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G1 Climax: Die Geschichte in Auszügen

Historischer Artikel

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Published on:
29.07.2010, 19:45 
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Zum nunmehr 20. Mal veranstaltet New Japan Pro Wrestling ab kommendem Freitag den G1 Climax, der seit 1991 nicht nur in Japan zu einem der meist beachtetsten Turniere weltweit wurde. Erster Sieger dieses des Turnierkonzepts des „Grand One“ wurde in genanntem Jahr Masahiro Chono, doch auch schon zuvor veranstaltete New Japan, das 1972 gegründet wurde, etliche Turniere. Von 1974 bis 1977 hielt die Liga ein Turnierformat mit dem Namen World League ab, das an das gleichnamige Turnier der nicht mehr existenten Japanese Pro Wrestling Association anglehent war. Zwischen 1978 und 1983 wurde die MSG League ausgetragen, bevor zwischen '83 und '87 die International World Grand Prix League an deren Stelle trat.

Nach dem Übergang vom Ein-Mann-System mit Namen Antonio Inoki zu einer Wrestling Liga, in der die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden sollte, installierte man 1991 schließlich das Turnier, das in diesem Jahr sein 20. Jubiläum feiert. Bereits die erste Ausgabe des G1 wurde dazu genutzt, neue Stars zu etablieren, was im Jahr des ersten Turniers neben dem Sieger Masa Chono auch dem Finalisten Keiji Muto und dem im Entscheidungsmatch um den Finaleinzug unterlegenen Shinya Hashimoto gelang – die Grundlage für die „drei Musketiere“ war gelegt. Wrestler wie Kensuke Sasaki oder Yuji Nagata konnten den G1 als Sprungbrett für eine große Karriere nutzen, wie weit die Karriere für die Sieger der Jahre 2008 und 2009, Hirooki Goto und Togi Makabe gehen wird, bleibt abzuwarten, doch schlecht sieht es keinesfalls aus. Wo Licht ist, ist bekanntlich aber auch Schatten und so hat Manabu Nakanishis Sieg 1999 keinen nachhaltigen Erfolg für Big Nak gehabt und Hiroyoshi Tenzan sollte als mahnendes Beispiel für jeden zukünfigen G1 Sieger gelten. Trotz dreier G1 Erfolge und dem vierfachen Gewinn des IWGP Heavyweight Titels wurde es nichts aus einer Karriere als Topstar und Aushängeschild von New Japan.

Doch wieder zurück in die Vergangenheit. Schon 1992 diente der G1 Climax einem großen Zweck. Ric Flair war als amtierender NWA World Heavyweight Champion zur WWF gewechselt, weshalb man bei der WCW, damals noch unter dem Dach der NWA, einen neuen Champion suchte und das neue Turnierformat schien genau das richtige zu sein. Traten im Jahr zuvor noch 8 Wrestler in Gruppen an, so nahmen nun 16 Wrestler in einem KO-System teil. Im Finale war erneut Masahiro Chono erfolgreich, der sich gleichzeitig den NWA World Heavyweight Titel umschnallen durfte, als er im Turnierverlauf Tony Halme, Scott Norton, Keiji Mutoh und schließlich „Ravishing“ Rick Rude bezwingen konnte.

Zum fünfjährigen Jubiläum des G1 trat eine Neuerung ein. So kehrte man, nachdem 1993 noch einmal ein KO-Turnier war, schon 1994 zum Round Robin System zurück, doch 1995 wurden dazu Halbfinalkämpfe ausgetragen. Wie 1991 dominierten in den Vierergruppen die Musketiere, zu denen sich Scott Norton gesellte, der in den folgenden Jahren das Synonym für den New Japan Gaijin Wrestler werden sollte. Die besondere Ehre, dieses Turnier zu gewinnen, hatte erstmals Keiji Muto. Er schlug im Finale Shinya Hashimoto und gewann als erster amtierender IWGP Heavyweight Champion auch das große Turnier der Liga, was einen der letzten Schritte darstellte, den Muto zu gehen hatte, bevor er endgültig einer der größten Stars des Puroresu in den 90er Jahren wurde.

Drei weitere Jahre sollte es dauern, bevor mit Shinya Hashimoto der letzte der großen drei New Japans den G1 als Sieger verließ. 1996 gewann Superstar Riki Choshu erstmals den Climax, 1997 Kensuke Sasaki. Für 1998 wurde aber der längst überfällige Triumph Hashimotos von allen Seiten erwartet. Jedoch war es ein anderer Wrestler, der Hashimoto beinahe die Show stahl. Kazuo Yamazaki, seine gesamte Karriere über ein starker Wrestler aber nie ein Superstar, gewann in den ersten drei Runden des KO Turniers gegen Tatsumi Fujinami, IWGP Champ Kensuke Sasaki und Masahiro Chono, bevor er erst im Finale Hashimoto den Vortritt lassen musste. Die Dominanz von Muto, Chono und Hashimoto war nunmehr eindeutig, sie hatten den 90er Jahren ihren Stempel aufgedrückt.

Das zehnjährige Climax Jubiläum brachte eine weitere Neuerung, denn diesmal wrestelten erstmals 20 Wrestler, verteilt auf vier Blöcke, um den prestigeträchtigen G1 Sieg und so qualifizierten sich nur die jeweiligen Gruppensieger für das Halbfinale, in das schließlich Yuji Nagata, Kensuke Sasaki, Vorjahressieger Manabu Nakanishi und erneut Masahiro Chono vorpreschten. Nach einem Sieg über Nagata, der zum ersten Mal die Gruppenphase überstand, traf Sasaki auf Nakanishi, der sensationell Chono ausschaltete. Somit ging es für beide darum, etwas zu vollbringen, was zuvor nur Chono schaffte: Den Climax öfter als ein Mal zu gewinnen. Nach einem knapp 20-minütigen Kampf war es schlussendlich ein Crab Hold, durch den Sasaki zum zweifachen G1 Champion und unumstrittenen Ace der Promotion wurde.

Doch noch war die Zeit Chonos nicht abgelaufen und zu den Siegen 1991, 1992, 1994 und 2002 wollte er in der 15. Auflage des Turniers unbedingt einen fünften hinzufügen und noch einmal als Sieger die Ryogoku Kokugikan Halle in Tokyo verlassen. Chonos Wille zum Sieg wurde durch den jähen Tod seines langjährigen Weggefährten Shinya Hashimoto gestärkt, denn er widmete Hashimoto dieses Turnier. Aus 16 Wrestlern gingen schließlich IWGP Champion Kazuyuki Fujita, Shinsuke Nakamura, Chono und Toshiaki Kawada als Halbfinalisten hervor. Nicht mehr viel fehlte Chono also zum ultimativen Triumph. In der kürzesten Endrunde mit Halbfinals in der G1 Geschichte brachte Chono zunächst den aufstrebenden Jungstar Shinsuke Nakamura zur Aufgabe, bevor er Fujita, der zuvor alle seine acht Kämpfe gewann, im Finale mit dem Shining Yakuza Kick niederstreckte. Chono baute seinen G1 Rekord aus und setzte sein Vorhaben, den Climax für Hashimoto zu gewinnen, in die Tat um.

Die Sieger der folgenden Jahre, Hiroyoshi Tenzan, Hiroshi Tanahashi, Hirooki Goto und Togi Makabe, sind – zieht man Tenzan ab – diejenigen, die auch im Jahr 2010 an der Spitze der Promotion stehen bzw. die, im Falle Gotos, diese in den nächsten Jahren noch erklimmen können. Einzig Shinsuke Nakamura, seines Zeichens dreimaliger und jüngster IWGP Heavyweight Champion der Geschichte, gelang noch kein G1 Sieg. 2010 umfasst das Turnier erneut 20 Wrestler, die sich alle ihren persönlichen G1 Moment erhoffen – sei es nun der Gesamtsieg oder lediglich ein Upset über einen scheinbar übermächtigen Gegner, über den am Tag darauf die japanische Presse zu berichten weiß.