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Mainstream Breakdown #14: The Road To WrestleMania Starts On A High Note

Kolumne

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Published on:
25.01.2016, 13:17 
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Mainstream Breakdown (All entries of this article series)
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Zwei Jahre in Folge schaffte es World Wrestling Entertainment, einen Großteil der Fans mit dem Royal Rumble Match zu enttäuschen. Batista wollte 2014 kaum ein Zuschauer als Sieger der großen Battle Royal sehen, ebenso wie 2015 Roman Reigns. Umso gespannter durfte man sein, ob es die McMahon-Promotion in diesem Jahr schaffen würde, die stets hohen Erwartungen an den Royal Rumble zu erfüllen. Denn neben dem eigentlichen Ausgang erwartet man sich doch mindestens eine große Überraschung, womöglich den ein oder anderen "Altstar" und kleine Minifehden innerhalb des Rumbles, die an alte Rivalitäten erinnern oder neue ins Leben rufen. Und ohne zu viel vorwegzunehmen kann man sagen, dass WWE gestern Abend einiges richtig gemacht hat.

Doch der Reihe nach. Wie bereits im Vorfeld angekündigt ging Roman Reigns als Nummer 1 in den Rumble, was aufgrund des Aufbaus nur folgerichtig war. Ebenso wie sein erster Gegner Rusev, der am Ende nicht mehr als Kanonenfutter war. Unglaublich, wie der Stern des Bulgaren innerhalb von 12 Monaten gesunken ist. Aber gut, dann kam schon der erste Knaller, als eine unbekannte Musik ertönte. Sekunden später erschien AJ Styles zu einem riesigen Pop der Crowd in Orlando, wo er aufgrund seiner TNA-Vergangenheit natürlich auch sehr bekannt war. Dieses Debüt wurde so lange angekündigt, dass es fast schon zu offensichtlich war, Styles hier zu bringen. Dass man seitens WWE diesen Schritt doch gewagt hat kann ich nur begrüßen. Wie bereits erwähnt ist Styles in Florida nun einmal kein unbeschriebenes Blatt, ganz im Gegenteil, und das Timing im Match selbst war perfekt gewählt, um sein Debüt nicht untergehen zu lassen. Nun mag sich vielleicht einer darüber aufregen, dass der 37-Jährige "nur" zwei Eliminierungen bekommen hat, aber unterm Strich war es ein beachtlicher erster WWE-Auftritt der TNA-Legende. Nicht zuletzt, weil seine Eliminierung ebenso mehr positives als negatives hatte.

Rausgeworfen wurde AJ Styles nämlich von einem gewissen Kevin Owens. Nun war und bin ich kein sonderlich großer Fan davon, dass ein Mann, der nur zwei Stunden zuvor ein Last Man Standing Match bestritten hat, im Royal Rumble antritt. Gleiches gilt dann logischerweise auch für Dean Ambrose, der Owens als Startnummer 19 folgte. Aufgrund der Tatsache, dass der harte und gleichzeitig exzellente Brawl der beiden im Opener war, die beiden ihre Wunden gut verkauften und Owens eh das Gimmick des "Prize Fighters" hat, kann ich damit aber ganz gut leben. Zu guter Letzt auch deshalb, weil es äußerst smart war, den Internet-Liebling AJ Styles von einem weiteren Internet-Liebling eliminieren zu lassen. Guckt man sich da noch das letztjährige Rumble Match an, in dem Ambrose und Ziggler durch die alten Hünen Big Show und Kane rausgeworfen wurden, scheint es so, als hätten Vince McMahon und Co. tatsächlich aus ihren Fehlern gelernt.

Owens selbst bekam es nur Sekunden nach seinem Intermezzo mit AJ Styles mit einem weiteren Smart Mark-Darling zu tun, nämlich mit seinem Erzrivalen Sami Zayn. Hier bewiesen die WWE-Booker erneut ein feines Gespür, denn so entstand nach der Eliminierung von Styles kein Vakuum, in dem Fans unzufrieden wurden. Ich habe ja bereits im Vorfeld mit dem ehemaligen El Generico gerechnet, nicht zuletzt, weil die Rivalität zwischen ihm und KO vor wenigen Tagen erst wieder bei einer NXT House Show aufgegriffen wurde. Richtig weitererzählt steht uns hier womöglich ein tolles WrestleMania Match bevor. Auf dem Weg dahin bekommt es Owens bei Fastlane womöglich noch mit AJ Styles zu tun, nachdem er ihn ja im Rumble selbst schon mit den Worten "Welcome to WWE" begrüßte. All das liest sich wirklich hervorragend und weckt Vorfreude auf die kommenden Wochen.

