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Es war die vielleicht aufwändigste Storyline, an die sich die WWE je wagte: Im Juni 2007 schockte die WWE die Wrestlingfans, mit einem Angle, in dem Vince McMahon samt seiner Limousine in die Luft flog. Die Story um den scheinbaren Tod des WWE-Chefs musste aber abrupt gestoppt werden, als der echte Tod von Chris Benoit die Fiktion einholte. Die WWE aber ersann kurz darauf einen Plan B, eine andere ambitionierte McMahon-Story. Doch auch diese sollte ganz anders ablaufen als sie ursprünglich geplant war.
Zwei Wochen nach dem Ende der Limousinen-Story tauchte McMahon wieder bei RAW auf. Er gestand ein, dass er seinen Tod vorgetäuscht hätte. Seine Begründung: Er wollte wissen, was die Leute so über ihn sagen würden, wenn er tot wäre – und er fühlte sich in den Reaktionen bestärkt und sprühte vor Tatendrang. Am Ende der Show aber platzte wieder eine Bombe als sich McMahon in seine Limousine setzte – diesmal aber im übertragenden Sinn. McMahons rechte Hand Jonathan Coachman überreichte ihm gerichtliche Papiere betreffend einer Vaterschaftsklage. Ein weiterer McMahon lief in der Weltgeschichte herum.
Umringt von sämtlichen WWE-Superstars erklärte McMahon in der Woche darauf die Details der Klage - unter anderem, dass die Klägerin nicht verraten wollte, wer das Kind ist. Aber Vince Tochter Stephanie, die er gegen sich aufgebracht hatte, weil er erklärte, dass sie und ihr Bruder Shane während seines angeblichen Tods nur darauf aus waren, ihr Erbe zu sichern, wusste mehr darüber. Sie teilte ihrem Vater mit, dass ihr Bastard-Bruder ein WWE-Superstar ist.
Triple H's sehr eigene Theorien
McMahon beauftragte nun Coachman damit, Recherchen anzustellen, welcher seiner Angestellten nun sein Sohn sein könnte. Keine so leichte Aufgabe, denn McMahon, der selbsternannte genetische Presslufthammer, hatte seinen Samen quer durch die Weltgeschichte gestreut. Praktisch jeder kam in Frage. Und so stellte der Coach immer neue Kandidaten vor – und bei einem war die Vorstellung, dass Vince dessen Vater sein konnte, beunruhigender als beim anderen. Beim Saturday Night's Main Event etwa präsentierte Coachman den geistig behinderten Eugene, Melina – eine Diva, mit der Vince selbst schon offensichtlich etwas hatte – und sogar McMahons Erbfeind Stone Cold Steve Austin als potenzielle Neumitglieder der McMahon-Sippe vor. Überflüssig zu erwähnen, dass am Ende Austins Fantasien, dass Vince sein Papa sein könnte, mit dem Stunner für McMahon endete.
Es war nicht die einzige Tortur, die Vince bei der Kindssuche durchmachen musste. Der beim SummerSlam in den Ring zurückgekehrte Triple H stellte beim RAW darauf seine eigenen Recherchen vor und präsentierte eine Reihe potenzieller Mütter des McMahon-Kinds - unter anderem eine übergewichtige Schwarze, eine einäugige Oma und einen Transvestiten. Um die Ehre des gedemütigten Vince zu retten, präsentierte Coach dann als Antwort bei SmackDown eine Reihe von vorzeigbareren Frauen, die das McMahon-Kind geboren hätten können.
McMahons Familie hatte von der Farce nun genug und tauchte vollzählig bei RAW auf, um Vince klar zu machen, dass er offensichtlich noch ganz andere Probleme als das uneheliche Kind hätte - eine Woche vor der RAW-Show, auf die die Enthüllung des Kindes terminiert wurde. Als Vince sich gerade einsichtig zeigte und sich vornahm, ein besseres Familienoberhaupt zu sein, kam plötzlich Mr. Kennedy zum Ring - der Mann, der als wahrscheinlichster Kandidat galt, das McMahon-Kind zu sein.
