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Mainstream Breakdown #15: Thank you, Daniel Bryan!

Kolumne

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Published on:
09.02.2016, 09:23 
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Mainstream Breakdown (All entries of this article series)
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Disclaimer: Dieser Text ist nur wenige Stunden nach der Rücktritts-Promo von Daniel Bryan entstanden. Ich bitte um Verständnis, wenn ich vielleicht nicht alle Passagen in Bryans Karriere ausführlich beleuchtet habe. Hier spricht der Mainstream-Fan aus mir, der noch vor zwei Stunden heulend vor dem Fernseher saß, weil einer seiner absoluten Lieblinge bekanntgegeben hat, dass er künftig nicht mehr das tun kann, was er besser kann als die meisten anderen.

Nachdem Daniel Bryan in einem Tweet gestern seinen Rücktritt vom aktiven Wrestling ankündigte, hofften die meisten Fans noch auf eine Storyline. Doch bereits in den Stunden zwischen seinem Post auf Twitter und Monday Night RAW stellten viele Seiten, darunter auch ESPN in Form des ehemaligen WWE-Mitarbeiters Johnathan Coachman, klar, dass es sich hierbei um den Ernst des Lebens handelt. Am Ende von Monday Night RAW hatte man schließlich Gewissheit, nachdem sich Bryan in einer sehr emotionalen Rede von den Fans verabschiedete und seinen Rücktritt offiziell machte.



Damit endet für Bryan Danielson eine rund sechszehnjährige und wahrlich einzigartige Karriere. Bereits kurz nach seinem Einstieg ins Geschäft durfte er in Shawn Michaels‘ Wrestlingschule von einem der Besten lernen. Mit seinen schnellen Fortschritten erregte er schnell Aufmerksamkeit bei der damaligen World Wrestling Federation, die Bryan kurze Zeit später unter Vertrag nahmen. Den Durchbruch schaffte er damals jedoch nie. Zwar bestritt er einige Matches bei den B-Shows Velocity und Heat, doch zu einem Debüt im Main Roster kam es letztendlich nicht und er wurde im Juli 2001 entlassen.

Im Anschluss versuchte Danielson sein Glück in der Independent-Szene und konnte sich dort aufgrund seines Wrestlingstils schnell einen Namen machen. So gilt er bis heute auch als einer der Gründungsväter der bis heute größten Independent-Promotion Nordamerikas Ring Of Honor, die 2002 eröffnete. In selbiger wurde aus Bryan Danielson dann letztendlich auch ein Superstar. Mit erstklassigen Matches gegen Männer wie Nigel McGuinness, KENTA oder Samoa Joe erarbeitete sich der "American Dragon" den Ruf als einer der besten Wrestler der Welt. So war es nur logisch, dass er im Jahr 2005 ROH World Champion wurde und diesen Titel ganze 462 Tage halten konnte – die bis heute drittlängste Regentschaft in der Geschichte. Er war es letztendlich auch, der den ROH World Title mit der ROH Pure Championship vereinigte.

Aber auch in anderen Ligen der Independent-Szene war Danielson erfolgreich. So errang er unter anderem den IWGP Junior Heavyweight Tag Team Title von New Japan Pro Wrestling, die GHC Junior Heavyweight Championship von Pro Wrestling NOAH sowie die World Championships von Pro Wrestling Guerrilla und Westside Xtreme Wrestling.

All diese Erfolge brachten ihn Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends schließlich wieder auf den WWE-Radar. Im Jahr 2009 unterschrieb er schließlich erneut einen Vertrag beim Branchen-Primus und war im Anschluss Teil der ersten NXT-Staffel. Und obwohl er in dieser als erster Teilnehmer ausschied und vom damals noch als Heel agierenden Kommentator Michael Cole fortwährend schlecht geredet wurde war klar, dass in Bryan mehr Potenzial steckte. So war es wenig überraschend, dass er nach Ende der Staffel Teil der großen Nexus-Invasion wurde. Allerdings folgte direkt nach seinem ersten Auftritt bei RAW die Entlassung, als er Ringsprecher Justin Roberts mit einer Krawatte würgte, was laut Ansehen der Offiziellen gegen die gefahrene PG-Richtlinie verstoßen habe.

