Höhere Gerechtigkeit: Hulk Hogan vs. Sid Justice

Als der hünenhafte Sid Justice im Sommer 1991 in der WWF debütierte, fiel im gleich eine verantwortungsvolle Aufgabe zu: Er wurde Gastringrichter des emotional aufgeladenen Matches von Hulk Hogan und dem Ultimate Warrior gegen Sgt. Slaughters Triangle Of Terror. Der Neuling leitete das Match fair und darüber war Hogan so erfreut, dass er ihm hinterher die Ehre erwies, mit ihm zu posen. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft – die natürlich nur so lange hielt, bis sie der Wettkampfgedanke auf eine zu harte Probe stellte.

Hogan und Justice waren beide Teilnehmer am Royal Rumble 1992. In dem Stand der WWF World Title auf dem Spiel, der kurz zuvor nach einer kontroversen Matchserie zwischen Hogan und dem Undertaker freigegeben wurde. Am Schluss blieben drei Männer übrig: Hogan, Justice und Ric Flair. Als Hogan Flair rauswerfen wollte, überraschte ihn Sid von hinten und eliminierte ihn – ganz fair und sauber. Hogan war nicht amüsiert und zog Sid kurzerhand einfach hinterher – wodurch Flair zum Champion wurde.

Justice war – was selbst die Zuschauer vor Ort so sahen – von Hogan betrogen worden. Und da war es kein Wunder, dass ihm gar nicht gefiel, dass in einer Pressekonferenz kurz darauf ausgerechnet Hogan für WrestleMania VIII zum Top-Herausforderer auf Flairs Titel erklärt wurde. Sichtlich angefressen und wortlos verließ er den Raum – eine Szene, die an den Moment erinnerte, kurz bevor Andre The Giant sich gegen Hogan wandte.

Hogan verzichtet auf sein Titelmatch

Mit der Faust in der Tasche nahm er aber dennoch ein Angebot Hogans an, vor WrestleMania in einem Tag Team Match mit ihm gegen Flair und den Taker anzutreten. Doch zum Entsetzen Hogans ließ ihn Justice mitten im Match im Stich und überließ ihn seinem Schicksal – wobei Hogan das Match immer noch durch Disqualifikation gewann.

Hogan war so empört über Sids Verrat, dass er von sich aus auf das Match gegen Flair verzichtete, um bei WrestleMania Sid eine Lektion zu erteilen. Der wandte sich im Vorfeld immer mehr der dunklen Seite zu: Er holte sich den zwielichtigen Harvey Whippleman als Manager an seine Seite und zerstörte hilflose Jobber mit seiner Powerbomb und attackierte sie noch, als sich Sanitäter um sie kümmern wollten.

Der Showdown zwischen Hogan und Justice war dann auch der Main Event von WrestleMania. Und der wurde am Ende richtig turbulent, nachdem zunächst alles nach Schema F lief: Justice dominierte, Hulk kam zurück, Fingerzeig, Big Boot, Leg Drop... doch Justice kickte aus dem Cover aus. In diesem Moment sprang Whippleman in den Ring und verursachte die Disqualifikation, dann kam Justice auch noch der mysteriöse Voodoopriester Papa Shango zu Hilfe. Doch schließlich feierte der Ultimate Warrior sein lauthals bejubeltes Comeback und vertrieb mit Hogan die Bösewichte.

Das war der Auftakt zu... nichts, eigentlich. Sowohl für Hogan als auch Justice war dies der vorerst letzte WWF-Auftritt, der Warrior startete aber eine Fehde gegen Shango, die aber nie so richtig zu Ende geführt wurde.