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Gerade einmal ein paar Monate war der Nature Boy Ric Flair in der World Wrestling Federation angekommen, schon war er durch seinen legendären Sieg beim Royal Rumble 1992 World Champion der Liga geworden. Nun stellte sich allerdings das Problem, dass für WrestleMania VIII kein Herausforderer in Sicht war. Also versammelte WWF-Präsident Jack Tunney bei der WrestleMania-Pressekonferenz die fünf aussichtsreichsten Kandidaten, die beim Rumble eine ähnlich gute Performance hingelegt hatten: Sid Justice, Hulk Hogan, Roddy Piper, den Undertaker und Macho Man Randy Savage. Er wählte aus dem Quintett Flairs Herausforderer aus.
Tunneys Wahl fiel auf Hogan – eine merkwürdige Entscheidung: Justice war nach Hogan im Rumble ausgeschieden und auch noch unfair, nachdem ebenjener ihn hinterher zog, obwohl er bereits eliminiert war. Weil Sid das gar nicht gefiel, turnte er bei Saturday Night’s Main Event gegen Hogan, was dazu führte, dass der seinen Herausfordererposten aufgab um bei WrestleMania gegen Justice anzutreten. Das Titelmatch ging stattdessen an Savage.
Als Trickser der er war startete Flair unmittelbar nach dieser Ankündigung gemeinsam mit seinem Chefberater Mr. Perfect die psychologische Kriegsführung gegen Savage, indem er in seine Richtung meinte, dass er etwas wisse, was Savage nicht wisse. Ein paar Wochen später verriet er dann, was er meinte: Er erklärte, dass Savages Ehefrau Miss Elizabeth vor ihm einen anderen Liebhaber hatte: Seine Wenigkeit. Als Beweis zeigte er ein Foto, das ihn und Liz beim Tete a Tete an einem Swimming Pool zeigte – ein Bild, das auch im darauf folgenden WWF Magazine veröffentlicht wurde. Er fügte hinzu, dass Savage Liz nur hätte, weil er sie fallen gelassen hätte.
Perfect bietet seine Dienste an
Flair zeigte im Lauf der kommenden Wochen weitere Fotos, worauf Savage nur meinte, dass Flairs Ausführungen Hirngespinste wären. Auch Elizabeth meldete sich später zu Wort und bezeichnete die Fotos als Fälschungen. Sie händigte dem WWF Magazine sogar die Negative der Originale aus, um es zu beweisen. Flair reagierte darauf, indem er ankündigte, bei WrestleMania ein „Centerfold“ von Liz zu enthüllen.
So persönlich, wie Flair das Aufeinandertreffen gemacht hatte, war es kein Wunder, dass Savage in dem WrestleMania-Match sehr aggressiv zu Werke ging. Es gab ein dramatisches Match, in dem beide Kontrahenten viel Blut vergossen – unüblich für die damals betont familienfreundliche Liga. Wie nicht anders zu erwarten kam irgendwann auch Elizabeth zum Ring um ihren Liebsten moralisch zu stützen – gegen den Rat der Offiziellen, die Liz von dem Match fernhalten wollten. Liz erlebte so aus nächster Nähe, wie ihr Mann mit einem Rollup, bei dem er die Hand an Flairs Hose hatte, den Sieg und den Titel einfahren konnte. Ein wütender Flair ging darauf auf Elizabeth zu – und drückte ihr einen Kuss auf. Savage sammelte darauf seine letzten Kräfte, um auf Flair loszugehen, ehe die Offiziellen ihn von Flair loseisten.
Als Top-Herausforderer auf Savages Titel wurde dann der bei WrestleMania zurückgekehrte Ultimate Warrior ernannt – sehr zum Missfallen Flairs, der sich als legitimen Herausforderer sah. Da er und Perfect es offenbar nicht ertragen konnten, nicht in dem Titelmatch zu stehen, erklärte Perfect, dass er für den Slam seine Dienste an den Meistbietenden verkaufen würde. Perfect teilte dann sowohl Savage als auch dem Warrior einzeln mit, dass der jeweils andere ihn in seiner Ecke haben wollte. Man merkte: Sein Ziel war Zwietracht zwischen den Publikumslieblingen zu säen. Interessanterweise aber dementierten weder Savage noch der Warrior tatsächlich mit Perfect in Verhandlungen zu stehen. Sie erklärten sogar unisono, dass derjenige, der Perfect in seiner Ecke hätte, wohl der Sieger des Matches wäre. Bahnte sich da ein Turn an?
