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Thumbtack Jack beendet seine Karriere

(05.10.2010) News, written by Switchblade

Published on:
05.10.2010, 00:57 
Source:
http://twitter.com/ThumbtackJack

Der deutsche Wrestler Thumbtack Jack muss seine aktive Karriere als Wrestler beenden. Alexander Bedranowsky, so Jack's bürgerlicher Name, verletzte sich am Samstag bei HATEs Fuckin' Birthday Show von Westside Xtreme Wrestling, als er eine Powerbomb in einen Frankensteiner konterte und dabei unglücklich auf dem Kopf landete. TJ, wie er von den Fans genannt wird, setzte das Match noch knapp 20 Minuten mit einem gebrochenen Brustwirbel fort. Nach der Show wurde er sofort ins Krankenhaus gebracht und dort untersucht. Es stellte sich heraus, dass er viel Glück hatte nicht für den Rest seines Lebens gelähmt zu bleiben. Sein komplettes Statement:

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll...

Ihr habt gelesen, was mir am Samstag passiert ist. Ich habe mir einen Brustwirbel gebrochen und liege nun vorerst - voraussihtlich für zwei Wochen - im Krankenhaus. Und meine Tweets heute haben einige von euch schon richtig gedeutet. Diese Verletzung zwingt mich zum Karriere-Ende.

Was ist genau passiert? Nach etwa fünf Minuten habe ich MASADA's Last Ride Powerbomb mit einem Frankensteiner ausgekontert (im Ring) - und bin dabei übel auf meinem Kopf gelandet. Sabu/Benoit-Style, vom Winkel her. Ich habe sofort eine total eigenartige Art Schmerz gefühlt - am besten lässt sich das beschreiben als Schockwelle, die von meinem Hals abwärts durch meine Wirbelsäule schoss. In dem Moment habe ich sofort gemerkt das irgend etwas absolut nicht stimmt und für den Bruchteil einer Sekunde überlegt "Entweder bleibst du jetzt liegen und brichst das Match ab, oder du stehst SOFORT wieder auf - wenn du nicht SOFORT aufstehst, stehst du GAR nicht mehr auf." Ich habe mich instinktiv für letzteres entschieden und die Verletzung für nicht so schlimm gehalten. Hätte ich gewusst, dass mein Brustwirbel gebrochen - oder zu diesem Zeitpunkt vielleicht auch "nur" angebrochen - war, hätte ich mich natürlich anders entschieden. Aber Adrenalin bewirkt Wunder.
Die Powerbomb auf den Beton-Boden über die hier diskutiert wird (wahrscheinlich von Leuten, die nichtmal auf der Seite des Ringes standen, wo der Spot passiert ist), war verhältnismäßig harmlos und wurde von mir hauptsächlich mit dem linken Ellbogen abgefangen. Auch der anschließende Frankensteiner auf den Betonboden war nicht problematisch. Was hingegen problematisch WAR: in den letzte Minuten des Matches wurde mein gesamter Oberkörper bei einem Brainbuster von MASADA komplett zusamengestaucht - wie ein Akkordeon. Falls der Brustwirbel bis zu diesem Zeitpunkt "nur" angebrochen gewesen sein sollte, dann war er spätestens nach dieser Aktion komplett gebrochen. So oder so... ich habe das Match nach Aufbrechen der Verletzung noch knappe 20 Minuten weiter bestritten. Das mag man für dumm halten. Oder für tapfer. Aber es ist definitiv bemerkenswert.

Nach der Show wurde ich direkt in zwei Krankenhäuser gefahren. Im ersten konnte man keine genaue Diagnose stellen, doch im zweiten wurde ich geröngt und in den Kernspintomographen geschoben. Den Gesichtsausdruck des behandelnden Arztes, als er mir sagte, dass ich mir die Wirbelsäule gebrochen habe, werde ich wohl nie mehr vergessen. Nach dem ersten Schock habe ich eines realisiert... so beschissen das Ganze auch ist - ich hatte unglaublich großes Glück. Ich hätte auch locker im Rollstuhl enden können und kann froh sein, dass ich meine Arme und Beine noch spüren kann. Ich hatte gestern nicht nur einen Schutzengel, sondern ein ganzes Bataillon.

