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Mainstream Breakdown #13: Bayley vs. Sasha Banks - Hauptsache Kritik

Kolumne

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Published on:
12.10.2015, 16:25 
Category:
Series:
Mainstream Breakdown (All entries of this article series)
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Es gibt die unterschiedlichsten Wrestling-Fans. Da gibt es die, die auf technisches Wrestling abfahren, solche, die auf Highflying-Action stehen, andere, die Sports Entertainment-lastige Kämpfe bevorzugen und so weiter, und so fort. Keine Frage ist dies auch das Salz in der Suppe eines jeden Wrestling-Forums und die Grundlage für viele aufregende Diskussionen. Allerdings gibt es meiner Meinung nach Kämpfe, über deren Qualität man nur in einem gewissen Rahmen diskutieren kann bzw. sollte. Matches, die einfach über jeden Zweifel erhaben hin gut bzw. sehr gut waren. Und genau so ein Match gab es am vergangenen Mittwoch bei NXT TakeOver: Respect. Ich spreche natürlich vom 30 Minute Iron Man Match um den NXT Womens‘ Title zwischen Bayley und Sasha Banks.

Aktuell steht der Main Event des jüngsten NXT-Specials in unserer Datenbank bei 9.29 Punkten und ist damit in der ewigen Bestenliste auf Platz 91. Vor wenigen Tagen noch stand die Wertung sogar bei 9.50, bevor eine 5.0 und eine 6.0 den Schnitt ein wenig nach unten drückten. Doch bevor ich darauf noch ein wenig ausführlicher zu sprechen komme möchte ich kurz erläutern, warum ich persönlich hier die Höchstnote gezückt habe.

Die Erwartungen an dieses Match waren natürlich immens hoch. In den letzten rund anderthalb Jahren haben die Damen von NXT die Erwartungshaltungen an ihre Kämpfe immer weiter hochgeschraubt. Gerade die Matches mit Beteiligung von Charlotte und/oder Sasha Banks steigerten sich immer mehr, sodass man glaubte, der Zenit sei doch irgendwann erreicht. Spätestens bei NXT TakeOver: Unstoppable kam dieses Gefühl auf, als Banks und Becky Lynch ein hervorragend geworktes Match auf die Beine stellten. Doch auch da täuschte man sich, denn im August machten es Sasha Banks und Bayley noch einmal besser. Die Geschichte rund um den Underdog Bayley wurde nicht nur hin zu TakeOver: Brookyln super inszeniert, sondern fand auch im eigentlichen Match seinen Platz und sorgte so einfach für ein eigentlich perfektes Gesamtkunstwerk, bei dem man eben auch einmal über die ein oder andere nicht so sauber ausgeführte Aktion hinwegsehen konnte. Ich persönlich brauche eben auch keine perfekte, fehlerfreie Ausführung, da es sich hier eben auch noch um einen Sport handelt, bei dem Fehler passieren können.

Durch das fantastische erste Match stellte sich natürlich die Frage, ob es den beiden Damen gelingen würde, diese Leistung noch einmal zu toppen. Dreißig Minuten später war man dann schlauer: Ja, es gelang ihnen. Es gelang ihnen deshalb, weil sie im Iron Man Match einfach perfekt auf ihrem ersten Kampf aufgebaut haben. Es gab so viele Aktionen, die an ihr Aufeinandertreffen in Brooklyn erinnerten. Sei es der Trash-Talk von Sasha gegen Bayley, als diese in der Ecke lag, der Konter des Bank Statements oder die Reverse Hurracanrana vom Top Rope. Doch im Gegensatz zu der Matchserie zwischen Seth Rollins und John Cena, wo die Aktionen oft 1:1 wieder so durchgezogen werden, wurden diesmal sämtliche Moves ausgekontert oder eben anders ausgeführt. Dazu kam die Handbearbeitung, die diesmal gegen Sasha Banks, statt gegen Bayley ging und diese schließlich daran hinderte, ihr Bank Statement in der Schlussphase voll durchzuziehen. Der entscheidende Vorteil für Bayley im Finish.

Ein besonderer Faktor in diesem Match war natürlich auch die grandiose Heel-Arbeit von Sasha Banks. Diese Frau beherrscht das Spielen mit der Crowd mit 23 Jahren schon besser als so manch ein Veteran. Das Nachmachen der Bayley-Pose, die Arroganz gegenüber ihrer Gegnerin und schließlich das Einbeziehen von Bayleys größtem Fan Izzy mit der geklauten Schleife waren schlicht und ergreifend Weltklasse. Wer da noch nicht emotional in diesem Match drin war, sollte seine Freude am Wrestling überdenken.

