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Dungeon Of Doom – bis heute jagt der Name dieser Vereinigung jedem Fan Schauer über den Rücken. Nicht weil die von Kevin Sullivan angeführte Gruppierung so Furcht erregend war, sondern eher weil es so Furcht erregend trashig war, dass es zum Synonym für alle Verfehlungen der WCW in die Prä-nWo-Ära wurde.
Sullivan hatte 1994/95 schon Jagd auf Hulk Hogan gemacht, als Anführer des Stables „Three Faces Of Fear“. Dies bestand aus ihm, Avalanche (John Tenta) und dem Butcher alias Hogans ehemals bestem Freund Brutus Beefcake. Als die Allianz Hogan nicht zu besiegen vermochte, zerfiel sie und Sullivan bestritt eine kurze Fehde mit dem Butcher oder dem Man With No Name, wie er sich nach einem storylinemäßigen Gedächtnisverlust nannte. Er besiegte ihn bei Slamboree 1995, als plötzlich merkwürdige Dinge geschahen.
Sullivan hörte eine Stimme, die ihn aufforderte, zu ihr zu kommen. Nach langem Suchen wurde Sullivan irgendwo im beschaulichen Ort Parts Unknown fündig – offenbar war er der Wegbeschreibung gefolgt, die der Ultimate Warrior einst gegeben hatte. Sullivan traf dort in einer Höhle auf eine merkwürdige, zombiehafte Gestalt, die auf einer Art Thron saß und mit Staub und Spinnweben bedeckt war. Es handelte sich um Curtis Iaukea, der allerdings nur „The Master“ genannt wurde. Dieser schwor Sullivan auf die Mission ein, Hulkamania endgültig zu vernichten und taufte ihn um auf den Namen „Taskmaster“.
Der Taskmaster rekrutiert seine Mitstreiter
Sullivan begann darauf, eine Reihe von finsteren Gestalten, um sich zu scharen – unter anderem seine früheren Faces-Of-Fear-Kollegen mit neuen Gimmicks. Aus John Tenta wurde „The Shark“, der wie der Name schon sagt wie ein Raubfisch eingekleidet und angemalt wurde. Aus dem Butcher wurde „Zodiac“, ein überkandidelter Sonderling im Zebra-Look, der nur noch zwei Worte kannte: „Yes! No! Yes! No!“ Hinzu kamen der ugandische Koloss Kamala und Meng, der Haudrauf von der Insel Tonga.
Eine der ersten Begegnungen Hogans mit dem Dungeon gab es beim Bash At The Beach 1995, als Hogan seinen WCW World Title gegen Big Van Vader verteidigte, der selbst übrigens entgegen den Angaben einiger Netzquellen kein Mitglied des Stables war. Sullivan und Zodiac versuchten sich in das Match einzumischen, wurden aber von NBA-Star Dennis Rodman, einem der Gäste des Events, zurückgehalten. Schon vor diesem Match gab es eine weitere Entwicklung, die sich später als bedeutend heraus stellen sollte. Hogan wurde außerhalb der Arena von einem riesenhaften Mann konfrontiert, der ihm mit wütender Miene ein T-Shirt mit dem Konterfei von Andre The Giant entgegen warf und ihn anschrie: „Remember This?“
Einige Zeit später nutzten Sullivan und der Master ihre magischen Kräfte um Hogan in ihr Höhlen-Hauptquartier zu zaubern. Hogan schaute sich erst einmal um und stellte fest, dass keine Hulkamaniacs vor Ort waren und verstrickte sich dann in eine Diskussion mit den beiden Bösewichtern. Plötzlich gab es eine Explosion, die Hogan zu Boden beförderte und der erwähnte Riese brach durch die Felswand und würgte den Hulkster. Der Giant, wie er genannt wurde, gehörte nun also auch zum Dungeon – und es wurde später auch klar, warum er so einen Hass auf Hogan hegte. Er war laut Storyline der Sohn von Andre The Giant und gab Hogan, der diesen bei WrestleMania III besiegt und gedemütigt hatte, die Schuld am Tod seines Vaters.