Razor kostet Savage den Titel
Perfect und Flair trieben ihr perfides Spiel beim SummerSlam auf die Spitze. Sie kamen während des Matches zum Ring und griffen zu clever gewählten Zeitpunkten sowohl gegen Savage als auch gegen den Warrior ein – was letztlich beide zur Annahme verleitete, dass der jeweils andere Perfect tatsächlich angeheuert hatte. Beide gingen darauf noch eine Spur aggressiver auf den anderen los – genau das, was Flair und Perfect bezwecken wollten. Savage war dann schließlich nahe dran, den Warrior mit dem Top Rope Elbow schachmatt zu setzen. Savage zögerte allerdings ungewöhnlich lange – und entschied sich schließlich nicht auf den Warrior, sondern auf die Störenfriede außerhalb zu springen. Flair aber ahnte das und empfing Savage mit einem Stuhlschlag gegen sein Knie, das die Bösewichte dann noch weitere bearbeiteten. Savage wurde schließlich ausgezählt und vom Warrior vor Schlimmerem gerettet.
Doch das Unheil, das Flair und Perfect anrichten wollten, war bereits vollendet. Savage ging mit einer Knieverletzung aus dem Match, von der er sich noch nicht erholt hatte, als er bei Prime Time Wrestling seinen Titel gegen Flair aufs Spiel setzen musste. Und als wäre das noch nicht genug, verstrickte sich der Macho Man vorher auch noch in eine Auseinandersetzung mit einem Neuling: Den öligen, mit Goldketten behangenen Exilkubaner Razor Ramon. Razor unterbrach ein Interview mit Savage und warf ihm seinen Zahnstocher ins Gesicht – worauf Savage ihn vom Interviewpodium stieß. Razor rächte sich dafür, indem er Savage während seines Matches unbemerkt vom Ringrichter angriff. Geschwächt durch die Attacke und seine Verletzung wurde Savage schließlich in Flairs Figure Four Leg Lock bewusstlos und gepinnt. Flair hatte seinen Titel also wieder – wenn auch nicht lange, denn er verlor ihn bald darauf an Bret Hart. Razor schlug daraufhin weiter auf Savage ein, bis der Warrior ihn verjagte und Savage in den Backstage-Bereich half.
Savage und der Warrior schmiedeten anschließend eine Allianz, die auf den Namen Ultimate Maniacs getauft wurde. Die beiden sollten bei den Survivor Series auf Flair und Razor treffen. Dazu kam es aber nicht, denn der Warrior verließ vorher mal wieder im Streit die Liga und Savage stand ohne Partner da.
Ein perfekter Überraschungscoup
Bei einer Ausgabe von Prime Time Wrestling wurde Savage dann von einer Expertenrunde, in der unter anderem Jim Duggan, Hillbilly Jim, Mr. Perfect und Flairs Intimus Bobby Heenan saßen, befragt ob er denn einen Ersatzmann im Auge hätte. Savage bejahte das – und seine Wahl war überraschend, um es vorsichtig zu umschreiben. Er fragte ausgerechnet Flair Freund und Helfer Mr. Perfect, der verletzungsbedingt seit mehr als einem Jahr kein Match bestritten hatte. Heenan lachte sich darüber beinahe kaputt und war umso entsetzter, als sich Perfect etwas geschmeichelt von dem Angebot und den zeitgleichen Lobhudeleien für seine Fähigkeiten zeigte. Heenan wurde darauf fuchsig und machte Perfect klar, dass er nicht mehr fähig wäre auf diesem Niveau zu wrestlen und dass er dafür bezahlt werde, Anweisungen zu befolgen. Als er Perfect dann auch noch ohrfeigte, als der das nicht auf sich sitzen ließ, packte der Heenan am Kragen, ergoss eine Kanne Wasser über seinem Ex-Manager und meinte in Richtung Savage, dass sie einen Deal hätten. Was für ein Überraschungscoup!
Das unmögliche Gespann Savage und Perfect trat also bei den Series Flair und Razor gegenüber. Und alle Vorabanalysen des Matches kreisten um ein Thema: Konnte Savage seinem Partner wirklich trauen? Als Savage in dem Match nach viel versprechendem Beginn in die Defensive geriet, schien sich die Frage zu beantworten. Genervt und kopfschüttelnd verließ Perfect den Ring und schien seinen Partner im Stich zu lassen. Auf halbem Weg aber fasste er sich dann doch ein Herz und kam zurück. Als er dann eingewechselt wurde, bearbeiteten ihn beide Gegner gemeinsam – so lange, dass der Ringrichter die beiden disqualifizierte. Flair nahm Perfect dann in den Figure Four Leg Lock, doch Savage warf ihm einen Stuhl zu, mit dem er sich Flairs entledigen konnte.
Savages Fehde mit Flair endete also mit einer positiven Note für den Macho Man, der sich danach vorerst wieder aus dem Ring zurückzog und sich aufs Kommentieren beschränkte. Flair war aus seiner Sicht bei Perfect in guten Händen. Razor machte sich unterdessen auf die Jagd nach Bret Harts World Title.