DeutschEnglish
Not logged in or registered. | Log In | Register | Password lost?

Mexiko: Nachwirkungen des Aguayo-Vorfalls, El Hijo del Santo zieht sich Unmut zu

(18.04.2015) News, written by The Sick Lebowski

Published on:
18.04.2015, 01:36 
Source:
Wrestling Observer, Cubsfan, Superluchas

Knapp ein Monat ist seit dem tragischen Tod von Perro Aguayo Jr. bei einer Show der Independent-Liga The Crash vergangen, und noch immer ist das Thema und seine Nachwirkungen in Mexiko auf der Tagesordnung. So gab es letzten Sonntag einen weiteren Gedenkgottesdienst für den Verstorbenen, an welchem neben diversen Akteuren aus dem Wrestling-Business auch mehrere Tausend Fans teilgenommen haben, um noch einmal von Aguayo Abschied zu nehmen. Hierzu wurden diverse Ansprachen abgehalten, unter anderem von den beiden AAA-Verantwortlichen Joaquin Roldan und Marisela Pena Roldan, aber auch von ehemaligen Kollegen und Freunden Aguayos wie Cibernetico, Toscano oder Taya Valkyrie. Außerdem wurden während der Trauerveranstaltung zwei Lieder gespielt, welche über den Verstorbenen geschrieben wurden.

Auch über die Nachhaltigkeit des Unglücks wird immer wieder in der mexikanischen Presse nicht nur in den Wrestling-Medien, sondern auch darüber hinaus berichtet. So soll es besonders in der ersten Woche nach dem Vorfall bei vielen Wrestlingshows speziell im Raum Mexico City eine erhöhte Präsenz von medizinischen Kräften und Rettungswägen gegeben haben, um mögliche Verletzungen der Akteure besser und schneller behandeln zu können. Zudem wurde in unabhängigen Berichten zu diversen Shows immer wieder hervorgehoben, dass Matches angehalten wurden, wenn sich ein Wrestler verletzte, damit diese sofort untersucht werden konnten. Erst, nachdem die verletzten Wrestler aus dem Ring abtransportiert wurden oder die Freigabe der ärztlichen Kräfte bekommen haben, weiterzukämpfen, wurden die Matches fortgesetzt.

Darüber hinaus hat das Thema "Sicherheit und medizinische Unterstützung für Kampfsportler" auch in die Politik Einzug gehalten. So schlugen bspw. die beiden Senatoren Isidro Pedroza und Alejandra Barrales vor, in Mexico City ein eigenes Krankenhaus extra für Wrestler, Boxer, MMAler und andere Kampfsportler zu eröffnen, welches sich verstärkt um die Bedürfnisse dieser Personengruppen bei Verletzungen kümmern würde, um so für diese eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Diese Idee sei bereits im letzten Jahr entstanden und vorgeschlagen worden, die Umsetzung scheiterte bisher jedoch an der Beschaffung der finanziellen Mittel dafür - so soll dieses Vorhaben ca. 160 Millionen Pesos (umgerechnet rund 9,7 Millionen Euro) kosten. Nach dem Tode Aguayos wollen die beiden Senatoren allerdings einen neuen Vorstoß bei der mexikanischen Finanzbehörde wagen, um diesen Plan in die Tat umzusetzen. Ein weiterer Senator namens Marco Antonio Blasquez Salinas fordert derweil, Protokolle über die medizinische Versorgung der Kampfsportler einzuführen und Familien von Kampfsportlern im Falle von deren Toden finanziell zu unterstützen. Zudem verlangt Blasquez eine Abschaffung der lokalen Box- und Lucha-Kommissionen, welche für die Lizensierung der Kampfsportler sowie für die korrekte Durchführung der Shows dieser Sportarten zuständig sind. Stattdessen sollen diese Aufgaben laut Blasquez künftig von der mexikanischen Behörde für Körperkultur und Sport übernommen werden, um einheitliche und landesweit geltene Regeln zum Schutz der Aktiven festzulegen.

Passend hierzu gab die Sportkommission des Senats von Mexiko am Dienstag eine Pressekonferenz, an welcher u.a. auch El Fantasma, seines Zeichens Vorstand der Lucha-Kommission in Mexico City, der Präsident des mexikanischen Boxverbandes CMB Mauricio Sulaiman und der Präsident der Box-, Lucha- und MMA-Kommission von Tijuana, Juan Carlos Pelayo, teilnahmen. Grund dieser Veranstaltung war die Präsentation der Initiative "Ley para la Seguridad del Deporte en el País" (übersetzt soviel wie "Gesetz zur Sicherheit im Sport des Landes"), welche für die Verbesserung der Konditionen von Kampfsportarten sorgen soll. So seien die Hauptziele dieser Initiative u.a., einen Verhaltenskodex für die Athleten und Organisationen zu schaffen, um einen sicheren Ablauf der Shows zu gewährleisten. Zudem soll eine nationale Lucha Libre-Kommission ins Leben gerufen werden, um die regionalen Kommissionen bezüglich deren Regeln und Gesetze zu vereinheitlichen und so für eine jährliche reguläre Lizensierung der Aktiven sowie für regelmäßige medizinische Untersuchungen zu sorgen.

Auch der Lucha-Star El Hijo del Santo war bei dieser Pressekonferenz anwesend und forderte dringlich die Hilfe der staatlichen Behörden ein, die Wrestler zu unterstützen, da diese erheblich von den Promotern mißbraucht werden würden. Einzige Ausnahme sei hier natürlich seine eigene Liga Todo X El Todo, welche sich im Gegensatz zu den anderen Veranstaltern vorbildlich in der Behandlung seiner Wrestler verhalten würde. Mit dieser Aussage dürfte sich der Sohn der mexikanischen Ikone El Santo natürlich den Unmut einiger Kollegen aus der Branche zugezogen haben, was allerdings auch keine Premiere wäre. So behauptete Hijo del Santo z.B. im Zuge des tragischen Todesfalls von Perro Aguayo Jr., er als guter Freund der Aguayo-Familie habe Kenntnis davon gehabt, dass der Verstorbene bereits vor seinem tödlichen Unfall eine Schädigung des Nackens gehabt habe, welche erheblich zum Tode des Wrestlers beigetragen habe. Dies wurde jedoch kurz darauf von Dr. Mario Garcia Orozco, dem Arzt von Aguayo Jr., widerlegt. Zudem gaben der Aguayo-Familie wirklich nahestehende Personen an, El Hijo del Santo habe seit Anfang 2011 nicht mehr mit Perro Jr. oder einem anderen Mitglied von dessen Familie gesprochen und sei alles andere als ein Vertrauter von diesen, weswegen er gefälligst seine Aussagen zu dem Thema unterlassen solle.