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Wer Fans, die in der Neunzigern oder später mit dem Wrestling in Berührung gekommen sind, nach Kevin Sullivan fragt, hört nicht viel Gutes: Man erinnert sich an den knallblöden Taskmaster und den Dungeon Of Doom oder daran, wie er die WCW als Booker in den Abgrund führte. Die wenigsten erinnern sich, dass Sullivan zu früheren Zeiten einer der besten Heels Amerikas war. Und dass er Teil einer der epischsten Fehden der achtziger Jahre war: Der legendären Rivalität mit Dusty Rhodes - auch so jemand, bei dem Fans von heute kaum noch verstehen, was an ihm dran war.
Schauplatz der Fehde war das Florida-Territorium der NWA, wo Rhodes über Jahre hinweg der unumstrittene Publikumsliebling Nummer eins war. Und als solcher wurde er mit der Zeit auch zu einem Mentor für die Nachwuchskräfte in Florida - wie etwa den blutjungen Barry Windham. Barry machte damals unter der Führung von seinem Vater Blackjack Mulligan - einem guten Freund Dustys - seine ersten Schritte auf größerer Bühne.
Wer ist „Nivek Navillus“?
Doch der Youngster wurde im Herbst 1981 Opfer einer brutalen Attacke des noch ähnlich jungen Jake Roberts. Roberts brach Windham die Nase - und warum sollte sich bald herausstellen. Ein mysteriöser Unbekannter namens „Nivek Navillus“ hatte es auf Windham abgesehen und bot jedem, der Windham verletzen würde, 1100 Dollar pro gebrochenen Knochen.
Die Identität des Knochenjägers blieb einige Zeit im Dunkeln, bis sich herausstellte, dass Sullivan dahinter steckte - logisch, denn „Nivek Nallivus“ war sein Name rückwärts buchstabiert. Sullivan durchlief in dieser Zeit eine Metamorphose zu einem finsteren Charakter. Er turnte gegen seinen langjährigen Partner Mike Graham und begann sich - inspiriert von den damals trendigen Schockrockern wie Alice Cooper und Ozzy Osbourne - das Gesicht zu bemalen, Schlangen mit an den Ring zu nehmen und okkultistische Rituale zu vollführen. Der Gott Abudadeen, mit dem er sich im Bunde wähnte statteten ihn sogar mit der Fähigkeit aus, sich der Gedanken anderer zu bemächtigen. Mit dieser Gabe scharte Sullivan mit der Zeit eine ganze Schar von Anhängern um sich - die so genannte „Army of Darkness“.
Roberts war der Erste, der von Sullivan auf seine Seite gezogen wurde. Und mit ihrer Aktion gegen Windham hatten sie sich gleich einen mächtigen Feind gemacht. Windham war für ihn quasi ein Familienmitglied, dem er schnell zur Seite sprang. Sullivan und Rhodes schlugen Schlachten quer durch den Staat Florida - und schnell kamen sie zum Schluss, dass dieser Staat nicht groß genug für beide wäre.
Der Weihnachtsmann beschenkt Sullivan
Rhodes und Sullivan begegneten sich am ersten Weihnachtsfeiertag 1982 in einem Lights Out Steel Cage Match, dessen Verlierer die Promotion für einen längeren Zeitraum verlassen musste. Sullivan schreckte dabei natürlich vor nichts zurück und schmuggelte auch einen Schlagring in den Käfig, mit dem er Rhodes niederschlug - aber zu seinem Schock nicht bis drei auf die Matte bringen konnte.
Um die jüngeren Besucher etwas von dem Blutbad abzulenken, schickte die Liga während des Matches eine Handvoll Weihnachtsmänner durchs Publikum, um ihnen Fanartikel zu überreichen. Doch einer der Weihnachtsmänner beschenkte nicht die Fans, sondern Sullivan. Er reichte ihm ein illegales Objekt, mit dem er Rhodes k.o. schlagen und ihn tatsächlich aus Florida verjagen konnte. Der listige Weihnachtsmann sollte sich als verkleideter Jake Roberts entpuppen, der Rhodes das Fest der Liebe damit gehörig vermieste. Doch Rhodes kündigte noch am selben Abend wütend an, dass er noch lange nicht fertig mit Sullivan und seinen Schergen war.
Kaum hatte sich Rhodes in seine Suspendierung verabschiedet, tauchte ein neuer Wrestler in Florida auf: Der maskierte Midnight Rider aus dem Diablo Canyon. Und er erinnerte stark an irgendwen… Sullivan merkte natürlich schnell dass Dusty sich über die Hintertür wieder in die Liga eingeschmuggelt hatte, ebenso wie Dustys ewiger Erzrivale James J. Dillon. Die beiden schalteten sogar NWA-Präsident Bob Geigel ein, um das Treiben des Midnight Riders zu stoppen. Doch Geigel wollte Beweise sehen, bevor er handelte - sollte es aber tatsächlich Rhodes sein, drohte er ihn gleich für ein ganzes Jahr aus der NWA auszusperren. Darum bot Dillon demjenigen ein Kopfgeld von 10.000 Dollar, der den Rider demaskieren würde.
Die Maske muss fallen
Nachdem einige Wrestler - unter anderem Leroy Brown - daran scheiterten, rief Dillon keinen Geringeren als den NWA World Champion Ric Flair zu Hilfe. Er bekam gleich 50.000 Dollar in Aussicht gestellt, sollte er den Rider demaskieren können. Für Flair war das und die Aussicht, Rhodes dauerhaft suspendiert sehen zu können, Anreiz genug, in den Sonnenschein-Staat zu reisen und sogar seinen Titel gegen den Rider aufs Spiel zu setzen. Die Sache ging aber gehörig nach hinten los: Der Rider besiegte Flair um den Titel. Doch dann verlangte Geigel von ihm seine Identität zu enthüllen, um ihn als Champion anzuerkennen. Der Rider konnte das nicht - und der Titelgewinn war nichtig.
Ähnliches widerfuhr dem Rider, als er mit Magnum TA die Global Tag Team Titles errang - auch hier musste er die Gürtel abtreten, damit er seine Identität geheim halten konnte. Magnum nahm es seinem Partner nicht übel: Er schlüpfte sogar selbst zeitweise ins Kostüm des Riders und ließ sich mit Dusty filmen, um zu „beweisen“, dass der Rider nicht Rhodes wäre. An Sullivan nagten diese Spielchen gewaltig. Womöglich trug sein Frust zu einer gesteigerten Aggression bei, die schließlich dazu führte, dass er selbst von der Liga suspendiert wurde.
Und, oh Wunder: Kurz darauf tauchte in Florida noch ein neuer Wrestler auf. Und der maskierte Lucifer sah Sullivan irgendwie verblüffend ähnlich. Und Lucifer nahm auch direkt den Midnight Rider ins Visier und forderte ihn zu einem wohlbekannten Match heraus: Einem Lights Out Steel Cage Match. Der Verlierer müsste seine Maske abnehmen und damit Championship Wrestling From Florida für immer verlassen. Der Midnight Rider, der zu dem Kampf in dramatischer Manier auf einem Pferd zum Ring ritt, hatte hier das bessere Ende für sich. Der Lucifer musste seine Identität enthüllen. Er war natürlich Sullivan und war nun aus der Liga verbannt.
Die Verbannung wird aufgehoben
Kurz darauf verschwand auch der Rider aus Florida - zufälligerweise kurz bevor Dustys Suspendierung ablief. Rhodes war also wieder zurück und seinen Erzfeind los - oder doch nicht? Einige Zeit später nämlich störte Sullivan eine Ehrung, die CWF zu Ehren von Rhodes’ zehnjähriger Zugehörigkeit zur Liga veranstaltete. Als besondere Überraschung ließ man sogar Rhodes’ Schwester einfliegen. Und Sullivan schreckte nicht davor zurück, sich durch die anwesenden Babyfaces zu ihr durchzukämpfen und ihr schwarze Tinte ins Gesicht zu spucken.
Rhodes forderte darauf unter Androhung die Liga zu verlassen, Sullivans Sperre aufzuheben, damit er ihn im Ring für seinen Angriff bestrafen konnte. CWF erfüllte ihm den Wunsch und die Fehde konnte weitergehen. Sullivan und Rhodes lagen sich noch rund ein Jahr in den Haaren - und die Auseinandersetzung war noch für einige bizarre Höhepunkte gut. So engagierte Sullivan etwa einen eigenen, bösen Midnight Rider, der Rhodes ein Match gegen ihn kostete. Und als weiteren Helfer rekrutierte Sullivan Purple Haze (Mark Lewin) - ein Monster aus den Tiefen des atlantischen Ozeans.
Den Vogel aber schoss Sullivan mit der Aufnahme des Jobbers Mike Davis in seine Gruppierung ab. Der begann Rhodes - sehr gut, übrigens - zu imitieren und behauptete frecht, der echte Dusty zu sein und sich Sullivan angeschlossen zu haben. Dieser anderer Typ, der sich Dusty Rhodes nannte, wäre nur ein Betrüger namens Virgil Runnels.
Im Jahr 1984 klang die Sullivan-Rhodes-Fehde dann aus, als Blackjack Mulligan seinen Freund Dusty vor einer Attacke mit Sullivans Standardwaffe - dem Golden Spike - rettete und den Spike selbst einsteckte. Hierauf begann sich Sullivan in erster Linie auf den Blackjack zu konzentrieren.