Hulkamaniacs erklären den Krieg
Hogan beschloss nach dieser Attacke beim Clash Of The Champions den Dungeon noch einmal aufzusuchen, um dem Giant gegenüber zu treten. Er geriet aber in einen Hinterhalt und wurde vom kompletten Dungeon verprügelt – bis ihn ausgerechnet Vader vor Schlimmerem bewahrte. Dieser vollendete damit seinen vorher länger angedeuteten Face-Turn. Später am Abend erklärte Hogan gemeinsam mit Vader und seinen Freunden Sting und Randy Savage dem Dungeon den Krieg.
Bei Fall Brawl sollte es also zu einem War Games Match des Quartetts gegen vier Vertreter des Dungeons kommen, auf dass sich die Publikumslieblinge in martialischer Manier in einem Militärcamp vorbereiteten. Sie waren jedoch bald um einen Krieger ärmer, da Vader wegen eine Backstage-Schlägerei mit Paul Orndorff gefeuert wurde. Als Ersatzmann rekrutierte Sting seinen guten Freund Lex Luger, frisch von der WWF nach Atlanta gewechselt. Das stieß Hogan erstmal leicht sauer auf, da Luger bei seinem Debüt eine Woche vorher beim ersten Nitro Hogan zwar gegen den Dungeon zu Hilfe kam, aber auch mit ihm selbst aneinander geriet, weil er ein Match um den Titel forderte.
Noch bevor Hogan beim Fall Brawl die Arena betreten hatte, kam es zur nächsten Attacke des Giant. Am Steuer eines Monstertrucks zerstörte er Hogans Harley Davidson, mit der er zu dem Event gefahren war. Das Match gegen die Dungeon-Mitglieder Zodiac, Mang, Shark und Kamala gewannen die Hulkamaniacs dann aber klar, nachdem Hogan Zodiac zur Aufgabe zwang – obwohl es vorher Spannungen bei Hogans Team gab, als Savage nach einer fehlt getimeten Aktion mit Luger aneinander geriet. Als Lohn für den Sieg sollte Hogan fünf Minuten allein im Käfig mit Sullivan bekommen. Doch kaum hatte er ihn soweit, bahnte sich der Giant seinen Weg zum Ring, riss die Käfigwand auf, attackierte Hogan und brach ihm dabei beinahe den Hals.
“Oh My God! It’s The Ye-Tay!“
Hogan entschloss sich daher, beim Halloween Havoc gegen den Giant anzutreten – und zwar gleich zweimal. Als Erstes nahm er sich vor, einen eigen Monster Truck bauen zu lassen und damit gegen den des Giant anzutreten. Danach sollte es ein reguläres Wrestlingmatch um den Titel geben. Vorher machte der Giant jedoch bei Nitro mit einer Attacke auf Hogans Freunde noch einmal seinen Standpunkt klar. Als Hogan – mit Halskrause – dem Giant dann in der Woche darauf gegenübertreten wollte, warf ihm eine alte Dame aus dem Publikum Puder ins Gesicht – die sich als verkleideter Sullivan herausstellen sollte. Das gab dem Giant die Gelegenheit, noch einmal auf Hogan und seinen angeschlagenen Nacken loszugehen – und um die Demütigung abzuschließen, rasierte Sullivan danach Hogans Schnurrbart ab.
Hogan tauchte in der Woche darauf in einem neuen Outfit bei Nitro auf – ganz in schwarz. Die Attacken des Dungeon hatten ihn so mitgenommen, dass er sich gezwungen sah, bis zu einem gewissen Grad seine dunkle Seite hervorzukehren, um den Dungeon besiegen zu können. Unterdessen präsentierte der Master des Dungeon eine neue Geheimwaffe zur Vernichtung von Hulkamania: Einen riesigen Eisblock, aus dem ein neues Mitglied des Stables ausbrach: Der hünenhafte Yeti (Ron Reis), der allerdings mehr von einer riesigen Mumie hatte.
Beim Havoc überschlugen sich dann die Ereignisse: Erst gab es den Truck-Contest auf dem Dach der Detroiter Joe Louis Arena. Hogan gewann das Duell, das dieselben Regeln wie ein Sumokampf hatte. Damit gab sich der Giant jedoch nicht zufrieden und attackierte Hogan. Bei der Rangelei stürzte der Giant vom Dach in die Tiefe. Es sah also nach einem kampflosen Sieg für Hogan aus, der glaubte den Giant getötet zu haben und entsprechend entsetzt war. Der Giant jedoch tauchte mopsfidel zu dem Match auf, ohne dass es eine Erklärung gab, wie das sein konnte.
