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Ric Flair und Vince Russo - das sind zwei Menschen, die in diesem Leben wohl nie ein Bier zusammen trinken gehen. Die wohldokumentierte Feindschaft der beiden lässt sich in aller Kürze auf zwei Nenner bringen: Flair fehlte das Verständnis für Russos Booking-Ansätze, Russo das dafür, warum Flair auch im hohen Alter noch so eine übergeordnete Rolle als Wrestler spielte. Als die beiden im Jahr 2000 in der WCW aufeinandertrafen, geschah das naheliegende: Ihre Animositäten wurden in eine Storyline übersetzt.
Ihren Anfang nahm sie wie so viele Fehden des besagten Jahres am 10. April, dem Nitro, bei dem Russo und Eric Bischoff die Liga übernahmen, vom Kopf auf die Füße stellten und die jungen Wrestler der Liga unter dem Label "New Blood" hinter sich scharten, um mit ihnen die Alteingesessenen aus der Promotion zu vertreiben. In seiner Antrittsrede signalisierte Russo schnell, dass er es auf Flair besonders abgesehen hatte. Er bezeichnete ihn als Stück Sch***e unter seinen Schuhen, dass er abstreifen will.
Flair, der erst später im Laufe der Show eintraf, ließ sich das natürlich nicht gefallen und hielt eine Gegenrede, die von Scott Steiner unterbrochen wurde, ehe Flair hinterrücks von einem weiteren Stable-Member und Backstage-Antipoden attackiert wurde: Shane Douglas. Der war seit ihrer gemeinsamen WCW-Zeit Anfang der Neunziger ein Intimfeind Flairs, weil er ihm als damaligen Booker die Verantwortung gab, dass seine Karriere dort nicht in Gang kam. Um Flair kreisten sich darauf diverse von Douglas’ berüchtigter Shoot-Promos aus ECW-Zeiten - nun sollte auch diese Rivalität endlich im Ring ausgetragen werden. Es kam noch am selben Abend zu einem Match, das aber schnell mit einer DQ-Niederlage für Douglas endete, als er mit einem Baseball-Schläger auf Flair einschlug, den Russo ihm reichte.
Flairs Sohn verrät ihn
Die so gestartete Fehde sollte einen ersten Höhepunkt bei Spring Stampede in derselben Woche erreichen, wo Flair mit seinem Partner Lex Luger um die von Bischoff und Russo freigegebenen Tag Team Title antrat. Das Duo schaffte es ins Finale des Turniers, wo ihnen Douglas und Buff Bagwell gegenübertraten - und dazu natürlich Russo, dem kein Machtmissbrauch zu offensichtlich war, um die Gürtel von Flair und Luger fernzuhalten. Er zog Ringrichter Nick Patrick aus dem Ring, als der gerade davor war, den Pinfall für Flair und Luger zu zählen, schickte dann KroniK ins Feld, um Flair und Luger zu bearbeiten, um schließlich selbst den Pinfall für Douglas und Bagwell durchzuzählen.
Die Fehde war also weiter angeheizt und steuerte für den nächsten Pay Per View Slamboree auf ein Einzelmatch zwischen Flair und Douglas zu. Flair wollte Russo diesmal aus dem Spiel halten und ließ sich in den Vertrag für das Match schreiben, dass er bei einem Eingriff Russos fünf Minuten mit diesem im Ring bekommen würde. Russo gab sich unbeeindruckt und antwortete mit dem berühmt-berüchtigten Kayfabe-Bruch: "I guess this is the part of the show where I act like a chickens**t heel." Er meinte, dass er unter den Umständen nur zu gerne eingreifen würde, um Flair fünf Minuten lang in den Hintern treten zu können.
Tatsächlich blieb das Match nicht von einem Eingriff verschont: Als Flair den Figure Four ansetzte, schlug ihn ein als Sting maskierter Störenfried mit einem Baseball-Schläger nieder und verschaffte dem Franchise - wie Douglas sich ab da nur noch nannte - so den Sieg. Da Russo Flair zuvor ebenfalls schon einmal mit einer Sting-Maske attackiert hatte, lag der Gedanke nah, dass er es wieder war - doch der Angreifer wurde stattdessen als jemand anders enthüllt: Flairs eigener Sohn David.
Auch der "Enforcer" wird verwickelt
Ric konfrontierte David beim Nitro darauf und meinte zu ihm, dass er ihn gewarnt hätte, dass die Liga einen Keil zwischen sie treiben wollte, als er sich entschloss, Wrestler zu werden. Ric redete auf seinen Sohn ein, sich zu entschuldigen und die Sache wäre vergessen. Und tatsächlich ging David darauf ein - nur um Ric darauf hinterrücks mit einer Nachbildung der Freiheitsstatue niederzuschlagen, ein Symbol für Russos Heimatstadt New York. Zugleich forderte er Ric zu einem Match bei Great American Bash. Dieser Schlag traf Ric so hart, dass er nach dieser Attacke die Arena verließ und erklärte, dass er mit dem Business durch wäre.
