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Es gibt zwei Fehden, die es je geschafft haben, den Wrestling Observer Newsletter Award für die Fehde des Jahres gleich zweimal hintereinander zu gewinnen: Eine davon war Austin vs. McMahon. Die andere war die Rivalität zwischen den Von Erichs und den Fabulous Freebirds bei World Class Championship Wrestling. Jüngere Fans können so eine ungefähre Vorstellung davon bekommen, wie erfolgreich, wie langlebig, wie bedeutsam und wie gut diese Fehde war, die in den Jahren 1983 und 1984 die Wrestlingszene in Texas in Atem hielt.
Zunächst einmal ein paar Worte zu den Protagonisten: Die Von Erichs waren die Söhne von World-Class-Promoter Fritz von Erich, die Publikumslieblinge und Hauptattraktionen der Liga. Sie waren jung, gutaussehend, heimatverbunden und sportlich faire Ehrenmänner. Sie waren "All American Boys", denen das regionale Publikum regelrecht zu Füßen lag. Die Freebirds, das schillernde Rabauken-Trio aus Georgia, waren der Gegenpol dazu: Jeder der drei Mitglieder gab den Fans bei World Class einen anderen Grund, sie zu hassen: Buddy Roberts, der rattengleiche Veteran der Gruppierung. Terry "Bam Bam" Gordy, der massige Vollstrecker. Und allen voran Michael Hayes, der als arroganter wie großmäuliger An- und Wortführer, als "Fabulous Heel" begriffsbildend wurde.
Die Freebirds kamen Ende 1982 bei World Class an - und zunächst sah es so aus, als könnte sich zwischen ihnen und den von Erichs eine wunderbare Freundschaft entwickeln. Bei der großen Weihnachtsshow Christmas Star Wars kämpften die Freebirds sogar Seite an Seite mit David von Erich. Der sprang für den verhinderten Roberts ein, als die Freebirds gegen Tom Steele sowie Mike und Ben Sharpe um den World Class Six Man Tag Team Title antraten. David und die Freebirds siegten und David trat seinen Gürtel großmütig an Roberts ab.
Kerrys Sportlerehre beleidigt die Freebirds
Am selben Abend bekamen die Freebirds die Gelegenheit, den von Erichs etwas zurückzugeben: Im Main Event trat Kerry von Erich gegen den NWA World Champion Ric Flair an und hatte somit die Gelegenheit, den damals wichtigsten Titel der Wrestlingwelt nach Texas zu holen. Weil Flair sich bei vorherigen Abstechern in den Lone Star State schon öfters mal zur Titelverteidigung geschummelt hatte, musste er einerseits in einem Steel Cage Match gegen Kerry antreten, zum anderen sollte ein von den Fans gewählter Special Enforcer sicherstellen, dass es bei dem Match fair zuging.
Die Wahl der Fans fiel auf Michael Hayes, der seinen Buddy Gordy gleich auch noch mitbrachte, um an der Käfigtür Wache zu halten. Hayes musste in dem Kampf immer wieder eingreifen, um die beiden Gegner zu trennen, wenn nur noch Gewalt half - und schließlich musste er die Leitung des Kampfes übernehmen, als Ringrichter David Manning ausgeknockt wurde. Dabei geriet er mit Flair aneinander, was dazu führte, dass er ihn niederschlug - und Kerry aufforderte, ihn zu covern, damit er den Sieg durchzählen konnte. Kerry allerdings weigerte sich, auf diese Art und Weise den Titel zu holen - und Hayes fasste das als Affront auf. Er schrie Kerry an und veranlasste Gordy schließlich, ihm die Käfigtür ins Gesicht zu schlagen - was Flair letztlich die Titelverteidigung ermöglichte.
Es war der erste Schuss im Freebirds-von-Erichs-Krieg, dessen Schlachten fortan so ziemlich jede Show von World Class quer durch Texas headlinen sollten. Zum Leidwesen der von Erichs entwickelten die Freebirds dabei eine ziemliche Dominanz. Den Six Man Title, der im Zentrum dieser Fehde stehen sollte, hatten sie schon gewonnen, vorher auch schon die American Tag Team Titles, die Hayes und Gordy ihr Eigen nennen konnten. Und Kevins Versuch, an Gordy Revanche für seinen kleinen Bruder zu üben endete damit, dass er auch den American Title an diesen verlor. Die Freebirds waren also nach wenigen Monaten bei World Class mit Gold behangen, was ihr ohnehin schon großes Ego weiter fütterte - und bei den Fans den Wunsch verstärkte, dass die von Erichs es ihnen heimzahlen würden.
