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Inside The Cage Classics #108: WCW Spring Stampede 1997 – Es wird persönlich

Kolumne

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Published on:
20.10.2015, 22:10 
Category:
Series:
Inside The Cage Classics (All entries of this article series)
Author(s):
Inside The Cage Classics #108: WCW Spring Stampede 1997 – Es wird persönlich

Nach den Geschehnissen bei Uncensored war klar, dass Randy Savage, auf Seiten der nWo, und DDP, eine der aufstrebenden WCW Hoffnungen, aufeinandertreffen mussten. Ob die beiden und auch alle anderen in kleinere und größere Fehden verwickelten Wrestler/innen abliefern konnten, klären wie gewohnt WCWler und Aquifel.

Eine persönliche Fehde im Main Event

Aquifel: Dieses Mal stand im Main Event nicht Hogan oder der World Title im Fokus. Sehr zu meiner Freude ging es um die bei Uncensored richtig ins Laufen geratene Fehde zwischen dem zur nWo geturnten Randy Savage und dem aufstrebenden Diamond Dallas Page. Nicht nur, dass dies storytechnisch in meinen Augen interessanter war, auch wrestlerisch versprach das um einiges mehr als ein weiteres Hogan Match. Und das Ganze gliederte sich trotzdem wunderbar in die große Storyline mit der nWo ein.
Und dementsprechend dramatisch war das Match. Savage zieht wunderbar Heat, man merkt, dass er früher schon lange Zeit Heel war, DDP war der Kämpfer der Fans. Durch die No DQ Stipulation durfte dann auch ausgiebig außerhalb des Rings gebrawlt werden. Tonnen, Stühle, Kabel, die Ringglocke... auch wenn einiges an Material zum Einsatz kam, gab es irgendwann auch ganz klassisches Drama. So knockt Savage kurz vor dem Ende den Ref aus, Nick Patrick kommt zum Ring. Jetzt schien alles klar. Doch DDP kontert in einen Diamond Cutter und Patrick zählt bis 3. Das Chaos danach, die Streitigkeiten in der nWo... kurz darauf war wieder alles vergessen, außer Nick Patricks "Turn", aber hier wirkte das alles einfach klasse. Ein großer Sieg für DDP, ein hervorragender Start in die Fehde, die hiermit noch nicht zu Ende war (kein Wunder bei dem Aftermath) und definitiv der beste WCW Main Event seit langem.


WCWler: Dieser Main Event war großartig. Ein klasse Brawl, der wie damals üblich durch das Publikum ging und eine Menge Objekte beinhaltete. Page wollte hier die verbalen Attacken von Savage gegen seine Frau Kimberly aus dem Vormonat rächen und zeigte keine Gnade. Dabei versteckte sich der Macho Man einmal hinter Kimberly und konnte so seiner Begleitung Elizabeth ermöglichen DDP auf dem Rücken zu kratzen. Als der Brawl wieder im Ring war, rastete Savage vollkommen aus. So schlug und trat er Ringsprecher David Penzer, als er ihm seine Sitzgelegenheit wegnahm, verpasste Ringrichter Mark Curtis einen Piledriver und wunderte sich dann, dass beim Pinfall kein Ringrichter da war. NWO-Hausringrichter Patrick ging dann zum Ring und Kevin Nash sah ihm grinsend nach. Im Ring gelang DDP aber der Diamond Cutter out of nowhere und zur allgemeinen Überraschung zählte Nick Patrick sauber durch. Page gewann das Match.
Nach dem Match kam Nash aber in den Ring und konfrontierte den Ringrichter. Es folgte die komplette nWo ohne Hogan und Hall, aber mit dem suspendierten Eric Bischoff. Nash griff Patrick an die Kehle und weckte Savage wieder auf. Als dieser wieder stand bekam Patrick eine recht hohe Jackknife Powerbomb von Nash. Savage kickte DDP aus dem Ring und schnappte sich Kimberly. Das war aber selbst für Eric Bischoff zuviel und der Vizepräsident der WCW hinderte Savage daran eine Frau zu schlagen. Savage schubste Bischoff, der schubst zurück und Savage schlägt seinen Boss nieder! Mit Bildern, dass die New World Order Savage und Bischoff auseinander halten muss, geht Spring Stampede zu Ende. Die Einigkeit der nWo ist Geschichte!


Viele Titelkämpfe

Aquifel: Das erste Titelmatch war dieses Mal das WCW World Womens Title Match. Retrospektive war das natürlich eine herzlich uninteressante, da kaum relevante Begegnung, aber mit Madusa und der Championess Akira Hokuto standen zwei durchaus begabte (das gilt insbesondere für Hokuto) Damen im Ring. Aber in 5 Minuten, mit lahmen Eingriffen und wenig Chancen, die Action wirklich zur Entfaltung zu bringen, verwundert es kaum, dass dieses Match, genauso wie der Titel, mehr Füllmaterial, als irgendetwas anderes waren.
Das direkt darauffolgende zweite Title Match um den TV Title zwischen Champ Prince Iaukea und dem damals oft unter Wert verkauften Lord Steven Regal war da schon eine etwas andere Geschichte. Gerade Iaukea konnte ja mit einigen überraschenden Siegen zeigen, dass man ihn ernst nehmen musste. Regal war nun nicht gerade sein größter Herausforderer und irgendwie war das Match auch dezent unspektakulär. Es war halt da. Regal versuchte es immer mal wieder mit kleinen Nicklichkeiten, Iaukea blieb sehr bodenständig und einsames Highlight ist, wie der Veteran einem Crossbody vom Seil einfach gemütlich ausweicht. Na ja, eigentlich konnten beide es besser und wäre der Angriff Regals nach dem Match nicht, hätte man sich das Ganze auch schenken können.
Interessanter war da das US Title Match zwischen Chris Benoit und Dean Malenko. Zwei der besten Techniker und Cruiserweights der WCW versprachen einen spannenden und hochklassigen Kampf. Manch einer mochte etwas enttäuscht geworden sein, denn Malenko und Benoit gingen sehr methodisch und durchaus intensiv vor. Also kein klassisches Feuerwerk, aber in meinen Augen doch ein an sich sehr ordentlicher Kampf. Bis zum Finish zumindest, das typisch WCW chaotisch Storylines weiterführt, egal, wie unbefriedigend das auf das Match wirkt. Was haben Sullivan und die anderen mit Eddie Guerrero vor? Weshalb hilft Arn Anderson nicht wirklich? Fragen über Fragen, die ein gutes Match um eine spannende Finish-Phase betrogen.
Etwas ungewöhnlich war das Tag Title Match. Scott Steiner und Scott Hall nahmen nicht am Match teil. Ergo durften mit Kevin Nash und Rick Steiner, wie in den Kommentaren zum PPV ein User treffend beschrieben hat, die wrestlerisch schwächeren Partner ran. Das Ergebnis war ein story-getriebenes "Match", das wrestlerisch bei weitem kein Glanzstück (voll daneben trifft es eher), aber in der Grundkonstellation durchaus spannend war, schließlich standen Steiner mit Syxx, Ted DiBiase und Nick Patrick noch drei weitere nWoler gegenüber, zwischen denen es dann auch noch Spannungen gab. Wie gesagt, nicht gut, aber mal was anderes.

WCWler: Auch der nächste Versuch die Damendivision bei einem PPV zu präsentieren ging schief. Das Titelmatch war nicht gut, Hokuto verteidigte und Luna Vachon griff Madusa an. Aufbau einer neuen Fehde, die vielleicht etwas besser wird.
Das TV Title Match war gut. Iaukea konnte sich jetzt schon einige Zeit als Champion halten und traf hier auf seinen Vorgänger. Im royalen Duell zwischen dem Prinzen und den Lord legte sich der Brite mit den Fans an und zeigte einige Heelaktionen. Das Ende kam nach einem Konter vom Prinzen, als Iaukea Regal einrollte. Der verkraftete die Niederlage nicht besonders und attackierte den Champion nach dem Match mit einem Submissionmove und schlug ihn mit dem Titelgürtel auf den Kopf. Das Match war nicht schlecht, aber es gab schon bessere Matches um den Titel.
Das Titelmatch um den US Title war in den ersten 10 Minuten eines der besseren Matches um den Titel. Danach kam es zum typischen Chaos. Beide zeigten erst ein sehr holdlastiges Match, mit technisch hochwertigen Aktionen. Dann kam Jacqueline, die Begleitung von Kevin Sullivan zum Ring und lieferte sich mit Woman einen Catfight am Ring. Anschließend ging die Kleptomanie in der WCW weiter und Jimmy Hart stahl den Titelgürtel von Ring. Guerrero wollte ihn hindern und jagte Hart um den Ring. Derweil zeigte Malenko einen Suplex vom Apron auf den Hallenboden mit Benoit. Erst kam dann Anderson und schlug Malenko nieder, es folgte Sullivan, der Benoit mit einem Kendostick niederschlug und nachdem Malenko durch Disqualifikation gewann, wurde Eddie Guerrero mit dem Gürtel entführt. Das Match war am Ende Nebensache und die kriminellen Aktionen in der WCW nehmen langsam Überhand...
Das Tag Team Title Match stand unter einem schlechten Stern. Hall war im Entzug und auch Steiner war zuvor unangenehm aufgefallen. So war der Outsider seit drei Wochen nicht da und Steiner wurde während des Openers verhaftet. So gab es das erste (von sehr vielen...) Singles Matches um die WCW World Tag Team Title. Steiner durfte hier kaum etwas zeigen und Nash dominierte nach Belieben. So machten Syxx und DiBiase eine Polsterung in der Ringecke ab und Steiner flog viermal mit dem Gesicht in den blanken Stahl. Nach der zweiten Attacke versuchten DiBiase und Patrick Nash davon abzuhalten. Sie forderten Big Sexy auf Rick Steiner zu pinnen. Danach ging DiBiase vom Ring weg. Als Nash Steiner endlich pinnte, zögerte Patrick etwas, zählte den Pinfall aber doch durch. Am Ende ging er aber angewidert nach hinten.


