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Mark Henry: Vom Medienstar zum Millionengrab

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Published on:
30.12.2005, 00:00 
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Vince McMahon glaubte 1996, einen großen Fang gemacht zu haben. Im aufkommenden Monday Night War hatte er dem Gewichtheber Mark Henry einen Zehnjahresvertrag angedreht. Der 180-Kg-Koloss war damals ein echter Star. Als schwerster Teilnehmer der Olympischen Spiele von Atlanta schmückte er zahlreiche Titelbilder, gastierte bei Jay Lenos Tonight Show und wurde sogar von Präsident Bill Clinton eingeladen. Neuneinhalb Jahre später kann man konstatieren, dass die zehn Millionen Dollar, die die WWE angeblich an Henry überwies, eine Fehlinvestition waren – es sei, denn er reißt bei seinem jüngst eingeleiteten Comeback im SmackDown!-Roster noch Bäume aus.

Der Medienhype um die „Große Breite Hoffnung“ entpuppte sich schnell als viel Lärm um nichts. Henry wurde in Atlanta Letzter in der Superschwergewichtsklasse. Er blieb ganze 80 Kilogramm hinter dem russischen Triumphator Andrej Tschemerkin zurück und machte sich zum Gespött seiner Kollegen. „Dass er Catcher wird, ist auch besser so“, erklärte der deutsche Silbermedaillengewinner Ronny Weller nach dem Wettbewerb – womit er wohl nicht für die Wrestlingfans sprach.

Geprügelter Hund statt strahlender Sieger

Henry verwies nach der peinlichen Niederlage auf eine angebliche Verletzung und auf das Dopingproblem des Sports, sein eigentliches Problem lag jedoch woanders: Er war zwar ein erfolgreicher Powerlifter, aber eben kein wirklicher Gewichtheber. Während rohe Kraft bei ersterem ausreicht, ist bei der olympischen Disziplin mehr Technik und Schnellkraft gefragt – und daran haperte es bei dem Texaner, der schon als Zehnjähriger über 90 Kilogramm auf die Waage brachte.

Anstelle eines strahlenden Olympiahelden trat also ein geprügelter Hund der McMahon-Company bei – und um sein Wrestlingkönnen war es logischerweise auch nicht gut bestellt. Henrys erstes Match gegen Jerry Lawler bei In Your House: Mind Games ist mit Katastrophe noch diplomatisch umschrieben. Der „World’s Strongest Man“ benötigte noch eine Menge Training – was auch zur Folge hatte, dass der Mainstream-Hype bei seiner Rückkehr endgültig verflogen war.

Comeback als Sexjunkie

Henry turnte bei seinem Comeback zum Heel und schloss sich dem Black-Power-Stable Nation Of Domination an. Doch auch dort spielte er nur eine untergeordnete Rolle hinter The Rock & Co. Erfolge stellten sich erst ein, als man Henry nach bester Attitude-Art ein kontroverseres Gimmick verpasste. Aus dem stärksten Mann der Welt wurde „Sexual Chocolate“, ein Sexjunkie, der bei der Schürzenjagd immer wieder in peinliche Situationen geriet – unter anderem in ein Date mit einem Transvestiten.

Das Gimmick, das aufgrund von Henrys durchaus vorhandenem Schauspieltalent zeitweise recht unterhaltsam war, rutschte nach einer Weile niveautechnisch ins Bodenlose. Sexual Chocolate begab sich in eine Therapie, in der er zugab, dass er seine ersten erotischen Erfahrungen mit seiner Schwester erlebte. Danach begann er eine Affäre mit der überaus betagten Mae Young und schwängerte sie dabei. Young brachte am Ende in einem surrealen Backstagesegment eine Plastikhand zur Welt.

Ein Humvee vom „Gouvernator“

Kurz darauf verschwand Henry für zwei Jahre aus dem WWE-Programm. Einerseits wurde er zur Farmliga OVW zurückgestuft, um an seinen immer noch rudimentären In-Ring-Fähigkeiten zu feilen. Andererseits frönte Henry wieder seiner alten Leidenschaft: Im Februar 2002 gewann er einen von Arnold Schwarzenegger ausgerichteten Strongman-Wettbewerb, Er sicherte sich damit 75.000 Dollar und einen Humvee-Jeep. Kurz darauf schloss Henry sich mit einem Strongman-Gimmick dem SmackDown!-Roster an – der Erfolg blieb überschaubar. Etwas besser lief es nach seinem Wechsel zu RAW, wo er erneut einem Black-Power-Stable beitrat – diesmal angeführt vom heutigen SmackDown-General-Manager Theodore Long.

Im Februar 2004 verletzte sich Henry an der Schulter und musste unters Messer. Als er gerade vor seinem Comeback stand, riss er sich bei OVW den Quadrizeps-Muskel und fiel erneut aus. Wieder genesen, sollte er bei Taboo Tuesday 2005 eigentlich Jonathan Coachman zum Sieg gegen Steve Austin verhelfen – wogegen sich die Rattlesnake allerdings quer stellte.

Der einzige Gürtel, den sich Henry in den vergangenen zehn Jahren umschnallen durfte, war 1999 der eher bedeutungslose European Title – und auch diesen bekam er nur von Jeff Jarrett überreicht, weil er zuvor gegen dessen Erzrivalen D’Lo Brown turnte. Bei SmackDown! hat Mark Henry nun noch einmal die Chance zu zeigen, dass er mehr ist als ein wandelndes Millionengrab. Es dürfte seine letzte sein.
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