Doch schon damals hatte Daniel Bryan ungeheuren Fanzuspruch, sodass ihn WWE nur wenige Wochen später wieder einstellte, um ihn bei SummerSlam 2010 im Main Event zurückkehren zu lassen. Diesmal jedoch nicht an der Seite von, sondern gegen Nexus. Nach seiner beeindruckenden Performance in diesem Match begann er eine Fehde gegen seinen ehemaligen "NXT Pro" The Miz, dem er einen Monat später die United States Championship abnehmen konnte. Was viele als nur ersten Schritt im Aufstieg Bryans sahen, entpuppte sich jedoch eher als Zeitfüller, denn nachdem es wenige Ideen für ihn als US Champion gab, verlor er den Titel im März 2011 an Sheamus. Das geplante Re-Match der beiden wurde dann von der Main-Card von WrestleMania XXVII kurzfristig in die Pre-Show verbannt und dann sogar in eine Battle Royal umgewandelt.

Wenige Wochen später wurde Bryan von RAW zu SmackDown gedraftet, konnte aber auch dort zunächst keine nennenswerten Erfolge verbuchen. Bis Money In The Bank 2011, denn dort gelang ihm der große Überraschungserfolg, als er sich den blauen Koffer mit einem garantierten World Heavyweight Title Match sichern konnte. Doch auch dies schien seine Darstellung nicht zu ändern, so verlor er weiterhin viele seiner Matches. Dies änderte sich jedoch zum Ende des Jahres, als er mehr oder weniger aus dem Nichts bei WWE TLC seinen Vertrag gegen den frisch gebackenen World Heavyweight Champion Big Show einlöste – und das entgegen aller Erwartungen erfolgreich. Glaubt man vielen Meldungen zu jener Zeit, sei dieser Titelwechsel aufgrund der Verletzung des vorherigen Champions Mark Henry zwar aus der Not heraus geboren gewesen. Dennoch bedeutete dies den endgültigen Aufstieg Bryans.

Auf der Road To WrestleMania turnte der Mann aus Aberdeen, Washington zum Heel und machte es zu seinem Markenzeichen, auf dem Weg zum Ring die heute mehr als bekannte "YES"-Geste zu zeigen. Bei WrestleMania XXVIII sollte er sein Gold gegen den Royal Rumble-Gewinner verteidigen. Und auch wenn dieses Match mit dem Titelverlust nach nur 18 Sekunden als eine klare Enttäuschung zu werten war, machten die Fans durch das laute YES-Rufen Bryan zu einem absoluten Star. Der 1. April 2012 kann also durchaus als Geburt des "YES Movements" deklariert werden.

In den Wochen und Monaten darauf blieb Daniel Bryan zwar weiterhin Heel, seine Popularität stieg aber fortwährend an. Erstklassige Matches gegen Sheamus und in den Sommermonaten gegen WWE Champion CM Punk taten da natürlich ihr übriges, ebenso wie die unterhaltsame Interaktion mit seiner Storyline-Freundin AJ. Hoffnungen auf einen erneuten Push zum World Champion mussten im August dann zurückgesteckt werden, als Bryan eine Fehde mit Kane begann. Nach einem Match gegeneinander errangen die beiden bei Night Of Champions 2012 gemeinsam die WWE Tag Team Titles, welche sie bis Mai 2013 halten konnten. In dieser Zeit verschwanden die Animositäten der beiden zunehmend und sie kämpften gemeinsam u.a. gegen The Shield, Team Rhodes Scholars und Big E. Langston & Dolph Ziggler.

Nach dem Titelverlust und dem Split von Team Hell No war die Popularität von Daniel Bryan größer als je zuvor und es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis er wieder in den Main Event zurückkehrt. Dies war dann bei SummerSlam 2013 der Fall, als sich John Cena einen Gegner für seine WWE Championship Match aussuchen durfte. Und tatsächlich gelang es Bryan, sich clean gegen Cena durchzusetzen und erstmalig WWE Champion zu werden. Dieser Erfolg währte jedoch nur sehr kurz, denn Minuten später attackierte ihn der Special Referee für dieses Match, Triple H, und verhalf dem damaligen Mr. Money In The Bank Randy Orton zum Titelgewinn.

