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ECW Barely Legal 1997

Review

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Published on:
27.06.2006, 16:58 
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Vor rund zwei Wochen ging die erste Folge von ECW on SciFi über den Sender, womit die progressivste und zugleich kontroverseste Wrestlingpromotion der 90er eine zweite Chance erhält. Doch auch während der vergangenen fünf Jahre verschwand die Liga aus Philadelphia nie so ganz von der Bildfläche. Es wurde viel über die Geschichte der ECW geforscht, geschrieben, gefilmt und veröffentlicht. Vor allem sind in diesem Zusammenhang natürlich die beiden Dokumentarfilme „The rise and fall“ und „Forever Hardcore“ zu nennen, die einem bis dahin uninformiertem Zuschauerkreis detaillierte Einblicke vor und hinter die Kulissen der ehemaligen ECW gaben.

Doch in beiden Fällen wird kaum ein Wort über die Entwicklungen der kommerziell(!!) heißen Phase von Extreme Championship Wrestling, nämlich der Jahre 1997 bis Anfang 2001 verloren, obwohl diese Zeit über weite Strecken nicht weniger interessant war, als die wilden Anfänge.

Deshalb soll an dieser Stelle eine Reihe von Reviews entstehen, die nach und nach sämtliche Pay Per Views der „alten“ ECW unter die Lupe nimmt. Sie ist zum einen gedacht, als kleine Erinnerungsstütze all jener, die schon damals das Geschehen verfolgten. Für alle anderen soll sie ein Anreiz sein, neben der heutigen Variante auch mal einen Blick auf die glorreiche Vergangenheit zu werfen.

Aber genug der Vorrede, los geht’s mit:

 

 

ECW BARELY LEGAL

17. April 1997

Viking Hall (bzw. ECW Arena), Philadelphia, Pennsylvania

1170 Zuschauer     

 

 

Die Show beginnt mit einer Totalen auf die ausverkaufte Halle. Alle Zuschauer sind von den Plätzen aufgesprungen und brüllen lauthals „E-C-Dub! E-C-Dub!“, wodurch sogar Joey Styles’ Begrüßung übertönt wird: „Welcome to Extreme Championship Wrestlings first Pay Per View!”

 

Joey kündigt nun den Mainevent an. Es ist ein Three Way Dance geplant, dessen Sieger im direkten Anschluss an das Match den World Heavyweight Champion Raven um den Titel herausfordern wird.  

 

Doch noch während er die Teilnehmer vorzustellen versucht, begeben sich die Dudley Boyz zum Ring. Joey räumt angesichts der Tag Team Champions schnell das Feld und übergibt sein Mikro an Joel Gertner, der gerade noch sein patentiertes „well, well, well“ loslassen kann, als er vom Eröffnungsclip unterbrochen wird. Die erste von mehreren technischen Pannen an jenem Abend, denn der Clip war an dieser Stelle offenbar nicht vorgesehen. So kommt es, dass man weiterhin Sprechchöre und einzelne Ansagen Gertners neben dem „This is extreeeeme“ der Trailermusik hören kann. Nachdem das Bild in die Halle zurückgekehrt ist, stürmen dann auch schon die Eliminators John Kronus und Perry Saturn den Ring und das Eröffnungsmatch kann beginnen.

 

 

Match 1

ECW World Tag Team Championship

The Dudley Boyz (Buh Buh Ray Dudley & D-Von Dudley) (w/ Joel Gertner & Sign Guy Dudley) © vs. The Eliminators (John Kronus & Perry Saturn)

 

Noch im vollen Tempo ihres Run-Ins prügeln die Herausforderer erstmal alles nieder, was nach Dudley Ville aussieht. Und selbst Sign Guy Dudley, der unklugerweise mit einem seiner Pappschildchen auf Kronus losgeht, bekommt gleich zu Beginn die Total Elimination, den Finisher der Eliminators, zu spüren.

