelprächtiges Match, insbesondere mit der beknackten "Irgendein Quatsch on a Pole"-Stipulation, wohl eher abgestraft. Stört nicht weiter, aber mit Ruhm konnten sich beide nicht bekleckern. Immerhin besser als ihr Zusammenstoß bei der vorhergegangenen Veranstaltung und mit Jimmy Hart auf dem Pole hatte das Match sogar ein kleines Higlight.
Sowas kann man vom Taped Fist Lord of the Rings Match leider nicht behaupten. Ich sage es immer wieder gerne, ich mag DDP. Jim Duggan war damals allerdings schon über seinen Zenit hinaus und weder die überflüssige Stipulation, noch die kaum vorhandene Bedeutung helfen dem Match. Sicher kein absoluter Rohrkrepierer, aber neben etwas unsauberen Taktiken seitens DDP und etwas "Classic"-Jim Duggan inklusive ein, zwei leichten Comedy Ansätzen gibt es hier wenig zu sehen. Das Publikum ging gut ab, das Match ist auch richtig platziert, aber gesehen haben muss man es nicht.
Danach setzte die WCW wieder auf Split Screens, um mit dem Chaos des Tag Team Dog Collar Matches zwischen den Nasty Boys und Public Enemy mithalten zu können. Das Match war mal wieder das typische wilde Gebrawle, nichts, was man noch nicht gesehen hatte, aber durchaus unterhaltsam. Nur wie gesagt, Surfbretter, aufblasbare Gummihaie und Prügeleien im Sand mögen schön trashig sein, wären aber ohne den nervigen Splitscreen durchaus noch witziger.
Nach dem zwischenzeitigen Auf in Form des Cruiserweigth Title Matches, kam der Stinker des Abends. Zwar steckte eine Story hinter Steve "Mongo" McMichael gegen Joe Gomez, aber dieses Mal fehlten Flair und Anderson im Match, um gewisse Probleme überspielen zu können. Das war so nix.
Nach dem US Title Match folgte dann noch ein kurzes und relativ schmerzloses Tag Team Match zwischen den Four Horsemen Chris Benoit und Arn Anderson auf der einen und Kevin Sullivan und The Giant auf der anderen Seite. Ist irgendwo etwas witzlos, aber naja, vor dem Main Event muss man ja keinen kompletten Kracher bringen, gerade da das Publikum bis hierhin sehr gut dabei war. Etwas wilde Action und Chaos gab es natürlich trotzdem, schließlich gab es hier einiges an Background zwischen den Beteiligten.

WCWler: Auch wenn es den Anschein hat, ein gewisser Vince Russo arbeitete zu diesem Zeitpunkt noch weiter nördlich. Trotzdem ist ein Pole Match mit zwei stabileren Wrestlern eine schwachsinnige Idee. Darum durfte auch Hart am Ende hochklettern und die Socke mit den Geldstücken holen. Dass diese ihm dann aber von Tenta abgenommen wurde, dieser Bubba schlug und das Match gewann, war von ihm sicher nicht beabsichtigt. Ein grauenhaftes Match, wie schon im Vormonat.
Auch die nächsten Matches waren recht schlecht. Das Lord of the Ring Match mit der ab geklebten Faust, war ebenso eine schlechte Idee, wie dass man Steve McMichael überhaupt in den Ring schickt. In seinem erst dritten Wrestlingkampf überhaupt durfte der ehemalige Footballspieler im Kampf der PPV-Debütanten den armen Joe Gomez eine sehr schnelle Niederlage beibringen. Das Match hätte aber noch kürzer sein können.
Das Match am Strand zwischen Public Enemy und den Nastys machte mir Spaß. Schöner Trash mit Strandspielzeug wie dem Gummihai und am Ende gewannen die durchgeknallten Nastys. Auch im anderen Tag Team Match gewannen die durchgeknallten vom Dungeon of Doom. Hier lag, wie sollte es anders sein, der Augenmerk vor allem auf Sullivan gegen Benoit. Der wurde am Ende vom Woman davon abgehalten, Sullivan weiter zu verletzen. Was das zu bedeuten hat?

Fazit

Aquifel: Legendär ist der PPV ohne Frage. Und ja, er war auch sehr ordentlich. Ein superber Opener, ein spannend gemachter und schockierender Main Event, dazwischen eine Mischung aus überwiegend solider Kost und einigen leichten Ausreissern nach oben (insbesondere Malenko gegen Disco Inferno) und unten (hier sei vor McMichael gegen Gomez gewarnt). Insgesamt gibt es 8 Punkte.

WCWler: Es gibt hier viele Höhen und viele Tiefen. Eine schöne Strandkulisse, ein fantastischer Opener, ein gutes Flairmatch, Malenko gewinnt und das Segment, dass die Wrestlingwelt verändern sollte, nach einem ansehnlichen Match. Dann allerdings gab es drei Matches, die richtig schlecht waren und man noch nicht mal in einer C-Show wie Worldwide bringen sollte. Dennoch überwiegt für mich das Positive und die historische Bedeutung der Show. Ich gebe auch 8 Punkte.