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(November 2005) In den vergangenen drei Jahren ist Ring Of Honor für viele Wrestling-Fans zu einer ernsten Alternative zu den Shows von World Wrestling Entertainment geworden. Gerade diejenigen, die sich einen traditionelleren Mix zwischen Wrestling und Unterhaltung wünschen als vom Marktführer angeboten wird, haben bei den Shows der Promotion ein neues Zuhause gefunden. Auch wenn in den letzten Jahren die Geschichten rund um den Ring an Bedeutung gewannen, so liegt das Hauptaugenmerk im Ring der Ehre auch in selbigem, was durch einige der besten Wrestler aus Nordamerika sowie Gäste aus Europa und Japan nur unterstrichen wird. Gerade im Internet, der Heimat der ROH Haupt-Zielgruppe, sind Namen wie Samoa Joe, CM Punk, Bryan Danielson, Homicide und Austin Aries längst unwiderruflich mit tollem Wrestling und mit Ring Of Honor verbunden.
Begonnen hat alles im Frühjahr 2002. Damals war ein ehemaliger Mitarbeiter der Bankrott gegangenen ECW, Rob Feinstein, auf der Suche nach einer neuen Einnahmequelle für seine Internet-Tapetrading-Firma RF Video. Nachdem Gespräche mit vorhandenen Ligen im Sande verliefen, entschloss er sich dazu, eine eigene Promotion zu starten, zusammen mit einem weiteren ehemaligen ECW Backstage-Mitarbeiter, Gabe Sapolsky. Das Ziel war klar, nämlich eine Alternative zum Mainstream-Wrestling der WWF/WWE zu bieten und damit all die ganzen Fans der toten ECW wieder einzusammeln und unter einem neuen Dach zu vereinen. Am 23. Februar 2002 war es dann soweit, Ring Of Honor debütierte in Philadelphia, PA und lieferte gleich mit der ersten Show den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft. Im Main Event der Show trafen die damaligen Independent Superstars Christopher Daniels, Low Ki und "American Dragon" Bryan Danielson in einem Three Way Dance aufeinander, welcher am Ende des Jahres in vielen Match-Of-The-Year-Umfragen vorderste Plätze einheimste. In den darauffolgenden Monaten etablierte sich Ring Of Honor schnell als "Workrate Paradise", mit einem Produkt, welches sich fast ausschließlich auf fantastisches Wrestling und "Independent Dream Matches" konzentrierte. Die Stars dieser Zeit waren neben den drei genannten außerdem Eddie Guerrero, der gerade bei den ersten Shows enorm dazu beitrug, der Promotion Aufmerksamkeit zu verschaffen; Brian "Spanky" Kendrick, Doug Williams, Steve Corino und AJ Styles.
Ein Jahr nach der Debütshow war Ring Of Honor für die Puristen unter den Fans bereits zu DER Alternative geworden, doch mit einem Storyline-Angle bei der 1st Anniversary Show in Queens, NY sollte ein neues Kapitel in der Promotion-Geschichte aufgeschlagen werden, welches ultimativ zu noch mehr Fans und mehr Reputation führen sollte. Bei dieser Show, die am 08.02.2003 stattfand, gab es einen "Riot", einen Tumult zwischen Steve Corino's "Group" und dem bis dato Tag Team Wrestler Homicide und seinen Kumpanen von den "Rottwielers". Dieser Tumult war so echt inszeniert, dass sich viele der anwesenden Fans einmischten und beinahe ein Skandal heraufbeschworen wurde. Bis zu diesem Moment war Ring Of Honor in erster Linie aufgrund der starken Matchpaarungen bekannt geworden, doch von da an sollten immer mehr klassische Storylines in die Show eingearbeitet werden. Gabe Sapolsky, welcher die Shows bis heute seit der ersten Stunde schrieb, begründete diesen Wandel Jahre später damit, dass er nicht abwarten wollte, bis das "Workrate"-Konzept veraltet und zu oft kopiert worden war. Zu Anfang waren nicht alle Fans von diesem Wandel begeistert, doch die Qualität der Storylines der nächsten Monate sollte sie vom Gegenteil überzeugen. Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle die Top-Fehde von 2003 zwischen dem frisch aus der WWE entlassenen Ex-ECW-Superstar Raven und dem jungen, relativ unbekannten CM Punk, welche sich durch die besondere Qualität der Promos beider Wrestler für viele Fans unvergessen machte (siehen Sie auch: Raven vs. CM Punk - Die Chronik). Neben diesem angesprochenen Wandel sollte Ring Of Honor jedoch noch einen weiteren wichtigen Wechsel erleben, denn zwei Monate nach der 1st Anniversary Show sollte der ROH Title einem neuen Champion umgeschnallt werden: Samoa Joe.