Doch D-Von und Buh Buh Ray (ja, so wurde der früher geschrieben…) schlagen bald darauf mit einigen Double Team Moves zurück, der Ansatz zum krönenden Dudley Death Drop misslingt allerdings. Stattdessen übernehmen nun endgültig die Eliminators das Kommando. Nach einigen Martial Art Kicks legen sie sich die Dudley Boyz in Nähe der Ringecken zurecht, steigen aufs Seil und landen zwei synchron eingesprungene Twisting Splashs auf ihren Gegnern. Die Zuschauer sind schon jetzt in ihrer Begeisterung nah am Siedepunkt, doch es kommt noch besser. Als sich die Champs nach draußen flüchten, macht Kronus für Saturn die Räuberleiter, um diesem genügend Schub für einen Moonsault übers Seil zu verleihen. Und auch im Ring bleiben die Aktionen spektakulär. Saturn peilt den am Boden liegenden Buh Buh Ray an, läuft los, springt aufs mittlere Seil, holt sich dort Schwung, springt aufs oberste Seil und zeigt einen Lionsault gegen den Dudley Boy; eine Akrobatik, die man ihm nie zutrauen würde, wenn man lediglich seine Auftritte bei der WCW oder der WWE verfolgt hat. Dass auch John Kronus auf diesem Level mithalten kann, beweist er mit seinem 450 Splash gegen D-Von. Dann folgt noch einmal die Total Elimination und somit der Titelwechsel.

 

Sieger und neue ECW World Tag Team Champions nach 6:11 Minuten: The Eliminators.

 

Doch bevor Saturn und Kronus richtig feiern können, postiert sich Joel Gertner im Ring. Er verkündet, dass nach dem „Stunmuffin Scoring System“ die Dudley Boyz nach Punkten gewonnen hätten. Nach einer weiteren Total Elimination ist dieser Einspruch jedoch aus der Welt geschafft und Joey Styles meint lakonisch, man solle doch bitte Gertners Eltern mitteilen, dass ihr Sohn nicht nach Hause kommen wird – nie mehr!

 

FAZIT: Spektakulärer Eröffnungskampf, keine Frage. Ein Spotfest, das diesem Namen alle Ehre machte. Freunde einer solchen Gangart dürften voll auf ihre Kosten gekommen sein, doch mir persönlich fehlte ein wenig der Aufbau. Egal, die ECW wollte mit dem Opener sicherlich ein Zeichen setzten: Dass an dieser Stelle nämlich Wrestling wie nirgendwo sonst in der PPV-Landschaft zu sehen ist.

 

 

Anschließend wird eine Promo des Sandman eingespielt, einem der drei Teilnehmer am heutigen Three Way Dance. Er spricht über seine Rolle als Extreme Icon, „political incorrect and damn proud of“, was von einigen Bildern seiner Einzüge und Matches untermalt wird. Besonders schön ist die Zeitlupe eines ultraharten Caneshots gegen Balls Mahoney.   

 

Nun befindet sich Chris Candido im Ring. Eigentlich sollte er das folgende Match gegen Lance Storm bestreiten, doch ein gerissener Bizeps hindert ihn daran. Nachdem Candido kurz seine Karriere, von der ECW über WrestleMania zurück zur ECW, revuepassieren lässt, reicht er Lance Storm beim Rausgehen die Hand. Der Kanadier war damals übrigens nicht nur bereits ein hervorragender Techniker, sondern auch der heißeste Anwärter auf den Titel des Wrestlers mit der beschissensten Frisur aller Zeiten: Kurzgeschorene Haare mit einer einsamen blondierten Zopfsträhne am Genick. Sein neuer Gegner ist schließlich kein Geringerer als Rob Van Dam, dem ohne Candidos Verletzung kein Auftritt beim ersten ECW PPV vergönnt gewesen wäre.

 

 

Match #2:

Lance Storm vs. Rob Van Dam  

 

Noch vor dem eigentlichen Start muss sich Van Dam einige „You sould out“-Chants gefallen lassen, die auf sein aktuelles Gimmick als ECW-Verräter zurückzuführen sind. RVD liebäugelte nämlich allzu offen mit einem Engagement bei der WWF und trat sogar einige Male bei Monday Night Raw auf. Ungeachtet dessen kann Van Dam das Match anfänglich klar dominieren. Nach einem Tie up und unfairen Schlägen in der Ringecke zaubert er einen Springboard Moonsault aus dem Hut, um gleich darauf mit dem „Air Van Dam“, einem Summersault Plancha, über die Seile nachzusetzen. Draußen schiebt RVD zunächst einen verwirrt dreinblickenden Bill Apter zur Seite, nutzt die Absperrungsgitter als Sprungbrett und kann einen weiteren Moonsault durchziehen.

