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Brock Lesnar: Immer noch The Next Big Thing

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Published on:
21.08.2008, 00:00 
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Selten hat das oft bemühte Bild vom kometenhaften Aufstieg die Wirklichkeit so gut beschrieben wie in diesem Fall. Gleich in seinem ersten Jahr als WWE Superstar konnte Brock Lesnar mehr Erfolge feiern als die meisten anderen Wrestler in ihrer gesamten Karriere. Er wurde King Of The Ring, gewann die WWE Heavyweight Championship und den Royal Rumble und stand schließlich sogar im Main Event von Wrestlemania.

Seinen eigenen Spitznamen, "The Next Big Thing", hatte er schon nach kürzester Zeit veraltet erscheinen lassen. Diesem Mann gehörte nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart. Als er am 30.03.2003 im Main Event von Wrestlemania über Kurt Angle triumphierte und zum zweiten Mal WWE Heavyweight Champion wurde, gab es keinen Zweifel daran, dass Lesnar nun für viele Jahre an der Spitze von #World Wrestling Entertainment# verweilen würde. Doch bekanntlich kam alles anders.

Von Reisestrapazen und Verletzungen geplagt, entfremdete sich Brock Lesnar im folgenden Jahr mehr und mehr vom Wrestling. Und so kam es, dass er genau ein Jahr nach seinem größten Triumph in einem bedeutungslosen Match, das sich irgendwo in den Untiefen der Wrestlemania-Midcard wieder fand, von Goldberg besiegt und von dem wütenden Fans mit Schmähgesängen verabschiedet wurde. So kometenhaft sein Aufstieg innerhalb von WWE war, so schnell verglühte sein Stern auch wieder.

Vom Wrestlingring aufs Footballfeld

Doch was macht Brock Lesnar heute? Was macht der Mann, der auf einen sicheren Platz im Olymp des Wrestlings verzichtet hat? Er tut genau das, was jemand wie er, der von Mutter Natur mit solch einzigartigen physischen Voraussetzungen ausgestattet wurde, tun muss: Er kämpft. Aus dem Kronprinz des Pro Wrestling ist nun ein Käfigkämpfer geworden. Die große weiße Hoffnung im Schwergewicht. The Next Big Thing.

Doch im Gegensatz zum Wrestling ist sein Weg zum Ruhm hier wesentlich steiniger gewesen. Nach seinem Abschied von WWE entschloss sich Lesnar zuerst einem Jugendtraum nachzujagen und sein Glück in der National Football League zu suchen. Schon vor seiner Karriere als Wrestler hatte er das Angebot ein Tryout bei einem NFL Team, den Tampa Bay Buccaneers, zu absolvieren, doch Lesnar entschied sich für das finanziell sehr lukrative Angebot der WWE, das ihm ein Jahresgehalt von 250.000 Dollar bescherte.

Nun, da er mit dem Wrestling abgeschlossen hatte, wagte er den Sprung ins Haifischbecken NFL. Angesichts der Tatsache, dass Lesnar, der im College die nationale Meisterschaft im Ringen gewonnen hatte, seit der Highschool kein Football mehr gespielt hatte, war sein Scheitern vorprogrammiert. Nach einigen Vorbereitungsspielen wurde er aus dem Kader der Minnesota Vikings gestrichen. Die Verantwortlichen waren von seinen Fähigkeiten allerdings nicht unbeeindruckt geblieben und machten ihm das Angebot in der NFL Europe Spielpraxis zu sammeln und sich so einen Platz im Team zu sichern. Lesnar, der die damit verbundenen Reisestrapazen und die große Distanz zu seiner Familie fürchtete, lehnte ab.

Kein Superbowl für Lesnar

Der Traum vom Glück in der NFL war also geplatzt. Und wegen einer Klausel, die bei der Kündigung seines WWE-Vertrags in Kraft getreten war, war es ihm verboten für andere Wrestlingligen oder Mixed-Martial-Arts-Organisationen anzutreten. Da diese Einschränkung einem Berufsverbot gleichkam, beschloss Lesnar auf eigene Faust in Japan wieder in den Wrestlingring zu steigen, was einen Rechtsstreit zur Folge hatte, der damit endete, dass Lesnar mehr oder weniger tun konnte, was er wollte.