Ja, auch diesmal gab es die eine oder andere Aktion, die nicht hundertprozentig flüssig aussah. Und wenn ich unbedingt etwas zu Meckern finden will, werde ich in diesem Match bestimmt auch fündig. Das alles ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Bayley und Sasha Banks abermals ein absolut hervorrangendes Match gezeigt haben. Alle Falls ergaben Sinn und waren nicht inflationär eingesetzt. Schlussendlich setzte die intensive und spannende Finishingphase diesem Kunstwerk noch die Krone auf. Für mich gab es an dieser Stelle keine Zweifel mehr, dass ich Bayley vs. Sasha Banks II die vollen zehn Punkte geben würde, weswegen ich auch ohne Diskussionen diesen Kampf unserem Matchguide hinzugefügt habe.

Nun aber zu der Kritik, die hier und da doch an diesem Match geübt wird. Da wäre zum einen eben die Tatsache, dass viele Moves unsauber ausgesehen haben. Ich sage: Das gehört einfach zum Wrestling dazu und kann passieren. Wichtig ist, wie die Performer, die anders als Schauspieler eben keinen zweiten Take bekommen, darauf reagieren. Und das haben Bayley und Sasha hier erneut sehr souverän gemacht, weswegen das für mich kein Anlass für Minuspunkte war. Dann gab es Stimmen, die mit den einzelnen Falls nicht zufrieden waren. Warum benutzt Sasha Banks beispielsweise die Taktik, die zum ersten Pin führte, nicht auch in einem normalen Match? Nun, weil man in einem Iron Man Match eine komplett andere Taktik fährt. Da versuche ich eben auch einmal, den Ringrichter abzulenken und so den Sieg abzustauben. Im schlimmsten Fall erwischt er mich und ich werde disqualifiziert. Im besten Fall, so wie eben hier, gehe ich mit 1:0 in Führung. Und genau das ist eingetreten. Wer sich solche Fragen stellt müsste sich dann ebenso wundern, warum ein Stuhlschlag in einem normalen Kampf oft ausreicht, um einen Gegner zu schultern, Superstars in einem Hardcore Match nach zehn Schlägen jedoch immer noch auskicken können?! Anderes Match - andere Herangehensweise.

Zu guter Letzt wäre da noch das Finish. "Warum gibt Sasha, der Boss, denn bitte drei Sekunden vor Matchende auf", war eine der am häufigsten gelesen Fragen der letzten Tage. Warum gibt sie also auf? Weil sie verdammt noch mal starke Schmerzen hatte. Bayley hatte ihre eh schon lädierte Hand in einem Aufgabegriff und trat ihr gleichzeitig hart gegen den Kopf. In dem Moment denkt sie nicht über die verbleibende Zeit nach und hört den Fans zu, wie sie herunterzählen. In diesem Moment will sie einfach nur, dass der Schmerz aufhört. Und zwar sofort. Deswegen gab Sasha Banks auf. Das ist nicht schwachsinnig, sondern einfach sinnvoll. Nehmen wir jedoch einmal an, Sasha hätte noch klar nachdenken können. Was wäre ihr da durch den Kopf gegangen? Richtig, es steht 2:2, eine Siegchance habe ich gerade eh nicht mehr. Im besten Fall kriege ich noch eine Verlängerung, bei der ich aber auch stark gehandicapt bin. Also ist auch das nicht unbedingt eine Aussicht, für die es sich lohnt, auch nur eine Sekunde länger den immer größer werdenden Schmerz zu ertragen.

Dieser Kampf bzw. diese Fehde brauchte ein klares Ende. Ein Unentschieden hätte nichts geklärt und eigentlich nur nach einem weiteren Match geschrien, was nicht mehr nötig gewesen wäre. So fand man meiner Meinung nach den perfekten Abschluss, in dem beide als Sieger hervorgingen. Genauso wie wir Fans, die hier einen erstklassigen Kampf bewundern durften. Ich will hier niemandem etwas unterstellen, aber zuweilen habe ich das Gefühl, dass manche Fans hier einfach nur Kritik üben wollen, um aus der Masse herauszustechen. Schlechtes Wrestling gibt es weltweit schon genug, da muss ich meine Zeit nicht noch damit verbringen, in einem grandiosen Match Fehler zu suchen. Wie einleitend bereits gesagt: Ich liebe das Wrestling und die Diskussionen, die es unter uns Fans auslöst. Es gibt jedoch manchmal Meinungen, die ich einfach nicht nachvollziehen kann. Und jede Wertung unter 8 Punkten bzw. vier Sternen für dieses Match stößt bei mir auf absolutes Unverständnis. Ein Match, welches mir wieder einmal gezeigt hat, warum ich Wrestling liebe. Danke Bayley, danke Sasha Banks!