In den Monaten darauf dauerte die Fehde zwischen Daniel Bryan und der Authority immer weiter an. Doch trotz eines kurzzeitigen Titelgewinnes bei Night Of Champions konnte sich Bryan nie dauerhaft an der Spitze etablieren und es schien so, als seien die Hoffnungen aller DB-Fans auf einen ausführlichen Run als World Champion vergebens. Doch als Batista nach seiner Rückkehr Anfang 2014 als Top-Face und Herausforderer auf Randy Orton nicht angenommen wurde, änderte WWE ihren Plan und gab Bryan die Möglichkeit, sich einen Spot im Titelmatch bei WrestleMania XXX zu sichern. Und der 06.04.2014 sollte sich schließlich als die erfolgreichste Nacht in Daniel Bryans Karriere herausstellen. Im Opener gelang ihm zunächst der Sieg gegen Triple H, ehe er sich im Triple Threat Match im Main Event tatsächlich gegen Batista und Randy Orton durchsetzen und zum WWE World Heavyweight Champion krönen konnte. Unter Konfetti-Regen feierte Daniel Bryan seinen größten Erfolg überhaupt.

Seine Regentschaft sollte dann jedoch nie wirklich ins Rollen geraten. Zunächst verpasste Bryan einige RAW-Ausgaben aufgrund des Todes seines Vaters sowie seiner Hochzeit mit Brie Bella. Die erste Titelverteidigung gegen Kane bei Extreme Rules 2014 war zwar erfolgreich, doch im Anschluss musste er aufgrund einer Verletzung pausieren. Eine Verletzung, die nach langer Ungewissheit schließlich dazu führte, dass er den Titel abgeben musste.

Die Fans mussten dann über ein halbes Jahr auf die Rückkehr von Daniel Bryan warten. Als er dann kurz vor dem Royal Rumble 2015 wieder ins Seilgeviert stieg hofften natürlich viele, dass er den Royal Rumble gewinnen würde, um sich eine erneute Chance auf den World Title zu sichern. Bray Wyatt eliminierte den Publikumsliebling jedoch recht schnell und unspektakulär aus der Battle Royal, sodass die Fans ihren Unmut über die Situation am späteren Sieger Roman Reigns ausließen. Gegen diesen erhielt Bryan bei Fastlane einen Monat später noch eine weitere Chance, ins WrestleMania-Titelmach zu kommen. Er scheiterte jedoch erneut.

Als der World Title nicht mehr in Reichweite war, richtete Bryan seinen Fokus auf die Intercontinental Championship. Diese konnte er sich dann in einem Seven Man Ladder Match bei WrestleMania 31 sichern, womit er alle aktiven Männertitel der WWE gehalten hat. Leider kam auch diese Regentschaft, in der er den Titel wieder mehr Wert verleihen wollte, nie ins Rollen. Während der Europa-Tour im April zog sich Bryan eine Nackenverletzung und eine schwere Gehirnerschütterung zu. Infolgedessen musste er erneut seinen Titel abgeben.

In den Monaten darauf herrschte fortwährend Ungewissheit über den Gesundheitszustand von Daniel Bryan. Er selbst verkündete des Öfteren in Interviews, dass er bereit für eine Rückkehr in den Ring sei, ihm lediglich die Freigabe der WWE-Ärzte fehlte. Dass er nun seinen endgültigen Rücktritt erklärt spricht ganz klar dafür, dass eine Besserung nicht in Sicht war, sodass er nicht mehr nur ein weiteres Match in einem WWE-Ring, sondern generell eine Rückkehr ins Seilgeviert ausschloss. Er selbst schien gestern bei RAW mit seiner Entscheidung Frieden geschlossen zu haben. Tränen der Trauer blieben zwar während seiner Rede nicht aus, jedoch sieht er nun ein neues Kapitel in seinem Leben vor sich, in dem er unter anderem auch eine Familie mit seiner Ehefrau Brie Bella plant.

