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Batista: An der Spitze der Nahrungskette

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Published on:
01.11.2008, 00:00 
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Batista ist World Champion - das ist keine Nachricht, die noch größere Wellen in der Wrestlingwelt schlägt. Zu oft war er das schon, zu gewohnt ist es, das Kraftpaket in der WWE ganz oben zu sehen. Seit bald vier Jahren steht das "Animal" an der Spitze der Nahrungskette - unterbrochen nur von gelegentlichen Verletzungspausen. Dass er sich so lang und so konstant dort halten würde, haben ihm zu Beginn die wenigsten seiner immer noch zahlreichen Kritiker zugetraut - und es ist umso verblüffender, wenn man bedenkt, wie wild das Leben Batistas vor seiner Wrestlingkarriere war.

David Michael Bautista wurde offiziell im Jahr 1969 in Arlington, Virginia geboren - es halten sich aber Gerüchte, dass er in Wahrheit drei Jahre älter ist. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen und in einer zerrütteten Familie auf: Die Ehe zwischen seinem philippinischen Vater und seiner griechischen Mutter zerbrach trotz mehrerer Versöhnungsversuche daran, dass die Mutter ihre Gefühle für Frauen entdeckte. Dazu wohnte Batista in einem Problemviertel, nach eigenen Angaben ereigneten sich vor seiner Haustür drei Morde, bevor er neun Jahre alt wurde.

Batista war ein Problemkind: Um die Schule kümmerte er sich nicht und ging vor seinem letzten High-School-Jahr ohne Abschluss ab. Seine Jugend beschreibt Batista so: "Ich habe keine Autos gestohlen, Drogen genommen oder etwas wirklich Schlimmes. Aber ich war definitiv ein Schläger und überall, wo ich hinkam, bekamen die Leute Angst." Am Tiefpunkt kam Batista an, als er zwischenzeitlich als Türsteher arbeitete und dabei in einer Schlägerei einen Gegenüber krankenhausreif prügelte. Er bekam eine einjährige Bewährungsstrafe und begann erst dann, seine Aggressionen zu kontrollieren.

Das nicht zu fassende "Es"

Die Beschäftigung, die den zweifachen Vater (und inzwischen jungen Großvater) nach seiner Ansicht von dem gefährlichen Weg abbrachte, auf dem er wandelte, war das Bodybuilding. Zum Wrestling kam er, als er Ende der Neunziger wegen seiner Statur angeregt wurde, zu einem Tryout bei der WCW zu gehen. Es war wenig ermutigend: Er bekam gesagt, dass er es in dem Gewerbe nie zu etwas bringen würde. Eine Woche später versuchte Batista es bei der WWE - und sie fand Interesse an ihm. Batista wurde unter Vertrag genommen und in die Wrestlingschule von Hall-of-Famer Afa geschickt, um dort seine Kanten abzuschleifen.

Dass Batista es in die WWE schaffen würde, war dabei keineswegs gewiss. Alle Nase lang verpflichtet die Liga Leute nur aufgrund einer beeindruckenden Physis - viele von ihnen sehen letztlich nie einen WWE-Ring von innen, weil eben doch bemerkt wird, dass das Talent fehlt. Auch Batista hat seine unbestreitbaren Beschränkungen: Den späten Einstieg ins Gewerbe mit bereits über 30, ein nicht übermäßig großes Redetalent, Konditionsprobleme - nach eigenen Angaben durch ein Asthma-Leiden hervorgerufen - und überdeutliche technische Limitationen. Trotzdem zeigte sich schon bei Batistas Zeit als Leviathan in der Farmliga OVW, dass er dafür etwas hatte, das man dem gelehrigsten Wrestlingschüler nicht antrainieren kann: Das nicht zu greifende "Es", das die Zuschauer mitreißt.

Darum begann die WWE Batista nach einem verhunzten Debüt als zupackender "Deacon" von D-Von Dudley mit seinem Reverend-Gimmick langsam nach oben zu hieven. Batista wurde zum Vollstrecker von Triple Hs glanzvoll besetztem Evolution-Stable - und als solcher auch nicht fallen gelassen, als er wegen eines Trizepsrisses monatelang zum Zusehen verdammt war. Und zur Überraschung vieler wurde am Ende er und nicht der hoch gehandelte Randy Orton zum Breakout-Star der Gruppierung, der in einer wohldurchdachten Fehde mit Triple H zum Publikumsliebling und zum World Champion wurde.