Endlich kommt auch ein Stuhl ins Spiel, der Storm in vollem Lauf gegen den Kopf geschleudert wird. Ein sehr schön ausgeführter Double Underhook Slam und der Five-Star-Frogsplash bringen Van Dam schließlich einen 2-Count ein. Doch all diese Aktionen können die Fans kaum beeindrucken. Stattdessen reagieren sie auf sein ständiges Posieren mit „Robby V“-Chants, einer Anspielung auf RVDs Ringnamen bei einigen weniger ruhmreichen WCW Auftritten.

(Nebenbei gesagt ist das Publikum der ECW Arena bis heute der Tradition treu geblieben, Wrestler mit Gimmicknamen der Vergangenheit zu nerven, die diese wohl lieber vergessen würden. So wurde beispielsweise Justin Credible bei „Hardcore Homecoming“ im letzten Jahr mit „Aldo! Aldo“- Rufen begrüßt, während Raven „Johnny Polo“ – Chants zu hören bekam).

Endlich kann nun auch Storm einige Aktionen anbringen. Er taucht unter einem Spinkick ab, um einen Irish Whip später dieselbe Aktion vom Stapel zu lassen. Danach springt Storm augenblicklich aufs Seil, zeigt einen Flying Clothesline und nimmt mit einem Boston Crab  das Tempo aus dem Match.

Nachdem die Aktion gelöst wurde, kommt RVD langsam wieder auf die Beine, greift nach dem Stuhl und will ihn gerade aufklappen, als Storm mit einem Fameasser vom obersten Seil heran fliegt und Van Dams Kopf auf die Lehne hämmert.

Nun will auch Lance Storm den Stuhl als Waffe einsetzen. Doch seine beiden Chairshots sind derart schwachbrüstig, dass laute Buhrufe unter den Hardcorefans ausbrechen. Als Storm einen dritten Chairshot folgen lassen will, kontern RVD diesen mit dem Van Daminator aus und der Sieg ist in der Tasche.

 

Sieger nach 10:10 Minuten: Rob Van Dam

 

Der siegreiche RVD gibt dann noch eine Promo von sich, in der er klarstellt, kein Wrestler zweiten Rangs zu sein, der nur für Verletzte einspringen könne. Außerdem ist sein Vertrag mit diesem Sieg um einiges Geld wertvoller geworden. Hier und anderswo. Das Publikum in Philadelphia, dass stets allergisch auf Nestbeschmutzer reagierte, stimmt sogleich einen „Nananana Nananana Heeey Goodbye!“-Chant an.

 

FAZIT: Ein Match auf technisch sehr hohem Niveau, wie von den beiden eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Einige Jahre später werden sie ein zweites Mal in einem PPV-Match, bei Guilty as charged 99,  aufeinander treffen und ihre Leistung nochmals überbieten.

 

 

Ein Clip über die Auseinandersetzung Raven – Terry Funk wird gezeigt, mit Ausschnitten einer Schlägerei in der Umkleidekabine, Bildern eines Festakts zu Ehren Funks am Abend vor dem PPV und einigen Aufnahmen des Funkers am Grab seines Vaters Dory Funk Sr., dem er das heutige Three Way Dance Match widmet.

 

 

Match #3

Michinoku Pro Match

Great Sasuke, Gran Hamada & Masato Yakushiji vs.

Terry Boy, Dick Togo & Taka Michinoku

 

Ein Six Man Tag Team Match der japanischen Promoton “Michinoku Pro” steht als nächstes auf dem Programm. Dabei sind die Mitglieder des Teams um Taka Michinoku als Teil des bWo-Staples kostümiert. Und wie es sich für ein Match mit japanischen Teilnehmern gehört, fliegen nach der Vorstellung durch Ringsprecher Bob Ortis dutzende bunte Klopapierrollen, ähm, ich korrigiere: farbige Papierbänder in den Ring.

