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Murat Kaan im Interview

Interview

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Published on:
15.04.2016, 11:30 
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Anfänge, Freundschaft und persönliche Meinungen! Darum soll es in den nächsten Zeilen geht. "The Ottoman Lion" aus Nordrhein- Westfalen im Cagematch Interview:

CM: Hallo Murat, laut unserer Datenbank bist du seit 2013 als aktiver Wrestler in Deutschland unterwegs. Kannst du dich noch daran erinnern, wie deine Begeisterung für das Wrestling angefangen hat?

Murat: Ich glaube ich war 7 oder 8 Jahre alt, als ich das erste Mal Wrestling im TV gesehen habe. Ich weiß noch genau, wie fasziniert ich davon war. Zu sehen gab es die Ansetzung Yokozuna gegen The Undertaker in einem Casket Match und allein der Einzug von dieser Gestalt Undertaker und die Reaktion als Yokozuna ihn erblickte, wie er sich dem Ring näherte; die Tatsache, dass zwei riesige Athleten das Publikum vor Ort, und auch mich daheim vor dem Fernseher derart fesseln konnten, schon bevor es auch nur den Hauch einer Berührung gab, hat mich gebannt und ich war sold. Ich habe herausgefunden, wann und auf welchem Sender Wrestling lief und regelmäßig verfolgen konnte ich dann WCW auf dem Sendeplatz von ‚Cartoon Network‘ welcher ab 22 Uhr ‚TNT‘ empfing. Meine Begeisterung richtig entfacht hat dann die nWo-Zeit, WolfPac, Sting und vor allem Ric Flairs live Interviews. Ich war immer sehr gut unterhalten und der Traum für mich entstand, diese Emotionen, die ich erlebte, bei einem Publikum auslösen zu können.

CM: Von Fan zum aktiven Worker ist es ein langer weg. Hast du auf dem Weg dorthin auch andere Sportarten ausprobiert oder standen mehrere Alternativen zur Auswahl?

Murat: Es gab keine Möglichkeit, Wrestling zu erlernen, zumindest für mich nicht in den 90ern in Köln. Und selbst wenn, ich glaube ich hätte meine Eltern nicht davon überzeugen können, mich beim Wrestling anzumelden. Jedenfalls suchte ich mir eine Alternative und habe mich bei einer Karate-Schule angemeldet, mit einem guten Freund zusammen. Das Ganze habe ich 2 Jahre lang gemacht und viel über Disziplin und Respekt gelernt. Sportarten wie Fußball, Basketball oder dergleichen haben mich nie wirklich gereizt. Mit 17 Jahren hatte ich eine Lebensphase, in welcher ich unzufrieden mit meinem Körper war. Regelmäßiger Sport war bis dahin nie Teil meines Lebens. Ich wirkte für meine Außenwelt immer wie ein Sportler, da ich relativ groß bin und breite Schultern habe. Die klassische Statur eines Athleten, nur untrainiert. Ich war unzufrieden und entschloss, dies zu ändern. Also habe ich mich in einem Gym angemeldet und ähnlich wie beim Wrestling, war ich sofort begeistert von diesem Sport. Ich habe mich ausführlich mit den Themen Training, Ernährung und Erholung auseinandergesetzt und eine lange Zeit vorbildlich diesen Lifestyle gelebt. Ich bin dem Kraftsport bis heute sehr treu und empfinde ihn als meine zweite sportliche Leidenschaft. Ich kann jedem nur raten sich zu trauen, den Schritt zu wagen, etwas zu ändern. Ich kenne die Situation der Unzufriedenheit nur zu gut und den Kampf mit seinem inneren Ich; wenn ihr unzufrieden seid könnt nur ihr es ändern und die Macht hat jeder von uns.

CM: Den Weg in eine Wrestlingschule hast du dann ja doch gefunden, dabei handelte es sich um keine geringe als die wXw Academy. Wie kamst du dazu und waren deine Eindrücke?