"Things are looking up"
Kennedy behauptete, McMahons Sohn zu sein und meinte, dass er ihm im Gegensatz zu der Rest-Familie verstehen würde - und dass Vince der egomanische Größenwahnsinnige bleiben solle, der er ist. Denn so hätte Vince ihn inspiriert, der Mann zu werden, der er ist. Als Vince den verlorenen Sohn gerade in seine Arme schloss tauchte dann der Anwalt der Klägerin auf dem Schirm auf - und verriet, dass Kennedy nicht das gesuchte Kind war. Das würde wie geplant erst eine Woche später enthüllt. Und er gab nur einen kleinen Hinweis auf die Identität des Kindes: "Things are looking up" - eine englische Phrase, die im übertragenden Sinne so viel heißt wie: "Es bessert sich."
So vage wie dieser Hinweis war, fühlte sich so ziemlich jeder angesprochen. Beim RAW in der Woche darauf standen daher so unterschiedliche Charaktere wie John Bradshaw Layfield, der Great Khali und Jeff Hardy auf der Matte, die alle erklärten, warum sie hofften - oder fürchteten, dass der Hinweis auf sie gemünzt war. Am Ende der Show versammelte sich das ganze Roster um den Ring und der Anwalt der Mutter gab weitere Hinweise, das den Kandidatenkreis nach und nach ausdünnte. Der letzte Hinweis "He loves to play the game" ließ nur noch Triple H übrig - aus diversen Gründen eine äußerst unangenehme Vorstellung für beide.
Doch der Anwalt hatte nicht Triple H gemeint, er meinte einen anderen WWE-Superstar, der gerne Spiele spielt: Finlays kleinwüchsiges Ebenbild Hornswoggle, der auf einmal unter dem Ring hervor sprang und seinen neu gefundenen Papa in die Arme fiel. Während sich McMahons Gesichtszüge versteinerten, bekam Triple H einen Lachanfall und setzte McMahon zum krönenden Abschluss der Show noch Hornswoggles Koboldhütchen auf.
"Tough Love" für den Sohnemann
Überflüssig zu erwähnen, dass McMahon nicht glücklich über die Erkenntnis war, dass der „genetische Presslufthammer“ einen Sohn wie Hornswoggle hervorgebracht haben sollte. Und so versuchte er in den kommenden Wochen alles, sich Hornswoggle vom Leib zu halten. So versuchte er, Hornswoggle nachträglich zur Adoption frei zu geben und neue Eltern für ihn zu finden. Hornswoggle aber veranstaltete eine derartige Szene, dass das Ehepaar, das sich meldete, schnell keinen Bedarf mehr hatte. In einem ähnlichen Fiasko endete McMahons Plan, Melina ein Match um den Women’s Title zu versprechen, damit sie Hornswoggle beschäftigt.
Letztendlich fiel es mal wieder Coachman der zum Scheitern verurteilte Versuch zu, den kleinen Balg unter Kontrolle zu halten. Skurriler Höhepunkt der Interaktionen zwischen den beiden war eine Szene, als Coachman Hornswoggle unter den Ring jagte und ihn dann im Looney-Tunes-Stil mit einem Detonator in die Luft jagen wollte - wobei Coachman natürlich am Ende selbst die "Explosion" abbekam. Ein anderes Mal wollte er Hornswoggle eine Lektion erteilen, indem er ihn in ein Match gegen Umaga steckte - doch Triple H war zur Stelle, um den Samoan Bulldozer von Hornswoggle abzuhalten. In der Woche darauf kam es dann zu einem Match zwischen Hornswoggle und Coachman, das Hornswoggle mit Hilfe von Gastringrichter Mick Foley gewann.
McMahon schien derweil ansatzweise seinen Frieden mit der Vaterscahft gemacht zu haben. Er schickte sich nun nämlich an, aus Hornswoggle einen echten McMahon zu machen. Und dazu wollte er Hornswoggle so erziehen, dass er auch aussichtslose Situationen erfolgreich übersteht - so wie ein echter McMahon eben. "Tough Love" nannte Vince das. Und seine erste Maßnahme in diese Richtung: Er setzte für die Survivor Series ein Match zwischen Hornswoggle und dem 2,20 m großen Great Khali an.
