DeutschEnglish
Not logged in or registered. | Log In | Register | Password lost?

Jack Swagger: Top-Begabung mit allem Grund zum Grinsen

Personalie

Article information
Published on:
30.01.2009, 00:00 
Category:
Author(s):
Die erste Schlagzeile, die Jack Swagger im Wrestlinggeschäft gemacht hat, schien nichts Gutes zu verheißen. Auf DeclarationofIndependents.net, einer nicht immer ausgewogen berichtenden, aber in der Szene gut vernetzten Newssite tauchte im Frühjahr 2007 die Meldung auf, Swagger wäre bekifft zu einer House Show der Farmliga Ohio Valley Wrestling aufgetaucht - ebenso wie seine späteren ECW-Kollegen Ricky Ortiz und Alicia Fox. Angereichert war die Meldung mit anonymen Lästereien, Swagger wäre ein Typ, dem nichts am Wrestling liege. Einer von der Sorte, der von der WWE nur wegen seines Äußeren eingestellt worden wäre. Was an der nie anderweitig bestätigten Story letztlich dran war, sei dahingestellt. Aber die Einschätzung, dass Swagger einer von vielen Typen mit viel Muskeln und wenig Substanz ist, hat er schon jetzt den überdeutlich widerlegt.

Der Gewinn des ECW Heavyweight Titles ist die Krönung einer jungen Karriere, die so steil nach oben verlaufen ist wie seit längerem bei keinem Newcomer. Die Geschwindigkeit von Swaggers Aufstieg sorgt für die standardmäßig damit verbundenen Diskussionen: Ist Swagger das „Next Big Thing“, das Brock Lesnar und Bobby Lashley letztlich nicht für die WWE sein konnten? Oder, wenn man die Faszination für den Mann mit dem markanten Grinsen nicht teilt: Was soll denn dran sein an diesem Typen?

Das Geheimnis des All-American American ist, dass er einer der seltenen Typen ist, der die zwei gegenläufigen Denkschulen in der Frage, was einen Wrestlingstar ausmacht, bedient. Wer denkt, dass Wrestler vor allem von ihrer Erscheinung leben, bekommt einen muskelbepackten Zwei-Meter-Mann mit Ausstrahlung und einem Gesicht, das man sich durchaus auch auf einem Magazincover vorstellen kann. Und wem der Inhalt wichtiger ist als die Verpackung, der bekommt einen Vollblutathleten mit beeindrucken ringerischen Lorbeeren. Es ist die Mixtur, die Swaggers Potenzial so riesig macht.

"Dr. Death" als Leitbild

Der Mann, der diese Mixtur in die WWE gebracht hat, war Jim Ross, der Jake Hager - so Swaggers richtiger Name - an der University of Oklahoma entdeckte. Hager legte dort als Amateurringer und als Defensive Tackle im Football eine beeindruckende sportliche Laufbahn hin. Als Ringer stellte er sogar einen Rekord für die meisten Schultersiege in einer Saison auf. Ross wurde bereits in Hagers Juniorjahr auf das Talent aufmerksam und empfahl ihm, es im Wrestling zu versuchen - während er gleichzeitig seinen alten Kollegen von der Talent-Relations-Abteilung riet, sich diesen Youngster vorzumerken.

Nachdem Hager dann seinen Abschluss in Finanzwissenschaft gemacht hatte, ergriff er die Gelegenheit. Er trat mit seinem Einstieg ins Wrestlinggeschäft in die Fußstapfen eines anderen Schwergewichtsringers von der UO, der im Wrestling groß rauskam: Steve "Dr. Death" Williams, der Hager bei der früheren WWE-Farmliga Ohio Valley Wrestling auch mittrainierte und einmal sogar als sein Tag Team Partner mit ihm in den Ring stieg. Hager übernahm von Williams auch dessen Finisher, die Doctor Bomb. Nicht nur deshalb wurde er schnell als Williams' legitimer Nachfolger gehandelt, der mit seinem besser vermarktbaren Äußeren beste Chancen haben würde, die US-Mainstream-Karriere einzuschlagen, die Williams nie vergönnt war.

Wie groß dieser Glaube auch bei den WWE-Oberen ist, erkennt man an der Konsequenz, mit der sie ihre Nachwuchshoffnung fördert. Bei der Farmliga Florida Championship Wrestling krönte man Hager zum ersten Florida Heavyweight Champion, der bis zu seinem Titelverlust kein Match verlor. Die baldige Berufung ins Hauptroster - verbunden mit der Umbenennung ins schmissigere Jack Swagger (to swagger: aufschneiden, prahlen) - war die logische Konsequenz. Und die WWE setzte ihre besten Männer darauf an, Hager auf die Aufgabe vorzubereiten. So gab Finlay in zahlreichen House-Show-Matches seine jahrzehntelange Erfahrung an ihn weiter, hinter den Kulissen hat Horsemen-Legende Arn Anderson sich des Top-Talents angenommen. Dass sich das Ergebnis sehen lassen kann, kann man nicht ernsthaft bestreiten.

Alle Türen offen

Swagger stehen in der WWE nach seiner erfolgreichen Erprobungsphase alle Türen offen - und er kann sich bei seinem Weg durch sie hindurch wohl nur selbst im Weg stehen. Die größte Angst der Liga kann nur die sein, dass Swagger auf ähnliche Abwege gerät wie die "Next Big Things" vor ihm. Ein denkbares Szenario? Schwer einzuschätzen mit den wenigen Informationen, die es über den Menschen hinter dem Sportler Jack Swagger gibt.

Vor kurzem erst hat Swagger dem "Southern" aus Illinois sein erstes Interview - und viel lässt sich daraus nicht herauslesen. Er beteuert darin zwar, dass der Einstieg ins Wrestling für ihn eine Schicksalsentscheidung gewesen wäre und er von Kleinauf ein Fan gewesen wäre. Aber ob das nur Lippenbekenntnisse sind, wie sie auch Lesnar und Lashley abgeleistet hatten, lässt sich natürlich nicht nachprüfen.

Mit einem der Dinge, die Lesnar vom Wrestling abgebracht haben, hat Swagger erklärtermaßen kein Problem: dem Reisestress. "Ich bin aus einer Kleinstadt in Oklahoma", erläutert Swagger: "Also liebe ich es, mehr von den USA zu sehen und von Europa und Mexiko." Die WWE kann in dem Punkt also schon einmal aufatmen.
Number of comments: 0
Your Options:
    Other: