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Inside The Cage Classics #103: nWo – Souled Out 1997

Kolumne

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Published on:
15.09.2015, 20:00 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #103: nWo – Souled Out 1997

Anfang 1997 war es soweit: Das erste WCW PPV des Jahres lief unter dem Banner der nWo. Die Rebellen haben einfach kurzerhand übernommen. Es war ein Konzept, dass man ausprobieren wollte: nWo Kommentatoren, sehr starke nWo Beteiligung, nWo Setting, eine Miss Wahl und vieles mehr. Ob dieses Konzept aufging und ob es auch heute noch Spaß macht verraten euch Aquifel und WCWler.

Das Konzept

Aquifel: Souled Out war, wie eingangs erwähnt, ein Konzept PPV. Was mit einem langen (und ziemlich lahmen) Einspieler beginnt, zieht sich durch den ganzen Abend. Die Miss nWo Wahl stieß auf wenig Begeisterung beim Publikum, was kaum verwundert, so zeitraubend und dümmlich das Ganze war, die Musikauftritte, überall die Harleys und Motorradkluften, das Auslassen der Entrancemusiken der und diffamierende Ansagen gegen die WCW Wrestler, der etwas andere Kommentatoren"pult" mit Ted DiBiase und Eric Bischoff, dazu durchgehend meistens belanglose WCW gegen nWo Matches... ich bin mal ehrlich, das meiste ist so gewollt auf cool getrimmt, so viele "random" guys sind in der nWo, damit man hier WCW/nWo durchziehen kann und auch der teils stark parteiische Kommentar... ich fand es eher lächerlich und anscheinend war/bin ich nicht der einzige, dem das so geht/ging. Etwas weniger dick aufgetragen, etwas weniger Selbstbeweihräucherung und es hätte funktionieren können. So nicht.

WCWler: Mit dieser Show probierte die WCW etwas komplett Neues und es ging vollkommen daneben. Für einen PPV finde ich eine nahezu komplett dunkle Halle einfach nicht geeignet. Dazu war die ganze Aufmachung nicht gut gemacht. Ich verstehe zwar, dass man die WCW-Wrestler nicht groß präsentieren wollte, aber bei einem ganzen Abend nur die immer gleiche Musik der nWo zu haben und die Einspielungen während der Matches nervten spätestens nach einer Stunde. Die Wahl zur Miss nWo war lächerlich und auch mit Livemusik sollte die WCW später immer wieder scheitern. Immerhin waren sie so konsequent und haben den ganzen Abend nur von Nick Patrick leiten lassen.

Der Streit um die Krone

Aquifel: Bei World War III 1996 gab es ein, zumindest für die nWo, ja leicht kontroverses Ende: The Giant gewann die 60-Mann Battle Royale und damit einen Title Shot um Hollywood Hogans World Title. Bei Starrcade setzte die WCW verständlicherweise auf Hogan gegen Roddy Piper doch am 25. Januar 1997 erhielt der Giant dann endlich seine Chance. Gegen Ende dieser Kolumne wird auch klar, was ich meine, wenn ich sage: Hier ging es wenigstens um etwas und damit ist das Match automatisch schon eine Art Highlight des Abends. Abgesehen davon, dass dieses Match wenigstens eine Bedeutung hatte, gibt es leider auch nicht so viel Positives zu berichten. The Giant hatte natürlich keinen Rückhalt mehr in der nWo, Hogan hingegen wird von Anfang an als DER Shit schlechthin dargestellt. Highlight war klar die Sequenz, als der Giant einfach mal nach Hogans Leg Drop aufsteht und Hogan nach viel Rumgepose in den Chokeslam läuft. Danach selbstredend wieder ein nWo Fuck-Finish, da Nick Patrick der Meinung war, Hogan hätte die Schultern hochbekommen (was offensichtlich nicht der Fall war). The Giant fertigte dann vorerst die nWo ab, bevor sie ihn übermannte, während das Publikum laut nach Sting chantete. Wieder einmal ein typischer WCW nWo-Ära Main Event.

WCWler: Nach dem Sieg bei World War 3 und der Niederlage bei Starrcade verabschiedete sich der Gigant wieder aus der nWo und forderte sein Titelmatch ein. Und es war ein typischer WCW Main Event: Ein schlechtes Match mit Eingriffen am Ende und ohne eine cleanes Finish. Der nWo-Ringrichter half dem Kampf auch nicht wirklich. Am Ende jubelte die New World Order.


