DeutschEnglish
Not logged in or registered. | Log In | Register | Password lost?

Abyss: Der Abgründige schreibt ein Stück Geschichte

Personalie

Article information
Published on:
20.11.2006, 00:00 
Category:
Author(s):
Sieben Anläufe waren für die Katz, im Achten hat es dann endlich geklappt: Abyss ist NWA World Heavyweight Champion - und zwar ein durchaus historischer: Der groß gewachsene Athlet ist der erste World Champion von TNA, der nie in der WWE oder der WCW angetreten ist. Abyss ist ein waschechtes TNA-Urgestein. Bereits bei der allerersten Show der Liga, die sich damals noch NWA:TNA nannte, war der Hüne unter seinem nom de guerre Justice dabei und nahm an einem Gauntlet Match teil. Doch wer steckt eigentlich hinter der Maske? Wer ist der Mann, den anscheinend nur James Mitchell kontrollieren kann?

Chris Parks stammt aus der Arbeiterstadt Cleveland im US-Staat Ohio. Bereits früh begeisterte er sich für Sport, unter anderem auch für Ringen. Das Ringen ließ er aber dann doch ziemlich schnell wieder sein und konzentrierte sich voll und ganz auf seine große Liebe: Football. In seinem letzten Jahr an der Highschool wurde er sogar ins All Star Team aller Schulmannschaften des ganzen Staates gewählt. Er erreichte sogar nationale Berühmtheit und wurde als einer der besten Spieler des ganzen Landes ausgezeichnet. Dies öffnete ihm natürlich Tür und Tor bei diversen Colleges. Mehrere Universitäten boten ihm aufgrund seines Talents Stipendien an, darunter die NFL-Kaderschmieden Louisville und Michigan State.

Er entschied sich allerdings für die Ohio University und blieb so weiterhin in seinem Heimatstaat. Auch auf dem College, wo er quasi nebenbei einen Abschluss in Sport Administration machte, spielte er natürlich weiter Football - und die Erfolge blieben auch hier nicht aus. In drei von seinen vier Jahren an der Uni war er gesetzt im Football-Team, er wurde zweimal ins Auswahlteam der Conference berufen und wurde zweiter bei einem vom Playboy vergebenen Preis. Heute scherzt er selber darüber, dass er leider nicht in die berühmte Playboy Mansion eingeladen worden ist.

Goodbye Football, Hello Wrestling!

Den Talentscouts aus der NFL war sein Können natürlich auch nicht verborgen geblieben und so wurde er nach seinem Abschluss im Jahr 1992 von den Pittsburgh Steelers verpflichtet. Ziemlich schnell merkte er allerdings, dass Football doch nicht das Wahre für ihn ist und hängte im März 1993 seine Stiefel schon wieder an den Nagel. Das Abenteur NFL war für ihn damit schon wieder beendet bevor es richtig angefangen hat. Er erinnerte sich, dass er in der Kindheit auch am Ringen sehr viel Spaß hatte und meldete sich im Frühjahr 1995 im Bonekrusher's National Pro Wrestling Center an. Dort wurde er unter anderem vom ehemaligen WWF Ringrichter Roger Ruffin trainiert.

Kurz darauf - und heute sagt er selber, dass er viel zu wenig Training hatte zu der Zeit - debütierte er in der Northern Wrestling Federation als Original Terminator. Sein Debütmatch gewann er durch DQ. Danach wurde er umbenannt und stieg fortan als "The All American" Chris Justice in den Ring. Der Name wurde natürlich in Anlehnung an seine erfolgreiche Footballzeit gewählt. In den nächsten Jahren trainierte er fleißig weiter und entwickelte sich zu einem der Maineventer in der NWF. Zu der Zeit lernte er Chris Harris kennen, der später auch das eine oder andere Wörtchen für ihn bei TNA eingelegt haben soll. Das Gimmick des All American allerdings wurde wieder fallen gelassen - als Prince Justice schaffte er dann auch im Wrestling erste Erfolge und gewann unter anderem den Heavyweight Title der NWF. Im Jahr 2001 verließ er die Liga und trat fortan für die National Wrestling Alliance Wildside an, wo er neben dem Heavyweight Title zusammen mit AJ Styles auch den Tag Team Title gewinnen konnte. Außerdem trat er für Memphis Power Pro Championship Wrestling und durfte dort sogar mit der Legende Jerry Lawler in den Ring steigen.

Nach einem kurzen Abstecher zur NWA:TNA - bei seinem einzigen Match beim allerersten PPV wurde er in einem Gauntlet Match als Fünfter von Rick Steiner eliminiert - war er vor allem in Puerto Rico unterwegs. Dort trat er vor für die International Wrestling Association Puerto Rico vom mittlerweile verstorbenen Victor Quinones an. Auch dort konnte er einige Titel erringen, unter anderem den Tag Team Title und den Hardcore Title. Doch viel wichtiger für den weiteren Verlauf seiner Karriere sollte die Freundschaft zu Bill Banks sein, die sich in dieser Zeit entwickelte. Banks war es dann auch, der ihm einen Job bei TNA vermittelte.