Ein Contender-Match und der Rest

Aquifel: Den bunten Reigen eröffneten Rey Mysterio Jr. und der Japan-Import Ultimo Dragon. Wie so häufig versuchte die japanische Legende Rey mit Technik, Strategie und Impact-Moves aus dem Rennen zu nehmen, Rey hielt mit Kontern, Hope-Spots und High Flying dagegen. Und wie so häufig war das Ergebnis wrestlerisch sehr ordentlich, hatte Spannung und Dramatik und war dieses Mal auch eindeutig das Match des Abends. Auch wenn die WCW mal wieder in den Split Screen wechselte, um für spätere Matches möglicherweise relevante Fakten (die natürlich nicht so interessant sind wie das Cruiserweight Match hier) zu präsentieren. Egal, tolles Match.
So sehr Bobby Heenan erwähnte, dass Steve McMichael ein Athlet gewesen sei, alleine seine Präsenz im Match zwischen ihm und Jeff Jarrett für die Four Horsemen auf der einen und Public Enemy in Form von Rocco Rock und Johnny Grunge reichte schon, das Ganze etwas runter zuziehen. PE waren in der WCW nie das, was sie in der ECW darstellten, Double J mag irgendwo sogar halbwegs zu den Horsemen gepasst haben, McMichael nervte hier höchstens noch. Und so war dann auch das Match. Belangloser und uninspirierter Mid-Card Quark, der verhindert, dass das Publikum sich vor den Highlights auspowerte.
Das 4 Corner Match war natürlich ein anderes Kaliber und da der Sieger es später mit Hogan aufnehmen durfte stand auch etwas auf dem Spiel. Lex Luger, The Giant und aus was für Gründen (aus Booking Sicht) auch immer Booker T und Stevie Ray traten um den Spot an. Urigerweise war dieses Match eher ein Tag Team Match, als alles andere. Klar, Stevie Ray und Booker T treffen kurz aufeinander, ebenso Luger und The Giant, aber die Grunddynamik ist eher 2 gegen 2. So zeigen Luger und der Giant vor allem Power Moves, Harlem Heat sind an sich nie eine große Bedrohung. Trotzdem war das Match soweit ganz unterhaltsam, vor allem dass der Giant quasi Luger den Platz im Kampf gegen Hogan überlässt, was sich offenkundig auch alle Fans gewünscht haben.

WCWler: Der Opener war wieder mal großartig. Beide haben im Jahr 1996 schon zwei PPV-Matches gehabt, von denen jeder eines für sich entscheiden konnte. Der Drache zeigte hier viele Kicks und harte Aktionen, kehrte dann aber mehrmals in den Sleeperhold gegen den Mexikaner zurück. Rey war hier sehr passiv über lange Strecken des Kampfes. Der Split Screen mit den Szenen, die zur Verhaftung von Scott Steiner führte, störte hier natürlich enorm. Vor allem, da man den Beginn der Offensive von Mysterio verpasste. Dieses Aufkeimen konnte der Japaner aber im Keim ersticken und zeigte u.a. sieben Giant Swings. Es folgten viele Nearfalls, gefolgt von einem erfolgreichen Einroller von Mysterio. Ein sehr unverdienter Sieg des Mexikaners, der kaum offensive Aktionen hatte.
Das Tag Team Match zwischen den Horseman und Public Enemy fand ich schlecht. Mich begeistert dieses Horsemanteam einfach nicht und auch die Gegner machten es nicht besser. Die Fehde dauerte zwischen den Teams schon ein paar Wochen an und nach einer Attacke mit dem Koffer gewannen die Hardcorewrestler.
Sehr interessant war es dann im Match um Hogans Herausforderer. Hier standen sich quasi zwei Tag Teams gegenüber, die aber alle 4 Gegner waren. So gab es auch teaminterne Konstellationen im Ring. Es gab ordentliches Wrestling, aber ein sehr dämliches Ende. Warum gibt der Giant einfach die Titelchance weg? Und warum soll Luger bessere Chancen als der Gigant haben gegen Hogan. Aus Sicht des Giants macht das wenig Sinn, meiner Meinung nach.


Fazit

Aquifel: Opener war top, Main Event war auch stark. Dazwischen... Benoit/Malenko war bis auf das Finish ebenfalls ordentlich und der 4 Way wusste auch zu unterhalten, doch der Rest wollte nicht so recht zünden und hat mich doch eher gelangweilt. 6 Punkte

WCWler: Die WCW lieferte hier eine interessante Mischung ab. Ein fantastischer Opener, ein gut gemachter Main Event, zwei gute Matches um die Singles Titles, die bis auf das Ende im US Title Match sehr ordentlich bis gut waren und kein Match, was komplett schlecht war. Dazu baute die WCW ein tolles Set, eine Wüstenstadt, in den Eingang und zeigte dass man auch ohne den World Champion ein gutes Produkt zeigen kann. Ich gebe 7 Punkte.