Russo freute sich darüber bei Thunder diebisch und meinte, dass er Flair gebrochen hätte. Gleichzeitig erklärte er auch, warum sein Sohn sich von ihm abgewandt hatte. Ric hätte ihn 21 Jahre lang vernachlässigt und gequält, er wäre für David ein besserer Vater als Ric es je gewesen wäre. David bestätigte diese Auffassung und meinte, dass Ric ein Rabenvater gewesen wäre und in keinem Moment seines Lebens dabei gewesen wäre, der ihm wichtig war. David rief dann Flairs besten Freund Arn Anderson herbei, der ihm erklärte, dass Ric sich in seinem Beruf aufgerieben hätte, um ihm ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.
Russo wollte das nicht hören und erinnerte den zurückgetretenen Anderson an eine vorher getätigte Aussage, dass er noch einen guten Kampf in sich hätte. Den könnte er nun abrufen - gegen David. Anderson antwortete, dass er sicher nicht mehr der "Enforcer" wäre, David aber genauso wenig der "Nature Boy" - und der Kampf stand. Ein fairer Kampf wurde es nicht, denn in das Match mischten sich Davids Gefährten Crowbar und Daffney ein, die Arn zwar abwehrte - nur um dann schließlich auch von David mit der Mini-Statue niedergeschlagen zu werden.
Ein unerwarteter Triumph für Flair
Diese Attacke brachte Flair dann doch dazu beim nächsten Nitro wieder aufzutauchen und sich im Ring ein Mikro zu schnappen, um ein paar Worte an Russo zu richten. Doch statt zu antworten, ließ Russo auf dem Großbildschirm ein Video einspielen, wie er mit David dem Haus der Flairs einen Besuch abstattete und dort Flairs Frau Beth und die übrigen Kinder belästigte. David kam dann zu Ric in den Ring und nannte ihn nur noch "Ric", als Vater bezeichnete er Russo. Ric meinte dann zu seinem Sohn, dass er an diesem Abend erwachsen würde: Er nahm seine Herausforderung für Bash At The Beach an und erklärte, dass er zurücktreten würde, sollte er verlieren.
In diesem Moment schlich sich Russos Lieblingskind und World Champion Jeff Jarrett zum Ring und schlug Flair mit seiner Gitarre nieder - er sollte an dem Abend sein Gegner sein. Und Flair konnte Russo und die New Blood in diesem Match tatsächlich schocken und Jarrett mit einem Roll-up entthronen - sein 15. World-Title-Gewinn war perfekt. Flair wurde dann zwar wieder mit der Statue niedergeschlagen und seines Gürtels beraubt, aber Kevin Nash war da und nahm Russo und Co. den Titel ab, um ihn Flair wieder förmlich zu überreichen.
Bei Thunder richtete Flair dann triumphierende Worte in Richtung Jarrett, Russo und David und bekam dabei auch Unterstützung von Anderson, der von Davids Attacke aufgestachelt, noch einmal die Stiefel überstreifte um mit Ric gegen ihn und Crowbar anzutreten. Dieses Match endete im Chaos: Arn wurde vorher attackiert und ausgeschaltet, Daffney und Jarrett mischten sich ein und letztlich pinnte Flair Daffney, um sich den Sieg zu sichern. Hinterher jedoch überkamen ihn gesundheitliche Probleme. Er erlitt einen Beinahe-Zusammenbruch wegen einer Schädigung seines Gleichgewichtsinns und Bluthochdrucks.
Titel-wechsel-dich
Russo nutzte dies, um Flair den Titel aus gesundheitlichen Gründen abzunehmen und Jarrett wieder zu überreichen, noch dazu hielt er mit David eine förmliche Beerdigung von Rics Karriere ab - in der eine Robe, eine Uhr Flairs und eine überdimensionale Nase in einen Sarg gelegt wurden. Am selben Abend sank David noch tiefer, als er sich mit seinem 12-jährigen Bruder Reid anlegte, der in den Ring kam um David zu bitten, sich um ihren kranken Vater zu kümmern. Es brach ein Kampf zwischen den beiden auf, in dem David nicht davor zurückschreckte, seinen kleinen Bruder in den Figure Four Leglock zu nehmen, bis Securitys dazwischengingen.
