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Reno Riggins, Barry Hardy, Al Burke – hart gesottene WWF-Fans erinnern sich noch an die Jobber-Legenden der Neunziger Jahre. In genau diese Kategorie schien sich ein junger Wrestler mit ständig wechselnden Namen einzuordnen, der im Frühjahr 1993 in der Federation auftauchte. Als "Kamikaze Kid" verlor er bei den Superstars binnen zwei Minuten gegen Doink ohne eine Aktion anbringen zu können, als "Cannonball Kid" musste er eine nicht weniger deutliche Schlappe gegen Mr. Hughes einstecken.
Dasselbe Schicksal schien ihm auch zu blühen, als er dann bei Monday Night RAW ohne Namenszusatz auf Razor Ramon traf. Der gewohnt überhebliche Cubano dominierte das Match gegen The Kid nach Belieben. Alles sah nach einem handelsüblichen Squash-Match aus – bis Razor beim Versuch einer Clothesline in die Ecke ins Leere rennt. Der Kid schaltete schnell, stieg aufs oberste Seil und überraschte den Bad Guy mit einem Moonsault. Der Ringrichter zählte bis drei und die Sensation war perfekt: Der WWF-Superstar Razor Ramon war von einem No Name bezwungen worden.
Gekränkter Machismo
Dass dies den Bad Guy in seinem viel beschworenem Machismo kränkte war nur logisch. Also setzte er alles daran, die Schmach wieder wett zu machen. Eine Woche nach seiner Niederlage bot er dem Kid 2.500 Dollar, wenn er ihm ein Rückmatch gewährte. Anstelle des Kid kam jedoch Bret Hart zum Ring – Razors Erstrundengegner im King-Of-The-Ring-Turnier. Gemeinsam mit den Fans skandierte er den Schlachtruf, der Razor die kommenden Wochen überall hin verfolgen sollte: "One, Two, Three!" Anschließend machte er klar, dass Razor zu abgelenkt sei, um ihn beim KOTR zu besiegen – eine Behauptung, die sich bewahrheiten sollte.
Der 1-2-3 Kid – so taufte sich The Kid in Anlehnung an die besagten Chants um – lehnte Razors Angebot ab und blieb auch hart, als Razor es aus 5.000 und dann sogar auf 7.500 Dollar erhöhte. Als Razor seine Offerte schließlich auf runde 10.000 Scheine aufstockte, wurde der Kid schwach und das Rückmatch konnte – erneut bei RAW – über die Bühne gehen. Doch Razors erhoffte Revanche glückte nicht. Der Kid griff sich am Ende einfach den Geldsack, flüchtete in ein bereit stehendes Auto und drehte Razor eine lange Nase.
DiBiase vergeht die Schadenfreude
Der Bad Guy wurde nun endgültig zum Spottobjekt seiner Kollegen. In der Woche darauf machten Money Inc. – der Million Dollar Man Ted DiBiase und der finstere Finanzbeamte Irwin R. Schyster – in einem Interview mit Vince McMahon diverse abfällige Bemerkungen über Razor. In einem weiteren Statement legten die beiden nach: Die Schmähungen gipfelten darin, dass sie Razor einen Job als ihren Hausmeister anboten, da das Wrestling ja offensichtlich nicht seine Stärke sei. Razor ließ sich das aber nicht gefallen und prügelte die beiden aus dem Ring – unter dem Jubel der Fans.
DiBiase forderte schließlich selbst ein Match gegen den 1-2-3 Kid, um Razor zu zeigen, wie man es richtig macht. Razor ließ es sich natürlich nicht nehmen, dieses Match aus nächster Nähe zu begutachten. Er sah, wie DiBiase den Kid quer durch den Ring prügelte und schließlich ein lässiges Cover zeigte, um Razor ultimativ zu demütigen. Doch DiBiase hatte die Rechnung ohne den Kid gemacht: Der überraschte den Million Dollar Man mit einem Crucifix Pin und hatte damit auch ihn besiegt – worüber sich Razor natürlich diebisch freute. Auch ein Rückmatch bei RAW entschied der Kid für sich, da Ted DiBiase nach einem Eingriff von IRS disqualifiziert wurde. Die Steiner Brothers bewahrten den Kid vor weiterem Prügel.
Für den SummerSlam setzte die WWF schließlich zwei Matches an: Razor bekam bekam die Chance, DiBiase das Maul zu stopfen, während der Kid es mit IRS zu tun bekam. Razor besiegte DiBiase in dessen letztem WWF-Match mit der Razor's Edge, nachdem DiBiase mit dem Kopf in der Ringecke landete, die er zuvor selbst von der Polsterung befreit hatte. Dem Kid ging dagegen das Glück aus: IRS konnte ihn mit dem Write-Off klar besiegen. Trotzdem: Er hatte sich in die Riege der ernst zu nehmenden Superstars katapultiert. Mehr noch: Aus ihm und Razor wurden mit der Zeit die besten Freunde.