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Mr. Kennedy: Ein Star der Zukunft steht vor dem Scherbenhaufen

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Published on:
30.05.2009, 21:35 
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Mr. Kennedy, der Mann aus Green Bay, Wisconsin: Von vielen Fans weltweit bereits als kommender Main Eventer gefeiert und aufgrund seiner charismatischen Auftritte am Mikro auch schon mit The Rock verglichen wurde. Nun ist er kein Teil von World Wrestling Entertainment mehr. Was auf den ersten Blick etwas unlogisch anmutet, wird bei einer genauen Betrachtung der Karriere nachvollziehbar, denn sein insgesamt vierjähriger Run der der Company war von Rückschlägen nur so durchsetzt.

Ein vielversprechender Beginn

Nachdem der frühere Atomkraftwerk-Sicherheitsmann in der WWE bereits seit dem Jahre 2001 vereinzelt unter seinem richtigen Namen angetreten war, hätte sein Weg dabei auch eine ganz andere Richtung einnehmen können. Nach einem Match bei TNA Xplosion soll Jeff Jarrett Interesse an Anderson bekundet haben, doch die Gespräche verliefen schließlich im Sande und Anderson unterschrieb im Frühjahr 2005 einen Development-Vertrag mit WWE, um bei Ohio Valley Wrestling an seiner Karriere zu arbeiten. Notiz nahm davon kaum jemand. Anderson war im Indy-Bereich keine Größe. Doch Paul Heyman, damals verantwortlich für OVW, sah Großes in ihm - und entwickelte mit ihm die Grundzüge des Charakters, der ihn zu einem Star machte.

Im Herbst des Jahres sollte er seine Chance erhalten, diesen Charakter auf großer Bühne zu präsentieren. Schnell bekam er dort den neuen Namen Kennedy - angelehnt an Vince McMahons zweiten Vornamen. Das charakteristische "Mister" basierte auf einem Insider-Gag aus OVW-Tagen: Lance Storm sprach ihn dort immer als "Mister Anderson" an - so wie die bösen Agenten den Neo aus „Matrix“. Als arroganter Heel, der die Ringsprecher bei seinen Einzügen unterbrach um sich dann jedes Mal mit einem eigenen Mikro, welches von der Hallendecke abgeseilt wurde, anzukündigen und mit der Wiederholung seines Namens am Ende seiner Ankündigungen und Promos ein Markenzeichen zu setzen, zeigte Kennedy schon sein Können am Mikro. In Matches gegen Chris Benoit oder Hardcore Holly konnte auch mit passablen Leistungen im Ring überzeugen und viele Wrestlingfans waren mehr und mehr überzeugt von dem damals 29-Jährigen.

Erste Anzeichen erhalten noch keine Beachtung

Einen Rückschlag sollte Kennedy dann am Ende des Jahres erleiden, da er sich eine Rückenverletzung zuzog und bis Juni 2006 verletzungsbedingt ausfiel. Doch Kennedy zeigte in dieser Zeit großen Ehrgeiz und meldete sich mit Siegen über Gunner Scott, Matt Hardy und sogar Batista zurück um am 29.08.2006 seinen ersten großen Erfolg zu erringen und sich den WWE United States Title von Finlay zu holen. Fans feierten diesen Erfolg als erstes Anzeichen für einen großen Push von Kennedy, dessen Fangemeinde trotz seiner Gesinnung von Tag zu Tag weiter anstieg. Sechs Wochen später verlor er den Titel an Benoit und begann seine bis dato größte Fehde gegen The Undertaker, was als erster Test für Kennedy galt. Nach einem Sieg in einem First Blood Match gegen den Deadman bei der Survivor Series, schloss er die Fehde nach der Niederlage in einem Last Ride Match am Ende als Verlierer ab, hatte sich aber noch mehr Respekt verdient und bekam Titlematches gegen World Heavyweight Champion Batista und den ECW Heavyweight Champion Bobby Lashley.