Die Titelmatches

Aquifel: Nach gut der Hälfte des PPVs ging es mit den Titelmatches los. Als erstes gab es The Outsiders gegen The Steiner Brothers um den Tag Title. Nach Herausforderern wie den Faces of Fear eine willkommene Abwechslung und ernsthafte Bedrohung für die Champs. Das Match an sich war dann auch soweit ganz nett. Bemerkenswert ist vor allem, dass die Steiners, als WCWler eigentlich Faces, hier durchaus auch mal in die Heel-Trickkiste griffen. Am Ende gab es dann einen Ref-Bump und Nick Patrick war ausser Gefecht gesetzt, wodurch die Steiners die Niederlage abwenden konnten. Randy Anderson kam dann zum Ring und schon gab es den 3-Count gegen Scott Hall. Auch wenn ich kein Fan von solchen Ref-Bumps bin, hier war es ganz witzig, da die Steiners so auf sehr "nWo"-artige Weise gegen die Champs gewinnen konnten. Karma's a bitch.
Das zweite Titelmatch war das Ladder Match zwischen Eddie Guerrero und Syxx um den US Title. Seit Shawn Michaels gegen Scott Hall beim Summerslam 1995 gab es eigentlich keine größeren Ladder Matches mehr und die WCW wollte die beiden High Flyer nutzen, um der WWF, die solche Matches nunmal besser als jeder andere inszenierte, ein Schnippchen zu schlagen. Von den Spots her blieb das Match zwar größtenteils unspektakulär und es ist definitiv kein echter Klassiker, aber zum Match des Abends reichte es allemal. Irgendwie verstand die WCW es nicht so gut wie die WWF, Drama, Spots und Geschichte in einem Ladder Match zu einem Kracher zusammenzuweben. Der dümmliche Kommentar war auch wenig hilfreich, denn jemanden wie Steven Seagal (der den 7. Dan im Aikido inne hält) oder Jean Claude van Damme (Schwarzgurt im Karate) als "Hollywood"-Guys abzutun, die x-tausend Takes und Kameraeinstellungen für einen Kick brauchen, und gleichzeitig Syxx als "the real deal" zu bezeichnen, nur weil er ein paar Kicks und Chops im Repertoir hat, grenzt schon an peinlich. Naja, trotzdem waren die beiden der größte Lichtblick des Abends und das darf man ihnen nicht absprechen, weil Bischoff und DiBiase etwas übers Ziel hinausschießen.

WCWler: Das Tag Team Match fand ich sehr ordentlich. Es standen vier gute Wrestler im Ring und sie zeigten ein ausgeglichenes Tag Team Match. Das Ende sollte dann noch eine weitreichende Entwicklung mit sich bringen. Hier hat man das sehr gut gemacht, dass ein Ringrichter der WCW, der mit anderen Wrestlern im Publikum saß, den Pinfall zählte. Und während Bischoff und DiBiase sich am Kommentar richtig aufregten, waren die Steiners scheinbar Tag Team Champions. Für die Story gut gemacht.
Das Leitermatch ist zwar der Kampf des Abends, aber das spricht nicht für den restlichen Abend. Ich fand das Match etwas lahm. Zwar brauche ich nicht unbedingt waghalsige Spots, bei denen sich die Wrestler irgendwas brechen, aber man könnte die Leiter doch mal öfter einsetzen. Und dann auch zum Hochklettern nehmen. Eddie und Syxx standen am Ende auf der Leiter, konnten beide den Titel abnehmen, aber nach einem Schlag mit dem Gürtel fiel Syxx von der Leiter. Der Mexikaner hob den Titel auf und feierte danach mit dem WCW-Wrestlern im Publikum. Ein schönes Bild.


Viel Belangloses

Aquifel: Den Anfang machten Masahiro Chono und Chris Jericho. Die beiden Legenden hatten dann auch gleich eines der besten Matches des Abends. Solide Action, nichts wirklich außergewöhnliches, aber ein guter Start, der nach einem Tablespot und dem Mafia-Kick zu Gunsten Chonos ausging.
Danach ging es aber steil bergab. Hugh Morrus gegen Big Bubba als Mexican Death Match bot zwar einiges im Bereich Materialschlacht, kam beim Live-Publikum scheinbar sogar gut an, aber war letzten Endes nur ein recht lahmer Brawl.
Double J konnte danach den ersten Sieg für die WCW einfahren. Das Match gegen Michael Wallstreet war aber auch nicht mehr als "da". Handwerklich sicher nicht grottenschlecht, aber Spaß und Spannung findet man dann doch woanders.
Wesentlich mehr kann man auch zu Buff Bagwell gegen Scotty Riggs nicht sagen. Hundsmiserabel war es jetzt nicht (allerdings auch bei weitem kein Durchschnitt), aber unterhalten oder wirklich mitreissen konnten mich beide nicht.
Auch Scott Norton und DDP hauen einen nicht vom Hocker. Immerhin konnte DDP erneut Farbe bekennen (was wohl der Hauptgrund für dieses Match war), sodass hier wenigstens etwas Storylinefortschritt betrieben wurde.