Hogan stand in dem Match dann kurz vor dem Sieg, nachdem er dem Giant den Legdrop verpasst hatte. Doch ohne ersichtlichen Grund zog Jimmy Hart dem Ringrichter die Beine weg und sorgte damit für Hogans Disqualifikation. Hart schlug Hogan darauf mit dem Gürtel nieder – er hatte die Seiten gewechselt. Lex Luger und Randy Savage kamen zum Ring, scheinbar um Hogan zu helfen, doch Luger wandte sich gegen Savage und prügelte auf ihn wie auf Hogan ein. Als Krönung stapfte dann der Yeti zum Ring und verpasste Hogan mit dem Giant einen gemeinsamen Bearhug.
Der Macho Man gewinnt den Titel
Der Yeti spielte danach keine große Rolle mehr in der Fehde, da die WCW-Oberen einsahen, dass sein Auftritt unfreiwillig komisch statt Furcht erregend war. Speziell sein Bearhug sah mehr nach „Hab dich lieb“ als nach Zerstörung aus, da das Kostüm Reis stark behinderte. Was aber beim nächsten Nitro klar wurde, war dass Managerfuchs Hart eine Klausel in den Matchvertrag einbauen hatte lassen, dass der Titel auch bei Disqualifikation wechseln würde. Der Giant war also neuer Champion.
Die WCW-Oberen akzeptierten diesen Clou von Jimmy Hart aber nicht, so dass der Titel einen Monat später bei World War III neu ausgekämpft wurde – in einer 60 Mann Battle Royal, die in drei nebeneinander postieren Ringen stattfand. Zur gleichen Zeit wurde Hogan nach dem Verrat von Luger – der sich dem Dungeon nie offiziell anschloss, ihm aber informell verbunden blieb – leicht paranoid und stellte auch Stings Loyalität in Frage, da dieser Luger ins Boot geholt hatte und auch seine Freundschaft zu ihm aufrecht erhielt. Es kam zu einem Match der Fanlieblinge, an dessen Ende aber beide wieder vom Dungeon attackiert wurden.
Die gigantische Battle Royal bei WW III stand dann ganz im Zeichen des Duells zwischen Hogan und dem Giant. Hogan schaffte am Ende das beinahe unmögliche und eliminierte den Hünen, dieser jedoch zog Hogan hinterher – unter den Seilen zwar, aber der Ringrichter sah das nicht und erklärte auch Hulk für eliminiert. Damit war nur noch Savage übrig, der zum neuen Champion erklärt wurde. Hogan war wenig erfreut und verweigerte Savage sogar die Gratulation – lag da was in der Luft?
Die Horsemen treten auf den Plan
In den Wochen darauf wurde die Lage jedenfalls immer verworrener. Es gab Spannungen allerorten: Zwischen Hogan und Savage wegen der Ereignisse bei WW III, zwischen Hogan und Sting, weil Sting Luger weiter verbunden bleib und sogar mit ihm die Tag Team Titel errang. Und auch zwischen Luger und dem Dungeon, weil auch dem Dungeon die Bande ein Dorn im Auge war. Noch chaotischer wurde es, als auch die wieder vereinten Four Horsemen auf den Plan traten und Hogan wie Savage ins Visier nahmen – wobei sie aber auch dem Dungeon auf die Füße traten.
Beim Clash Of The Champions 32 taten sich Flair und der Giant dann aber doch zusammen, um gegen Hogan und Savage anzutreten, die sich als Geheimwaffe Savages Ex-Frau Miss Elizabeth in die Liga holten. Die beiden Heels siegten auch nach Einsatz eines Fremdgegenstands. Beim darauf folgenden Nitro besiegte Flair Hogan in einem Einzelmatch, indem er ihr einen Damenschuh von Elizabeth, den sein Horsemen-Kollege Arn Anderson ihr vorher abgenommen hatte, ins Auge stach. Beim selben Nitro eskalierten auch die Probleme zwischen den Horsemen und dem Dungeon, die speziell von Horsemen-Heißsporn Brian Pillman angefacht worden waren, in einer Massenschlägerei.