Für die bWo beginnt Taka Michinoku, der jedoch gegen den erfahreneren Gran Hamada schlechte Karten hat. Dieser zeigt eine Serie von Aktionen, einen Dropkick, ein Snapmare, einen Scoopslam. Der Wechsel mit Yakushiji folgt und der spätere WWE Light Heavyweight Champion muss weiter einstecken. Um die Reihe einmal voll zu haben, wird auch noch Great Sasuke in den Ring gelassen, der einige stiffe Kicks platzieren kann, bevor Taka kontert und Terry Boy ins Rennen schickt. Nun scheint sich das Blatt zu wenden, denn die bWo wechselt ebenso schnell durch, zeigt Moonsaults und Elbows gegen den am Boden liegenden Gegner. Taka setzt einen Boston Crab an, Terry Boy löst mit einem Camel Clutch ab und Dick Togo springt einen tiefen Dropkick gegen den Kopf des Great Sasuke.

Nachdem Sazuke schließlich mit Yakushiji wechselt, geht es diesem auch nicht besser. Erst ein Hurracanrana, der den Abschluss einer 180 Grad Drehung um Dick Togos Körper herum bildet, bringt ihm ein wenig Oberwasser. Mit dem Wechsel auf beiden Seiten werden die Karten neu gemischt.

Der Kampf bleibt weiterhin unheimlich dynamisch. Einige Zeit lang scheint das Team des Great Sasuke Vorteile zu haben, doch schon bald muss sich dieser als Sockel für die posende bWo missbrauchen lassen, die, ihrem Stable gemäß, während des Matches einige Comedy-Einlagen zum Besten geben.

Und auch Yakushiji muss leiden. Terry Boy setzt ein Catapult gegen ihn an, das von Togo mit einer Clothesline abgefangen wird, die Yakushiji zurück auf Terry Boys Knie befördert. In dieser schmerzhaften Position muss er nun auch noch einen Flying Kneedrop von Taka Michinoku einstecken und wieder einmal ist das Publikum aus dem Häuschen.

Es schließt sich noch eine vier-, fünf-, sechsminütige Phase fließbandartiger Highspots und 2-Counts an, die irgendwann durch einen German Suplex Pin von Sasuke gegen Taka ihr Ende findet.

 

Sieger nach 16:55 Minuten: Great Sasuke, Gran Hamada, Masato Yakushiji

 

FAZIT: Rein von den Aktionen her betrachtet ein atemberaubendes Match, bei dem man keine Sekunde wegschauen darf, ohne etwas Wichtiges verpasst zu haben. Und dennoch, auch wenn das widersinnig klingt, wirkte die Dynamik ein wenig ermüdend auf mich. Es wäre ganz angenehm gewesen, hin und wieder das Tempo etwas zu drosseln, Spannung aufzubauen, eine Seite klar dominieren zu lassen, statt das Offensivteam aller drei Aktionen zu wechseln. Aber noch mal: Man wollte bei diesem ersten PPV zweifellos die Einzigartigkeit der ECW gegenüber anderen amerikanischen Veranstaltern demonstrieren und das ist mit diesem Match einmal mehr gelungen.      

 

 

Nun wird eine Promo von Stevie Richards eingespielt. Auch er ist ein Teilnehmer des Three Way Dance. Er spricht über seine Vergangenheit, die er im Schatten von Raven, ohne jeden Selbstrespekt verbrachte. Doch heute, beim ersten ECW PPV, habe er die Chance, etwas zu erfahren, das er noch nie zuvor erfahren hat. Am Ende des Matches gegen den Sandman und Terry Funk will er den Ring als Mann verlassen. Als einer, der sich bewiesen hat.

 

Der ECW TV Champion Shane Douglas, begleitet von Francine, bahnt sich inzwischen seinen Weg zum Ring. Dort hält er eine längere Promo, in der er zunächst einmal klarstellt, dass der Francise zur ECW zurückgekommen sei, um die Liga ins verheißene Land zu führen und dieses trage den Namen Pay Per View. Außerdem brüstet er sich damit, Pitbull #1 Gary Wolfe den Hals gebrochen zu haben. Ein Umstand, mit dem man seinerzeit derart viel Heat erzeugen konnte, dass einige Fans wenige Wochen zuvor eine Ausschreitung anzetteln und Douglas ans Leben wollten. Die ECW reagierte darauf, indem sie diesen Vorfall in die Story einbaute und den TV Champ fortan von einigen Leibwächtern, der „Riot Squad“ zum Ring begleiten ließ. Schließlich spricht der Francise noch einen mysteriösen Maskierten an, der ihm mehrfach Unannehmlichkeiten bereitet hatte.