All die Bonbons, die uns WWE da servierte, ließ natürlich immer noch die Frage offen, wie die Hauptstory rund um Roman Reigns und die WWE World Heavyweight Championship umgesetzt wird. Dabei muss ich einen von zwei Kritikpunkten loswerden, und zwar als die League Of Nations den World Champion aus dem Ring zogen, um ihn draußen hart zu attackieren. Ja, an sich war es nicht doof, Roman weiter zu schwächen und das ganze Szenario hätte mit einem Face, der als solcher bei der Live Crowd over gewesen wäre, auch perfekt funktioniert. Doch schon als die ersten Töne von Reigns‘ Theme ertönten war klar, dass ihn auch in diesem Jahr ein Großteil der Fans nicht als Gewinner des Royal Rumbles sehen wollten. Diese Reaktionen zogen sich dann natürlich durch das gesamte Match, weswegen es ganz smart war, ihn mal für einige Minuten aus dem Geschehen herauszunehmen. Wenn man sich dieses gesamte Szenario allerdings mal unter Lupe anschaut wird man sich fragen, warum die Heels Reigns nicht einfach über das oberste Ringseil aus dem Rumble befördert haben. Dazu wären sie zu dritt allemal in der Lage gewesen. Zumindest hätten sie ihn nach ihrer Attacke zurück in den Ring schieben können, anstatt zu warten, bis er verarztet wird, um schließlich später doch wieder aufzutauchen.

Dass die Möglichkeit besteht, auch als nicht aktiver Rumble-Teilnehmer einen Superstar zu eliminieren, zeigte ja dann das Booking rund um Brock Lesnar und die Wyatt Family. An dieser Stelle hat man es dann zumindest ein bisschen besser gemacht. Lesnar kommt als Nummer 23 zum Ring und räumt erst einmal alle Mitglieder der Wyatt Family aus dem Weg. Ich fand es zwar ein bisschen schade, dass der Ring nicht voller war, als "The Beast Incarnate" auftauchte, kann es aber verstehen. Schließlich musste Braun Strowman seinerseits auch erst einmal aufräumen, weswegen einfach nicht mehr genug Opfer für Lesnar übrig waren. Umso mehr Impact hatte somit seine Eliminierung der gesamten Wyatt Family, bevor schließlich Bray Wyatt auftauchte. Und an dieser Stelle wurde praktisch auch schon die Frage nach dem Rumble-Sieger beantwortet. So waren es Harper, Rowan und Strowman, die mit vereinten Kräften Lesnar rauswarfen. Damit scheint Lesnars WrestleMania-Gegner festzustehen. Und unabhängig davon, wie man zu Bray Wyatt stehen mag, ist er momentan der logischste Gegner, sofern Lesnar nicht im Titelgeschehen steht. Auf der Road To WrestleMania wird Lesnar dann nacheinander alle "Wyatts" aus dem Weg räumen, um dann am 3. April selbst kurzen Prozess mit dem Anführer zu machen. Das ist jetzt persönlich nicht gerade mein Traum-Szenario für den vierfachen WWE Champion, aber etwas, womit ich aufgrund des aktuell unter Starmangel leidenden Rosters durchaus leben kann. Einzig die Tatsache, dass die restlichen Wyatt Family-Mitglieder Bray Wyatt für den Rest des Rumbles alleine ließen, obwohl sie doch niemand daran gehindert hätte, weiter am bzw. im Ring zu bleiben, darf kritisch hinterfragt werden.

Mit der Eliminierung Lesnars blieben nur noch zwei potentielle Royal Rumble-Sieger übrig: Roman Reigns und Triple H. Reigns‘ Comeback während des Einzugs von #29 Sheamus war perfekt getimt. Klar kann man nun hier vielleicht wieder an der Superman-Darstellung rummeckern. Aber in diesem Match ging es nun einmal um seinen Titel, den er auf Gedeih und Verderb verteidigen wollte. Mit all dem Adrenalin kam er eben zurück und räumte noch einmal kurz auf, bevor das Offensichtliche passierte und Triple H als Nummer 30 die Arena betrat. Die Reaktionen der Fans unterstrichen an dieser Stelle einmal mehr, dass Reigns an diesem Abend nicht der Mann war, den die Fans siegen sehen wollten. Und so war es dann auch wenig überraschend, dass die Fans laut jubelten, als dem COO schließlich die Eliminierung des bis dato amtierenden Champions gelang.

