This text is hidden because it is only available in German language. Please click this line if you do not care and want to view it anyway.
„Welcome to RAW is JERICHO!“ Mit diesen Worten meldete sich Chris Jericho im Sommer 1999 in der WWF erstmals zu Wort. Und er nahm es sich auch direkt heraus, bei seinem Debüt keinem geringeren als The Rock das Wort abzuschneiden. Er bezeichnete ihn als uninteressantes Mittelmaß, um den sich das Publikum nun nicht mehr kümmern brauchte, nun wo er in der Liga angekommen sei. Es entwickelte sich ein denkwürdiges Wortgefecht der beiden Rhetorik-Größen, an welche die WWF aber lange nicht anknüpfte. Erst im Jahr 2001 brach eine wirkliche Fehde zwischen dem People’s Champion und dem Ayatollah Of Rock’n’Rollah aus.
Zu dieser Zeit wurde das gesamte WWF-Geschehen von der allumfassenden Alliance-Storyline überlagert, in der die WWF-Wrestler sich der Invasion der WCW und ECW erwehren mussten. Sowohl Rock auch als Jericho hielten der WWF dabei die Treue und standen für ihren Arbeitgeber an vorderster Front. The Rock errang dabei einen Prestigesieg für die WWF, indem er Booker den WCW World Title abnahm, Jericho war derweil in erster Linie in einen Privatkrieg mit ECW-Chefin Stephanie McMahon verwickelt. Durch einen eher beiläufigen Schachzug der Alliance begannen sich die beiden Publikumslieblinge dann aber gegenseitig in die Quere zu kommen.
Spannungen an der WWF-Front
Kurz vor No Mercy beschlossen Shane und Stephanie McMahon, den aufstrebenden Alliance-Star Rob Van Dam damit zu beauftragen, den WCW-Titel zurück in ihre Gruppierung zu holen. Allerdings bestand ihre Galionsfigur Steve Austin darauf, dass RVD sich das Titelmatch verdienen müsse – und überredete die McMahon-Kinder ein Number-One-Contendership-Match zwischen RVD und Jericho anzusetzen. In ebendiesem Match kostete Austin seinem Stable-Kollegen den Sieg, indem er ihn versehentlich mit einem Stuhl niederschlug. Bei No Mercy hieß es also Rock gegen Jericho.
Die Konstellation war pikant, denn erst kurz zuvor hatte es Probleme zwischen den beiden gegeben, als sie sich zu einem Match gegen RVD und Shane zusammengetan hatten – und Jericho Rocky dabei aus Versehen mit einem Stuhl niederschlug. Jedermann stellte sich darauf natürlich die Frage, ob das Match der beiden freundschaftlich verlaufen konnte.
Schon in der ersten Show nach Ansetzung des Matches gingen die Probleme los: The Rock, der beim RAW vor No Mercy gegen RVD antrat, machte Jericho vorher klar, dass er ihm während dieses Matches aus dem Weg gehen sollte. Jericho nahm dies allzu wörtlich: Er verhinderte zwar einen unfairen Titelgewinn Van Dams, als er diesen nach einem Eingriff von Rhyno vom Seil schubste. Als dann aber Rhyno und RVD gemeinsam auf Rocky losgingen, ließ er sie seelenruhig gewähren. Als Jericho dann später gegen Rhyno antrat und ebenfalls von der Alliance attackiert wurde, kam Rocky dann hinzu um die Störenfriede zu vertreiben – und verpasste Jericho darauf den Rock Bottom.
Jerichos erster großer Sieg
Shane und Stephanie fachten die Spannungen natürlich bereitwillig an, indem sie Rock bei SmackDown! das Video von Jerichos WWF-Debüt und seiner Konfrontation mit Rocky vorspielten – als Beleg dafür, dass Jericho es von Beginn an auf Rocky abgesehen gehabt hätte. Der Erinnerung hätte es aber gar nicht bedurft, denn Rocky und Jericho verwickelten sich auch so in ein Wortgefecht. Rocky thematisierte dabei den Umstand, dass Jericho noch nie einen großen WWF-Titel gewonnen hatte – und meinte, dass das schon seinen Grund hätte, denn er wäre einfach nicht gut genug. Später am Abend traten die beiden dann in einem Tag Team Match gegen Raven und Justin Credible an. Es war kaum losgegangen, da griff sich Jericho einen Stuhl, schlug beide Gegner und auch The Rock nieder – und verpasste ihm auch noch den People’s Elbow, seinen eigenen Finisher.
Bei No Mercy lieferten sich die beiden Kontrahenten ein langes, dramatisches Match, in das sich am Ende auch Stephanie einmischte, um die Probleme weiter anzuheizen. Sie brachte einen Stuhl ins Spiel, auf den Jericho seinen Gegner mit dem Breakdown beförderte. Damit hatte er sich den Titel gesichert. Gleich beim kommenden RAW mussten sich Rock und Jericho wieder zusammenraufen, als Vince McMahon sie beorderte, den Dudley Boyz die WWF Tag Team Titel abzunehmen – was den beiden auch gelang. Hinterher griff sich Rock alle drei Titelgürtel – und ließ sich provozierend lange Zeit, Jericho den WCW-Titel zu geben.
