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Christian: Der ewige Nebendarsteller will nicht mehr

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Published on:
31.10.2005, 00:00 
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Aus heutiger Sicht betrachtet, hat Jay Reso seinen Namenspatron etwas unglücklich gewählt. Den Gimmicknamen Christian legte er sich in Anlehnung an Christian Slater zu – einst ein gefeierter Jungakteur in Hollywood, heute aufgrund diverser Exzesse in den Rang eines B-Stars gerutscht. Christian erging es ähnlich: Auch er verkam in der WWE mehr und mehr zum Nebendarsteller – nach allgemeiner Auffassung völlig zu Unrecht. Nun zog Christian die Konsequenzen und ließ den Vertrag mit seinem Arbeitgeber auslaufen.

Slater ist übrigens nicht der einzige Namenspate Christians: Ursprünglich nannte er sich Christian Cage, wobei sein Nachname an Oscar-Preisträger Nicolas Cage erinnern sollte. Schon damals – Mitte der Neunziger – hatten sich seine Wege mit Adam Copeland alias Edge gekreuzt. Die beiden sind zwar keine wirklichen Brüder – wie es die WWE-Storyline besagt – aber Jugendfreunde, die sich auf dem College das Zimmer teilten. Auch im Ring schlossen sie sich zusammen und machten als High Impact und dann als Suicide Blondz die kanadische und später auch die amerikanische Indy-Szene unsicher.

Tag Team Szene zu neuen Höhen geführt

In einem Trainingscamp machte Christian 1998 die WWE auf sich aufmerksam und debütierte dort mit einem Gimmick als Gothic-Jünger, der an der Seite des vampirgleichen Gangrel agierte. Gleich in seinem ersten Match holte er sich den Light Heavyweight Title vom Japaner TAKA Michoku. Edge, anfangs noch Gegenspieler von Christian und Gangrel schloss sich den beiden letztlich an und die charismatische Brood war geboren.

Zwar wurde das Potenzial des viel versprechenden Stables nie ganz ausgeschöpft, trotzdem machten Edge und Christian als Tag Team ihren Weg. Richtig aufhorchen ließen die beiden erstmals bei No Mercy 1999 als sie in einem grandiosen Leitermatch gegen die Hardy Boyz verloren. Zusammen mit den Hardys und den Dudley Boyz verhalfen die beiden Kanadier der Tag Team Szene der McMahon-Company zur Jahrtausendwende zu ihrem größten Hoch seit der Ära der British Bulldogs und der Hart Foundation.

In Erinnerung blieben dabei natürlich vor allem die beiden Tables Ladders & Chairs Matches gegen die Dudleys sowie die Hardys, die ein für WWE-Verhältnisse einzigartiges Spektakel darstellten. Beide male siegten Edge und Christian, die sich die Tag Titles insgesamt sieben Mal umschnallen durften. Doch nicht nur die Matches dieser Ära blieben in Erinnerung, auch die grandiosen Backstage-Segmente und Promos sind legendär: Das anfangs eher düstere Gespann wurde nach und nach zu einem Comedy-Heel-Duo, das an die Protagonisten des US-Kultfilms „Dude, where’s my Car?“ erinnerte. Gerade der zu Beginn seiner Karriere eher unscheinbare Christian blühte in der Rolle als halbdebiler Surfertyp auf.

Großartige Fehde gegen Chris Jericho

Als Edge und Christian dann gemeinsam alles erreicht hatten, wurden die beiden gesplittet. Christian turnte im September 2001 gegen Edge und nahm ihm kurz darauf den Intercontinental Title ab. Christian schloss sich damals der WCW-ECW-Alliance an, nachdem diese grandios scheiterte, den anti-amerikanischen Un-Americans. Aus letzterem Stable ging auch seine Partnerschaft mit seinem der Gruppierung nahe stehendem Landsmann Chris Jericho hervor, die letztlich in einer clever gebookten Fehde gipfelte: Jericho und Christian wetteten darum, wer als erstes eine Diva ins Bett bekommt – Christian nahm Lita, Jericho Trish Stratus ins Visier. Weil sich Jericho und Trish verliebten kam es zu Eifersüchteleien und schließlich offener Feindschaft zwischen Christian und Jericho.

Bei Wrestlemania XX konnte Christian seinen Ex-Partner überraschend bezwingen, als Trish gegen Jericho turnte. Christian bildete anschließend mit Trish und dem später als „Problemlöser“ verpflichteten Kraftpaket Tyson Tomko eine schlagkräftige Gruppierung, die in Internet-Kreisen Christian Coalition getauft wurde. Obwohl Jericho die Fehde gegen die Coalition am Ende in einem Cage Match bei RAW für sich entschied, war es Christian, dessen Stern in der Auseinandersetzung heller strahlte und der sich damit für höhere Aufgaben empfahl.

Doch genau in dem Moment, als Christian dabei war, die nächste Stufe zu erklimmen, setzte ihn eine Rückenverletzung, die er sich in dem Cage Match zuzog für mehrere Monate außer Gefecht. Zu seinem Leidwesen hatten die WWE-Booker keine Storyline desselben Kalibers mehr für ihn in petto und Christian versank in relativer Bedeutungslosigkeit – obwohl er sich speziell durch seine immense Ausstrahlung stetig für einen Push empfahl. Sein damals kreierter Spitzname „Captain Charisma“ kam nicht von ungefähr.

Anhaltende Perspektivlosigkeit

Christians „Peeps“ – wie er seine Fans nennt – schöpften dann Hoffnung, als die WWE ab dem Royal Rumble 2005 eine Fehde mit dem späteren WWE Heavyweight Champion John Cena andeutete. Bei der Draft Lottery kam es nach dem Trade von Cena zu RAW dann tatsächlich zu der Konfrontation - die Fehde wurde jedoch schnell mit einem Sieg für Cena abgehakt und Christian landete letztlich im SmackDown-Roster.

Sein Einstand verlief wiederum verheißungsvoll: Im Match um den SmackDown Heavyweight Title – der dann flach fiel, weil World Champion Batista ebenfalls zur Donnerstagsshow wechselte – wurde Christian als letzter gepinnt. Doch Christians Push versandete und auch bei SD konnte er am Ende fast ausschließlich die Lichter der Hallendecke betrachten.

Dass bei Christian – der sich mit 31 Jahren immerhin im besten Wrestlingalter befindet – Frust über diese Entwicklung herrschte, war seit längerem klar. Dass er nun aber tatsächlich die letzte Konsequenz aus der anhaltenden Perspektivlosigkeit zieht, kam dann doch überraschend. Aller Voraussicht nach wird Christian in naher Zukunft – unter anderem Namen – bei TNA Wrestling landen. Dort wird sich zeigen, ob er wie Christian Slater dazu verdammt ist der ewige Nebendarsteller zu sein – oder ob er doch wie Nicolas Cage zum Topstar aufsteigt.
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