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Eric Priest (deutsch)

Interview

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Published on:
09.06.2005, 00:00 
Author(s):
CAGEMATCH: Eric, wie kamst Du auf Dein Unterwäschemodel-Gimmick?

ERIC PRIEST: Der Name „Underwear Model“ war die Idee von Danny Dominion – einem meiner Trainer. Wir saßen herum und redeten, weil ich noch keinen Charakter hatte. Ich wollte eigentlich einen Namen, der mich als harten Typen ausweist, etwas in der Richtung „Stone Cold“

CAGEMATCH: Danny schien die Idee nicht gefallen zu haben.

ERIC PRIEST: Nein, er hat angefangen zu lachen und gemeint: “Junge, du bist kein harter Typ, dafür siehst Du zu gut aus. Du solltest her so etwas wie ‘Beverly Hills 90210’ Boy oder ‘The Underwear Model’.” Wir haben erstmal gelacht und dann habe ich gesagt “Ja, ich könnte in Unterwäsche wrestlen und noch dies und das”. Wir haben uns schließlich entschieden, es auszuprobieren. Sechs Jahre später trete ich immer noch in Unterwäsche an! Der Name mag albern sein, aber die Leute erinnern sich an mich als “Der Unterwäsche-Typ“. Außerdem sorgt er sofort für Buhrufe.

CAGEMATCH: Wie kam denn Dein spezieller Einzug mit all den verschiedenen Spitznamen zustande?

ERIC PRIEST: Die ersten vier Namen habe ich mir selbst ausgedacht; der Rest – zum Beispiel „Der Graf von Monte Fisto“ ist aus dem Film “Rocky IV” abgekupfert. Apollo Creed – einer der Filmcharaktere – hat bei seiner Vorstellung eine Menge Namen benutzt. Ich fand das schon immer cool und habe damit gerechnet, dass es auch bei mir funktioniert: Apollo ist großspurig und arrogant – genau wie ich.

CAGEMATCH: Wie bist du zum Wrestling gekommen?

ERIC PRIEST: Ich habe mich bei einer Pressekonferenz mit Mister T und Hulk Hogan in das Wrestling verliebt – kurz vor der allerersten Wrestlemania. Mein Vater rief mich damals ins Zimmer, weil er wusste, dass ich ein großer Fan der Serie „Das A-Team“ war. Damit hatte ich schon genug gesehen, um süchtig nach Wrestling zu werden. Meine erste Hantel – eine Mr.-T-Hantel wohlgemerkt – stemmte ich mit dem Ziel, Wrestler zu werden. Ich wollte nie etwas anderes werden.

CAGEMATCH: Wie hat Deine Familie darauf reagiert?

ERIC PRIEST: Sie haben gedacht, ich sei behämmert. Ich habe ihnen auch nichts davon erzählt, bevor ich bereit war, mein erstes Match zu bestreiten. Jetzt, wo ich ein gewisses Maß an Erfolgen erreichen konnte, verstehen sie mich und sind bis zu einem gewissen Grad auch stolz auf mich. Dennoch wartet meine Mutter sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich aufhöre.

CAGEMATCH: Wo wurdest Du trainiert?

ERIC PRIEST: In der “Chicago’s Steel Domain” von Danny und Ace Steel. Dort anzufangen war nicht schwer, weil ich mir sicher war, dass ich es tun musste. Die Jungs in der Domain waren auch froh, mich zu haben: Ich hatte einen Look, den die meisten Neulinge nicht haben. Das Training war hart, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass ich es schaffen würde. Seit kurzem trainiere ich bei Kevin Quinn, dem Cheftrainer des New Japan Dojos in Kalifornien.

CAGEMATCH: Wie schwer ist es, mit dem Wrestling anzufangen?

ERIC PRIEST: Alle denken es sei einfach – aber das ist es keineswegs. Es ist eine unglaubliche Herausforderung für Körper und Geist. Ich liebe es, eingebildete und selbstverliebte Campneulinge zu sehen, die bei ihren ersten Bumps kurz vorm Weinen stehen. Sie können nicht fassen, dass es a) so wehtut und b) auch so schwer zu lernen ist.

CAGEMATCH:Wer hatte den größten Einfluss auf Deinen Stil und deine Einstellung?