Schlussendlich stürmt dann aber Pitbull #2 den Ring und die Rache der Pitbulls kann beginnen.

 

 

Match #4

ECW TV Championship

Shane Douglas (w/ Francine & The Riot Squad) © vs. Pitbull #2

 

Ein aufgebrachter Pitbull #2 überrennt den Francise geradezu, schlägt ihn nieder und setzt einen Neck Log an. Die Zuschauer sind noch immer derart wütend auf Shane, dass augenblicklich „Break his neck!“- Rufe ertönen. Einige Clotheslines von Pitbull #2 folgen, doch als er eine Powerbomb ansetzen will, wird er von Douglas mit einem Hurracanrana aus dem Ring befördert. Kaum zu Luft gekommen, zeigt der Francise eine Serie von drei Piledrivers, womit er sich nun ebenfalls auf die Halswirbel seines Gegners konzentriert. Ein Camel Clutch verstärkt den Druck nochmals, doch Pitbull #2 kämpft sich zurück. Mit einem Fallawayslam wirft er Douglas über die Seile und durch einen bereit gestellten Tisch. Diese Position, nahe beim Publikum, nutz sofort Pitbull #1 aus, der bis dahin einen Platz in der ersten Reihe hatte, um über die Absperrung zu springen und den TV Champ zu attackieren. Er wird jedoch von der „Riot Squad“ abgeführt. Nun will Pitbull #2 das Level erhöhen. Unter „We want blood“-Chören wirft er einen Teil des Absperrungsgitters in den Ring, wird jedoch vom Francise ausgekontert und bekommt selbst den Stahl zu spüren. Keiner der beiden scheint sich nun über längere Zeit einen entscheidenden Vorteil sichern zu können. Pitbull #2 erntet mehrere 2-Counts nach verschiedenen Powermoves und Douglas kann unter Zuhilfenahme zweier Stühle, eines Schlagrings, manch anderer Gegenstände und Chris Candido dagegen halten. Das Match zieht sich etwas in die Länge bis Douglas aus dem Nichts seinen Finisher, einen Belly to Back Suplex, durchzieht und seinen Titel verteidigt.

 

Sieger nach 20:43 Minuten: Shane Douglas

 

Doch ein Nachspiel hat die Geschichte noch: Als Shane Douglas und Chris Candido feiern wollen, kommt der maskierte Mann zum Ring, der aufgrund seiner Kleidung nun eindeutig als Ravishing Rick Rude zu erkennen ist. Ganz seinem Ruf als Frauenschwarm entsprechend, gibt er zunächst mal Francine einen leidenschaftlichen Kuss, weswegen er von Douglas angegriffen wird. Doch plötzlich springt ein Mitglied der Riot Squad in den Ring und nimmt seinen Motorradhelm ab. Kein Geringerer als Rick Rude befindet sich darunter, der sogleich den Francise niederschlägt. Nun demaskiert sich auch der Mystery-Man: Es ist Shanes ehemaliger Tripple Threat Gefährte Brian Lee! Noch ein Primetimeslam gegen Shane und wenigstens einer der vielen Erzfeinde des Francise hat heute seine Rache bekommen.     

 

FAZIT: Eine exzellent aufgebaute Story sollte hier ihren Höhepunkt finden. Eigentlich kein besonders gutes Match, was wohl in erster Linie auf die mangelnden Ringfähigkeiten von Pitbull #2 zurückzuführen ist. Die Entwicklungen der vorangegangenen Monate haben jedoch gereicht, um die gute Stimmung des Publikums über diese Dürrephase hinwegzuretten.

