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Alex Wright (deutsch)

Interview

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Published on:
02.03.2007, 00:00 
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CAGEMATCH: Alex, die Frage, die alle Fans am meisten interessiert, zuerst: Was hast du all die Jahre gemacht und warum bist du nach dem Ende der WCW aus der Wrestlingwelt abgetaucht?

ALEX WRIGHT: Ich wollte ein bisschen Abstand vom Wrestling nehmen. Die Backstage-Politik am Ende der WCW hat mich ziemlich ausgebrannt. Ich bin wieder nach Deutschland gezogen und habe hier ein Haus gebaut. Danach habe ich mich privatisiert und bin sehr viel gereist. Vor ungefähr einem Jahr habe ich begonnen, mich mit den Vorbereitungen für „The Wright Stuff“ – Pro Wrestling School zu beschäftigen.

CAGEMATCH: Was treibt dich jetzt plötzlich wieder an?

ALEX WRIGHT: Da ich mit dem Pro Wrestling aufgewachsen bin, liegt das Wrestling einfach in meinem Blut. Es war und ist immer mein Traum gewesen. Dazu gehörte aber auch mein Wunsch, das europäische und speziell das deutsche Pro Wrestling positiv zu beeinflussen. Darum möchte ich jetzt jedem am Wrestling Interessierten die Chance auf eine solide und fachgerechte Ausbildung zum Pro Wrestler geben – deswegen habe ich die Schule eröffnet.

CAGEMATCH: Das letzte, was man bis vor dahin von dir gehört hatte, war dass du Fitness-Coach beim McFit in Nürnberg geworden warst. Bist du während der Zeit oft auf deine Wrestlingkarriere angesprochen worden?

ALEX WRIGHT: Sehr oft natürlich. Aber meine Zeit als Fitness-Trainer war von vornherein nur vorübergehend geplant – auch wenn sie schön war und ich viele nette Leute kennen gelernt habe. Dass ich den Job gemacht habe, war ein Freundschaftsdienst für einen Freund. Den Traum von meiner eigenen Wrestlingschule wollte ich schon damals verwirklichen.

CAGEMATCH: Du hast ja schon oft in Interviews erwähnt, dass die Backstage-Politik ein Grund war, warum du dich zeitweise vom Wrestling abgewandt hast…

ALEX WRIGHT: … es war der einzige Grund.

CAGEMATCH: Gab es in der Hinsicht etwas, was dir besonders unangenehm in Erinnerung geblieben ist?

ALEX WRIGHT: Es sind zu viele Erinnerungen, um sie aufzuzählen. Und ehrlich gesagt, möchte ich mich auch nicht mehr an diese Sachen zurück erinnern.

CAGEMATCH: War denn die WCW ein einziger „Intrigantenstadl“?

ALEX WRIGHT: Natürlich nicht: Ich habe dort auch sehr viele Freunde gefunden, wie im Wrestlingbusiness allgemein. Und ich habe auch noch Kontakt zu vielen.

CAGEMATCH: Natürlich soll es hier nicht nur um die schlimmen Seiten deiner WCW-Karriere gehen. Was ist denn für dich die schönste Erinnerung an deine Zeit in Atlanta?

ALEX WRIGHT: Der Moment, als ich mein erstes Autogramm in den USA gab. Aber natürlich auch, als ich den Television und den Cruiserweight Title gewinnen konnte.

CAGEMATCH: Als du nach einige Zeit nach diesen Titelgewinnen den Berlyn-Charakter verpasst bekamst, erinnere ich mich an einen schwärmerischen Kommentar in der Power Wrestling, das du damit zum Top-Bösewicht der Liga aufsteigen könntest. Stattdessen verlorst du nach zwei Monaten gegen Brad Armstong. Was ist schief gelaufen?

ALEX WRIGHT: Der Berlyn-Charakter war kurz nach seinem Debüt von einschlägigen Wrestlingwebseiten und -magazinen sowie von den Fans als der ultimative Bösewicht anerkannt. Die allgemeine Meinung war, dass dieses Gimmick mit seinem Aufbau, der Professionalität und seinem Debüt an jedes WWE-Gimmick heran reichte. Was diese Gimmick zum Scheitern brachte, war einzig und alleine Vince Russo. Ich denke, es wäre für die WCW besser gewesen, wenn Russo nicht Bestandteil der WCW geworden wäre.

CAGEMATCH: Der Berlyn-Charakter hat bekanntlich für viel Diskussionsstoff gesorgt – erst wegen der Goth-Elemente und der Koinzidenz zum Littleton-Massaker, zum anderen weil er auf viele wie ein Nazi-Charakter wirkte. Fandest du den Charakter selbst irgendwie bedenklich oder hieltest du Diskussionen für überzogen?