Beim nächsten Thunder kamen Russo und David mit einer alten Frau zum Ring, die sich als Reids Lehrerin vorstellte und nur Schlechtes über ihn erzählte. Er würde Furzgeräusche nachahmen und seinen Klassenkameradinnen unter die Röcke gucken. David meinte dann, dass er nun, wo er seinen Vater beim Bash nicht bekommen könne, er Reid herausfordern würde. Das Segment wurde dann aber von Kevin Nash und Scott Steiner unterbrochen, die Russo gewaltsam ein Titelmatch gegen Jarrett abrangen. Nash gewann es am Ende und entschloss sich, den Gürtel an Ric Flair zurückzugeben, der sich als wieder fit erklärte und meinte, dass er beim Bash At The Beach antreten und Davids Karriere beenden könnte.
Der wurde noch am selben Abend von Jarrett herausgefordert - erneut überschattet von den Problemen mit Russo und David, die jetzt Flairs übrige Familie bedrohten, um Ric aus dem Konzept zu bringen. Mit aller unfairen Macht schafften es die beiden dann auch, Jarrett zum Sieg und zum Wiedergewinn seines Titels zu verhelfen. Ein wütender Ric Flair forderte Russo und David dann bei Thunder zu einem "Vater-Sohn-Match" heraus. Sein Partner: der kleine Reid. In diesem Match schaffte David es dann tatsächlich, seinen Vater nach einem Eingriff Russos mit dem Figure Four Leglock zu pinnen.
Ric bekommt seine Rache
Flair forderte Russo dann beim letzten Nitro zu einem Einzelmatch heraus - in einem Stahlkäfig. Russo nahm an - und wurde von Ric minutenlang windelweich geprügelt. Ehe er dann aber im Figure Four Leglock aufgeben konnte, prasselte von der Decke ein Schwall roter Farbe - eine symbolhafte Attacke der New Blood - auf Flair herab, der davon ausgeknockt wurde. Der in den Käfig vorgedrungene David nahm ihn dann in den Figure Four und gab Russo damit die Gelegenheit, Flair zu pinnen.
Siegestrunken schmiss Russo dann mit David eine "Retirement Party" bei Thunder, in dem er eine Reihe alter Leute im Ring versammelte, um auf Rics nahendes Karriere-Ende anzustoßen. Als Höhepunkt kam ein großer Kuchen zum Ring gerollt - was Russo spanisch vorkam. Er vermutete Ric in dem Kuchen, der jedoch schlich sich von unter dem Ring an Russo an, drückte sein Gesicht in den Kuchen und ging auf David los.
Beim Bash kam es dann vor der versammelten Flair-Familie zum Showdown zwischen Ric und David, in dem natürlich Russo nicht fehlen durfte. Er kam während des Matches zum Ring und fesselte Ric mit Handschellen an den Seilen. Seine anderen Kinder Reid und Ashley konnten das dann aber nicht mehr mitansehen und mischten sich gemeinsam mit Ringrichter (und Flair-Fan) Charles Robinson ein, befreiten Ric und fesselten stattdessen Russo an den Ring, der mitansehen musste, wie Ric seinen Sohn mit dem Figure Four zur Aufgabe zwang und seinen Rücktritt abwandte.
Ein verstörendes Ende
Russo aber ließ dieses Happy End nicht zu: Er erklärte, dass er Ric dann eben bei Nitro in Rente schicken würde. Dort forderte er von Ric, gegen ihn anzutreten und in einem Match gegen ihn noch einmal seine Karriere aufs Spiel zu setzen - worauf Flair meinte, wenn Russo gleichzeitig einwilligen müsste, bei einer Niederlage zurückzutreten, seine Haare abzurasieren, David aus seiner Umklammerung zu lassen und ihm seinen Job zu überlassen. Russo willigte ein - und es gab ein weiteres "Vater-Sohn-Match" mit Reid und David, in dem all das ausgekämpft wurde.
Russo und David zogen in dem Kampf alle unfairen Register und bearbeiteten Ric mit Baseballschläger und der Freiheitsstatue, bis Rics zweite Tochter Megan das nicht mehr mitansehen mochte und für Ric das Handtuch warf. Russo und David hatten Flairs Karriere also tatsächlich beendet, begnügten sich damit aber nicht. Mit dem eigentlich für Russo bestimmte Trimmer rasierten sie Ric noch die Haare ab, auch Reid verlor ein paar Locken. Mit diesen verstörenden Szenen endete diese Fehde, die aber natürlich nicht wirklich Flairs Karriere-Ende bedeutete. Vielmehr brauchte er eine Pause wegen einer Schulter-OP. Als er später im Laufe des Jahres zurückkam, war Russo schon wieder weg vom Fenster.