Murat: Es war damals noch das Westside Dojo e.V. Ich habe bereits vor meinem Eintritt ins Westside Dojo 2013 Kontakt mit dem damaligen Vorstand aufgenommen und wurde zu einem Probetraining eingeladen. Ich glaube das war 2009/2010. Bin aber nicht hingegangen. Ich fühlte mich nicht ‚bereit‘, dazu diesen Schritt zu machen.
2011 bin ich auf einen Wrestling-Verein in Duisburg gestoßen und habe mich dieses Mal dazu überwunden, dorthin zu gehen. Es ist unüblich für mich zu zögern, aber bei dieser "Wrestling-Sache" wollte ich 100% sicher sein. So wie auch mit dem Kraftsport. Wenn ich etwas starte woran mir was liegt, dann ganz oder gar nicht. Ich habe mich bei dem Verein angemeldet und habe dort trainiert, härter als alle anderen. Mein Anspruch an mich in diesem Sport war derselbe wie im Gym: ich will mein Potential Ausschöpfen und meine Grenzen im Kopf verschieben. Jedes mal ein Stück weiter.

Im Dezember 2011 hatte ich dann meinen ersten Kampf, mit meinem damaligen Trainer Michael Ripp, im Hauptkampf des Abends. Geplant waren 15 Minuten, vor knapp 100 Zuschauern, in meinem allerersten Match. Die Nervosität war hoch, bis zu dem Moment an dem meine Musik ertönte und ich da rausging. Ich wusste, was ich wollte und ich habe alles gegeben. Im Nachhinein ist mir bewusst, dass es für einen Rookie der gerade Mal seit 4 Monaten im Training ist, viel zu früh ist in einem Singles Match im Hauptkampf zu stehen. Eigentlich unverantwortbar, auch wenn alles so lief wie geplant. Bei diesem Verein habe ich bis Ende 2012 trainiert und bin aufgetreten. Dort wurde ich auch bei einem der Events von einigen wXw Wrestlern entdeckt und für ein Tryout eingeladen. Mir war bewusst, dass der Duisburger Verein mir nicht mehr das liefern konnte, was ich brauchte um besser zu werden und ich traf die Entscheidung der Einladung zu folgen.

Im Februar 2013 trat ich zu diesem Tryout bei der wXw an, präsentierte mich, hielt das 2-stündige, sportliche Hindernis durch und wurde gemeinsam mit weiteren 4 der ursprünglich 20 Anwärter ins Westside Dojo aufgenommen. Ich durfte in der Fortgeschrittenengruppe das Training aufnehmen.

Einen guten Monat später hatte ich dann mein Profidebüt bei den ‚Movie Days‘ in Dortmund. Ich durfte mit Big Van Walter ein Match bestreiten, vor einer relativ großen Ansammlung von Menschen. Das Match verlief gut und ich erhielt einige sehr hilfreiche Ratschläge von meinem Gegner an dem Tag, wie auch von einigen anderen Wrestlern. Am gleichen Tag bestritt ich noch ein Match gegen meinen Haupttrainer Kim Ray. Danach verbrachte ich die nächste Zeit mit Training im Dojo. Die Arbeit dort war sehr lehrreich und ich konnte sehr viel für mich mitnehmen.

CM: Trotzdem hast du dich im gleichen Jahr noch von der wXw verabschiedet, was hat dich dazu gebracht?

Murat: Es war nicht der geeignete Ort für den Osmanischen Löwen. Ich habe sehr bald gemerkt, dass es nicht funktioniert und dass mich dieser Umstand unzufrieden stimmte. Ich war nicht glücklich und ich musste etwas ändern. Auch wenn für mich, denn ich kann nur aus meiner Position heraus berichten, dieser Schritt schwer fiel, so war er der richtige für beide Seiten.

In dieser Situation war ich sehr glücklich, mich wirklichen Veteranen aus der Szene wie Joe E. Legend und vor allem Murat Bosporus anvertrauen zu können und ich war und bin auch heute noch, sehr dankbar für jeden Rat, den sie mir gaben und auch heute noch geben. Murat Bosporus ist auch schon lange nicht mehr in der wXw zu sehen gewesen und ist ein wahrer Berufsringer. Also nicht als Gimmick sondern als reale Profession, welche es ihm ermöglicht, durch diesen Sport ein gutes Leben führen zu können. Das zeigte mir, dass man es durchaus alleine schaffen kann, sogar an der Spitze in Deutschland zu stehen, so wie Bosporus. Jedenfalls haben wir die Zusammenarbeit einvernehmlich beendet und es gibt kein böses Blut oder dergleichen zwischen dieser Promotion und mir. Aber um die Frage abschließend zu beantworten: Ich glaube, dass wir Osmanen uns dort nicht unterordnen können ;)

CM: Du hast bereits deinen Namensvetter Murat Bosporus erwähnt. Ihr werdet oft als Team oder Stable gebucht, geht dieser Zusammenhalt über die Arbeit im Ring hinaus?