Finlay, der Rettungsengel
Vince und Sohn Shane McMahon begleiteten ihr neuestes Familienmitglied zu dem Himmelfahrtskommando - wohl wissend, dass Hornswoggle natürlich chancenlos war. Doch bevor Khali größeren Schaden anrichten konnte, kam Hornswoggle sein alter Weggefährte Finlay zu Hilfe und ging mit seinem patentierten Knüttel auf den Riesen los. Finlay und Hornswoggle ließen ihre alte Partnerschaft wieder aufleben und traten Khali und dessen Manager Ranjin Singh in den verschiedensten Konstellationen gegenüber. Aber auch anderen Widersachern, die ihnen in die Quere kamen - Carlito, Mark Henry, Deuce & Domino - traten die beiden gemeinsam gegenüber.
Bei der 15. Jubiläums-Ausgabe von RAW war Finlay aber nicht vor Ort und Hornswoggle war auf sich gestellt, als Vince ihn erneut zu einem Match gegen Khali verdonnerte. Wieder aber hatte Hornswoggle einen Schutzengel - diesmal in Gestalt von WWE-Ikone Hulk Hogan, der sich mal wieder blicken ließ, um die Werbetrommel für seine neue Show American Gladiators zu rühren.
McMahon hatte aber auch schon die nächste Form von „Tough Love“ für Hornswoggle ausbaldowert: Er steckte ihn an der Seite von Mick Foley in ein Qualifikations-Match für den Royal Rumble gegen die Highlanders - und er überstand es. Hornswoggle musste sich nun also als kleinster Rumble-Teilnehmer aller Zeiten mit 29 ausgewachsenen Wrestlern messen. Zur Vorbereitung steckte Hornswoggle in einen Mini Rumble - was wörtlich zu nehmen war. Hornswoggle begegnete Miniaturausgaben von Wrestlern wie Mr. Kennedy, Batista und Kane - am Ende dann aber dem Great Khali in Originalgröße. Wiederum warf sich Finlay für seinen Gefährten ins Gefecht.
Ein Biss in den Hintern
Finlay konfrontierte dann McMahon für die Aktion, der aber steif und fest behauptete, dass Khali auf eigene Rechnung zum Ring gekommen war. Finlay erinnerte McMahon daran, „die Abmachung“ ja nicht zu brechen - eine Erinnerung, auf die McMahon ziemlich ungehalten reagierte. Überhaupt wurde Finlay für McMahon immer mehr zum Dorn im Auge und er erinnerte Hornswoggle vor dem Rumble noch einmal daran, dass sein Nachname McMahon lautete - und nicht Finlay.
Hornswoggle schlug sich beim Rumble nicht wie McMahon es wünschte. Er versteckte sich verständlicherweise zumeist unter dem Ring. Als er dann in die Fänge des massiven Big Daddy V geriet, stürmte Finlay zum Ring und befreite seinen Gefährten mit dem Knüttel. Er wurde dafür aus dem Match genommen - und nahm Hornswoggle gleich mit. McMahon war erzürnt - und bestrafte seinen Sohn mit der Aufnahme in einen berühmt-berüchtigten Klub, den "Kiss My Ass Club".
Hornswoggle mochte sich nicht dazu durchringen, den Pöter seines Erzeugers zu küssen und schließlich kam auch Finlay zum Ring um zu fragen, was dieser Quatsch solle. Von Finlay ermuntert, biss Hornswoggle Vince schließlich in den nackten Hintern. Der gedemütigte Vince setzte dann für die Woche darauf ein No DQ Match zwischen sich und Hornswoggle an - mit der Zusatzklausel, dass Finlay gefeuert würde, wenn er sich einmischt.