Subtile Spannungen wie diese zogen sich durch sämtliche Shows vor den Survivor Series, bei denen der große Showdown zwischen der WWF und der Alliance um die Kontrolle der Liga steigen sollte. Rock störte sich etwa daran, dass Jericho sich anfing, wie der Anführer des WWF-Rosters zu gerieren, indem er etwa spontane Versammlungen des Locker Rooms einberief. Als Jericho dann darauf verwies, dass er der einzige WWF-Wrestler mit einem World Title wäre, erinnerte Rocky ihn daran, dass er schon seit Jahren an der Spitze der WWF gestanden hätte – während Jericho sich in der WCW noch mit Juventud Guerrera herumschlug. Er mahnte ihn, sich nicht zu viel darauf einzubilden, dass er ein großes Match gewonnen hätte – und das auch nur mit Hilfe eines Stuhls.
Hass auf Rock bedroht die Existenz der WWF
Beim SmackDown! darauf geschah das Unvermeidliche: Rock und Jericho verloren die Tag Team Titel gegen Booker T und Test, nachdem Jericho Rock aus Versehen mit einem Missile Dropkick erwischte. Rock und Jericho gerieten dann in ein Wortgefecht und wurden handgreiflich. Rocky verpasste Jericho einen Rock Bottom, verließ den Ring, kehrte auf halbem Wege wieder um und verpasste ihm noch einmal seinen Finisher. Vince McMahon sah diese Entwicklung mit Entsetzen, schließlich hatte er sowohl Rock als auch Jericho nominiert, im alles entscheidenden Series-Match die Farben der WWF zu vertreten. Doch Rock bestand darauf, dass die beiden ihre Differenzen noch vor den Series klärten – in einem Match um den WCW Title.
The Rock entschied dieses Match mit einem Small Package für sich und holte sich damit den WCW Title zurück – und Jericho zeigte sich als schlechter Verlierer, indem er ihn hinterher damit niederschlug und mit Stuhlschlägen gegen seinen Ellbogen nachsetzte. Bei SmackDown! legte er mit einer weiteren Attacke nach. Wie sollte das bei den Series gut gehen für die WWF? In der letzten Woche vor den Series nahm sich Vince Jericho zur Brust und forderte ihn ultimativ auf, sich jetzt als Team Player zu erweisen – und es schien Wirkung zu zeigen: Die Spannungen der beiden waren weiter offensichtlich, aber die beiden schafften es, sich vor den Series nicht mehr in die Haare zu bekommen und stattdessen gemeinsam gegen die Alliance zu stehen.
Doch der Burgfrieden hielt nicht lange: In dem Series-Match um die Kontrolle der Liga brachen die Probleme wieder offen aus. Nachdem Jericho von Steve Austin eliminiert worden war, verpasste er dem als letzten WWF-Mann verbliebenen Rocky den Breakdown und kostete sein Team damit fast den Sieg. Nur dank eines Turns von Alliance-Mitglied Kurt Angle gegen Austin konnte Rock noch den Triumph für sein Team einfahren.
Die Rock-Jericho-Fehde war nun voll ausgebrochen: Bei RAW attackierte Jericho seinen Rivalen nach einem Match mit Kurt Angle erneut und nahm ihn in die Walls of Jericho, sein Heel-Turn war damit endgültig vollzogen. Jerichos Verlangen, sich als absoluter Topstar zu etablieren, war zur Besessenheit geworden, für die er über Leichen ging. Beim finalen Pay Per View 2001 sollte Jericho dann die Gelegenheit bekommen, seine Obsession zu verwirklichen: Bei dieser Show sollten nämlich der WWF Title Austins und Rockys WCW Title – der nun nur noch World Title hieß – zu einem Titel vereinigt werden: Dem Undisputed Title. Dazu traten zunächst Angle und Austin um den WWF, dann Rocky und Jericho um den WCW Title an.
Jericho wird zur „Living Legend“
Jericho schaffte gegen Rocky die erste Überraschung des Abends, indem er ihn mit Schützenhilfe von Vince McMahon bezwingen konnte. Doch damit nicht genug: Auch das Finale des Mini-Turniers gegen den zuvor siegreichen Austin ging nach einem Eingriff von Booker T an Jericho: Der Ayatollah of Rock’n’Rollah wurde zum ersten unumstrittenen Champion des US-Wrestling gekrönt. Überflüssig zu erwähnen, dass Jerichos Ego nun in kein Großraumlager mehr passte. Er bestand fortan darauf, als „Living Legend“ bezeichnet zu werden – so wie einst der unerreichte Bruno Sammartino.
Ric Flair, der neue Mitbesitzer der WWF, sorgte in den Wochen darauf dafür, dass Jericho seinen Titel auch dauernd verteidigte – und er mogelte sich durch alle Gegner, die ihm vorgesetzt wurden. Bei der Weihnachtsausgabe 2001 war dann schließlich The Rock wieder dran. Allerdings legte Vince McMahon fest, dass auch Kurt Angle ein Teil des Matches sein würde – und das wurde Rock zum Verhängnis. Nachdem der olympische Held Rocky einen DDT auf einen Stuhl verpasste, nutze Jericho die Situation und pinnte den Great One.
Ric Flair allerdings legte fest, dass das Einzelmatch zwischen Jericho und Rocky beim Royal Rumble nachgeholt werden sollte. Auf dem Weg dorthin gab es natürlich noch diverse Wortgefechte und auch einen Prestigesieg für Rocky, der Jericho bei einem Tag Team Match mit dem Sharpshooter zum Abklopfen bringen konnte. Doch beim Rumble wieselte sich Jericho einmal mehr durch die fällige Titelverteidigung. Dank Heel-Referee Nick Patrick, der einen Count zu Gunsten von Rocky verweigerte, einem Schlag Rockys gegen die entblößte Ringseilbefestigung und einem Cover mit Hilfe der Seile, konnte er seinen Erzrivalen ein weiteres und letztes Mal in einem großen Match bezwingen.