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Im Spätfrühling 2005 unterschrieb der ROH-Star CM Punk einen Development-Vertrag mit der WWE. Dies veranlasste die Liga dazu, ihm bei Death Before Dishonor III einen gebührenden Abschied zu bereiten: Der Publikumsliebling bekam bei seinem letzten Auftritt für die Liga die Chance, endlich das zu erreichen, das ihm trotz all seiner Verdienste für die Liga nie gelungen war: Den ROH World Title zu erringen.
Zu seinem Match gegen den Titelträger Austin Aries wurde Punk von den Fans frenetisch gefeiert. Unter den Farbbändern, die die Anhänger traditionell zu besonderen Anlässen in den Ring werfen, wurde Punk regelrecht begraben – er war den Tränen sichtlich nahe. Punk besiegte Aries tatsächlich mit dem Pepsi Plunge und die Halle explodierte förmlich. Die Fans forderten eine Siegesansprache vom Punker. Die bekamen sie auch – und was für eine.
Ein gefallener Engel stellt sich dem Teufel
Punk erzählte den Fans eine Geschichte, eine Parabel um genau zu sein: Es ging um einen alten Mann, der am Straßenrand eine beinahe zu Tode gefrorene Schlange fand. Er nahm sie mit nach Hause, kümmerte sich um sie, päppelte sie wieder auf – und als die Schlange wieder bei Kräften war, biss sie ihn bei erster Gelegenheit zu Tode. Die Moral der Geschichte: Eine Schlange bleibt eine Schlage. Und er sei eine Schlange. Die größte Leistung des Teufels wäre, die Leute glauben zu lassen, dass es ihn nicht gebe. Und er sei der Teufel. Die Fans hätten ihn bejubelt, aber er würde sie verachten und es sei nie anders gewesen. Nun wäre er der Champion und habe den Beweis, dass er besser als all die Marionetten wäre, mit denen er jahrelang gespielt hätte – und als der gesamte ROH-Locker-Room. Und niemand könne ihn nun aufhalten.
Die Fans brauchten eine Weile, bis sie verstanden was los war: Punk turnte gegen sie – und gegen Ring Of Honor. Aber das war nicht die letzte Überraschung des Abends. Denn kaum hatte Punk seinen letzten Satz vollendet, stand auf einmal nach 16-monatiger ROH-Absenz Christopher Daniels im Ring. Der Fallen Angel hatte mit Punk noch eine Rechnung offen, denn bei seinem letzten Auftritt war Daniels von ihm mit einem Pepsi Plunge durch einen Tisch befördert worden. Daniels forderte Punk zu einem spontanen Match, doch der zog es vor, sich zu verziehen.
Punk entweiht den Gürtel
Die darauf folgende Show Sign Of Dishonor wurde von Punk eröffnet, der seinen Schüler Shane Hagadorn im Schlepptau hatte und erzählte, wie er ROH während der Feinstein-Krise und dem Bruch mit TNA die Treue gehalten hätte und wie die Fans ihn trotzdem ignorierten, obwohl er das Rückgrat der Liga war. Er verhöhnte die Liga dann, indem er seinen WWE-Vertrag aus der Tasche holte und ihn mit dem ROH Titel als Schreibunterlage unterzeichnete. Hierauf hatte James Gibson genug, kam zum Ring und ging auf Hagadorn los, während Punk erneut flüchtete. Er lief dabei aber direkt in Daniels, mit dem er später noch mal aneinander geriet, als er in dessen Match gegen Colt Cabana eingriff. Daniels forderte erneut ein Sofortmatch gegen Punk, aber der drohte damit, seinen ROH Title in die WWE mitzunehmen, sollte er nicht verschwinden.