 

 

Taz hält als nächstes eine Promo zu seinem Match gegen Sabu ab. Er versichert noch einmal, so gut vorbereitet zu sein, dass Sabu im Kata Hajime aufgeben wird und meint abschließend, dass er nicht in Sabus Haut stecken möchte.

 

 

Match #5

Taz (w/ Bill Alfonso & Team Taz) vs. Sabu

 

Der als “Grudgematch of the Century” angekündigte Kampf war eine der am längsten gehypten Auseinandersetzungen der ECW Geschichte. Über Monate hinweg hatten sich beide belauert, doch nie war es bis zum Äußersten gekommen. Für Barely Legal wurde schließlich das lang ersehnte Aufeinandertreffen angekündigt – als Mainevent.

Das Match beginnt mit einem schier endlosen Staredown. Die Stimmung in der Halle ist zu diesem Zeitpunkt bis zum Zerreißen gespannt. Beide Wrestler werden eigentlich von den meisten Fans unterstützt, zumindest aber respektiert. Die erste Ohrfeige von Taz gegen Sabu wirkt dann fast schon befreiend. Ein klassischer Moveablauf soll folgen: Irish Whip von Sabu, Taz geht in die Seile, Sabu lässt sich auf den Ringboden fallen, um seinen Gegner über sich springen zu lassen, doch Taz bremst im letzten Moment ab und setzt nach wenigen Kampfsekunden die Tazmission, den Kata Hajime an. Das Unfassbare geschieht: Sabu kann sich tatsächlich daraus befreien! Ein bislang einmaliger Vorgang.

Es folgt eine längere Phase mit Mattwrestling, einigen Leg Logs, Chokeholds und Ringeraktionen. Das Publikum wird langsam unruhig, man will Aktionen von brachialer Gewalt sehen, denn genau auf diese Erwartungen hatte die ECW hingearbeitet.

Sabu verletzt sich kurz darauf bei einer Schlagserie; es scheint, als habe er sich die Nase gebrochen. Ungeachtet dieses Handikaps gelingt es ihm nun aber das Geschehen erstmals an sich zu reißen. Sabu zeigt einen Dropkick gegen das Knie von Taz, springt aufs Seil und lässt einen Slingshot Legdrop folgen. Dann holt er sich einen Stuhl, der ordnungsgerecht im Ring platziert wird, nimmt Anlauf und kann seinen berühmten Springbord Plancha in die erste Zuschauerreihe durchziehen, wo er Taz zurückgelassen hatte. Da die beiden nun schon einmal unter den Fans sind, wird gleich noch ein Brawl durch das Publikum angeschlossen, in dessen Verlauf sich Sabu weiter zu verletzen scheint.

Sobald die Kontrahenten in den Ring zurückkehren, kann Sabu einige weitere „Air Sabus“ auf seinem Gegner landen. Dann soll auch ein Tisch zu Kleinholz verarbeitet werden, aber Taz kontert die Aktion aus und zeigt seinerseits einen Suplex, der den Auftakt einer ganzen Serie verschiedener Versionen des Tazplex bildet.

Sabu jedoch ist nach wie vor nicht am Ende seiner Kräfte angelangt. Sobald sich die Möglichkeit dafür bietet, setzt er Taz’ eigenen Finishing Move an: den Kata Hajime! Die Human Suplex Mashine ist in starker Bedrängnis, startet allerdings einen erfolgreichen Befreiungsversuch, um seinerseits den Kata Hajime zu zeigen. Der Ringrichter hebt Sabus Arm, der ohne ein Anzeichen von Widerstand zu Boden fällt. Das Match wird abgebrochen und Taz zum Sieger erklärt.

 

Sieger nach 17:49 Minuten: Taz

 

Als Ärzte sich um den regungslosen Sabu kümmern wollen, springt dieser wieder auf die Beine. Taz bietet ihm nun einen Handshake an, der zunächst einmal auch angenommen wird. Dann jedoch attackiert Sabus Tag Team Partner Rob Van Dam die Human Suplex Mashine von hinten. Mit vereinten Kräften können sie Taz doch noch in die Knie zwingen. Und zu allem Überfluss wechselt auch noch Bill Alfonso die Seiten, um von nun an Sabu & RVD zu managen.