Erstaunlicherweise war es das jedoch noch nicht, denn ein sichtlich gezeichneter Dean Ambrose war noch Teil des Royal Rumble Matches. Und das war ein ebenso brillanter Schachzug der Booker. Klar, an einen Erfolg des "Lunatic Fringes" hat eigentlich niemand geglaubt. Aber man hatte nach vielen Jahren endlich einmal wieder das gewünschte Szenario für die Finishing-Sequenz eines Rumbles: ein Face, der von den Fans uneingeschränkt bejubelt wird, gegen einen Heel, der seinerseits genug Heat besitzt, um für einen tolle Schlussstimmung zu sorgen. Und als Ambrose dann drauf und dran war, seinen Boss tatsächlich rauszuwerfen, stand die Halle richtig Kopf. Am Ende war Triple H dann aber doch fitter und geistesgegenwärtiger, konnte Ambrose mit einem Backdrop vom Apron aus eliminieren und sich damit zum 14-fachen World Heavyweight Champion krönen.

So, und jetzt steht natürlich die große Frage im Raum: ist es das, was die WWE-Fans sehen wollten? Ist Triple H der Sieger, der das Publikum zufrieden stimmt? Hat man ein besseres Produkt bekommen als in den Jahren zuvor? Nun, eine eindeutige Antwort darauf gibt es wohl nicht. So hat es gar nicht lange gedauert, dass ich nach dem Ende des Special Events im Internet Kommentare á la "Mr. Ego ist wieder an der Spitze" oder "Den alten Mann braucht doch keiner mehr als WWE Champion" gelesen habe. Und an diese Leute muss ich mal ganz frech die Frage stellen: Kann man es euch überhaupt Recht machen? Ok, Triple H ist jetzt Champion. Das heißt auch, dass er mit neunundneunzig-prozentiger Wahrscheinlichkeit seinen Titel bei WrestleMania gegen Roman Reigns verteidigen bzw. verlieren wird. Und ja, auch ich könnte mir persönlich schönere Titelmatches für den größten Event des Jahres vorstellen, nicht zuletzt, und da bleibe ich dabei, weil Roman Reigns immer noch nicht als Top-Face etabliert ist. Dennoch: das Booking vor und im Rumble Match war logisch, im Sinne der Story und keinesfalls etwas, womit sich Triple H wieder ins Rampenlicht rücken will. Denn diese These finde ich bei all der Kritik noch am lustigsten. Persönlich hielt ich "The Game" nie für so egoistisch, wie ihn manche gemacht haben.

Dieser Mann versteht sein Handwerk besser als die meisten heute aktiven Wrestler und stand deswegen so lange an der Spitze, und nicht (nur), weil er mit Stephanie McMahon verheiratet ist. Ich würde ihm wohl nicht in all seinen Booking-Entscheidungen Recht geben, bin jedoch der Auffassung, dass er ein sehr gutes Verständnis für das Business hat, was nicht zuletzt "sein Kind" NXT beweist. Seine Rückkehr aus dem "Halb-Ruhestand" ist für mich keinesfalls ein Produkt seines Egos, sondern der Tatsache geschuldet, dass es im Sinne der Story absolut logisch ist. Reigns hat Triple H bei WWE TLC ausgeschaltet, Triple H rächt sich und kann sich erneut zum WWE Champion krönen, weil er abgesehen von seiner Rolle als Authority auch noch ein verdammt guter Wrestler ist. Die kommenden Wochen mit ihm als Titelträger werden sicherlich nicht langweilig, weil er abgesehen von seinen In-Ring-Fähigkeiten ein ebenso verdammt guter Redner ist. Roman Reigns muss indes gar nicht viel am Mikrofon machen, außer ein paar kurze, knackige Statements bringen. Die restliche Zeit dieser Fehde kann und wird er dazu nutzen, von Triple H zu lernen.

Ich persönlich war mit dem Royal Rumble 2016 sehr zufrieden. Neben dem auch sehr sehenswerten Rahmenprogramm bekam man die womöglich beste Battle Royal seit 2008 geliefert. Crowd-Favoriten wie AJ Styles, Kevin Owens oder Sami Zayn wurden genau richtig eingesetzt, es gab ein paar Minifehden sowie lustige Momente innerhalb des Rumbles, Roman Reigns wurde nicht zu dominant eingesetzt, Brock Lesnar und Bray Wyatt bekamen die genau richtige Dosis Dominanz und mit Triple H bekam man einen Sieger, der als WWE World Heavyweight Champion das nächste Kapitel in der Main Event-Fehde perfekt einläutet. Jegliche Kritik am Ausgang stößt bei mir auf absolutes Unverständnis.