Gleich in seinem ersten Match für New Japan Pro Wresting konnte er sich den höchsten Titel der Promotion, die IWGP Heavyweight Championship, sichern. Doch schnell merkte man, dass Lesnar nicht mit vollem Herzen bei der Sache war. Die wenigen Titelmatches, die er bestritt, waren nicht sonderlich ansehnlich, und als er sich weigerte zu einer Titelverteidigung zu erscheinen, wurde ihm der Titel aberkannt, was ihn wiederum nicht daran hinterte mit eben jenem Titel bei der #Inoki Genome Federation# aufzutreten und für Unmut bei NJPW und Wrestlingfans auf der ganzen Welt zu sorgen.

Nachdem er den Titel, der ihm eigentlich schon aberkannt worden war, an seinen alten Rivalen Kurt Angle verlor, entschied er sich endgültig seine Wrestlingstiefel an den Nagel zu hängen und einen neuen Weg einzuschlagen. Aus dem ehemaligen Ringer, Wrestler und Footballer sollte nun ein echter Kämpfer werden. Lesnar sah seine Zukunft in den Mixed Martial Arts.

Ein neuer Anfang

Wenn jemand mit einer solchen Reputation wie Lesnar den Wunsch äußert in einen Ring zu steigen, dauert es nicht lange bis die Promoter Schlange stehen. Den Zuschlag bekam schließlich die japanische Kampfsportorganisation K-1. In der Minnesota Martial Arts Academy bereitete er sich in der Nähe seiner Familie auf seinen ersten Kampf gegen den koreanischen Riesen Hong-man Choi vor. Da dieser kurzfristig keine ärztliche Freigabe erhielt, kämpfe Lesnar schließlich gegen Min Soo Kim, der bei den Olympischen Spielen in Atlanta eine Silbermedaille im Judo gewonnen hatte. Es dauerte keine zwei Minuten bis Lesnar den Koreaner so mit Schlägen eingedeckt hatte, dass der aufgeben musste und Lesnar eine beeindruckende Gage von 500.000 Dollar einstreichen konnte.

Im Oktober 2007 gab die Ultimate Fighting Championship, die größte MMA-Organisation der Welt, bekannt, dass Brock Lesnar nun exklusiv für sie in den Ring steigt. Wobei Ring hier nicht der richtige Begriff ist, denn die Kämpfe finden in einem martialisch anmutenden, achteckigem Käfig statt. Der neue Vertrag garantierte Lesnar einen Grundverdienst von 250.000 Dollar pro Kampf, der im Falle eines Sieges und durch weitere Prämien bis auf eine Höhe von 500.000 Dollar ansteigen kann.

Angesichts dieser unglaublichen Summe für einen Neuling, der gerade mal einen MMA-Kampf bestritten hatte, meldeten sich sofort etliche Kritiker zu Wort, die Lesnar als Schaukämpfer titulierten, der noch nie einen richtigen Schlag hat einstecken müssen. Lesnars erster Kampf im Octagon dürfte sie in dieser Ansicht bestätigt haben, denn trotz eines furiosen Auftakts musste er sich dem ehemaligen UFC Heavyweight Champion Frank Mir geschlagen geben, der einen Anfängerfehler Lesnars eiskalt ausnutzte und den Neuling so zur Aufgabe zwang.

Doch anders als erwartet ließ sich Lesnar von dieser Niederlage nicht entmutigen. Seinen zweiten Kampf gegen den erfahrenen Heath Herring dominierte er über die volle Distanz und wurde anschließend einstimmig zum Sieger nach Punkten erklärt. Ein wichtiger Sieg nicht nur für Lesnar, der seine Kritiker trotz des unspektakulären Kampfes erstmal zum Verstummen gebracht hat, sondern auch für die UFC, die unheimlich viel Geld in einen unerfahrenen Kämpfer investiert hat.

Der Sieg über Herring liegt kaum zwei Wochen zurück und die Zukunft für Lesnar sieht rosig aus. Mit seiner Popularität, seinem Auftreten, seinem beeindruckenden Aussehen und seinem kontroversen Charakter kann er in der Zukunft zum neuen Aushängeschild der Boomsportart Mixed Martial Arts werden. Ganz Amerika sehnt sich nach einem Schwergewichtler, der im Kampfsport den "Star-Spangled Banner" hochhält. Und wenn schon nicht im Boxen, dann doch bitte im MMA. Damit schließt sich der Kreis. Lesnar ist nun wieder zu dem geworden, was schon zu Beginn seiner Wrestlingkarriere war: The Next Big Thing.
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