Samoa Joe gewann den ROH Title von Xavier am 22. März 2003 und verteidigte ihn daraufhin insgesamt mehr als 21 Monate in mehr als 30 Matches in Nordamerika und sogar in Europa. In diesen 21 Monaten sollte Joe dem Titel durch seinen einzigartigen Stil und seine Fähigkeit, mit jedem Typ von Herausforderer ein fantastisches Match zu zeigen, einen unglaublichen Wertgewinn erweisen. Aus dem ROH Title wurde binnen kurzer Zeit ein legitimer ROH World Title und bereits nach Ende des ersten Jahres der Regentschaft galt der Titel auch bei Kritikern bereits als einer der wertvollsten und wichtigsten in den USA. Doch auch Samoa Joe entwickelte sich in dieser Zeit, von einem relativ unbekannten, aber gutem Worker, der zuerst bei einem "Dream Match" gegen Low Ki im Oktober 2002 bei Ring Of Honor aufgefallen war, zu einem der besten aktiven Wrestler von ganz Amerika, wenn nicht der ganzen Welt. Doch dazu später etwas mehr.
Zunächst einmal stand für Ring Of Honor das Jahr 2003 an. Der Wandel zu mehr Storylines und die guten Absatzzahlen der hauseigenen DVDs führten zunächst dazu, dass die Produktionsmittel während der Shows stetig erhöht wurden. Statt wie die meisten Independent Promotions das Aussehen einer Sporthalle beizubehalten, setzte ROH schwarze Vorhänge und Scheinwerfer ein, um die Präsentation der Action im Ring professioneller zu gestalten. Mittlerweile war auch das Roster durch junge, hungrige Leute wie CM Punk, Samoa Joe, Paul London, die Briscoe-Brüder Jay und Mark, Homicide und Colt Cabana zunehmend verstärkt worden. Altbekannte und unter den smarten ROH Fans beliebte Gesichter wie Raven, Managerlegende Jim Cornette und Terry Funk sorgten zudem für die nötige Erfahrung, so dass einem erfolgreichen Jahr nichts im Weg stand. Und so war es dann auch. Die bereits angesprochene Fehde zwischen CM Punk und Raven dominierte das Jahr, doch auch die bitteren Kämpfe zwischen Samoa Joe und den Briscoes, die brutale Rivalität zwischen Steve Corino und Homicide, sowie das stets präsente Main Event Heel-Stable von Christopher Daniels, die Prophecy, trugen nur dazu bei, dass Ring Of Honor im Jahr 2003 eine Menge neuer Fans anhäufen konnte.
Bei der letzten Show des Jahres, Final Battle 2003, gelang der Promotion zudem ein besonderer Coup, als nämlich diese Show ganz im Zeichen von prominenten Gaststars von All Japan Pro Wrestling stand und vier All Japan vs. ROH Matches den Höhepunkt des Abends darstellten. Unter den Gästen waren Satoshi Kojima, Kaz Hayashi und The Great Muta, die sich für einen Abend mit ROH Topstars wie Christopher Daniels, AJ Styles und Homicide messen würden. Der Abend war ein voller Erfolg und über 1.500 Fans zog es in die Halle, die bis dato größte Zuschauerzahl der gerade einmal zwei Jahre alten Promotion. Auch war dieser Abend der Anfang einer langen Reihe von guten Beziehungen nach Japan und damit verbundenen Auftritten von Puroresu Stars (teilweise erstmals) in den USA bei Ring Of Honor.