ALEX WRIGHT: Letzteres. Dieses Gimmick war definitiv kein Nazi-Gimmick. Ein Nazi würde schließlich niemals mit Punk-Frisur, Gothic-Mantel und Gothic-Ringen herumlaufen. Der Charakter wurde zur falschen Zeit ins TV gebracht und wurde von der WCW falsch verwendet – trotzdem hatte er sehr viel Potenzial. Wobei noch erwähnt sei, dass ich persönlich natürlich alles anderes bin als ein Nazi.

CAGEMATCH: Einer deiner letzten großen Programme in der WCW, das nur hierzulande zu sehen war, war ja deine kleine Fehde mit Komiker Tom Gerhardt, deren Unterhaltungswert bei den Fans… na ja… umstritten war. War die Zusammenarbeit mit Tom ein gelungener PR-Gag oder hat es dir mehr geschadet als genutzt?

ALEX WRIGHT: Es war mal etwas anderes. Tom Gerhardt ist ein sehr netter Mann. Trotzdem finde ich es immer schlecht, wenn ein Wrestler einen Kampf gegen einen Nicht-Wrestler führen soll.

CAGEMATCH: Eine interessante Fußnote deiner WCW-Karriere ist, dass du der Gegner beim einzigen WCW-PPV-Match eines gewissen Jean-Paul Levesque warst. Hast du damals schon erahnen können, dass aus Triple H der Superstar werden könnte, der er heute ist?

ALEX WRIGHT: Triple H war damals schon ein super Talent. Aber hat genau das Richtige getan, als er zur WWE wechselte. Die WWE legte schon immer viel Wert auf den Nachwuchs.

CAGEMATCH: Wie beurteilst du sechs Jahre danach deine WCW-Karriere als Ganzes? Bist du zufrieden, mit dem was du erreicht hast oder wäre mehr drin gewesen?

ALEX WRIGHT: Ich bin sehr zufrieden. Man darf nicht vergessen, dass ich als 18-Jähriger alleine in die USA gegangen bin – und dass ich bis heute einer der wenigen Europäer und der einzige Deutsche bin, der jemals bei einer der weltgrößten Ligen unter Vertrag stand.

CAGEMATCH: Hat nach dem Auslauf deines Time-Warner-Vertrags die WWE mal bei dir angeklopft?

ALEX WRIGHT: Ja, ich wurde kontaktiert. Aber wie schon erwähnt war ich ziemlich ausgebrannt. Es war einfach der falsche Zeitpunkt für mich.

CAGEMATCH: Von deinen früheren WCW-Kollegen, die damals von der WWE übernommen worden, ist heute nur noch eine Handvoll Leute übrig geblieben – und nur Booker T und Rey Mysterio haben eine wirklich große Karriere hingelegt. Hast du eine Erklärung für diese Entwicklung?

ALEX WRIGHT: Da müsste ich auch spekulieren. Aber dass die WCW-Vergangenheit der Wrestler ein Grund dafür ist, denke ich nicht.

CAGEMATCH: Obwohl die WWE die WCW damals geschluckt hat, steht sie heute was die Zuschauerzahlen angeht, schlechter da als vorher. Woran liegt das deiner Meinung nach? Ist die WWE so viel schlechter geworden oder ist das Wrestling nach dem Boom der späten Neunziger einfach wieder auf Normalmaß zurechtgestutzt worden?

ALEX WRIGHT: Für das Wrestling ist es immer schlecht, wenn es ein Monopol gibt – und das ist es im Moment auch noch, denn TNA ist einfach nicht groß genug um ein richtiger Konkurrent für die WWE zu sein. Ich denke auch, dass viele der WCW-Zuschauer keine WWE-Zuschauer waren. Und als die WCW von der WWE geschluckt worden ist, verlor die WWE die meisten dieser Fans.

CAGEMATCH: Verfolgst du die WWE und/oder TNA heute noch bzw. wieder?

ALEX WRIGHT: Ich versuche regelmäßig beide Ligen zu verfolgen.

CAGEMATCH: Wer sind dort deine Lieblinge?

ALEX WRIGHT: Randy Orton hat sehr viel Potenzial. Er ist ein guter Techniker und kommt im TV sehr gut rüber. Samoa Joe legt sich auch ganz gut ins Zeug. Er hat einfach den massigen Look und kann trotzdem gute Matches bestreiten.