Das große Gold auf dem Präsentierteller

Im April stand turnusgemäß die aktuelle Ausgabe von Wrestlemania an und wie bereits im Vorjahr sollte es auch wieder ein Money In The Bank Ladder Match geben. Kennedy nahm teil und gewann dieses Match, welches von vielen sogar als bestes dieser Serie bezeichnet wird. Kennedy war dadurch am Ziel seiner Träume, waren sich Fans und Kritiker doch einig, dass nun sein Zeitalter anbrechen würde. Schnell verkündete Kennedy, er werde den Shot erst bei Wrestlemania im kommenden Jahr einlösen - was eine Storyline-Finte war: Er sollte bald darauf den Undertaker entthronen, der mit einer Verletzung pausieren musste. Aber der Plan musste geändert werden, als Kennedy sich selbst wieder verletzte - diesmal am Trizeps. Man fädelte daher kurzfristig einen Zwist zwischen Kennedy und Edge ein, der sich in einem Match um den Koffer durch eine Attacke unmittelbar davor den Koffer und damit Kennedys Chance auf das große Gold sichern konnte um dann kurze Zeit später den Taker zu besiegen.

Das Pech beginnt an ihm zu kleben

Durch eine weitere Untersuchung nach dieser Entscheidung stellte sich heraus, dass Kennedy nicht wie angenommen bis zu sieben Monate, sondern nur etwa einen Monat ausfallen würde. Die Fans dachten nun, dass er in einer Fehde gegen den Rated R Superstar seinen Titel doch noch bekommen sollte, doch WWE plante anders. Die Enttäuschung seiner Anhänger wich allerdings, als Kennedy im Rahmen des Drafts 2007 zu Monday Night RAW wechselte. Schnell begann er eine Fehde mit Carlito und Umaga um den Intercontinental Title des Samoaners, den er sich allerdings nicht sichern konnte.

Zur gleichen Zeit begann eine groß aufgezogene Storyline um den unehelichen Sohn des Chairman Vince McMahon und Mr. Kennedy, dessen Name der zweite Vorname des Bosses ist, galt als sicherer Kandidat für diese Rolle um ihn ein weiteres Mal in den Main Event zu befördern.

Durch eigene Fehler ein Bein gestellt

Und wieder sollte ihm die Chance verwehrt bleiben. Kennedy wurde Opfer der Wellness Policy von WWE und des Medikamentenmissbrauchs überführt. Schlimmer noch: Kennedy hatte kurz zuvor noch öffentlich behauptet, erst die WWE-Wellness-Policy hätte ihn „clean“ gemacht - eine Lüge, die nach Enthüllung der Affäre zum peinlichen Bumerang wurde. Die WWE musste wieder einmal alle Pläne bezüglich seiner Position umwerfen, suspendierte Kennedy öffentlich bei RAW als dieser sich in der Auflösungsshow als Sohn von Vince ausgab und wählte dann auch noch ausgerechnet Hornswoggle als seinen Ersatzmann. Neben aller Liebe für angeblich komische Segmente, die Vince McMahon zu haben scheint, konnte dies auch als deutlicher Seitenhieb an Kennedy selbst gewertet werden.

Kennedy kämpft sich zurück und wird zum Schauspieler

Nach seiner Rückkehr musste Kennedy sich wieder hocharbeiten um dann schließlich mit einer kleinen Fehde gegen Shawn Michaels die nächste Bewährungsprobe zu erhalten. Es folgte eine kurze Geschichte mit Ric Flair und Kennedy konnte sich erneut einen Platz im Money In The Bank Ladder Match sichern. Dieses Mal überraschte WWE die Fans allerdings mit CM Punk als Sieger, nicht zuletzt weil Kennedy als Star des Films Behind Enemy Lines: Columbia kurz nach Wrestlemania ausfiel. Nicht wenige sahen in dieser Entscheidung aber auch andere Gründe bei WWE, da Kennedy bisher jede seiner Chancen nicht nutzen konnte.

