DeutschEnglish
Not logged in or registered. | Log In | Register | Password lost?

Alpha Female im Interview

Interview

Article information
Published on:
29.04.2016, 13:35 
Author(s):
Interview mit Alpha Female

Cagematch: Guten Tag, bzw. gute Nacht Alpha. Zwischen uns liegen gerade 7 Stunden Zeitverschiebung. Danke, das du dir kurz vor 1 Uhr trotzdem die Zeit für dieses Interview nimmst.


Alpha Female: Sehr gerne. Danke für das Interesse mit mir ein Interview zu führen.

CM: Du bist gerade noch in Japan und trittst dort für die Wrestlingliga Stardom an. Wenn du das Leben als Wrestler zwischen Japan und Deutschland vergleichst, was sind hierbei die größten Unterschiede?

AF: Der größte Unterschied ist die Professionalität. Man kann in Japan vom Wrestling durchaus Leben. Ich trete 1-2mal die Woche für Stardom an. Zusätzlich bekomme ich jeden Tag ein 3-5 stündiges Wrestlingtraining, welches nebenbei gesagt sehr hart ist. Theoretisch kann man als Independent Wrestler in Japan sogar bis zu 6 Shows in der Woche mitnehmen.

CM: Nun bist du eindeutig kein Japaner, wie wird man dort als Ausländer behandelt?

AF: Durch meine Größe und die blonden Haare fällt es natürlich nicht schwer mich als Ausländer zu identifizieren.
Für mich als Wrestlerin würde ich das aber nicht als Nachteil sehen. Als weiblicher Brock Lesnar fällt man auf, wirkt interessant und ist als Powerhouse einfach etwas Besonderes. Außerhalb des Wrestlings muss man sich an vieles gewöhnen. 2012 war ich zum ersten Mal in Japan. Es ist einfach eine komplett andere Welt. Alleine die Schriftzeichen, welche man als "Gaijin" einfach nicht lesen oder verstehen kann. Die Lebensmittel, Hautprodukte, Shampoo, die Waschmaschine ist komplett anders, man muss sich an vieles einfach gewöhnen. Auf der Straße oder in der Bahn wird man ständig angestarrt, oftmals auch angsterfüllt, da man Tattoos in Japan sehr eng mit der japanischen Mafia verbindet. Nun bin ich zum sechsten Mal in Japan und stelle fest, dass es einfacher wird, je öfter man hier herkommt. Ich habe mehr Kontakte, mein Arzt kennt mich und insgesamt bin ich der Meinung, dass es hier mittlerweile auch mehr Ausländer gibt. Es ist nun etwas mehr wie zu Hause.

CM: Du hast vorhin ein sehr hartes Training angesprochen. Der Wrestlingstil in Japan ist bekanntlich auch sehr hart. Gibt es ein Match deiner Japanzeit, welches du als besonders intensiv bezeichnen würdest?

AF: Spontan würde ich da mein Titelmatch gegen Nanae Takahashi wählen. Die Frau ist ein Total Package mit einer Ringerfahrung von über 20 Jahren. Als ich den ersten Clothesline von ihr kassierte konnte ich kurzzeitig meine Beine nicht mehr spüren und dachte: "oh man, was mach ich jetzt?". Ich kann mich auch noch an eine Ohrfeige von ihr erinnern, welche ich direkt ins Gesicht bekam und die meine Lippen zum Aufplatzen brachte.

CM: Japan bietet so einige Besonderheiten. Hast du ein Beispiel, bei dem es dir besonders aufgefallen ist?

AF: Da gibt es wirklich eine witzige Sache. Nach einer langen Nacht bin ich hundemüde am Morgen mit der Bahn nach Hause gefahren. Neben einer absolut fertigen Alpha waren im Abteil nur anzugtragende Japaner auf dem Weg zur Arbeit. In Japan ist das Essen in der Bahn komplett untersagt, was meinem Bärenhunger absolut nicht entgegenkam. Als der Hunger einfach zu groß wurde packte ich das einzige Essbare aus meiner Tasche, es waren trockene Kekse. Beim ersten Bissen krachte und knackte es in einer sonst absolut stillen Bahn. Ich wurde von Jedem ungläubig angesehen. Der Hunger überwog trotzdem, woraufhin ich einen Bissen nach dem Anderen nahm und dafür böse Blicke erntete.

CM: Du warst in den letzten Jahren viel in Japan oder England unterwegs, kannst du da überhaupt noch Kontakt zu Freunden aus der Heimat halten?

AF: Ich habe ein paar gute Freunde, zu denen ich dank Handy auch Kontakt halten kann. Freundschaft bedeutet für mich mehr als sich ständig zu sehen. Ich bin froh Freunde in Deutschland zu haben die mich Aufbauen und Motivieren, die an meinen Traum glauben aber auch Kritik üben. In Japan habe ich auch Freunde mit denen man mal Essen geht oder über das Business redet. Ich habe überall auf der Welt ein, zwei Leute sitzen mit denen ich mich gerne treffe und über Gott und die Welt rede. Vertrauen ist eine wichtige Sache und ich bin sehr vertrauenswürdig, evtl. ein Nachteil, da man auch ab und zu ausgenutzt wird. Das ist der Preis den man zahlt. Ich habe mich für das Wrestling entschieden weil ich frei sein will und nicht acht Stunden täglich dafür arbeiten will, dass mein Chef viel Kohle verdient. Für diese Freiheit ist man dann oft ein "Lone Wolf".

CM: Ob bei Cagematch oder auf anderen Plattformen liest man irgendwann etwas über die TV Show Supertalent wenn man sich über Alpha Female informiert. Was fällt dir dazu ein, wenn du ein paar Jahre später darauf zurückblickst?

AF: Die Supertalentgeschichte ist nach wie vor ein großes Thema. Das Ganze fand 2010 statt und 6 Jahre später reden die Leute immer noch darüber. Viele hassten mich dafür aber ich bin im Gespräch. Eigentlich sollte ja Shanna meine Partnerin für diesen Auftritt sein. Sie wäre perfekt in Bohlens Beuteschema gefallen, da hätten wir bestimmt mehr Chancen gehabt. Leider ist sie dann kurzfristig ausgefallen und Melanie Gray sprang dankenswerter Weise ein. Leider hat das Ganze dann aber nicht ins Gesamtbild gepasst. Schon am Anfang auf der Bühne wusste ich das wird nichts, als dann die Kritik von Bohlen kam ich mir etwas hilflos aber auch wütend vor. Der Spruch gegen ihn musste dann einfach sein, meine Stimme hat gezittert aber das kam einfach so aus mir raus. Rückblickend kann ich sagen: meiner Popularität hat es dennoch geholfen. Man sollte das Leben einfach wirklich nicht zu ernst nehmen. Wer mich dafür immer noch verurteilen möchte, bitte nur zu, ich habe lieber eine Menge "oh well's" statt einige "ach hätte ich doch mal".

CM: Zu deiner Biographie gehört auch TNA. Was waren deine Erfahrungen mit dieser großen Liga?

AF: Mein erstes Tryout für TNA hatte ich 2010. Ehrlich gesagt habe ich dort aber keinen allzu guten Eindruck hinterlassen. Einige Zeit später war ich dann beim Gut Check mit D'Lo Brown und konnte dort die TNA Offiziellen von mir überzeugen. Ich hatte dann sogar ein konkretes Angebot mit TNA langfristig zu arbeiten, musste mich dann jedoch zwischen TNA und Japan entscheiden. Die Jokers Wild TV Tour in England habe ich dann trotzdem mitgemacht. Besonders in Erinnerung blieb mir hierbei, dass mir Samoa Joe und Al Snow ein paar sehr gute Tipps gegeben haben. Auch Kurt Angle äußerte den Wunsch, dass ich bitte zurückkommen sollte, was mich sehr stolz machte.

CM: Apropos Al Snow. Du bist bei einem Projekt von besagtem Wrestler dabei, der Al Snow Academy. Was kannst du uns über diese entstehende Wrestlingschule sagen?