Van Dam kann es sich abschließend nicht verkneifen einen weiteren Kommentar loszulassen: All die anderen Wrestlingpromoter sollten sich ab sofort mit ihren Angeboten an seinen neuen Manager richten. Und er liebe es, montags zu arbeiten. Natürlich hagelt es erneut Buhrufe.                

 

FAZIT: Das „Grudgematch of the Century“ war es sicherlich nicht. Ich erinnere mich genau, seinerzeit sogar recht enttäuscht von dem Kampf gewesen zu sein, nach all den Ankündigungen, dem monatelangen Aufbau. Man erwartete die beiden wahnsinnigsten Kräfte der neuen Generation des Extremewrestling im Ring kollidieren zu sehen. Aber letztlich würde ich sagen, war das Match eher Durchschnitt.

 

 

Joey Styles ist inzwischen von seinem Platz unterm Dach der Arena aufgestanden und begrüßt seine Gäste am Kommentatorenpult für den Mainevent: The Innovator of Violence Tommy Dreamer & Beulah McGillycutty.

 

 

Match #6

Three Way Dance

Stevie Richards (w/ Da Blue Guy, Hollywood Nova, 711) vs. The Sandman vs. Terry Funk

 

Die drei Herausforderer auf den World Heavyweight Title der ECW verbanden ihre jeweils eigene Geschichte mit dem Champion Raven. Stevie Richards war zwei geschlagene Jahre Ravens Handlanger gewesen und hatte sich schließlich von seinem Herren und oftmaligem Peiniger losgesagt. Terry Funk wollte dem Raben beweisen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehörte, wie dieser behauptet hatte. Und der Sandman? Tja, um die Beziehung zwischen Raven und dem Sandman darzustellen, müsste man einen Extra-Thread aufmachen, da sich die beiden unzählige Schlachten geliefert hatten, die auch vor der Familie des Sandman nicht haltmachten.

Was den Einzug der Beteiligten in die Halle betrifft, so scheint sich das Publikum in seinem Jubel jedes Mal übertreffen zu wollen. Eins ist unübersehbar: Hier stehen drei der beliebtesten Faces der ECW im Ring.

Als der Gong ertönt bietet der Sandman in einer äußerst noblen Geste Terry Funk seine letzte Dose Bier an. Dieser lehnt dankend ab und so stürzt der Sadman das Gebräu eben selbst herunter, spuckt den schalen Satz aber Stevie ins Gesicht. Dann beginnen die drei, wie könnte es anders sein, mit einem Tripple Headlock. Dieser wird gelöst und es folgen mehrere klatschende Chobs untereinander, die jedes Mal vom Publikum mit einem „Whooo“ begleitet werden. In wechselnden Partnerschaften gehen einmal Funk und Stevie mit einem Rollup gegen den Sandman vor, ein anderesmal sind es der Sandman und Stevie, die den am Boden liegenden Terry Funk mit Elbowdrops bearbeiten.

Nach einer Weile verlässt dann der Sandman scheinbar grundlos den Ring, um kurz darauf mit einer Leiter im Gepäck zurückzukehren, die auch gleich Terry Funk an den Kopf geschleudert wird. Dann stellt er die Leiter in der Ecke auf  und will diese erklimmen, als Funk ihm zuvor kommt, die Sprossen nach oben klettert und einen Moonsault(!!!!) von der Leiter auf Stevie Richards springt. Das Publikum skandiert augenblicklich „EC-Dub! EC-Dub!“ und Joey Styles ergänzt: „You’re watching ECWs first Pay Per View, not a cheap imitation. Believe me, you’ll find out tomorrow night.”   

Auch weiterhin ist die Leiter Zentrum einer Vielzahl von Aktionen. Besondere Highlights sind dabei sicher Funks Ladder-Helicopter, mit er im Ring für kurzzeitige Ruhe sorgt und die vielfältigen Sprünge des Sandman gegen die angelehnte Leiter, womit diese katapultartig gegen die Köpfe seiner Gegner geschossen wird.

Der erste 3-Count erfolgt dann nach einer Double Powerbomb von Funk und Sandman gegen Stevie Richards, die den Anführer der bWo zum Ausscheiden zwingt.