Daniel Bryan hatte eine wahrhaft einzigartige Karriere und wir werden wohl erst in den kommenden Jahren wirklich begreifen, was er für das Wrestling-Business getan hat. Eines ist jedoch sicher: Daniel Bryan hat bewiesen, dass es nicht auf die Größe ankommt. Er hat bewiesen, dass es nicht auf das Äußere ankommt. Und er hat bewiesen, dass nichts unmöglich ist. Denn wer hätte vor zwanzig, vor zehn, sogar vor fünf Jahren wirklich daran geglaubt, dass ein vollbärtiger, langhaariger, gerade einmal 1,76m großer Mann einen Main Event von WrestleMania bestreiten und sogar gewinnen kann? Wohl kaum jemand. Aber Daniel Bryan hat es geschafft. Er hat es geschafft, weil er einfach immer an sich und seine Fähigkeiten geglaubt und an sich gearbeitet hat. Er hat seine Leistungen für sich sprechen lassen, hat augenscheinlich nie versucht, mit Backstage-Politik oder ähnlichem seine Position zu festigen. Er ist sich immer treu geblieben und hat damit den Grundstein für alle zukünftigen Wrestler gelegt, die eben nicht dem typischen Bild eines WWE-Main Events entsprechen.

Man konnte sich als Fan jederzeit mit Daniel Bryan identifizieren. Mit dem Underdog, dem niemand etwas zutraute, der sich immer gegen alle Widerstände auflehnen musste, der einfach nicht in das Bild des erfolgreichen Superstars passte. Man konnte mit ihm mitfühlen. So auch bei seiner Abschiedsrede gestern, als er uns Fans noch einmal mitnahm, auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, wo es zwischen Lachen und Weinen immer hin und her ging. Mir flossen Tränen aus den Augen, als er die Gründe erklärte, warum er aufhören müsse, ich konnte mich vor Lachen nicht halten, als er den "That's what she said"-Joke brachte und mir liefen wieder Tränen über die Wangen, als er über das letzte Mal sprach, als ihn sein Vater wrestlen sah. Kollege Vanni hat es auf Twitter schön ausgedrückt: "Guess I have used all of my emotions for today now. Ob boy." Diese ganze Rede, in der man auch viele Fans auf den Rängen weinen sah, war ein wahrhaft würdiger Abschluss von Daniel Bryans Laufbahn. Eine Laufbahn, die voller toller Erinnerungen für uns Fans ist. Sei es sein Comeback bei SummerSlam 2010, sein erster World Title-Gewinn 2011, all die unterhaltsamen Segmente mit Kane und Dr. Shelby, sein Weg an die Spitze, inklusive dem "Occupy RAW"-Segment (ich bekomme schon wieder Gänsehaut, wenn ich daran denke), der große Triumph bei WrestleMania XXX... ich könnte wohl noch lange so weiter machen, besonders, wenn ich all die großartigen Matches mit einbeziehen würde, die uns dieser herausragende Wrestler geliefert hat.

Bryan Danielsons Karriere endet vielleicht zu früh. Zumindest ist das irgendwie das vorrangige Gefühl, dass wir alle momentan empfinden. Gleichzeitig sollte man glücklich für ihn sein, dass er diese Entscheidung im besten Interesse seiner Gesundheit, seines Lebens und auch seiner Familie getroffen hat. Denn so sehr sich die meisten Fans weitere Matches mit ihm gewünscht hätten, Daniel Bryan ist uns nichts schuldig. Er hat uns und dem gesamten Business in den letzten 16 Jahren alles gegeben, was er konnte. Sollte er dieses Kapitel seines Lebens für sich nun auf einer positiveren Note abschließen können, wäre es unverschämt, sich nicht für ihn zu freuen. Gleichzeitig bleibt natürlich die Hoffnung, dass er WWE nicht "lebe wohl" sagt. Denn in Bryan steckt so viel Wissen über und so viel Liebe für das Wrestling, dass er sich hoffentlich dazu entschließt, dies an die kommenden Generationen weiterzugeben. Denn von Daniel Bryan lernen heißt von einem der, wenn nicht sogar von dem Besten lernen.

Nach dem Rückblick auf seine Karriere und den persönlichen Gedanken bleibt mir, stellvertretend für das gesamte Team von CAGEMATCH nur noch eines zu sagen: Thank you, Daniel Bryan!