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Homicide: Aus den Straßen Brooklyns

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Published on:
05.01.2006, 00:00 
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Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein Rapper. Aber der Schein trügt. Die Tattoos, das Kopftuch und seine Kleidung würden zwar auch zu 50 Cent oder The Game passen, doch bei Homicide, der jüngsten Verpflichtung von TNA Wrestling, sind sie mehr als der Ausdruck eines Lebensstils - sie sind die Zeichen seiner Jugend. Sie sind der Ausdruck von Ausdauer, Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen. Homicide wuchs im New Yorker Stadtteil Brooklyn auf. Dort war er Mitglied in verschiedenen Gangs und verbrachte auch die eine oder andere Nacht im Gefängnis wegen verschiedener kleinerer Delikte. Heute sagt er über diese Zeit: "Ich habe Fehler gemacht in meinem Leben."

Doch genau diese Vergangenheit schlachtet er jetzt mit seinem Wrestlingstil und seinem Gimmick aus – und verarbeitet sie damit auch. Er zeigt den Fans, was er in seiner Kindheit durchgemacht hat und lässt es seine Gegner spüren. Sein Ringname, der im Deutschen nichts anderes als Totschlag heißt, entstand, als er sich im Jahr 1995 eine TV Sendung anschaute, in der ein Afro-Amerikaner wegen Mordes verhaftet wurde. Seine Freunde schlugen ihm vor, wegen seiner Jugenderfahrungen den einprägsamen Namen zu wählen.

Uni? - Nein danke!

Bereits während seiner High School Zeit war Homicide sportlich sehr aktiv. Wie so viele andere Wrestler spielte auch er Football - und das gar nicht mal schlecht. Nach seinem Abschluss bekam er aufgrund seines Talents von der University of Miami ein Stipendium angeboten. Er lehnte es jedoch ab, denn er hatte es sich in den Kopf gesetzt, durch seine Gangmitgliedschaft ganz schnell viel Geld zu verdienen. Schnell merkte er jedoch, dass dieser Plan nicht aufging und widmete sich einer anderen Leidenschaft: dem Wrestling.

Als Kind und Jugendlicher war Nelson Erazo, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, ein großer Wrestlingfan. Er bewunderte nicht die üblichen Verdächtigen wie Hogan und Flair, sondern die japanischen Superstars Giant Baba, Antonio Inoki und Mitsuhara Misawa sowie Terry Funk und Abdullah the Butcher. Aus Geldmangel entschied er sich im Jahr 1993 dazu, sich die Sportart selber beizubringen. Schlecht kann er das nicht gemacht haben, denn unter dem Namen Latin Terror – eine Anspielung auf seinen puertoricanischen Hintergrund – feierte er bereits kleinere Erfolge. Erst 1996 nahm ihn mit Manny Fernandez ein renommierter Trainer unter die Fittiche.

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Lange Jahre musste der Allrounder auf seinen Durchbruch warten. Er tingelte durch alle möglichen Independent Promotions an der Ostküste der USA, schaffte jedoch nie den Sprung in die WWF, WCW oder ECW. Doch auch hier machte sich wieder seine Ausdauer bemerkbar. Im Gegensatz zu vielen anderen Wrestlern, die hinwarfen, weil ihnen die langen Jahre in der Anonymität gepaart mit den körperlichen Schmerzen zu viel wurden, probierte er es immer wieder aufs Neue.

2002 war es dann endlich soweit. Die Promotion Ring of Honor, die damals wie heute ein athletisches, wrestlingbasiertes Programm auf die Beine stellte, gab ihm eine Chance. Homicide gehört zu den Urgesteinen der Promotion, die schon bei der ersten Show mit von der Partie waren. Damals bildete er mit Boogalou die Natural Born Sinners, ein Team, das zwei Horrorfiguren ihre Reverenz erwies: Boogalou trug eine Leatherface-Maske, während Homicide den „Halloween“-Schlitzer Michael Myers nachahmte.

Bald darauf erhielten die Sinners ein Angebot von Rob Blacks XPW-Promotion. Während sein Partner den Absprung machte, hielt Homicide ROH die Treue. Die richtige Entscheidung: Nach Boogalou und XPW kräht heute kein Hahn mehr, während Homicide zum Stützpfeiler der aufblühenden Liga von Gabe Sapolsky wurde. Anfangs haftete ihm zwar ein Image als New-Jack-Klon an, doch die ROH-Booker gaben ihm die Möglichkeit zu zeigen, dass unter der Schale des gewalttätigen Gangstas ein superber Wrestler steckt.

TNA-Debüt unter Schmerzen

Von da an ging es nur noch bergauf. Mit seinem japanisch angehauchten, sehr stiffen Wrestlingstil, machte er auf sich aufmerksam und überzeugte die Fans mit Matches und Fehden gegen die ROH-Aushängeschilder Steve Corino, Christopher Daniels, Samoa Joe oder auch CM Punk. Er schaffte sogar den Sprung nach Japan und tourte dort mit Big Japan Wrestling und der Zero-One Promotion.

Der Autodidakt Homicide bringt inzwischen auch anderen Wrestlern sein Handwerk bei. In seinem Doghouse, das er während einer einjährigen Auszeit vom Wrestling aus der Taufe hob, trainierte er unter anderem Low Ki, Azrieal und Dan Maff. Letzterer verscherzte es sich allerdings im März 2005 mit seinem Lehrmeister. In einem kryptischen Statement auf der Website „Declaration of Independents“ erklärte Homicide, dass sein Lehrling pädophil sei und dass seine Wrestlingkarriere vorbei sei. Maff ist seitdem bei ROH und auch dem gesamten Rest der US-Independent-Ligen unten durch – ein Schlaglicht auf Homicides immensen Einfluss in der Szene.

Nach drei erfolgreichen Jahren bei ROH wurde schließlich TNA Wrestling auf Homicide aufmerksam. Dumm nur: Anfang Dezember zog er sich in einem ROH-Match gegen Corino eine Schultereckgelenksprengung zu – eine böse Verletzung, die jeden normalen Menschen umgehend außer Gefecht setzen würde. Homicide jedoch workte das Match gegen Corino durch und entschied sich außerdem, den Gang unters Messer auf unbestimmte Zeit zu verschieben, um sich die Chance nicht versauen zu lassen. An Silvester debütierte er trotz seiner Blessur in Konnans neuem Heelstable. Ein echter Gangsta lässt sich eben nicht aus der Bahn werfen.
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