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Mickie James: Eine Psychopathin zum Verlieben

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Published on:
04.04.2006, 00:00 
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Dass in der erfolgreichsten Promotion der Welt das wohl schlechteste Frauenwrestling zu Hause ist, ist nur scheinbar ein Paradoxon. Die WWE verdient letztlich nun mal mehr Geld mit sich räkelnden Models als mit gutem Wrestling. Unter diesem Gesetz der Branche hatte Mickie James eine ganze Weile zu leiden. Zwei Jahre musste sie bei Ohio Valley Wrestling schmoren, während die WWE eine Diva nach dem anderen ins Roster holte, deren einzige Qualifikationen ein hübsches Gesicht und zwei Silikonkissen waren. Doch kaum, dass Mickie dann endlich nach oben berufen wurde, mauserte sie sich in Rekordzeit zum MVP der Damendivision und fuhr am Sonntagabend den verdienten Lohn dafür ein: Sie besiegte Trish Stratus und sicherte sich damit den Women’s Title der McMahon-Company.

Mickie James stieß Ende der Neunziger ins Wrestlinggeschäft, als sie von einem lokalen Promoter angesprochen wurde. James startete unter dem Namen Alexis Laree als Valet für die in Virginia beheimatete Promotion KYDA. Alexis begnügte sich jedoch nicht lange damit, das schmückende Beiwerk für männliche Kollegen wie Tommy Dreamer und Joey Mercury zu bleiben und begann selbst für eine Wrestlingkarriere zu trainieren. Sie absolvierte Trainingscamps bei Dory Funk Jr., der ECW, Ricky Steamboat sowie Ricky Morton und Bobby Eaton. Die Lehrjahre bei den illustren Namen machten sich bezahlt: Schnell erarbeitete sich Laree einen Ruf als eine der talentiertesten Workerinnen der Szene.

Grunge-Appeal bei TNA

Mehrere Jahre lang nahm sie die Ochsentour durch Amerikas lokale Indy-Promotions auf sich und machte nebenbei einige Dinge der Kategorie „Jung und brauche Geld“, um sich über Wasser zu halten. Im Jahr 2002 wurden dann auch größere Promotions auf Larees Talent aufmerksam. Beim zweiten Pay Per View von TNA Wrestling im Juni 2002 nahm sie an einer Lingerie Battle Royal teil, vier Monate später debütierte sie bei Ring of Honor um mit Allison Danger und der Christopher Street Connection zu fehden.

Auch für die WWE bestritt Laree ein Dark Match gegen Dawn Marie, ehe sie Vollzeit bei TNA unterkam. In einem Match gegen Trinity wurde sie von Raven weggeschleift und zu seiner Gathering-Gruppierung bekehrt. Die im Grunge-Look auftretende Laree und ihr Partner Julio DiNero halfen Raven in dessen Fehde mit dem NWA World Champion Jeff Jarrett und bestritt dabei sogar ein Clockwork Orange House Of Fun Match gegen den King of the Montain – dass die beiden mit Ravens Hilfe gewinnen konnten.

Drei Monate später nahm Laree an einem weiteren House Of Fun Match teil, in dem The Gathering auf die New Church von Father James Mitchell traf. Eben dieser warf am Ende einen Feuerball in Alexis’ Gesicht, woraufhin sie aus den Shows verschwand. Wenige Wochen darauf nahm die WWE sie unter Development-Vertrag und schickte sie zur Farmliga ins Ohio Valley.

Quälend lang in der Warteschleife

Obwohl Experten Laree schon damals eine rosige Zukunft bescheinigten ließ der „Call-up“ ins Hauptroster quälend lange auf sich warten. Um ihre zwei besten Argumente hierfür zu vergrößern, legte sie sich wie fast alle Kolleginnen im Januar 2005 unters Messer eines Schönheitschirurgen. Im Juli 2005 schien Mickies Debüt endlich in greifbarer Nähe. In einem Dark Match begleitete sie ihren Gathering-Nachfolger CM Punk zum Ring – Punk trat als Achtziger-Jahre-Rockstar auf, Mickie als sein Groupie namens Vickie Adams. Doch weil Punk die WWE-Oberen nicht überzeugte, kamen beide zurück in die Warteschleife.

Erst im Oktober 2005 sollte Mickies Stunde dann endlich schlagen. Sie bekam ein Gimmick als überkandidelter Superfan des amtierenden Damenchampions Trish Stratus, bei dem früh abzusehen war, dass sich die obsessive Zuneigung früher oder später ins Gegenteil verkehren würde – ähnlich wie es schon 1999 mit Tori und Sable der Fall war. Mickies Metarmorphose zur psychopathischen Kampflesbe entwickelte sich zu einem heimlichen Highlight der Montagabend-Show – im wirklichen Leben gehört Mickies hoffentlich etwas weniger heftige Liebe übrigens nicht Trish, sondern ihrem Verlobten Kenny Doane von der Spirit Squad und den Pferden und Frettchen auf der Familienfarm in Virginia.

Dass Mickie trotz ihrer Heel-Rolle in Chicago bejubelt wurde, sollte eigentlich keinen überraschen. Mit ihrem Schauspieltalent hat Mickie ihrer Gegnerin – und bei weitem nicht nur ihr – seit Monaten die Schau gestohlen und erhielt dafür die wohlverdiente Anerkennung vom Chicagoer Publikum. Darüber hinaus bewies sie mit Trish trotz verpatztem Finish, dass gutes und glaubwürdiges Frauenwrestling auch in der Bra-&-Pantie-Pillow-Fight-Welt der WWE seinen Platz haben kann.