ERIC PRIEST: Schwer zu sagen. Ich wrestle anders als meine Trainer. Danny hat mir vor allem die geschäftlichen Seiten des Wrestling beigebracht, Ace hatte dafür größeren Einfluss auf meine In-Ring-Fähigkeiten. Dennoch hat Danny mich stärker beeinflusst, er hat mir gezeigt, auf was ich mich besonders konzentrieren muss.

CAGEMATCH: Wie war es, das erste Mal vor Publikum anzutreten?

ERIC PRIEST: Eigentlich bin sehr selbstbewusst und jemand, der gerne im Mittelpunkt steht. Aber es war Angst einflößend, vor ein Publikum zu treten, das mich nicht kannte und in dem kein einziges freundliches Gesicht war. Es hat mir allerdings geholfen, dass meine Freunde backstage waren und dass ich jemanden kämpfte, denn ich kannte. Das Match war am Ende auch ganz in Ordnung.

CAGEMATCH: Der Durchschnittsfan weiß nicht allzu viel über die Independentszene im Mittleren Westen der USA – außer ein paar bekannten Gesichtern wie CM Punk, Colt Cabana und Chris Hero. Kannst du uns einen kurzen Überblick über die dortige Szene geben?

ERIC PRIEST: Es sind zu viele Wrestler dort! Die Szene dort ist ehrlich gesagt ziemlich verwässert. Aber es gibt Leute wie eben die drei, die sich von der Masse abheben.

CAGEMATCH: Nach nur 18 Monaten im Geschäft wurdest Du zum jüngsten AWA Champion. Wie bist Du zu der Promotion von Dale Gagne gekommen?

ERIC PRIEST: Ich habe schon ein Jahr vor dem Titelgewinn für die Promotion gearbeitet – offenbar habe ich sie genug beeindruckt, so dass sie mir den Titelshot gaben.

CAGEMATCH: Wie waren denn Deine Eindrücke von der Promotion?

ERIC PRIEST: Zunächst war ich von der AWA beeindruckt. Dale Gagne versucht wirklich, eine erstklassige Show auf die Beine zu stellen. Dort anzutreten ist etwas anderes als in den üblichen Indy-Promotions. Hinzu kommt, dass Dale zusätzlich Jahrmärkte organisiert und die Zuschauerzahl deshalb in den vierstelligen Bereich geht – andere Promotions ziehen meist nur eine dreistellige Fanzahl an. Außerdem gab mir die AWA erstmals die Gelegenheit mich mit Legenden wie dem Honky Tonk Man, Hacksaw Jim Duggan und Sgt. Slaughter zu messen.

CAGEMATCH: Was bedeutet die Zeit in der AWA im Nachhinein für Dich?

ERIC PRIEST: Es war eine meiner besten und zugleich eine meiner schlechtesten Erfahrungen im Wrestlinggeschäft. Ich habe viel über das Geschäft gelernt, hervorragende Kontakte geknüpft und mir landesweit einen Namen gemacht. Leider habe ich mich mit der Liga überworfen – aber so ist das Geschäft nun einmal.

CAGEMATCH: Du hast dir neben dem AWA-Titel auch noch einige andere Gürtel um die Hüften schnallen können. Ist es etwas besonderes für dich einen Championtitel tragen zu können?

ERIC PRIEST: Absolut. Ein Gürtel ist ein Gradmesser, wo man in der Company steht. Ein Champion zu sein bedeutet, dass meine Liga genug von mir hält, dass sie mich in den Mittelpunkt des Geschehens setzt. Die Gürtel sind nur Requisiten, aber die Bedeutung dahinter ist real.

CAGEMATCH: Bevor Du bei IWA Mid-South gelandet bist, hattest Du Auftritte für zahlreiche andere Promotions. Welche war Dir die liebste?

ERIC PRIEST: Am ehesten die MCW. Ich war ihr Champion, konnte gegen Freunde wrestlen, außerdem war die Promotion nah an meinem Wohnort, so dass mich meine Freunde und meine Famile sehen konnten. Nach den Shows sind wir alle ausgegangen und haben Party gemacht, es war sehr lustig. Aber Spaß hatte ich in allen Promotions.

CAGEMATCH: Wie bist Du zu Deiner derzeitigen Liga IWA Mid-South gelandet?