Zunehmend war zu dem Zeitpunkt schon Kritik aufgekommen, dass Kennedy im Ring nicht den entscheidenden Sprung nach vorn machen würde. Dass er da selbst Probleme bei sich sah, erkannte man unter anderem daran, wie er in dieser Zeit mehrmals seine Finishing Moves änderte. Ein prominenter Altvorderer der WWE mahnte derweil, Kennedy die nötige Zeit zu geben sich im Ring zu finden: Stone Cold Steve Austin, Kindheitsidol von Kennedy, der im Mann aus Wisconsin einen potenziellen Nachfolger für sich sah und hinter den Kulissen als eine Art Teilzeit-Mentor Kennedys gilt.

Nach Abschluss der Film-Dreharbeiten kehrte Kennedy wieder in den Ring zurück und wurde durch den kommenden Draft wieder zu SmackDown zurückgeschickt, was für viele Kritiker als weiteres Indiz seiner Rückstufung aufgeführt wurde, während die Fans hier eine neue Chance für den Mann aus Wisconsin zu erkennen glaubten. Endlich verfolgte man auch den von vielen geforderten Turn zum Publikumsliebling weiter, der sich nach den Dreharbeiten entwickelte, da man natürlich mit einem Liebling der Massen bessere Werbung für einen Film machen konnte. Leider zeigte das Titanland hier kein Fingerspitzengefühl und investierte keine Arbeit in den vernünftigen Imagewandel von Kennedy, weshalb sein Turn von den Fans in den Hallen aufgrund seiner witzigen Statements zwar angenommen wurde, jedoch nicht als großer Erfolg betrachtet werden kann.

Der Anfang vom Ende

Kaum versuchte man Kennedy mit einer erneuten Fehde um den WWE United States Title wieder mehr ins Rampenlicht zu bringen, verletzte er sich schwer an der Schulter und fiel damit für weitere zehn Monate aus. Um den Film zumindest einigermaßen bewerben zu können, kehrte Kennedy im Herbst 2008 zu SmackDown als Non-Wrestler zurück und zog dabei wöchentlich über Montel Vontavious Porter her, der sich gerade in einer Niederlagenserie befand. Dabei machte er immer Werbung für seinen Film, der sich letztlich als Flop herausstellte. Also verschwand auch Kennedy wieder von der Bildfläche und wurde überraschend im Frühjahr 2009 wieder zum RAW-Brand geschickt. Mittlerweile fragten sich immer mehr Fans, was das ganze nun sollte, doch die Hoffnung der Fans durfte ein weiteres Mal auflodern als Kennedy bei der RAW-Show am 25. Mai 09 sein Comeback gab und sich direkt verbal mit Randy Orton anlegen durfte. Die Gerüchte begannen sofort wieder zu brodeln. Aber wieder einmal meinte das Schicksal es nicht gut mit Kennedy, denn bereits im Main Event der Show verletzte er sich nach einem RKO von Orton an der Hand.

WWE zieht einen Schlussstrich

Die Ausfallzeit ist noch gar nicht offiziell bekannt, da zieht WWE nun die wirtschaftlichen Konsequenzen und entlässt Kennedy nur vier Tage nach der Show. Ob es weitere Gründe gibt, ist bisher noch nicht bekannt. Gerüchte berichten von Backstage-Problemen zwischen Orton und Kennedy. Nach der ganzen Zeit und Arbeit, die man in Kennedy gesteckt hat, scheint WWE keine andere Lösung mehr gesehen zu haben als Kennedy rauszuwerfen. Zu groß scheint das Risiko eines weiteren langen Ausfalls, sobald man etwas mit ihm plant.

Kennedy hat nahezu alles, was ein kommender Star braucht. Er hat ein einprägendes Äußeres, ist am Mikro nahezu brillant und kann im Ring passable Leistungen abliefern. Doch der inzwischen 33-Jährige hat bisher jeden Push in den Sand gesetzt – sei es durch Verletzungen oder eigenes Verschulden. Wie seine Zukunft nun aussehen wird ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich wird vor allem TNA die Fühler nach ihm ausstrecken und vielleicht ist ihm das Glück in Orlando eher hold als es bei WWE der Fall war.

Fakt ist jedoch, dass dies die letzte Chance für ihn sein dürfte, wenn er sich noch einen Namen als Wrestler machen will.
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