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Man kennt es aus allen Sportarten: Als neutraler Fan drückt man unweigerlich doch immer irgendwie dem Underdog anstelle des etablierten Stars die Daumen. Das ist ein uralter Zuschauer-Reflex, den sich viele Wrestlingbooker schon für Storylines zu Nutze gemacht haben. Niemand aber trieb es dabei weiter als ECW-Boss Paul Heyman bei der Geschichte eines Mannes, der es vom Prügelknaben ohne eine einziges Offensivmanöver schließlich zum ersten Triple Crown Gewinner der aufstrebenden Promotion aus Süd-Philadelphia bringen sollte: Mikey Whipwreck.
Seinen Anfang nahm das Wrestling-Märchen um Whipwreck im Frühjahr 1994. Sein besonders große Hingabe zum Wrestling brachte dem jungen Mikey einen Platz in der ECW ein. Unglücklicherweise sollten seine Fähigkeiten im Ring jedoch nicht ganz so groß wie sein Herz sein: Umgehend wurde er zu einem lebendigem Sandsack zwischen den Hardcore-Stars, den diese Show für Show abfertigten. Auch wenn er sich bereitwillig nach manch einer harten Attacke wieder auf seine Beine kämpfte, sollte es für eine effektive Attacke, geschweige denn einen Sieg, Whipwrecks nie reichen – bis zu jenem 13.05.1994.
Taz beschert der ECW den Upset
An jenem Abend sollte Mikey Whipwreck dem amtierenden ECW Television Champion Gary Wolfe, besser bekannt als Pitbull #1, gegenüberstehen und wie so oft lieferte sich inmitten der Ringseile das gewohnte Bild abspielen: Wolfe verprügelte Whipwreck nach Strich und Faden und wohl jeder Zuschauer in ECWs berühmter Viking Hall ging von einer weiteren Niederlage des sympathischen Jobbers aus. Sie alle hatten ihre Rechnung ohne Taz gemacht.
Völlig unerwartet sollte Taz Pitbull #1 attackieren und den bereits regungslosen auf Mikey Whipwreck zum Three-Count auf den Champion legen. Während Whipwreck bezeichnenderweise unter dem Beck-Klassiker „Loser“ aus der Halle geleitet wurde, stand die ECW-Arena Kopf: Ohne eine einzige Attacke hatte ECWs ultimativer Underdog seinen ersten Titel gewonnen!
Ein völlig überwältigter Mikey Whipwreck sollte anschließend in seinem ersten TV-Interview überhaupt das frisch errungene Gold stolz seiner Mutter, einer Dame, die auch für den späteren Verlauf Mikeys Geschichte nicht unbedeutend sein sollte, zu präsentieren. Was der neue Titelträger zu diesem Zeitpunkt jedoch noch zu wissen schien, war dass ein Champion seinen Titel auch zu verteidigen hat.
Champion wider Willen
Als Mikey, vom Titelkampf noch immer gezeichnet, dann nämlich über seine Herausforderer der nächsten Wochen, etwa Kevin Sullivan, Mr. Hughes oder 911, informiert wurde, brach für diesen eine Welt zusammen. Ergiebig bat er die ECW darum ihm seinen Titel abzunehmen, doch sein Flehen bleib unerhört. Mikey Whipwreck sollte den TV-Titel verteidigen müssen.
Und so sollte der Champion wider Willen nun einer langen Liste an Herausfordern gegenüberstehen, von denen jedoch wider Erwarten niemand ihn um seinen Titel erleichtern konnte. Natürlich sah Mikey auch weiterhin keinen Stich gegen irgendeinen seiner Gegner. Ein 911 etwa verpasste Whipwreck während einer seiner ersten Titelverteidigungen sogleich drei Chokeslams, machte dann in seiner Wut aber auch nicht mehr vor dem Ringrichter halt – Selbst in der ECW ein klarer Regelverstoß. Auf beinah wundersame Weise sollte Whipwreck so oder auf ähnliche Weise deshalb tatsächlich jedes seiner Matches per Disqualifikation gewinnen.
Jason ruft zur Jagd auf
Während die Fans, die eigentlich in jedem von Mikeys Matches eine potenzielle Niederlage sahen, das widerstandsfähige Muttersöhnchen längst in ihr Herz geschlossen hatten, konnte sich jemand anderes deutlich weniger für Whipwrecks Titelfreuden begeistern: Jason, zum Zeitpunkt des Titelwechsel der Manager der Pitbulls, erwies sich mehr als neidisch auf die plötzliche Erfolgsserie des Underdogs und setze unverzüglich Mr. Hughes, Chad Austin und Pitbull #2 auf den Champion an – mit mäßigem Erfolg.
Zwar bat Whipwreck weiterhin darum zum Schutz seiner Gesundheit sowie des Nervenkostüms seiner Mutter um die Titelbürden erleichtert zu werden, doch ein jeder von Jasons Schützlingen sollte dennoch bloß DQ-Niederlagen einfahren. Jason hingegen sollte sogar selbst zum Opfer Whipwrecks werden: Während dessen Titelverteidigung gegen dem Rockin’ Rebel, sollte Whipwreck versehentlich den am Apron stehenden Jason mit einem Forearm erwischen – der ersten Offensivaktion in der Karriere des Mikey Whipwreck, die Kommentator Joey Styles so euphorisch kommentierte wie einen Sieg im WrestleMania Main Event.
Die Pitbulls beenden Mikeys Siegeszug
Im Gegenzug sollte Jason nun Mikey nicht nur in einem Match gegen Steven Richards die Möglichkeit auf seinen ersten aus eigener Kraft errungen Sieg nehmen, sondern schließlich bei Hardcore Heaven höchstpersönlich gegen den Underdog antreten.
Mikey Whipwreck zeigte sich auf den Showdown mit Jason allerdings überraschend gut vorbereitet. Er dominierte das Match nicht nur über weite Strecken, sondern sollte, zur Überraschung der ECW-Fans, sogar tatsächlich erstmals einen Stuhl einsetzen, um Jason blutig zu schlagen. In seiner Rage erwischte Mikey allerdings auch den Ringrichter, was Jasons Schützlingen, den Pitbulls, erlaubte zu Gunsten ihres Managers einzugreifen und damit Mikeys Glücksträhne doch ein jähes Ende zu bereiten.
So verlor der Underdog Mikey Whipwreck nach drei Monaten Titelregentschaft seinen Television-Titel schließlich doch an Jason und für den Moment schien es als wäre seine märchenhaften Geschichte damit beendet. Mikey musste sogar seine Mutter versprechen nie wieder einen Championtitel zu gewinnen. Sie sollte schwer enttäuscht werden…
Credits @CM-User Babus