Die beiden verbliebenen Hardcore-Ikonen schalten anschließend nochmals einen Gang hoch. Der Sandman holt einige Meter Stacheldraht unterm Ring hervor, an dem nach wie vor die Bänder des Michinoku Pro Matches kleben, so dass diese brutale Waffe groteskerweise in lustige bunte Farben verpackt ist. Funk kann dem Sandman den Stacheldraht entreißen und wickelt ihn geradezu damit ein. Doch die Aktion geht kräftig nach hinten los, denn der Sandman wird nun zu einer Art lebendem Barbwirde-Baseballbat!

Schließlich greift ohne Vorwarnung der frustrierte Stevie Richards noch einmal in das Match ein. Er verpasst dem Sandman seinen Steviekick und Funk kann mit einem weiteren Moonsault das Match für sich entscheiden.

 

Sieger nach 19:10 Minuten: Terry Funk

 

FAZIT: Ein phantastischer Kampf, der von Gastkommentator Tommy Dreamer meiner Ansicht nach zu recht als bester Hardcore Three Way Dance bis dato beschrieben wird. Doch für eine längere Analyse bleibt keine Zeit, denn es geht ohne Unterbrechung weiter mit:

 

 

Match #7

ECW World Heavyweight Championship

Raven © vs. Terry Funk

 

Natürlich hat Raven nach diesem ultraharten Match relativ leichtes Spiel mit Terry. Dennoch zieht er alle Register, setzt Stühle und Tische ein, bis Funk in seinem eigenen Blut liegt. Ärzte versuchen zwischenzeitlich wieder und wieder Terry Funks Gesundheitszustand zu prüfen, doch dieser weigert sich den Kampf aufzugeben.

Raven verhöhnt dann auch noch Tommy Dreamer, dessen Eingreifen bereits seit einiger Zeit vom Publikum gefordert wird. Endlich steht Dreamer von seinem Platz auf, doch Big Dick Dudley stellt sich ihm in den Weg. Dem Innovator of Violence bleibt keine andere Möglichkeit, als Big Dick mit einem Chokeslam die Brüstung herunter durch drei Tische zu befördern.

Ein aufgestachelter Dreamer stürmt den Ring, prügelt auf Raven ein und verpasst ihm einen DDT. Das Publikum wird ohrenbetäubend laut, als Funk daraufhin das Cover zeigt, doch bei zwei kann Raven die Schulter hochziehen. Ein nervöser Zeitnehmer lässt die Glocke läuten, aber der Ringrichter gestikuliert wild: Das Match muss  weiter gehen! Einen halben Wimpernschlag später rollt Funk Raven mit dem Small Package ein und diesmal reicht es für den 3-Count und den Titelwechsel!     

 

Sieger nach 7:20 Minuten und neuer ECW World Heavyweight Champion: Terry Funk.

 

Dreamer und Funk schnappen sich den Gürtel und klettern über die Absperrung zu den Fans. Alles ist auf den Beiden, die „E-C-Dub“-Chöre tönen durch die Viking Hall und der erste PPV von Extreme Championship Wrestling geht off air.

 

 

FAZIT für das Match spar ich mir mal und komme gleich zum Gesamt-FAZIT des Pay Per Views:

Trotz einiger Pannen und leichter Mängel in dem einen oder anderen Match eine geniale Veranstaltung, erst Recht aus heutiger Sicht! Die Stimmung war so großartig, wie sie wohl nur in der Bingohall sein kann. Insbesondere der 3 Way Dance darf mit Fug und Recht als historisches Aufeinandertreffen gelten.

Und wenn ich das in dieser Deutlichkeit sagen darf: Jeder Wrestlingfan, der behauptet, den Titelgewinn des blutüberströmten Terry Funk seinerzeit gesehen zu haben, ohne Gänsehaut und Hochspannungs-Schauer im Rückgrad, ist entweder ein abgestumpfter Bastard oder ein dreckiger Lügner!  ;-)             

 

All right, soviel zu “Barely Legal”. Als nächstes steht dann „Hardcore Heaven 97“ auf dem Plan, mit einer zweiten Auflage des legendären „Crossing the line“ Three Way Dance: Shane Douglas vs Sabu vs Terry Funk!

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