Masken, Luftballos und Plätzchen

Im Sommer 2003 debütierte er dann unter dem Namen Abyss - zu deutsch: Abgrund - als maskentragender Bodyguard von Kid Kash bei TNA. Bis zum Oktober hielt diese Allianz, ehe das Duo sich nicht mehr einig war und nach einer kurzen Fehde getrennte Wege ging. Kurz darauf verbündete er sich mit Don Callis und fehdete gegen Ravens Gruppierung The Gathering, der übrigens auch CM Punk angehörte. Im Jahr 2004 fehdete er dann mit seinem ehemaligen Tag Team Partner AJ Styles. Nach dem Ende dieser Fehde bekam er mit Goldylocks einen neuen Manager. An ihrer Seite hielt er es jedoch nicht lange aus, kehrte ihr den Rücken zu und begann erneut eine Fehde mit Raven und Monty Brown.

Zu der Zeit drehten ein Kamerateam der WWE und mehrere Superstars der Konkurrenzliga einen Werbespot in den Universal Studios, die die Heimat von TNA waren. Die Liga nutzte dies als Chance, um sich über die WWE lustig zu machen und schickte ein Empfangskommittee zu dem Set, wo die WWE drehte. Abyss war Teil dieses Kommittees und wollte ein paar Luftballons und selbstgebackene Plätzchen überreichen. Natürlich wurde das Ganze nicht im TV gezeigt, sondern nur eine Parodie der Szene mit Schauspielern verkleidet als Vince McMahon und Triple H. Anfang 2005 lief Abyss' Vertrag mit TNA dann aus und wurde nicht verlängert. Dies ließ natürlich direkt Spekulationen aufkommen, dass er zur WWE wechseln würde. Doch zur Überraschung vieler kehrte er kurz darauf unangekündigt zurück und begann eine Fehde mit Jeff Hardy - obwohl Jeremy Borash ihn schon aus dem Impact-Opening herausgeschnitten hatte, weil niemand ihm gesagt hatte, dass man Abyss zum Bleiben überreden konnte.

Nach einem weiteren Match mit AJ Styles wurde er Nummer 1 Herausforderer auf den NWA World Heavyweight Title. In diesem Match verletzte er sich allerdings an der Schulter, sodass er die Chance nicht ergreifen konnte. Nur einen Monat später gewann er allerdings mit einem Sieg über Ron Killings erneut das Recht den World Champion herauszufordern. Seinen ersten Shot auf den Weltmeistertitel bekam er dann in einem King of the Mountain Match, aus dem allerdings Raven siegreich hervorging und so dem in der Zwischenzeit zum Champion gewordenen AJ Styles den Titel abnahm. Auch in einem Singles Match im Monat darauf konnte Abyss sich gegen Raven nicht durchsetzen.

Der Kreis schließt sich

Der inzwischen von James Mitchell gemanagte Abyss startete eine Fehde mit Sabu, in der er unter anderem ein No Ropes Barbed Wire Match bestritt. Doch dies ist nicht die einzige extravagante Matchart, an der er in seiner Karriere teilnahm. Auf seiner Vita stehen unter anderem ein Hangman's Horror Match, ein Steel Chair on a Pole First Blood Match, mehrere Cage Matches, mehrere Monster's Ball Matches, ein Survival of the Sickest Match sowie die üblichen No DQ Matches, Streetfights und Falls Count Anywhere Matches. Als Waffe etablierten Abyss und Mitchell zusammen ein Säckchen voller Reiszwecken, die im Ring verteilt werden. Allerdings landete das Monster öfter selber in den Thumbtacks als seine Gegner...

TNA merkte ziemlich schnell, dass solche wilden Matches die Spezialität des Brawlers sind. Wann immer eine neue Matchart eingeführt wurde oder ein hardcorelastiges Match auf der Card stand, war Abyss an dem Match beteiligt. Er entwickelte sich zu einem "go to guy", der verlässlich ist und konstant gute Leistungen bringt. Deswegen wurde er auch immer wieder in den Mainevent gepusht und bekam noch mehrere Chancen als Heel gegen den jeweiligen Face World Champion um den World Title anzutreten. Zwischendurch trat er jedoch auch immer mal wieder für diverse Independent Ligen an und hatte auch mehrere Auftritt bei Ring Of Honor als Mann fürs Grobe in Prince Nanas Embassy. Auch seiner Heimatliga, der NWF stattete er dann und wann nochmal einen Besuch ab. In letzter Zeit allerdings tritt er ausschließlich für TNA an und wieder wurde er als Herausforderer des World Champions auserkoren.

Kaum jemand hat erwartet, dass er tatsächlich den NWA World Heavyweight Title gewinnen wird, zumal er nur drei Tage vorher noch ganz klar gegen den neuesten TNA-Star Kurt Angle verloren hatte. Aber er hat erneut all seinen Kritikern gezeigt, dass im Wrestling nicht alles vorhersehbar ist. Am Sonntag gewann er gegen Sting per DQ. Und da laut des traditionellen NWA-Regelwerks auch bei Disqualifikationen der Titel wechselt, ist er jetzt zum ersten Mal in seiner Karriere World Champion einer großen Liga - und es wird spannend zu sehen sein, was die Zukunft noch für den Mann mit der Maske bereit hält.
Number of comments: 0
Your Options:
    Other: