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Es war ein Moment für die Ewigkeit, den die World Wrestling Federation am 28. März 1984 im Fieldhouse in Hamburg, Pennsylvania für ihr TV-Programm ausstrahlte. Ein Moment, von dem auch ein Vierteljahrhundert später jeder, der sich mit Wrestling beschäftigt, mindestens schon einmal gehört hat. Es war eine Szene, die sich im kollektiven Gedächtnis der Fangemeinde eingebrannt haben, die danach x-mal zitiert worden sind. Der Startpunkt einer mehr als einjährigen, erfolgreichen Fehde - von der heute aber vor allem doch dieser Moment in Erinnerung geblieben ist.
Roddy Piper veranstaltete an diesem Abend seine legendäre Interview-Show Piper’s Pit, in der er in schöner Regelmäßigkeit seine Gäste beschimpfte und damit Feinde fürs Leben gewann. An diesem Abend war „Superfly“ Jimmy Snuka sein Gast, damals einer der Publikumslieblinge der Liga schlechthin - und wen das Publikum mochte, der hatte Piper bekanntlich automatisch zum Feinde.
Was immer Snuka im Pit zu sagen hatte, er kam nicht dazu, denn Piper sah keinen Bedarf, ihn zu Wort kommen zu lassen. Er feuerte stattdessen eine wüste und rassistische Beleidigungskanonade gegen den Mann von den Fidschi-Inseln ab, der kaum wusste, wie ihm geschah. Piper machte sich über Snukas Herkunft lustig, indem er eine Papiertüte mit Südfrüchten auf den Tisch legte und erklärte, dass er alles tun würde, dass Snuka sich bei ihm wie zu Hause fühlen würde: Er hatte eine Ananas dabei, die ihn an die Frauen von seiner Insel erinnern würde, Bananen, für die er ja immer die Bäume rauf und runterklettern würde wie ein Affe - und natürlich die Kokosnuss, die er Snuka als Höhepunkt überzog, um dann noch heftig auf ihn einzuprügeln.
St. Louis bekommt den Vorgeschmack
Was aber ist danach eigentlich genau passiert? Das ist vielerorts weniger in Erinnerung - und es ist auch gar nicht so leicht nachzuzeichnen. Große Fehden liefen in der damaligen WWF nicht in so stringenten Bahnen, wie es später zum Standard wurde - weil die Liga noch nicht so gestrickt war wie heute. Die WWF war damals in Begriff, national zu expandieren, funktionierte aber teils noch nach der Logik, in der Fehden auf ein Territorium beschränkt bleiben und dort eine eigene, vom der Rest der Nation unabhängige Geschichte erzählen.
Auch die Piper-Snuka-Auseinandersetzung verlief teils noch nach diesem Muster: Das Pit-Segment lag für die national ausgestrahlten WWF-Shows noch bis in den Frühsommer hinein auf Halde - und somit auch die Fehde. Eine Ausnahme bildete allerdings das ehemalige NWA-St.-Louis-Territorium, für das die Fehde vorgezogen wurde. Dort wurde das Pit-Segment schon am 1. April in der lokalen Show "Wrestling At The Chase" ausgestrahlt, um ein Match aufzubauen, dass dann am 5. Mai in St. Louis stattfand.
Piper gewann dieses Match durch Disqualifikation, weil Snuka in seinem Rachedurst die Grenzen der Regeln überschritt - weshalb für den nächsten Halt der WWE in St. Louis ein Rückmatch unter der Leitung eines Gastringrichters angesetzt wurde: der NWA-Ikone Lou Thesz. Doch statt für Ordnung zu sorgen, brachte Thesz indirekt mehr Chaos hinein: Als Thesz im Lauf des Matches ausgeknockt wurde, zog Piper ihm seinen Gürtel aus und begann Snuka damit zu würgen. Snuka allerdings erholte sich, nahm Piper den Gürtel ab und verpasste dem Schotten ein paar Hiebe damit. Als Folge trat Piper den Rückzug an und wurde ausgezählt. Diese Szenen führten im Juli zur Ansetzung eines Fijian Strap Matches, in dem Piper und Snuka mit einem Gürtel aneinander gebunden wurden. Snuka gewann dieses später auf Video verbreitete Match mit einem Flying Crossbody. Piper aber schlug sofort zurück, indem er Snuka mit dem Gürtel weiter malträtierte.
Eine brutale Attacke im MSG
Dieses frühe Match war ironischerweise eines der ganz wenigen mit einem klaren Ausgang. Als die Fehde dann zwischen dem zweiten und dritten Match in St. Louis national anlief, waren einfache und doppelte Count Outs oder Disqualifikationen die Regel - so wenig kontrollierbar war der Hass zwischen Piper und Snuka für die WWF-Offiziellen. Immer wieder mussten denen auch Wrestlerkollegen von Snuka und Piper helfen, die Lage unter Kontrolle zu bringen, nachdem die Matches schon abgebrochen waren.
Nach vielen solcher ergebnislosen Matches und weiteren Provokationen Pipers Richtung Snuka von seinem Pit aus erreichte die Rivalität Ende August schließlich das Epizentrum der World Wrestling Federation: den New Yorker Madison Square Garden. Und auch dort lieferten Snuka und Piper gleich zum Auftakt, Szenen die die Zuschauer nicht vergessen sollten. Snuka setzte in dem Match zu der Aktion an, mit der er Piper bis dato das einzige Mal besiegt hatte: Dem High Cross Body. Diesmal jedoch lief es nicht nach Wunsch.
Piper brachte seinen auf dem Seil stehenden Gegner aus der Balance, der stürzte aufs auf das Seil und rutschte von da mit dem Rücken voran aufs Ringapron ab. Snuka verlor durch Count Out und schien ernsthaft verletzt, was Piper aber nicht scherte: Er schnappte sich einen Stuhl und schlug damit noch dreimal auf den Nacken seines Erzfeinds ein. Snuka musste am Ende mit einer Trage aus der Halle transportiert werden.
Die Verwandtschaft kommt zu Hilfe
Snuka musste mehrere Monate verletzt pausieren, in seiner Abwesenheit aber schickte sich ein anderer an, seine Ehre zu verteidigen: Snukas Cousin (eigentlich Neffe) Tonga Kid, der sich in Piper’s Pit zu Wort meldete und Vergeltung für seinen verletzten Verwandten wollte. Piper nahm sich auch ihn vor und attackierte das junge Talent während eines Jobber-Matches bei Championship Wrestling im November - worauf allerdings Snuka sein Comeback feierte und Tonga Kid vor seinem Erzfeind rettete.
Im MSG sollte es dann im selben Monat ein Einzelmatch zwischen Tonga Kid und Piper geben, in das dann allerdings Snuka wie auch Pipers Lakai Bob Orton eingriffen und eine doppelte Disqualifikation herbeiführten. Darauf wurde für die Dezember-Show in New York ein Tag Team Match aller Beteiligten angesetzt - mit demselben Ergebnis.
Bald darauf trennten sich die Wege von Tonga Kid und der WWF und Snuka setzte sich Piper und Orton mit wechselnden Partnern zur Wehr. Bei der Januar-Show in New York etwa war es der Junkyard Dog, der den eigentlich angekündigten Tonga Kid ersetzte und mit Snuka ein Texas Tornado Match gegen die Heels bestritt, das Piper und Orton für sich entschieden.
In Hogans Ecke
Bei der nächsten MSG-Show - dem auf MTV übertragenen War To Settle The Score traf Snuka dann in einem Einzelmatch auf Orton, den er mit einem Sunset Flip auch pinnen konnte. Nicht nur das: er verletzte Pipers Buddy auch, als er einem Ansturm des Cowboys auswich und der dann dabei mit dem Arm den stählernen Ringpfosten traf. Es war der Punkt, ab dem Orton lange Zeit nur noch mit einem Gipsarm antrat - den er auch wieder und wieder zu seinem Vorteil einzusetzen pflegte.
An besagtem Abend trat Piper unter großem Buhei im Main Event gegen Hulk Hogan an, mit dem er sich inzwischen in eine Fehde verstrickt hatte - aber die Rivalität mit Snuka sollte dabei nicht vergessen bleiben. Und so stand Snuka auch in der Ecke von Hogan und Hollywood-Star Mr. T, als die es bei WrestleMania I mit Piper und Paul Orndorff zu tun bekamen. Snuka behielt vor allem Orton im Auge und nahm ihn schließlich nach einem missglückten Eingriff aus dem Spiel, so dass Hogans und T's Sieg nichts mehr im Weg stand.
Die Rivalität zwischen Snuka sowie Piper und Orton köchelte noch mehrere Monate weiter, in unterschiedlichen Konstellationen trafen die beiden auf diversen House Shows noch aufeinander, bis Snuka Ende Juni / Anfang Juli die WWF zwischenzeitlich verließ. Das letzte, entscheidende Duell zwischen Snuka und Piper mit dem eigentlich logischen klaren Sieg Snukas über seinen Peiniger sollte es aber nicht geben.