Murat: Absolut, Murat ist seit 2013 mein Trainer, mein Mentor. Im Grunde ist er mein großer Bruder, so sehe ich ihn und er sieht mich als seinen kleinen Bruder an. Kennst du das, wenn man einen Menschen trifft und man sich auf Anhieb versteht? So war es mit Murat Bosporus. Privat sind wir auf derselben Wellenlänge, teilen viele Ansichten über das Leben an sich. Auf professioneller Ebene ist es im Grunde genauso, nur dass er der große, erfolgreiche Veteran in Europa ist und ich der junge Löwe der viel vom erfahrenen Löwen lernt und dazu in der Lage ist, Ratschläge anzunehmen und umzusetzen. Was die gemeinsamen Bookings angeht, ob nun mit Bosporus im Tag Team oder als ‚NOE - New Ottoman Empire‘ im Stable, mit dem Arabian Superstar Hakeem Waqur, wir ziehen immer die größten Reaktionen am Abend und es macht mir wieder richtig Spaß im Ring zu stehen, wenn ich weiß, dass wir gemeinsam eine gute Arbeit leisten. Die Tatsache, mit Murat Bosporus auch professionell zusammenarbeiten zu dürfen macht mich sehr stolz, da Murat, meiner Meinung nach, zweifelsohne der beste Pro Wrestler/Sports Entertainer Europas ist.

CM: Wie ging es nach diesem Abschied für dich weiter? Immerhin haben sich mit deinem Weggang erst mal einige Türen geschlossen und zu diesem Zeitpunkt werden dich auch nur wenige Promoter außerhalb der wXw gekannt haben.

Murat: Zunächst habe ich meine Liebe zu diesem Sport wiederentdeckt und konnte wieder ‚atmen‘. Wrestling war wieder eine Leidenschaft für mich und ich konnte diesen Zustand innerer Unzufriedenheit wieder verlassen. Die wXw ist eine Promotion von vielen in Deutschland. Um Bookings habe ich mich selber gekümmert, so wie es auch üblich ist. Meiner Ansicht nach ist der Wrestler ein Brand, eine Marke, oder sollte eine Marke sein, etwas eigenständiges und Un-nachahmbares, um seinen Wert in dieser Industrie zu bestimmen. Ich habe mich vermarktet, bzw. habe gelernt dies zu tun. Ich bin an Promoter herangetreten und habe sie von mir überzeugt, mir die Chance zu geben zu zeigen, welche Bereicherung der Osmanische Löwe für einen guten Promoter sein kann. Denn letztlich ist der Promoter der Chefkoch, der die Zutaten erst zu einem guten Mahl zusammenmischt.

Ich gehe open minded durch mein Leben und so auch in diesem Sport. Man lernt viele Menschen kennen und auch das hat mir geholfen. Kollegen wie BAM, Boombastic oder Jack Anderson, um nur einige zu nennen, schätze ich sehr, sowohl privat als auch professionell. Man erarbeitet sich Respekt bei den Wrestlern, die länger dabei sind und vielleicht legen sie ein gutes Wort für einen bei einem Promoter ein. Man muss auch offen sein, neuen Promotions eine Chance zu geben und sich nicht einer einzigen Promotion verschreiben und alles Neue von vornerein verurteilen. So bin ich auch auf die CoW (Championship of Wrestling) im Saarland gestoßen und arbeite nun regelmäßig dort. Gemeinsam mit vielen guten Workern aus der internationalen Szene, wie auch einigen Veteranen. Diese Promotion setzt Vertrauen in mich, welches ich mir erarbeitet habe. So habe ich es von meinem Mentor gelernt.

CM: Soweit deine Geschichte in diesem Business. Was wurde aus dem 7-jährigen Jungen vom Anfang des Interviews, wie würdest du dich als Murat Kaan heute beschreiben?