Im Frühjahr 2004 sah es so aus, als sollte niemand den Höhenflug der Promotion stoppen können. Doch dann geschah es. Nur sechs Tage vor der geplanten größten Ring Of Honor Show aller Zeiten, At Our Best ein Tag vor WrestleMania XX der WWE nur wenige Blocks vom Madison Square Garden entfernt, wurde ROH Besitzer Rob Feinstein von der Internetseite Perverted Justice angeblich dabei ertappt, wie Feinstein einen eindeutigen Kontakt zu einem minderjährigen Jungen suchte. Nun wurde die Geschichte bis heute nicht vollständig aufgeklärt (mehr dazu finden Sie in den Themen auf dem Cageboard, in welchen über diesen Skandal ausführlich berichtet wurde), aber der Ruf von Feinstein und damit von Ring Of Honor schien für alle Zeiten zerstört. Feinstein zog sich zwar von Ring Of Honor zunächst zurück, doch der Schaden war längst angerichtet. NWA Total Nonstop Action verbot mehreren unter Vertrag stehenden Wrestlern, darunter AJ Styles, Christopher Daniels, The Amazing Red und Chris Sabin, weiterhin für Ring Of Honor anzutreten. Andere, wie Low Ki, Jim Cornette oder Abyss, sagten sich zunächst komplett von der Promotion los. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch die Zuschauerzahlen einstürzen und Ring Of Honor begraben würden.
In der Folge ergab dieser Skandal natürlich auch den Rücktritt von Feinstein. Um Ring Of Honor jedoch nicht unter den Verfehlungen seines Besitzers leiden zu lassen, entschied man sich, Miteigentümer Cary Silkin die Möglichkeit zu übertragen, die alte Firmierung Ring Of Honor bei den Behörden abzumelden und dann unter dem neuen Namen "Ring Of Honor Wrestling" alle bestehenden Verträge die ROH hatte zu übernehmen.
Doch bevor der Feinstein-Skandal Ring Of Honor zerstören konnte, zog sich die Promotion selbst am Kragen aus dem Schlamassel. Viele Wrestler sprachen ihre Loyalität gegenüber Booker Gabe Sapolsky aus und viele Fans ließen sich davon beeindrucken. Schließlich kam ein bis dato unbekannter Fan namens Cary Silkin an die Oberfläche, der sich als Investor in die Promotion outete und zusammen mit Gabe Sapolsky nach langen Verhandlungen die 100%ige Kontrolle der Promotion von RF Video und Rob Feinstein übernahm. Sapolsky ging soweit, eine Erklärung bei NWA TNA zu unterschreiben, dass Feinstein nie wieder etwas mit Ring Of Honors Geschäften zu tun haben würde. Der ganze Prozess dauerte jedoch einige Monate und jede andere Promotion hätte diesen Zeitpunkt vielleicht gar nicht mehr erlebt. Nicht jedoch ROH, das unter der Leitung von Sapolsky mit neuen Gesichtern wie den Havana Pitbulls Rocky Romero und Ricky Reyes; dem Stable Generation Next, bestehend aus Alex Shelley, Austin Aries, Roderick Strong und Jack Evans; sowie loyalen und etablierten Stars wie Samoa Joe, Homicide, CM Punk, Bryan Danielson, Colt Cabana und den Briscoes weiterhin einige der sehenswürdigsten Independent Shows der letzten Jahre produzierte. Ungeachtet des Theaters außerhalb entstanden hochgradig fantastische Matches zwischen Homicide und Samoa Joe, den ehemaligen Prophecy-Mitgliedern Dan Maff und BJ Whitmer, den Briscoes und den Second City Saints, CM Punk gegen Ricky "The Dragon" Steamboat, sowie Generation Next gegen den Rest von Ring Honor. Die größte Fehde des Jahres jedoch sollte sich um den ROH World Title drehen und zwei One-Hour-Draws beinhalten: CM Punk gegen Samoa Joe.
Am 12. Juni 2004 standen sich Joe und Punk zum ersten Mal um den Titel gegenüber. Das Match endete in einem One-Hour-Draw, einem bis dahin eher selten in den Independents genutzten Finish, und bekam von Dave Meltzer ****1/4 Sterne verpasst. Vier Monate später trafen die beiden erneut aufeinander, dieses Mal in Chicago, IL, der Heimatstadt von CM Punk, wo sich beide Wrestler eines der besten Matches ihrer Karrieren lieferten, ein weiterer One-Hour-Draw. Dieses Mal vergab Meltzer sogar die vollen *****, zum ersten Mal seit Bret Hart gegen Steve Austin von Wrestlemania XIII im Jahr 1997. Das dritte und letzte Match der beiden frisch gebackenen Superstars im Dezember wurde von vielen sogar als noch besser als der zweite Draw gehandelt. Ring Of Honor hatte die Hürde wie durch ein Wunder geschafft, nein, überflogen sogar. Auf einmal schwärmten Tausende von Fans in den USA und Europa von ROH und Joe vs. Punk. Ganz nebenbei holte sich Ring Of Honor auch innerhalb des Geschäfts das Vertrauen zurück. Low Ki und Jim Cornette kehrten zur Promotion zurück, Legenden wie Ricky Steamboat, Bobby Heenan und Mick Foley debütierten. Auch der originale Midnight Express startete seine mehrmonatige Reunion Tour bei Ring Of Honor. Dazu kam der New Japan Superstar Jushin Thunder Liger für zwei Shows in die USA, was zwei besonders einprägsame Veranstaltungen im November zur Folge hatte.
