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Jimmy Jacobs: Ein Berserker läuft Amok

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Published on:
28.11.2005, 00:00 
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Man stelle sich folgendes Szenario: John Cena taucht beim kommenden Impact auf erklärt den verdutzten Fans, dass er bei der WWE so schlecht verdiene, dass er mit der Miete im Rückstand ist und wirft obendrein seinen WWE Heavyweight Title in die Mülltonne. Jimmy Jacobs hat genau das getan – wenn auch im kleineren Rahmen: Er shootete bei einer Show der AAW-Promotion von Danny Daniels gegen IWA Mid-South – die Liga deren amtierender Heavyweight Champion kein geringerer als er selbst ist.

Als Rechtfertigung führte Jacobs gegenüber IWA-MS-Promoter Ian Rotten an, dass er seine Liga Publicty verschaffen wollte - was in etwa das gleiche wäre, als wenn Basti Schweinsteiger Felix Magath öffentlich zwischen die Beine treten und ihn hinterher damit trösten würde, dass er es so doch auf Seite 1 der Bild-Zeitung geschafft hat. Jimmy Jacobs dürfte sich mit der eine Menge von dem Respekt verspielt haben, den er sich in den vergangen sechs Jahren erarbeitet hat.

Sinn fürs Skurrile

Jacobs debütierte am 1.Mai 1999 bei der Lakeshore Wrestling Organization in Michigan – mit gerade einmal 15 Jahren. Eigentlich sollte er an dem Abend als Ringrichter eine Battle Royal leiten. Stattdessen durfte er aufgrund eines Ausfalls selbst wrestlen – und erfüllte sich damit einen Kindheitstraum. Als kleiner Junge trug er regelmäßig Spaßkämpfe mit seinem Bruder aus und schlüpfte dabei in die Rolle seiner WWF-Helden: Hulk Hogan, The Ultimate Warrior, vor allem aber Bret Hart. Als Erstklässler beeindruckte er seine Spielplatzkameraden mit der stilechten rosa Sonnenbrille, die ihm sein Idol angeblich persönlich bei einer Show überreicht hatte – in Wahrheit hatte er es aus dem Versandhaus.

Das Gimmick, das Jacobs berühmt gemacht hat, empfand er jedoch nicht Bret, sondern einem weit weniger bekannten WWF-Zeitgenossen nach: Dem Berzerker. Jacobs kupferte John Nord seine Fellstiefel und seine „Huss“-Rufe ab und machte als chaotisch-komischer „Barbaric Berzerker“ die Independent-Szene unsicher. Auch sonst steht Jacobs der Sinn nach skurrilen Kindheitserinnerungen: Als Einzugsmusik wählte er „The Touch“ aus der Zeichentrickserie „Transformers“ aus, seinen Finisher nannte er "Up-Up-Down-Down-Left-Right-Left-Right-B-A-SELECT START". Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich ein Cheatcode aus dem legendären NES-Videospiel „Contra“.

Manchmal genieße ich es, ein Arschloch zu sein

Seinen endgültigen Durchbruch feierte er jedoch, als er sein Comedy-Gimmick zumindest bei IWA Mid South abstreifte und als arroganter Fatzke mit Anzug statt mit Fellstiefeln zum Ring kommt. „Manchmal genieße ich es, ein Arschloch zu sein“, gab Jacobs kürzlich zu: „Die Fans können nämlich auch ziemliche Arschlöcher sein.“ Meistens jedoch, beruhigt er gleichzeitig, findet er seine Anhänger „cool“.

Jacobs’ neue Ernsthaftigkeit schreibt er teilweise von BJ Whitmer zu, seinem Partner bei Ring Of Honor: „Er bringt die ernste Seite in mir zum Vorschein, ich dafür die etwas verrücktere in ihm. Es gleicht sich also aus.“ Jacobs und Whitmer arbeiten zusammen seit Whitmers Ex-Partner Dan Maff aufgrund der Pädophilie-Vorwürfen von Homicide nicht mehr gebucht wird. Das ungleiche Duo holte sich schon zweimal die Tag Team Gürtel der profilierten Independent-Promotion.

Fehlende Masse als Karriere-Hindernis?

Doch auch die ganz große Liga hat schon ein Auge auf Jimmy Jacobs geworfen: Im Mai diesen Jahres vermittelte ihm Paul London einen Auftritt bei WWE SmackDown. Dort durfte er sogar den kürzlich verstorbenen Eddie Guerrero besiegen – wenn auch nur durch Disqualifikation. Das Match, bei dem Guerrero Jacobs einen Brainbuster auf einen Stuhl verpasste, sollte dessen Fehde gegen Rey Mysterio vorantreiben. Ein paar Monate später jobbte Jacobs bei Velocity für den damaligen Cruiserweight Champion Nunzio.

Ob Jacobs eine rosige Zukunft in der WWE bevorsteht ist jedoch fraglich – nicht wegen fehlendem Talent, sondern wegen der fehlenden Körpermasse: Jacobs bringt nicht mal 70 Kilogramm auf die Waage. Er selbst sieht das allerdings nicht als Karrierehindernis: „Ich sehe mich eben als Underdog, einer wie früher Ricky Morton oder Ricky Steamboat.“

Bei IWA Mid-South hat er trotz seiner geringen Körpermasse zum Heavyweight Champion gebracht: Am 1. April 2005 holte er sich bei „April Bloodshowers 2005“ das Gold von Danny Daniels – also dem Mann, der ihn nun veranlasste, die Rotten-Promotion in den Dreck zu ziehen. Jacobs verteidigte den Titel seitdem gegen Größen wie CM Punk, James Gibson, Colt Cabana und auch Ian Rotten selbst. Dass dieser Jacobs noch lange als Champion akzeptieren wird, darf nach dem jüngsten Vorfall bezweifelt werden.
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