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Thumbs ab! - Oder: William Welchs fünfzehn Minuten Ruhm

Historischer Artikel

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Published on:
09.11.2009, 21:49 
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Wie jeder Wrestler, der sich jedes Wochenende in muffigen Turnhallen für einen Hungerlohn den Arsch aufreißt, hat wohl auch William Welch davon geträumt einmal groß rauszukommen. Immerhin hat Welch, der dem gemeinen Wrestlingfan wohl besser als Messiah bekannt sein dürfte, es seinerzeit nicht nur bis an die Spitze der mehr oder weniger renomierten Indy-Promotions Combat Zone Wrestling und Xtreme Pro Wrestling geschafft, sondern wurde auch im Videospiel "Backyard Wrestling 2: There Goes the Neighborhood" verewigt und hat diverse Affären mit Pornodarstellerinnen vorzuweisen. Dass seine fünfzehn Minuten im nationalen Rampenlicht jedoch ausgerechnet Dank "America's Most Wanted" zustande kamen, wird er sich wohl nicht erträumt haben.

"America's Most Wanted"? Ist das nicht ein Tag Team? Richtig. Aber davon soll hier nicht die Rede sein. Viel mehr ist die gleichnamige Fernsehshow gemeint, in der die spektakulärsten Verbrechen Amerikas unter die Lupe genommen werden. Etwa so wie in "Aktenzeichen XY... ungelöst", nur nicht so bieder. Bleibt nur noch zu klären, was das alles mit William Welch zu tun hat.

Um die Verbindung herzustellen, ist es nötig einen Blick auf die Karriere des Messiah zu werfen. Über weite Strecken des Jahres 2001 war er das Aushängeschild der in Kalifornien beheimateten Promotion Xtreme Pro Wrestling, deren Besitzer ein gewisser Rob Black war. Black war jedoch nicht nur Wrestlingpromoter, sondern vorrangig Besitzer der Firma "Extreme Associates", die sich auf die Produktion von Pornos der härteren Gangart spezialisiert hatte. Und wie es sich für einen anständigen Pornoproduzenten gehört, war sein bestes Pferd im Stall, Lizzy Borden, gleichzeitig auch seine Ehefrau.

Es steht uns sicher nicht zu über die moralischen Unzulänglichkeiten des Rob Black zu urteilen, doch es ist sicher nicht falsch zu behaupten, dass die Vermischung seiner beiden Geschäftszweige nicht unbedingt die beste Idee war. Welch mag da vielleicht anderer Meinung sein, immerhin hatte er so die Möglichkeit mit Pornosternchen Kristi Myst auf Tuchfühlung zu gehen, aber als er sich im August 2001 von Xtreme Pro Wrestling trennte, pfiffen die Spatzen von den Dächern, dass eine Affäre mit Lizzy Borden, der Ehefrau des Chefs, Grund für die Trennung gewesen sei.

Im folgenden Jahr fand Welch eine neue Heimat bei Combat Zone Wrestling in Philadelphia. Obwohl er von einer rivalisierenden Promotion kam, wurde er mit offenen Armen empfangen. Nach nur fünf Monaten stand er als Heavyweight Champion an der Spitze der Liga. Die Probleme mit Black schienen hinter ihm zu liegen.

Ein Trugschluss, wie sich am 1. August 2002 herausstellt. Während Welch sich mit Videospielen die Zeit vertrieb, klopften zwei Männer an der Tür seines Appartments. Im Glauben es handele sich um Freunde seines Mitbewohners öffnete Welch ihnen die Tür. Ein Fehler, denn die beiden Unbekannten attackierten den überraschten Welch. Während der eine der beiden Welch in einem Würgegriff hielt, schnitt der andere ihm mit einer Heckenschere den Daumen ab.

Der Versuch Welch mit Klebeband zu fesseln und ihm auch den zweiten Daumen abzuschneiden scheiterte, doch die Angreifer waren noch nicht fertig mit Welch. Sie zertrümmerten ein Aquarium auf ihm, um seine Gegenwehr zu brechen. Dann versuchten sie ihm die Hose runterzuziehen, mutmaßlich um ihm sein bestes Stück ebenfalls abzutrennen. Doch auch hier blieben die Angreifer erfolglos, sodass sie wohl angesichts des Lärms, der durch ihren Überfall verursacht worden war, das Weite suchten.

Die Tatsache, dass die Täter nichts außer dem abgeschnittenen Daumen ihres Opfers mitgehen ließen, deutete eindeutig darauf hin, dass dies kein normaler Raubüberfall war. Doch während sofort Verdächtigungen in Richtung Rob Black aufkamen und auch "America's Most Wanted" in diese Kerbe schlug, bleibt festzuhalten, dass weder Black noch ein anderer Mitarbeiter von XPW jemals von der Polizei zu diesen Vorfällen verhört oder als Verdächtiger aufgeführt wurde.

Messiah selbst kehrte schon dreißig Tage später in den Ring zurück. Er war zwar um einen Daumen ärmer, dafür aber um fünfzehn Minuten Ruhm und eine spannende Geschichte reicher.