Ende des Jahres schließlich war die 21 Monate lange Regentschaft von Samoa Joe am Ende, als er von Austin Aries entthront wurde, welcher nach dem Match auch die Führungsrolle im mittlerweile starken Heel-Stable Generation Next übernahm. Neben Aries hatten sich auch Roderick Strong, Alex Shelley, Jack Evans, Jimmy Rave, Jay Lethal und John Walters als feste Größen im Ring der Ehre etabliert. Anfang des neuen Jahres war es dann auch schon wieder soweit, einen geringfügigen Wandel in der Ausrichtung der Promotion zu vollziehen. Stars wie James Gibson, Spanky und Steve Corino debütierten oder kehrten nach langer Abwesenheit zurück und rundeten das bereits starke Roster zusätzlich ab. Nur ein Jahr nach dem Skandal um Rob Feinstein war dieser längst vergessen und Tausende von Fans freuten sich auf die zunehmend zahlreicheren Shows von Ring Of Honor in zunehmend zahlreicheren US Bundesstaaten und Städten. Im Mai 2005 debütierte Ring Of Honor im Wrestling-fanatischen New York City, NY mit einer der besten Shows in der Geschichte der Promotion, was auf Grund der Qualität der Vorjahre bereits eine Leistung für sich darstellte. Weitere Stars wie AJ Styles und Christopher Daniels feierten ihre Rückkehr, während andere wie Bryan Danielson, Steve Corino und Low Ki erneute Auszeiten nahmen. Im Sommer debütierte zudem der heißeste Free Agent zu der Zeit, Matt Hardy, für drei Matches bei der Promotion.
Doch die wachsende Popularität von Ring Of Honor hatte auch ihren Preis. CM Punk, Spanky und James Gibson verließen die Promotion Ende des Sommers in Richtung WWE. Und obwohl oder gerade weil sie die Promotion im Guten verließen und dabei einige der erinnerungswürdigsten Storylines und Matches des Jahres boten, sollte ihre Abwesenheit eine Lücke in das Roster reißen. Die große Stärke von Gabe Sapolsky und Ring Of Honor war es seit jeher, schmerzhafte Abgänge abzufangen und zu kompensieren, und auch dieses Mal sollte dies geschehen. Bryan Danielson kehrte zur Promotion zurück und jungen Nachwuchsstars wie Jimmy Rave, Jay Lethal oder Roderick Strong wurde mehr Verantwortung übertragen. Dazu kamen Samoa Joe, Homicide, Austin Aries, Low Ki, AJ Styles, Colt Cabana und Christopher Daniels als sichere Main Eventer, um Abwechslung und frische Matches auch weiterhin zu garantieren. Anfang Oktober 2005 kam es dann schließlich zu einem 2-Tages-Besuch des bis dato größten Wrestling-Stars in der Geschichte der Promotion, als der japanische Megastar Kenta Kobashi sich an zwei Tagen mit Samoa Joe, Low Ki und Homicide unvergessene Schlachten lieferte.
Ring Of Honor existiert seit etwas mehr als drei Jahren. In diesen drei Jahren hat sich viel ereignet, viele Gesichter sind gekommen und gegangen, viele großartige Matches wurden ausgefochten, viele denkwürdige Storylines wurden präsentiert. Dabei hat Ring Of Honor eines nie außer Acht gelassen, nämlich das ursprüngliche Ziel, eine Alternative zum Mainstream-Wrestling der USA aufzustellen. Drei Jahre später hat man eigene Stars, eine reiche Vergangenheit, einen wertvollen World Title und eine große, loyale Fanbasis. Die Zukunft sieht gut aus und dieser Wrestling-Fan hier kann es kaum erwarten, diese Zukunft zusammen mit dem Ring der Ehre zu erleben ...