JBL massakriert Hornswoggle
Doch auch die Aussicht auf einen Jobverlust schreckte Finlay nicht ab, für Hornswoggle einzustehen. Von McMahon provoziert, enterte er schließlich zum Ring und ermöglichte Hornswoggle mit seinem Tadpole Splash den Sieg über seinen Vater zu feiern. McMahon entschloss sich dann, Finlay doch nicht zu feuern, sondern ihn stattdessen zum Zuschauen bei einem weiteren Match zwischen ihm und Hornswoggle zu verdonnern - einem Steel Cage Match.
Finlay versuchte McMahon zu überzeugen, das Match abzublasen, als plötzlich John Bradshaw Layfield auf ihn losging und mit Handschellen am Käfig fesselte. Finlay musste hilflos mit ansehen, wie McMahon seinen Gürtel auszog und Hornswoggle damit bearbeitete, um ihn zu disziplinieren. McMahon verließ dann den Käfig - JBL aber hatte noch nicht genug. Er massakrierte den hilflosen Hornswoggle regelrecht und warf ihn sogar gegen die Käfigwand.
Der wahre Vater ist...
Diese Attacke, die Hornswoggle ins Krankenhaus brachte, ging sogar McMahon zu weit. Er forderte von JBL eine Entschuldigung - doch der entschuldigte sich nur, dass er das nicht früher getan hätte. Er verriet McMahon, dass er aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hätte, dass McMahon mit der Vaterschaftsgeschichte aufs Kreuz gelegt wurde. Hornswoggle wäre gar nicht McMahons Sohn, sondern Finlays. Und JBL würde den Müll für ihn entsorgen.
McMahon konfrontierte Finlay in der Woche darauf mit diesem Vorwurf - und der gab zu, Hornswoggles Vater zu sein. Und er wäre stolz darauf. Umso schmerzhafter waren für ihn die Szenen, die er nun mit ansehen musste. JBL meldete sich per Videoeinspieler aus dem Krankenhaus, wo Hornswoggle stationiert war - und prügelte erneut auf ihn ein.
Finlay dürstete nach Rache - und er sollte bei WrestleMania die Chance bekommen. Er trat JBL in seiner Spezial-Matchart - dem Belfast Brawl, gegenüber. Mit dem wieder genesenen Hornswoggle an seiner Seite ging Finlay mit jedem Gegenstand, den er finden sollte, auf Layfield los. Am Ende jedoch konnte JBL mit dem Einsatz eines Kendosticks und der Clothesline Form Hell den Sieg einfahren. Das war der Schlusspunkt der Hornswoggle-Saga. Hornswoggle und Finlay kehrten zu SmackDown! zurück und bekamen in der Folge nichts mehr mit den McMahons zu tun.
- Die Fehde wurde 2008 in einer Cagematch-Abstimmung zur schlechtesten aller Zeiten gewählt.
- Der ursprüngliche Plan für die Vaterschafts-Storyline sah komplett anders aus, als sie dann letztlich umgesetzt wurde. Als unehelicher Sohn McMahons sollte eigentlich Mr. Kennedy in seinem Heimatstaat Wisconsin enthüllt haben. Laut Newsletter-Berichten sollte Kennedy im Lauf der Geschichte eine Fehde mit McMahons Schwiegersohn Triple H starten, die dann in einem großen Match bei Wrestlemania - potenziell um den WWE Title - über die Bühne hätte gehen sollen. Eine Steroidaffäre, in die Kennedy verwickelt war, durchkreuzte die Pläne jedoch. Wie durch polizeiliche Ermittlungen klar wurde, hatte Kennedy Steroide per Internet bestellt, ein Verstoß gegen die Wellness-Richtlinien der WWE. Was noch schlimmer für Kennedy war: Er hatte zuvor in Interviews seine Fallhöhe noch nach oben geschraubt, indem er forsch behauptete, dass ihn die WWE Wellness-Politik clean gemacht hätte. Kennedys wurde gemäß den Wellness-Richtlinien 30 Tage suspendiert - und die Sperre fiel zusammen mit dem Datum, an dem die Enthüllung des McMahon-Kinds schon angesetzt war.