AF: Richtig, ich werde dort als Trainerin eingesetzt. Mit drei Ringen und einer Radio Station von der wir täglich senden und einem YouTube Channel, wo ihr dann sehen könnt was wir genau machen, ist die Academy hervorragend ausgestattet. Die Academy ist für angehende Pro's. Wrestler die ihren Lebensunterhalt mit dem Sport verdienen wollen. Um ein Teil zu werden, muss man bei einem Tryout mitmachen und zeigen, dass man das Zeug dazu hat. Dazu gehören neben dem In-Ring Fähigkeiten auch das potenzielle Marketing und das Backstageverhalten. Bei uns werden aber nicht nur Wrestler ausgebildet, auch wer den Wunsch hat Ringrichter oder Manager zu werden kann gerne zu uns kommen.

CM: Man könnte fast meinen du bist zeitlich stark ausgelastet, nun stößt man allerdings auf ein weiteres, sehr junges Projekt von dir, wenn man YouTube durchforstet. Das Ganze heißt "Shooting Alpha". Was ist das genau?

AF: Das Leben als Wrestler ist sehr abwechslungsreich, deshalb habe ich mich auf dafür entschieden, da ich sehr schnell von Routine gelangweilt bin. Der Podcast ist entstanden weil ich etwas Abwechslung wollte. Auf die Idee kam ich in einem Gespräch mit Murat Bosporus. Er ist Jemand, der immer Klartext redet und dir seine ehrliche Meinung sagt. Ich wollte einen Podcast, bei dem offen und ehrlich geredet wird, darum holte ich ihn ins Boot. Außerdem sind Murat Eren und Martin Brecher dabei, welche auch mit reiner Seele und gutem Herzen sprechen. Eines ist sicher, wenn dir einer der drei Leute eine schlechte Kritik gibt, dann nicht weil sie dich niedermachen sondern dich anspornen oder verbessern wollen. Mit diesen Kollegen startete ich dann diese YouTube Aktion. Inhaltlich sprechen wir über das Wrestling in Deutschland und nehmen dabei wirklich kein Blatt vor den Mund.

CM: Eine ehrliche Rückmeldung kann sehr schön oder sehr hart sein. Wie gehst du persönlich mit Feedback oder Shoots um?

AF: Man bekommt relativ wenig negatives Feedback direkt ins Gesicht gesagt. Meistens passiert das im Internet, am besten noch mit einem Fakeprofil. Noch viel seltener sind solche Menschen dann wirklich erfahrene Leute aus dem Business. Zu Shoots kann ich nur sagen, wenn mich jemand gezielt verletzen will, soll er/sie es versuchen, aber ich bin selbst Shooter, ich kann mich wehren. Was ich hier aber nicht kleinreden möchte ist konstruktive Kritik oder Feedback. Das ist mir sehr wichtig. Ich nehme Kritik ernst und arbeite ständig an mir selbst!

CM: Wir sind am Ende des Interviews, wir danken dir für die Einblicke in dein Leben, sowie deine persönlichen Ansichten über die Wrestlingwelt. Wenn du noch Etwas an unsere Leser richten möchtest, dann hast du jetzt die Gelegenheit.

AF: Jeder der sich für Alpha Female interessiert oder bestimmte Fragen hat kann mich einfach anquatschen, anschreiben, unterstützen oder sich irgendwie melden. Für Gespräche bin ich immer zu haben. Ganz besonders möchte ich mich an dieser Stelle bei meinem Sponsor MyProtein bedanken. Davon werde ich seit 2012 gesponsert. Gerade in schlechten Zeiten, als ich nicht einmal mehr meine Miete oder Essen bezahlen konnte waren die da und haben mich unterstützt. Vielen Dank dafür. Wer Lust hat kann sich mein Werdegang, meine Erlebnisse on the road auf wrestlingfever.de durchlesen. Ich schreibe gerade an einer Kolumne die nennt sich "Alpha Female rising sun". Die Kolumne "Alpha Female one way ticket" hat auch viele begeistert und kann ich euch nur ans Herz legen. Und solltet ihr jetzt noch mehr Lust auf Wrestling haben, holt euch euer Merchandise von www.muchmedia.de

Bildquelle: Tony Knox