Bis drei Uhr Nachts waren noch gute Freunde von mir in meinem Zimmer und haben mir Gesellschaft geleistet. Als diese jedoch gegangen waren, fingen einige extrem beschissene Stunden an. Ganz alleine im Krankenhauszimmer, einzige Gesellschaft waren haufenweise Gedanken die mir durch den Kopf geschossen sind. Und ich habe mir eigentlich nur eines gewünscht... am nächsten Morgen aufzuwachen und zu merken, dass alles nur ein schlechter Traum war.

Nach ein oder zwei Stunden Schlaf kam jedoch das nüchterne Erwachen und ich habe realisiert, dass das alles kein schlechter Traum ist. Einer der Gedanken, der mir in nächster Zeit am meisten zu schaffen machen wird, ist, dass ich nicht selbst bestimmen konnte, wann und wie meine Wrestling-Karriere endet. Es macht einen unglaublich traurig und man fühlt sich sehr hilflos dabei, wenn einem solch eine Entscheidung abgenommen wird.

Ich wusste die letzten Monate bereits, dass meine Wrestling-Karriere nicht mehr ewig dauern würde und dass ich vllt. noch 1-3 Jahre habe... höchstens. Mein Körper ist komplett im Eimer, beide Knie dank Kreuzbandrissen kaputt, das Schlüsselbein seit 6 Jahren gebrochen, zahlreiche Gehirnerschütterungen, durch die ich manchmal wie aus dem Nichts Aussetzer habe oder plötzlich anfange zu stottern... von den ganzen Narben nicht zu reden. Mir war klar, dass ich nicht mehr all zu viele Matches in mir habe. Aber einige gute hätte ich noch in mir gehabt. Es ist so unglaublich frustrierend, nicht selbst über die Art und Weise bestimmen zu können, auf die man sich verabschiedet.

Einer der sich damit sehr gut auskennt ist Baron Von Hagen. Er war der erste, dem ich heute geschrieben habe - einfach um zu fragen, wie ich am besten mit der Situation abfinde, dass mich eine Verletzung zum Rücktritt zwingt. Seine Antwort hat mir sehr dabei geholfen, mich mit dieser Situation abzufinden.

Viele die mich besser kennen wissen, dass ich einen schlauen Kopf auf meinen Schultern habe, mit dem ich noch so viel mehr anstellen kann als das, was ich bisher im Wrestling erreicht habe. Mein Studium neigt sich dem Ende zu und es wird nun Zeit, sich voll und ganz auf mein Leben nach dem Wrestling-Ring zu konzentrieren.

Ich könnte jetzt den Kopf hängen lassen und mich in Depressionen wälzen. Aber all die Reaktionen meiner Freunde, Familie, Kollegen und Fans haben mir gezeigt, dass es noch so viel mehr gibt, wofür es sich zu leben lohnt. Und auch wenn die nächsten Monate / Jahre Recovery-Zeit verdammt hart werden... ich weiß, dass mein Körper das durchstehen wird und dass ich wieder auf die Beine kommen werde - im wahsten Sinne des Wortes. Doch viel wichtiger - und auch viel schwieriger - ist es jetzt, eine positive Einstellung zu bewahren und zu kämpfen. Wahrscheinlich den härtesten Kampf, den ich bisher zu kämpfen hatte.

Ich möchte all den Leuten danken, die heute im Krankenhaus zu Besuch waren. Von morgens bis Abends war permanent jemand da für mich, die Besucher haben sich die Klinke in die Hand gegeben und teilweise waren drei komplette Autos voller Leute hier gleichzeitig im Zimmer. Die Personen um die es hier geht wissen bescheid, wie sehr sie mir heute geholfen haben. Besonders gefreut habe ich mich über MASADAs Besuch, da dieser sich nach dem Match die ganze Nacht lang Vorwürfe gemachgt hat, ob er Schuld an meiner Verletzung sei. Und ich habe ihm vergewissert dass niemand daran Schud hat. Es war ein dummer Unfall. Dass diese Gefahr zum alltäglichen Brot eines jeden Wrestlers gehört wissen alle Worker, die in den Ring steigen.

Ich weiß wirklich nicht, womit ich dieses Posting hier beenden soll... ich muss mich jetzt selbst ersteinmal mit dieser Situation abfinden.


Bedranowsky hatte erst vor kurzem seine Death Match Karriere beendet und wollte sich nun eigentlich auf's "normale" Wrestling konzentrieren. Das CAGEMATCH-Team wünscht TJ eine schnelle und vollständige Genesung.