Punk forderte stattdessen Bryan Danielson, Low Ki und die Briscoes zu einer Titelverteidigung, die aber alle nicht anwesend waren. Schließlich hatte Mick Foley – der bei ROH den Abgesandten der WWE mimte – genug und meinte zu Punk, dass er seinen Titel verteidigen müsse. Punk wählte als Gegner dann Youngster Jay Lethal, als Revanche dafür, dass der ihn ein paar Monate vorher besiegt hatte. Trotz moralischer Unterstützung von Mentor Samoa Joe, der stinksauer war über das was Punk mit dem Titel machte, dem er zuvor so viel Prestige verliehen hatte, verlor Lethal gegen den Champion. Der ging danach auf Foley und Joe los, die aber von James Gibson gerettet wurden. Foley erklärte darauf, dass Punk seinen Titel am Tag darauf bei Escape From New York erneut aufs Spiel setzen müsse.
60 Minuten sind zu wenig
Bei dieser Show meldete sich Punk vom Balkon des Manhattan Centers und forderte Austin Aries’ Generation-Next-Gefährten Roderick Strong als Gegner- allerdings in einem Non Title Match. Dagegen hatte aber Foley etwas, der Punk von hinten überraschte und über den Balkonrand hing um dessen Meinung zu ändern. Er konnte Strong dann mit einem unfairen Rollup mit Hilfe der Seile besiegen und drohte anschließend erneut, mit dem Titel in die WWE zu gehen. Das wurde aber von Joe, Gibson und Foley verhindert, die ihn im Ring einkesselten. Gibson verpasste Punk seinen Tiger Driver und Foley zählte einen symbolischen Pinfall. Gibson forderte ein Titelmatch für die Woche darauf bei Fate Of An Angel.
Noch vor diesem Match konfrontierte Gibson den Punker und wurde von ihm mit einer Kette blutig geschlagen. Und auch im Match agierte er erneut unsauber und besiegte Gibson wie Strong nur mit Hilfe der Seile. Punk meinte darauf – man ahnt es – dass nun endgültig die Zeit wäre, mit dem Gürtel in Richtung Stamford abzuziehen. Daniels war aber wieder da um den Gedanken aus Punk herauszuprügeln. Am Ende schlug er ihn gar mit dem Titel nieder.
Das heiß ersehnte Match zwischen Daniels und Punk stieg dann bei The Homecoming eine Woche später. Anders als die vorherigen Herausforderer überstand Daniels alle miesen Tricks des Punkers und lieferte sich mit ihm ein endlos scheinendes Match, das aber genau dann vom sechzigminütigen Zeitlimit unterbrochen wurde, als der Fallen Angel Punk gerade die potenziell Sieg bringenden Angel’s Wings verpasst hatte.
James Gibson beendet den Spuk
Doch Punk war es immer noch nicht vergönnt, den Titel mit in die WWE nehmen. Er musste sich stattdessen bei Redemption mit den drei Leuten, die er zu seinen größten Feinden gemacht hatte, gleichzeitig auseinander setzen: Daniels, Gibson und Joe. In dem Four Corners Survival traf Punk Gibson mit einem heftigen Stuhlschlag am Kopf, der darauf so heftig blutete, dass er in den Backstagebereich geführt werden musste. Daniels wurde dann ausgeschaltet, als er im Kokina Clutch Joes bewusstlos wurde. Er war vorher zwar mit dem Fuß am Seil, doch Punk stieß diesen herunter. Danach überraschte er Joe mit einem Rollup und hatte auch ihn eliminiert.
Punk schien wie der Sieger, doch Gibson trottete immer noch heftig blutend zum Ring zurück und wollte die Sache zu Ende führen. Nach einer ganzen Reihe dramatischer Nearfalls blockierte Gibson schließlich den Pepsi Plunge und holte sich mit einem Top Rope Tiger Driver den Sieg und den Titel. Ausgerechnet Gibson, der kurz davor ebenfalls wieder bei der WWE anheuerte. Der Redneck Messiah aber wusste den Titelgewinn zu schätzen und erklärte den Moment zur Freude der Fans zum größten seiner Karriere. Punk, den die Fans dann schnell wieder lieb hatten, bekam seinen emotionalen Abschied dann schließlich einen Tag später bei seinem Final Chapter mit einem Match gegen seinen Weggefährten Colt Cabana.