Bei SuperBrawl kulminierten dann die diversen parallelen Handlungsstränge in drei Schlüsselmatches. Zunächst traten Pillman und Sullivan in einem „I Respect You“ Strap Match gegeneinander an, das zustande kam, nachdem Sullivan mit seinem Gürtel auf die Loose Cannon losgegangen war. Dieses Match jedoch endete in dem wohl bekannten Worked Shoot Pillmans, der es nach nur einer Minute mit den Worten „I Respect You, Bookerman!“ beendete. Arn Anderson entschloss sich dann spontan, Pillmans Platz einzunehmen. Auch das Match endete jedoch ergebnislos, als Ric Flair und Jimmy Hart ihre jeweiligen Kollegen überzeugten nicht aufeinander loszugehen, sondern zu kooperieren.
Hogan und Savage bezwingen die Übermacht
Dann forderte Flair Savage in einem Steel Cage Match um dessen WCW World Title, den er sich zuvor schon zwischenzeitlich sichern konnte, aber wieder an Savage verlor. Diesmal sicherte sich Flair den Titel endgültig, als Elizabeth gegen Savage turnte und Flair einen ihrer Schuhe reichte, mit dem er Savage niederschlug. Damit hatte sich nach Woman binnen kurzer Zeit schon die zweite weibliche Begleitung des Macho Man gegen ihn gewandt und sich den Horsemen angeschlossen. Schließlich gab es im Main Event ein weiteres Cage Match, in dem Hogan und der Giant ihre Dauerfehde endgültig beendeten. Hogan konnte den Käfig nach drei Legdrops verlassen und sich den Sieg damit sichern.
Hinterher passierte aber, was passieren musste: Der gesamte Dungeon kam zum Ring und ging auf Hogan los. Mittlerweile war das Stable durch den psychotischen Harlekin Hugh Morrus, den Barbarian und die One Man Gang verstärkt worden – hatte aber im Gegenzug Kamala und Shark verloren. Hogan konnte alle Angreifer abwehren, ehe Jimmy Hart dann das neueste Mitglied des Dungeon zum Ring führte. Sullivan hatte es in Schottland gescoutet und für ein Handgeld von etwa drei fuffzig verpflichtet (kleiner Insider für South Park Fans): Das Monster von Loch Ness, das ein wenig an Giant Haystacks erinnerte. Der schwerste Wrestler der Welt wollte direkt auf Hogan losgehen, er wurde aber zurückhalten, da der Dungeon einen passenderen Zeitpunkt abwarten wollte. Der Zeitpunkt kam aber nicht mehr, da Haystacks mit Krebs diagnostiziert wurde und seine Karriere beenden musste, ehe mehr aus der Sache hätte werden können.
Hogans Armada an Widersachen aus dem Dungeon und den Horsemen schloss sich zu dem Zweckbündnis „Alliance To End Hulkamania“ zusammen. Nicht mehr zu der Allianz gehörte Zodiac, der sich als Maulwurf in Hogans Auftrag herausstellte und den Dungeon von da an als „Booty Man“ mitbekämpfte. Dennoch waren die Anhänger Hulkamanias numerisch immer noch hoffnungslos unterlegen, was sich die Alliance dann bei Uncensored in einem ganz besonderen Match zunutze machen wollte: Einem Tower Of Doom Steel Cage Match, bei Hogan und Savage auf sich allein gestellt gegen gleich acht Gegner antraten: Flair, Anderson, Sullivan, Meng, den Barbarian, Luger sowie die weltbekannten Ze Gangsta und Ultimate Solution, die die Alliance extra für das Match rekrutierte. Bei Ze Gangsta handelte es sich um den aus der WWF bekannten Zeus, bei der Solution um den aufgepumpten Schauspieler Jeep Swenson, der ein Jahr später an Herzversagen auch in Folge von Steroidmissbrauch verstarb.
Der Ausgang dieses Matches war nur logisch: Die Publikumslieblinge bezwangen in einem der unbestritten schlechtesten Matches der Wrestlinggeschichte die böse Übermacht – nicht jedoch ohne Hilfe von Luger, der Flair „unabsichtlich“ mit einem Metallhandschuh niederschlug und damit zeigte, dass er doch ein netter Kerl war. Hulkamania lebte also weiter – ironischerweise nur, um sich einige Monate später selbst abzuschaffen. Das Stichwort lautet New World Order. Der Tower Of Doom war Hogans letztes Match vor dieser einschneidenden Karriere-Wende. Der Dungeon existierte weiter, war nach diesem 2:8-Match als Heel-Fraktion aber natürlich nicht mehr ernst zu nehmen – sollte er es überhaupt je gewesen sein.