Viel dokumentierte Abneigung der Kollegen

Noch lange danach hielt sich bei vielen Kritikern der Glaube, dass es nur diese Fehde beziehungsweise der Gegensatz zum verhassten Triple H war, dem Batista seinen Aufstieg zu verdanken hatte, doch diese Einschätzung ist bestenfalls unvollständig: Hunter hatte viele Fehdengegner vor Batista, aber er war der erste, der Zuschauerzahlen und Einschaltquote spürbar nach oben brachte - was vor ihm diverse andere Hoffnungsträger der Post-Attitude-Ära nie schafften.

Doch so populär Batista bei den meisten Fans ist, so unbeliebt ist er bei vielen Wrestlerkollegen. Allzu sehr sei ihm sein rasanter Aufstieg zu Kopf gestiegen, allzu offensichtlich blicke er auf die Wrestler unterhalb des Top-Levels herab, heißt es. Dass solche Vorwürfe nicht nur das übliche Neidgeschwätz sind, zeigt ein Blick auf diverse Interviews, in denen Batista mit Unschuldsmiene und ohne diplomatisches Gespür oftmals derbste Gemeinheiten über seine Kollegen verbreitet. Berühmtestes Beispiel ist ein Gespräch mit der "Sun", in dem er mal eben dem ganzen SmackDown-Roster einen Mangel an Einstellung und Leidenschaft unterstellte - kurz bevor er selbst dorthin gedraftet wurde. Ein Faktor, der offenbar auch zu Batistas zwiespältigem Ruf beiträgt, ist sein Privatleben. Das als Playboy verschriene Animal soll seine damals an Eierstock-Krebs erkrankte Ex-Frau "on the road" mit Melina betrogen haben - was er allerdings bestreitet.

Was auch immer an der Story dran ist: Die Abneigung diverser Kollegen gegen Batista ist in vielen kleinen Episoden dokumentiert. Shelly „Ariel“ Martinez posierte mit ausgestrecktem Mittelfinger vor einer Batista-Puppe, nachdem ein Streit mit dem Original zu ihrer Entlassung beitrug. Der ebenfalls entlassene Domino riss in einem Youtube-Video auch vielleicht nicht zufällig einem Papp-Batista den Kopf ab. Am bekanntesten aber ist der Zwischenfall mit Booker T, dessen Ärger über Batistas Einstellung in einer Backstage-Prügelei mit dem Animal endete - ein Vorfall, der kurioserweise von der WWE-Homepage öffentlich gemacht wurde. Es heißt, dass Booker hinterher von seinen Kollegen als Held verehrt wurde.

Versöhnte Kritiker

Gerüchten zufolge wäre die Prügelei für Batista fast zum Karriere-Killer geworden - wenn auch aus anderen Gründen, als man sich vielleicht denken würde. Angeblich soll Vince McMahon, der ungern Schwächen bei anderen registriert, so enttäuscht davon gewesen sein, dass Batista den Fight verlor, dass er ihm keinen World Title mehr geben wollte. Und so einige Fans hätten gerade damals wohl nichts dagegen gehabt - hatte Batista seinen Ruf durch eine lange Reihe an schwachen Matches arg angekratzt.

Mittlerweile hat das Animal viele Kritiker von damals wieder versöhnt - vor allem durch die viel gelobte Matchserie mit dem Undertaker, aber auch durch spürbare Verbesserung von Schwachpunkten wie der Mikrofonarbeit. An solchen Entwicklungen merkt man, dass Batista trotz aller Kritik an hart daran arbeitet, seinen Status zu rechtfertigen - und damit seinen Anteil daran leistet, dass er an der Spitze bleibt. Und dass es mittlerweile nicht mehr den größten Nachrichtenwert hat, wenn er wieder World Champ wird, kann Batista so irgendwo auch als Kompliment auffassen.
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