CAGEMATCH: Bislang bist du ja der einzige Deutsche, der in einer großen US-Liga hat Fuß fassen können. Was braucht man dazu, um das zu schaffen?

ALEX WRIGHT: Um eine Chance zu bekommen spielt vieles eine Rolle. Es ist natürlich wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – aber genauso wichtig ist es, das Können mitzubringen. Wenn man Talent hat ist es ein kleiner Vorteil, noch bedeutender aber ist es, hart für seinen Traum zu arbeiten. Und das Allerwichtigste ist, etwas daraus zu machen, wenn man eine Chance bekommt. Das habe ich getan – und so wurde ich nicht nur der einzige deutsche Wrestler war, der es jemals in den USA geschafft hat. Ich war auch einer der wenigen Wrestler, die bei der WCW über so einen langen Zeitraum – neun Jahre – unter Vertrag standen. Dazu braucht es Disziplin, Durchsetzungsfähigkeit und auf jeden Fall Durchhaltevermögen.

CAGEMATCH: Welchen deutschsprachigen Wrestlern würdest du zutrauen, es dir gleichzutun, wenn sie die Chance bekommen?

ALEX WRIGHT: Es wäre unfair von mir einen Bestimmten zu nennen. Ich wünsche jedem Wrestler, dass er einmal die Chance bekommt, in den USA den Durchbruch zu packen.

CAGEMATCH: Wie sehr hast du in den vergangenen Jahren die Entwicklungen der deutschen Szene verfolgt? Kann sie deiner Ansicht nach wieder so groß werden, wie zu seligen CWA-Zeiten oder ist das einfach nicht wiederholbar?

ALEX WRIGHT: Ich denke schon, das die deutsche Szene wieder so werden kann, wie zu CWA Zeiten – vielleicht sogar noch mehr. Im Allgemeinen befindet sich die europäische Szene auf dem Vorwärtstrend. Wenn ich zum Beispiel die GWP nehme, dann haben wir hier in Deutschland eine junge, sehr professionelle, aufstrebende Liga. Und solche Promotions, die auf diesen Level arbeiten, sind sehr wichtig für die Zukunft des deutschen Wrestling.

CAGEMATCH: Welche Ligen siehst du lieber: Die der europäischen Tradition verpflichteten wie die EWP oder die „amerikanisierten“ wie die GSW?

ALEX WRIGHT: Man braucht heute eine gute Mischung aus Tradition und dem „amerikanisierten“ Wrestling. Dennoch ist es sehr wichtig, dass das europäische Wrestling seinen eigenen Stil nicht verliert. Sich nur auf das Eine oder Andere zu konzentrieren wäre nicht profitabel.

CAGEMATCH: Kommen wir noch mal auf „The Wright Stuff“ zurück: Was bietet diese Schule, was andere nicht zu bieten haben?

ALEX WRIGHT: Meine Erfahrung. Ich bin ein „Second Generation“ Wrestler. Ich bin von meinen Vater, einem mehrfachen Welt- und Europameister, der diesen Beruf über 26 Jahre ausgeübt hat, trainiert worden. Ich bin mit dem Pro Wrestling aufgewachsen. Ich bin Vollprofi, seit ich 16 bin, habe auf der ganzen Welt gerungen, gegen fast jeden Star. Zusätzlich habe ich neun Jahre TV-Erfahrung.

CAGEMATCH: Was macht für dich einen guten Wrestlingtrainer aus? Worin unterscheidet ein solcher sich von einem Abzocker?

ALEX WRIGHT: Ein Abzocker ist jemand, der den Anschein erwecken will, ein internationaler Superstar zu sein und mit seiner jahrelangen Berufserfahrung wirbt, ohne dass das zutrifft. Einer, der dem Schüler das Wrestling nicht richtig vermitteln kann oder möchte. Einer, der dem Schüler von Anfang an schwere Moves vollführen lässt, ohne ihn die „Basics“ zu lehren. Im Gegensatz dazu stellt sich ein guter Wrestlingtrainer auf jeden Schüler individuell ein und führt in langsam an das Pro Wrestling heran.

CAGEMATCH: Wird man dich auch mal wieder im Ring sehen oder ist das Kapitel abgeschlossen?

ALEX WRIGHT: Ich bin Vollprofi, das heißt, wenn ich ein gutes Angebot bekomme, werde ich sicher darüber nachdenken. Dabei spielt es keine Rolle in welchem Land dies wäre. Momentan möchte ich mich aber voll und ganz auf meine Pro Wrestling School konzentrieren. Es ist immer schlecht auf zwei Hochzeiten zu tanzen.