ERIC PRIEST: Ich bin schon 2003 für IWA MS angetreten, bin aber aus irgendeinem Grund nie zurückgekommen. Ein paar Leute, die ich trainiere arbeiten aber für Ian Rotten, darüber sind wir ins Gespräch gekommen und nun bin ich eben wieder da und eine der Stützen der Promotion. Ich bin froh wieder da zu sein, ich habe hier eine großartige Zeit.

CAGEMATCH: Was denkst Du im Allgemeinen über IWA MS?

ERIC PRIEST: Ich finde es ist die beste Indy-Promotion im Mittleren Westen, vielleicht sogar die beste des Landes. Ian Rotten hat keine Scheu, das Geld auf den Tisch zu legen, um die besten Talente zu verpflichten. Man sieht die Stars von Ring of Honor, TNA Wrestling und die größten Indy-Talente. Die Shows bieten eine Menge: Technik, Comedy, Highflying, Strongstyle und auch Hardcore von Zeit zu Zeit.

CAGEMATCH: Was hältst du von Deinem Partner Silas Young – als Wrestler und als Mensch?

ERIC PRIEST: Privat kenne ich Silas nicht allzu gut. Wenn ich ihn sehe, geht es immer nur ums Wrestling! Er scheint aber ein netter Kerl zu sein, wir passen immer aufeinander auf: Wenn wir von einer Show hören oder dass die WWE nach Leuten für einmalige Auftritte sucht, rufen wir uns zusammen und versuchen den jeweils anderen dort ebenfalls unterzubringen. Ich trete gerne an Silas’ Seite an, wir haben viel gemeinsam. Er ist nur etwas jünger und leichter, also macht er eher den verrückten Kram im Ring, während ich die Leute einfach verprügle.

CAGEMATCH: Wie sehen Deine Zukunftspläne aus?

ERIC PRIEST: Schwer zu sagen, das hängt völlig von mir selbst ab. Ich hab vor kurzem vier Auftritte für die WWE absolviert, aber die Liga wird für eine Weile nicht mehr in meiner Gegend auftreten. Ich habe auch Kontakte zu Zero One, das ist auch eine Möglichkeit. Ich habe auch oft mit Shane Douglas zusammengearbeitet, also werde ich vielleicht bald mal sehen, ob TNA an mir Interesse hat. Im Septmber werde ich nach England gehen, die Termine werde ich auf meiner Website (www.ericpriest.com) veröffentlichen, sobald sie fix sind. Ich hoffe, dass ich bald auch nach Mexiko kann. Man hat beim Wrestling eine Menge Eisen im Feuer, hoffentlich läuft dann die eine oder andere Sache.

CAGEMATCH: Seit einiger Zeit arbeitest du auch als Trainer. Wie ist es, Deine Kenntnisse an die neue Generation weiterzugeben?

ERIC PRIEST: Eigentlich hatte ich nie daran gedacht Trainer zu werden. Als ich dann danach gefragt wurde, habe ich zuerst Danny Dominion gefragt – er hat gemeint, ich soll es einfach machen. Ich liebe es, Leute zu trainieren. Es kann frustrierend sein, aber es gibt nichts Lohnenswerteres als jemandem zu helfen, seinen Traum zu leben und damit Erfolg zu haben.

CAGEMATCH: Ist die Trainerlaufbahn eine Zukunftsperspektive nach deiner aktiven Karriere?

ERIC PRIEST: Ich weiß es noch nicht, es hängt davon ab, wie sich die Wrestlingschule bis dahin entwickelt. Manchmal habe ich die Nase voll vom Wrestling und will eine Zeit lang nur ein normaler Mensch sein. Aber nach einer oder zwei Wochen würde ich es vermissen und zurückkommen. Ich hoffe deshalb, immer mit dem Wrestling verbunden zu bleiben – egal in welcher Form.

CAGEMATCH: Sind die Fans von heute zu anspruchsvoll?

ERIC PRIEST: Das kann man nicht verallgemeinern: Es gibt viele Arten von Fans. Einige wollen einfach unterhalten werden, gib ihnen Comedy oder ein paar Spots – so lange das Qualität hat, sind sie zufrieden. Es gibt aber ein paar Leute, die einfach zu viel verlangen. Man kann aber nicht rausgehen, nur um eine Minderheit von vielleicht zehn Prozent zufrieden zu stellen. Man geht nach draußen, gibt sein bestes und versucht so viele Fans wie möglich zu unterhalten.