Eine Brawling-Legende kommt zu Hilfe
Ein erster Punktsieg in der Fehde gelang Kevin im März 1983 in Dallas, als er den American Title von Gordy zurück in die Familie holen konnte. Noch mehr aber lag den von Erichs daran, Hayes sein großes Maul zu stopfen, was besonders Kerry nach den Vorfällen am Weihnachtstag ein Anliegen war. Beim Versuch, Hayes an den Kragen zu gehen, bekam Kerry aber stets Prügel von Gordy ab. Kerry musste sich etwas einfallen lassen, um dieser Macht zu begegnen, darum brachte er einen alten Weggefährten zurück ins Territorium, der es in Sachen Kraft und Härte mit Gordy aufnehmen konnte: Den unvergleichlichen Bruiser Brody.
Von Erich und Brody forderten Hayes und Gordy bei Star Wars im Juni 1983 um die American Tag Titles heraus - und 21.000 Fans strömten in das Sportarium in Dallas, um das Spektakel mitzuerleben. Die Anwesenheit von Brody und Gordy garantierte einen wilden Brawl, an dessen Ende Kerry und Brody den Freebirds die Titel entreißen konnten. Doch der Titel, auf den sich noch mehr Aufmerksamkeit richtete war der Six Man Tag Team Title, den die Freebirds sieben Monate lang mit allen legalen und illegalen Tricks verteidigten - bis zum 4. Juli 1983, an dem David, Kevin und Kerry in einem lang aufgebauten Showdown doch noch die Oberhand behielten und die Freebirds entthronten. Doch die Fehde war noch um einiges zu heiß, um sie an dieser Stelle zu beenden. Und um die Brisanz zu wahren, holten sich die Freebirds die Six Man Titles schon einen Monat später wieder zurück.
Die Labor Day Star Wars im September stand voll im Zeichen der Top-Fehde: Kerry und Hayes bestritten eines ihrer selten gehaltenen Einzelmatches gegeneinander - ein Country Whipping Match, das durch eine Gürtelattacke von Hayes auf Kerry eingeleitet wurde. David besiegte am selben Abend Gordy, um seinen Texas Heavyweight Title zu verteidigen, doch am Ende des Abends lachten die Freebirds zuletzt, als sie einen weiteren Angriff der von Erichs auf ihren Six Man Title erfolgreich abwehrten.
Mike kommt, Hayes und Gordy müssen gehen
Wenig später betrat ein weiteres Mitglied der Von-Erich-Familie ins Spiel: Mike von Erich, der zweitjüngste Sohn von Vater Fritz. Die Liga begann das Debüt des damals 19-Jährigen vorzubereiten, der zwar körperlich um einiges weniger auf den Rippen hatte als seinen Brüder, dafür aber nach Darstellung der Liga ein noch versierterer Ringer war. Bei einem Vorab-Interview der World-Class-Kommentatoren vor Mikes Debüt sorgte Kerry für einen anrührenden Moment, als er Mike im Namen der ganzen Familie ein Ringjackett überreichte, das ihm auf seinem Karriereweg Glück bringen sollte. Es dauerte nicht lange, bis Hayes diese Szene unterbrach und Mike wie Kerry erst verspottete und dann niederschlug, um schließlich das Jackett zu zerreißen.
Die Attacke steigerte die Brisanz des bald darauf anstehenden Showdowns zwischen Kerry und Hayes beim Thanksgiving Star Wars in Dallas. Am selben Ort, wo Hayes den Krieg gestartet hatte, sollte er auch enden, denn in dem Steel Cage Match stand nicht weniger auf dem Spiel als die World-Class-Karriere beider Beteiligten. Nachdem Kevin am selben Tag mit einem Sieg gegen Gordy vorgelegt hatte, stand Kerry da nicht zurück und besiegte Hayes unter dem Jubel der Fans: Hayes musste das Territorium verlassen.
Das war ein Problem für die Freebirds, denn sie hatten immer noch den Six Man Tag Team Titel, ohne dass sie einen dritten Mann im Team hätten: Für das nächste Duell mit Kerry, David und Kevin Anfang Dezember in Dallas mussten sie sich also einen Ersatzpartner suchen - und sie fanden ihn in keinem Geringeren als Ric Flair. Doch auch der Nature Boy konnte nicht verhindern, dass die von Erichs das Gold zurückeroberten. Doch damit gaben sie sich nicht zufrieden: Beim Christmas Star Wars stand direkt das nächste Loser Leaves Town Match auf dem Programm: Mike und Kevin trafen auf Gordy und Roberts. Sollten die von Erichs verlieren, müsste Kevin gehen - bei einer Niederlage der Freebirds müsste wer immer gepinnt würde seine Sachen packen. Am Ende eines dramatischen Matches war es Gordy, der bezwungen und aus der Liga verjagt wurde. Die Freebirds waren als solche nicht mehr bei World Class - da half es auch nicht, das Hayes sich am selben Abend als Weihnachtsmann verkleidet in den Ring schmuggelte, um dem feiernden Mike eine mitzugeben.