Murat: Das ist eine einfache Frage: Murat Kaan, der Osmanische Löwe, ist bestrebt darin, der Welt zu zeigen, dass die Osmanen noch immer leben und das man ihrem Beispiel folgen sollte. Denn seine Vorfahren haben über 600 Jahre die Welt beherrscht. Ob nun im Land oder in den Köpfen der Menschen und Murat Kaan, genauso wie sein Mentor Murat Bosporus, werden wir der Wrestlingwelt zeigen, dass die Osmanen auch diesen Sport erobern und beherrschen werden. Er ist ein eindeutiger Heel, welcher sich vorzugsweise in seiner Muttersprache verständigt. Hauptsächlich aus dem Grund, dem unkultivierten Deutschen Publikum Kultur beizubringen, ob sie wollen oder nicht. Im Ring arbeitet der Osmanische Löwe effizient und dominant, kein Schachzug wird getätigt, der den Sieg gefährden könnte. So wird man den Osmanischen Löwen nie auf dem Ringseil sehen. Der Kampf wird am Boden entschieden, immer, und am Boden ist Murat Kaan eine unausweichliche Gewalt, die bekommt was sie will. Zu jedem Preis.

CM: Ein Blick in die Zukunft: hast du konkrete Ziele für deine Karriere im Seilgeviert?

Murat: Grundsätzlich möchte ich natürlich bei bester Gesundheit im deutschen Wrestlinggeschehen mitmischen und dazu beitragen, die Industrie zu verbessern. Denn so wie sie derzeit ist, ist die Industrie erkrankt und liegt am Boden. Aber dazu möchte ich mich nicht näher äußern. Jedenfalls ist es mein Ziel, diesen Missstand zu bekämpfen und nicht hinzunehmen.

Ein ganz konkretes Ziel von Murat Kaan ist es, in Deutschlands ältester Promotion, der ACW (Athletik Club Weinheim) die Deutsche Meisterschaft zu erringen. Er möchte Deutschland repräsentieren und zwar so wie es sein sollte. Da der Osmanische Löwe seit letztem Jahr des Öfteren bei ACW Shows aufgetreten ist, könnte dies sogar sehr bald Realität werden.

Außerdem möchte ich gemeinsam mit Murat Bosporus und Hakeem Waqur unser Stable "NOE New Ottoman Empire" in Deutschland etablieren. Es ist das erste muslimische Stable in der Geschichte Deutschlands und es ist bestückt mit einem Tier von Athleten Hakeem Waqur, mit einem hungrigen Löwen Murat Kaan und mit Europas bestem Wrestler, Murat Bosporus. Das ist doch Money.

CM: Wenn du dir einen zukünftigen Gegner wünschen dürftest, auf wen würde dein Los fallen?

Murat: Wenn die Frage auf past & present abzielt, dann Ric Flair in seiner Blütezeit. In meinen Augen ist Ric Flair einer der, wenn nicht sogar der beste Wrestler aller Zeiten. Seine Matches waren immer heiß begehrt und zogen die meisten Reaktionen am Abend. Jeder kluge Worker will mit dem biggest draw arbeiten und in meinen Augen war das Ric Flair.

CM: Wir sind am Ende des Interviews, vielen Dank für deine Gedanken und deine Zeit. Wenn du noch ein paar Worte sagen möchtest, dann hast du jetzt die Gelegenheit.

Murat: Besucht meine Fanpage auf Facebook unter "The Ottoman Lion – Murat Kaan" und holt euch die Infos, wo ich demnächst auftrete. Ob nun als Fan, der mich mal sehen will oder als Promoter, der einen jungen, überaus charismatischen, osmanischen Athleten buchen möchte. Wenn ihr den besten Heel Deutschlands buchen wollt, dann holt euch Murat Bosporus. Wenn ihr den Effekt und das Charisma an dem Abend verdoppeln wollt, dann holt uns beide.

An alle Marks da draußen, bewahrt euch euer Mark-sein und haltet euch aus dem Business raus. Davon gewinnen wir alle.

An alle, die mich unterstützen: vielen Dank! Ich weiß es sehr zu schätzen. An diejenigen unter euch, die mich nicht mögen weil ich einen gewissen Weg nicht so gegangen bin wie ihr ihn gegangen wärt wenn ihr euren Hintern vom Sofa hättet hochheben und euch die Chance erarbeiten können: vielen Dank das ich in euren Köpfen wohnen darf. Aber das Gefühl, sich seine eigene Meinung bilden zu können und sich von vorgefertigten Meinungen loszusagen, keine Gehirnwäsche zuzulassen, ist bedeutend wertvoller. Also gibt diesem Eigene-Meinung Konzept mal eine reale Chance. Vielen Dank Cagematch für euer Interesse an mir und das offene Interview. Der Osmanische Löwe sagt "Sagolun, Varolun, her daim bizden olun, vesselam!"

Bildquelle: Jens Liebscher