CAGEMATCH: Ist das Wrestlinggeschäft daran schuld, dass es diesen Fantypus gibt?

ERIC PRIEST: Ja, wir haben es eine Zeit lang zu weit getrieben. Wir haben versucht, die Fans bei jeder Gelegenheit zu schockieren. Wir haben ihnen alles gezeigt, was wir konnten und Dinge gezeigt, die uns hätten umbringen können. Und die Fans wollten mehr davon. Aber wie kann man einen brennenden Tisch mit Reißzwecken noch toppen? Wir haben die Fans abgestumpft.

CAGEMATCH: Mit welchen Folgen?

ERIC PRIEST: Viele neue Wrestler denken, dass man ein Publikum nur durch selbstzerstörerische High Spots zum Jubeln bringen kann. Wer das Wrestling richtig lernt, findet heraus, dass es kleine Dinge gibt, die die Fans laut werden lassen – man lernt, dass jede Aktion zählt. Das ist etwas, was dem Wrestling heute verloren gegangen ist.

CAGEMATCH: Was ist das lustigste, was Dir jemals im Ring passiert ist?

ERIC PRIEST: Das lustigste Zeug passiert meistens nach der Show in der Bar oder im Hotel. Das lustigste Erlebnis im Ring waren meine Auftritte als „Chester the Molester”. Ich trug einen falschen Schnurrbart, Shorts und eine Fliegersonnenbrille. Den Großteil des Matches verbrachte ich damit, den kleinwüchsigen Ringsprecher zu jagen.

CAGEMATCH: Zurück zu Deinem jetzigen Gimmick: Hat man als Unterwäschemodel Probleme mit Groupies?

ERIC PRIEST: Nicht wirklich, aber es gibt da schon eine Menge Geschichten. Zum einen, dass ich scheinbar nur 15-jährige Mädchen und schwule Männer anziehe. Es gibt ein paar Yahoo-Gruppen, die mir gewidmet sind und auf den Seiten ist ziemlich verrücktes Zeug. Auch so manche Mail, die ich von Frauen und Männern bekomme, jagt mir ziemliche Angst ein.

CAGEMATCH: Inwiefern?

ERIC PRIEST: Ich habe einmal meine Unterwäsche über das Internet verkauft. Ich fand das eine gute Geschäftsidee: Kauft die Unterwäsche des Underwear Models. Es waren normale Boxershorts mit aufgedruckten Tieren. Ich habe aber schnell damit aufgehört, als mich einige Leute darum baten, ziemlich krankes Zeug in meine Unterwäsche zu tun, bevor ich sie verschicke.

CAGEMATCH: Krankes Zeug?

ERIC PRIEST: Ich formuliere es jugendfrei: Sie wollten meine DNA. Das und was sie mit dieser Unterwäsche dann machen wollten, war der Grund, die Aktion abzubrechen. Die Lektion habe ich gelernt. Ich höre auch von vielen Leuten, die gegen mich wrestlen wollen, “um zu sehen, ob sie haben was nötig ist“. Ich bin mir nicht sicher, was zur Hölle sie damit meinen und ich will es auch gar nicht wissen.

WORT-ASSOZIATIONEN

Sports Entertainment: Eine natürliche Weiterentwicklung des Wrestling. Es sollte allerdings etwas zurückgefahren werden und wieder mehr Wert auf das Wrestling als auf die Storylines gelegt werden.
Silas Young: Das Yin zu meinem Yang. Ein großartiger Wrestler und Tag Team Partner.
Vince McMahon: DER Mann, Punkt.
"Wrestling ist Fake!": Echt? Ich habe einen Haufen Arztrechnungen, die das Gegenteil beweisen!
Steel Domain: War einmal das beste Trainingszentrum im Mittleren Westen. Es war nur ein paar Jahre lang offen, aber es hat CM Punk, Colt Cabana, Adam Pearce, Brad Bradley und mich hervorgebracht.
Ian Rotten: Großer Respekt. Es ist vor allem für Hardcore bekannt, ist aber auch ein toller technischer Wrestler
Die deutschen Fans: Danke, dass Ihr das Independent-Wrestling unterstützt! Ich hoffe ich kann eines Tages vor Euch antreten
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