Bevor jetzt jemand motzt, dass ich diesen Teil sehr kurz und lieblos geschrieben habe: Ungefähr so kam ich mir vor, als ich mir Souled Out 1997 eben nochmal angeschaut habe. Keines der unter diesem Punkt erwähnten Matches besaß für sich gesehen irgendeinen wirklich tiefergehenden Belang (DDP/Norton aufgrund des Aftermaths mal außen vor) oder irgendeinen echten Unterhaltungswert. Wrestlerisch war das, bis auf Chono/Jericho (das auch nur in Ordnung war), alles langweilige 08/15 Kost, eine einzig lange Pinkelpause zwischen dem, was die WCW hier wirklich machen woltle: Die nWo abfeiern und als cool und anders darstellen. Deswegen so kurz und lieblos, denn das war bookingtechnisch und wrestlerisch auch alles lieblos.

WCWler: Chono und Jericho litt gleich zu Beginn unter den Heelmoves des Ringrichters. So wollte er für Jericho nicht immer gut zählen. Das Match selbst war ok, wobei ich den Tablespot etwas gestellt fand. Da lief es nicht ganz flüssig zuvor, fand ich. Chono gewann und sorgte für den ersten nWo-Erfolg. Das Mexican Death Match und der Kampf von Wallstreet gegen Jarrett war einfach nur schlecht. Beide Matches hatten keine einzige gute Wrestlingktion und haben mich einfach nur gelangweilt. Beide wurden auch durch den Ringrichter entschieden. Im Kampf der Big Man zählte Patrick Big Bubba sehr langsam an und kam beim Ten Count so nur bis 7. Nachdem Morrus dann von Bubba mit einer Harley überfahren (!) wurde, konnte Morrus nicht mehr aufstehen und verlor das Match nach dem Ten Count. Im nächsten Kampf zog Patrick Wallstreet einmal in die Seile und zählte das Cover nur nach Androhung von Steve McMichael. Die Spannungen bei den Horseman gehen zwar weiter, aber sie helfen sich immerhin noch.
Das Match zwischen Bagwell und Riggs war eines der wenigen Matches auf dieser Card mit einer guten Storyline. Beide waren ein Tag Team und während Buff das Angebot von Bischoff annahm zur nWo zu wechseln, war Riggs damit nicht einverstanden. So baute sich über 4 Wochen eine gute Fehde auf, die aber auch nicht in einem guten Match mündete, was an diesem Abend halt so oft vorkam. Bagwell gewann sein erstes Singlesmatch bei einer Großveranstaltung seit knapp 5 Jahren. Das einzige Highlight beim letzten Match war dann, dass Page sich klar zur WCW bekannte. Sonst war es aber auch ein Kampf ohne normales Ende.

Fazit

Aquifel: Auweia. Die WCW wagte mit dem Konzept etwas, aber anstatt eine rebellische Show zu veranstalten, die viel cooler und edgier als die WCW (oder die WWF) war, wurde der erste nWo PPV eher zu einer Farce und Tortur. Der Opener war noch in Ordnung, aber danach versumpft man in vielen Belanglosigkeiten, Albernheiten und zwischendurch auch mal bestenfalls mittelmäßigem Wrestling ohne wirklich Aufbau und Bedeutung. Erst mit dem Tag Title Match ging es wieder etwas bergauf, mit dem Ladder Match noch ein Stückchen mehr. Der ME... typisch WCW zu dieser Zeit. Der PPV verkörpert echt alles, was mich an dieser Zeit so genervt hat und weshalb ich die nWo auch schon IMMER nervig und öde fand. 1 Punkt für den Opener und das Ladder Match, aber auch nur mit viel Wohlwollen.

WCWler: Ich würde diesen PPV nicht als einen der Schlechtesten, sondern eher als den Absurdesten aller Zeiten bezeichnen. Der Versuch, den man hier macht, ging völlig schief. Der Plan, die nWo bekommt eigenen PPVs und TV-Shows, wurde nach dieser Show wieder fallen gelassen. Und das war auch gut so. Es gab einiges an Drumrum, was nicht zu einem klassischen PPV gehörte, kein gutes Wrestling und viele Finishes, die nicht clean waren. Mich hat diese Show richtig gelangweilt und ich gebe 1 Punkt.