Ein Phantommatch und eine Tragödie
Ohne Hayes und Gordy war die Freebirds-von-Erichs-Fehde tot - so schien es. Doch die Freebirds waren ja nicht aus der Welt, sondern nur aus Texas - und sie forderten die von Erichs dann eben kurzerhand in Georgia zu einem Match um die Six Man Titles heraus - und gewannen es. Die von Erichs hatten nun die Wahl: Entweder sie gaben die Titel auf oder sie beendeten die World-Class-Sperren für Hayes und Gordy, um ein Rückmatch in ihrer Heimat zu erwirken. Sie entschieden sich für letzteres - und die Freebirds flogen wieder in Texas. Das alles war aber nur die offizielle Version, warum Hayes und Gordy zurückdurften. In Wahrheit hatte das Match in Georgia nie stattgefunden.
Die Freebirds und die von Erichs konnten sich also auch im Jahr 1984 weiter bekämpfen, allerdings wurde diese Nachricht bald darauf überschattet, als David von Erich zu Beginn des Jahres bei einer Tour in Japan tot aufgefunden wurde - mutmaßlich gestorben an einer Überdosis Drogen. In Folge von Davids Tod sah sich Fritz von Erich gezwungen, den jungen Mike stärker in den Fokus zu rücken - was diesem wie sich später zeigen sollte auch nicht gut tat.
Mike ersetzte David bei den Kämpfen der von Erichs um den Six Man Tag Team Title. Diesen mussten die Freebirds auch bei der Gedenkshow für David im Mai aufs Spiel setzen. In einem Badstreet Match ohne Regeln traten ihnen Kevin, Mike und ein dritter Mann gegenüber, der sich noch herausstellen musste, denn Kerry war am selben Abend mit einem weiteren NWA World Title Match gegen Flair beschäftigt. Die von Erichs sagten zunächst nur so viel, dass sie einen speziellen Partner ausgewählt hätten, ohne seinen Namen zu nennen.
Kevins Energieleistung entscheidet es
Das ärgerte Hayes, der immer unnachgiebiger forderte zu erfahren, mit wem sich sein Team auseinandersetzen musste. Bei einer Show konfrontierte er sogar wütend Familienpatriarch Fritz, der die Antwort für Hayes hatte: Es handelte sich um den Mann, der ihm gegenüberstand. Fritz verpasste Hayes eine und verkündete, für das Match aus dem Ruhestand zu kommen. Fritz hatte in dem blutigen und von Waffeneinsatz bestimmten Match noch genug Benzin im Tank, um mit Kevin und Mike tatsächlich den Sieg einzufahren und den Titel zu gewinnen. Fritz übertrug seinen Gürtel dann schließlich an Kerry.
Der Triumph der von Erichs war aber nur von kurzer Dauer, denn kontroverse Begleitumstände des Titelwechsels führten dazu, dass die Gürtel freigegeben und in einem weiteren Badstreet Match zwischen den Freebirds sowie Kevin, Mike und Kerry neu ausgekämpft wurden. Und diesmal hatten die Freebirds Vorteile, als sie dem Spielchen eine neue Karte hinzufügten: Den mongolischen Killer Khan, den Gordy in Japan ausfindig gemacht und als Verstärkung gegen die von Erichs mitgebracht hatte. Dank eines Eingriffs Khans siegten die Freebirds auch - doch aus demselben Grund wurde ihnen der Titel auch schon wieder aberkannt.
Die Matches um den vakanten Gürtel wurden zum Sommerhit von World Class, doch zu einer Entscheidung sollte es nie kommen, die Kämpfe endeten permanent mit Double DQs und ähnlichen Ausgängen, die keine Entscheidung brachten. Die sollte dann schließlich beim Labor Day Star Wars fallen, als die beiden Teams im Main Event in einem Steel Cage Elimination Match unter Badstreet Rules aufeinandertrafen. Auf dem Papier sah es nicht gut aus, für die von Erichs: Mike verletzte sich im Vorfeld des Showdowns an der Schulter und die von Erichs durften keinen Ersatzmann benennen, sie mussten ein Handicap Match bestreiten.
Alles schien verloren, als Kerry dann im Laufe des Matches als Erster ausschied und Kevin sich ganz allein drei Gegnern gegenübersah. Kevin allerdings wuchs mit dem Rücken zur Wand über sich hinaus und eliminierte nacheinander Hayes und Roberts, um schließlich auch Gordy mit der Iron Claw niederzuringen. Mit dieser Energieleistung hatte Kevin den Six Man Title zurück zu den von Erichs geholt und der Fehde einen erfolgreichen Abschluss für seine Familie bereitet. Die Freebirds verließen World Class nämlich in Richtung World Wrestling Federation. Es war kein Wechsel von langer Dauer, die Freebirds kamen recht bald zurück und kreuzten immer wieder mit den von Erichs die Klingen, die Kern-Fehde hatte jedoch mit dem Steel Cage Showdown ihr Ende gefunden.