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Als sich Triple H im Jahr 2003 die Gruppierung Evolution aus der Taufe hob, hatte das Bündnis eine Grundidee: Es sollte - wie der Name schon sagte - eine Entwicklung widerspiegeln, die Entwicklung des Wrestlinggeschäfts. Der alte Kämpe Ric Flair stand für dessen Vergangenheit, der Anführer Triple H für die Gegenwart - und mehr noch als der Vollstrecker Batista repräsentierte Randy Orton die Zukunft. Es ergab sich nur irgendwann ein Problem: Die Zukunft schickte sich an, schneller zur Gegenwart zu werden, als es deren Vertreter lieb sein konnte.
Randy Orton, der junge, arrogante Emporkömmling mit dem Beinamen „Legend Killer“ erarbeitete sich Ende Juli 2004 bei RAW eine einmalige Gelegenheit: Er gewann eine Battle Royal, in der ein Match um den von Chris Benoit gehaltenen World Heavyweight Title beim Summer Slam ausgeschrieben war. In die Röhre guckte dabei Triple H, der am selben Abend ein letztes Mal versuchte, Benoit - an den er den Titel bei WrestleMania verloren hatte - just diesen Gürtel wieder abzunehmen. Und er scheiterte wieder, so dass der Main Event beim Slam fixiert war: Orton forderte den Canadian Crippler.
Wie ernst Benoit Orton zu nehmen hatte, bekam er in der Woche darauf zu spüren, als er in einem Six Man Tag Team Match mit Chris Jericho und Edge auf Orton, Flair und Batista traf: Orton pinnte Benoit hier mit dem RKO, als der gerade Flair in den Sharpshooter nehmen wollte. Orton führte das Video dieser Szene in der Woche darauf - der letzten vor dem Slam - stolz vor, Benoit aber meinte, dass lieber die Szene gezeigt werden sollte, in der Benoit Orton zum Abklopfen gebracht hätte. Orton merkte verwundert an, dass das nie passiert sei - worauf Benoit ihn in den Crippler Crossface nahm und es passieren ließ.
Hunter senkt den Daumen
Dieser kleine psychologische Sieg gehörte Benoit, aber beim Slam sollte sich Orton als hartnäckiger erweisen, als die meisten Fans es erwartet hatten. Orton befreite sich in einem umkämpften Match aus dem Crossface und schaffte es tatsächlich, Benoit mit dem RKO zu überraschen und zu pinnen. Orton krönte sich damit zum World Champion - mit 24 Jahren dem jüngsten der Geschichte. Der Legend Killer zeigte sich hinterher sichtlich bewegt - und zollte Benoit mit einem Handschlag auch ungewohnten Respekt.
Einen Abend später bei RAW hatte Orton aber wieder zu sich gefunden und hielt eine selbstgefällige Siegesansprache, die letztlich von Benoit unterbrochen wurde. Der löste sein obligatorisches Rückmatch noch für denselben Abend ein - und verlor es, als der Rest der Evolution zu Ortons Gunsten eingriff. Nach dem Kampf gab es dann die erste gemeinsame Siegesfeier der Evolution: Batista hob den Titelträger Orton auf seine mächtigen Schultern und Triple H hob anerkennend den Daumen für den strahlenden Champion - ehe das passierte, was Orton nicht erwartet hatte: Im Stile eines römischen Kaisers senkte Hunter mit plötzlich verfinsterter Miene den Daumen.
Es war das Signal für Batista, Orton auf den Boden fallen zu lassen. Hunter, Batista und Flair prügelten auf Orton ein, der schließlich für Triple H hochgehalten wurde. Der ohrfeigte Orton und erinnerte ihn, dass er ohne Evolution ein Nichts wäre. Als finalen Akt des Verrats gab es noch den Pedigree für den schon blutig geprügelten Champion.
Ortons Emanzipation
Hunter trat in der Woche darauf vor das Publikum und erklärte sein Handeln. Wie man sich denken konnte, war sein Antrieb die Wut, dass Orton den Titel errungen hatte, dem Hunter als sein Eigentum betrachtete. Triple H meinte, dass Orton die Aufgabe gehabt hätte, Benoit so weichzuklopfen, dass er ihm den Titel leichter abnehmen konnte - Orton habe sich aber nicht an diese Vorgabe gehalten, sondern hätte sich selbst ins Rampenlicht gedrängt. Ein Frevel für Triple H, der Orton dann noch eine Chance gab, die Sache in seinem Sinne beizulegen: Hunter forderte ihn auf, ihm den Titelgürtel zu übergeben - oder weitere Konsequenzen zu tragen. Orton brachte den Gürtel dann auch mit betretener Miene zum Ring. Doch statt Hunters Anweisungen zu befolgen, spuckte er ihm ins Gesicht und schlug ihn mit dem Gürtel ins Gesicht - und konnte sich der Evolution dann durchs Publikum entziehen. Der Gruppierung, der er offensichtlich nun nicht mehr angehörte. Folge des Bruchs war die Ansetzung eines Titelmatches zwischen Orton und Triple H bei Unforgiven.
Beim nächsten RAW sprach Orton dann aus, was offensichtlich geworden war: Dass Hunter Evolution ihn letztlich nur als seinen Handlanger begriffen hatte - und ihm den Erfolg, den er jetzt errungen hätte, neiden würde. Orton stellte sich im Ring dann der Evolution - und um die Unterzahl auszugleichen, bewaffnete er sich mit dem eigentlich von Hunter patentierten Vorschlaghammer, mit dem er seine alten Gefährten verjagte. RAW-GM Eric Bischoff verbannte ihn dafür aus der Arena - aber Orton verschaffte sich wieder Zutritt und kostete Hunter am Ende auch noch ein Match gegen Eugene. Evolution versuchte in der Woche darauf sich während einer Titelverteidigung Ortons gegen Kane zu rächen, indem sie einen Stahlkäfig über dem Ring senken ließ - und Orton dort gemeinsam mit Kane einzukesseln versuchten. Der Champion aber entkam seinen Häschern.
Eine unerwünschte Überraschungstorte
Bei Unforgiven klappte das nicht mehr: Dass sich Flair wie Batista fortlaufend in das World Title Match einmischten, versuchte Orton zwar tapfer durch Kampfkraft auszugleichen - vergeblich. Letztlich geriet er in die Batista Bomb, worauf Hunter Orton mit einem Stuhlschlag und einem Pedigree auf den Stuhl zu Fall brachte - und sich seinen neunten World Title sicherte.
Dass Orton aber nicht gewillt war, es damit auf sich beruhen zu lassen, machte er beim nächsten RAW klar. Die Evolution schmiss an diesem Abend für Hunter eine große Siegesparty mit Konfetti, rotem Teppich und einer überdimensionierten Torte, aus der wie bei solchen Anlässen üblich eine hübsche Frau herausspringen sollte. Als Hunter sich dem Gebäck jedoch näherte, sprang keine Stripperin, sondern Orton heraus und attackierte die Evolution. Er schlug Hunter mit dem Titelgürtel nieder und ließ ihn bedröppelt in die Torte fallen.
Hunter verlangte bei Bischoff Vergeltung - und bekam die Gelegenheit in einem Three On One Handicap Match der Evolution gegen den Ausgestoßenen. Weil das Trio zu dritt auf Orton losging, gab es die Disqualifikation, ehe Benoit und Shelton Benjamin Orton zu Hilfe kamen. Mit den beiden als Partnern besiegte Orton in der darauffolgenden Woche Evolution. Aber sein Ziel war natürlich ein größeres: Hunter den Titel wieder abzujagen.
Flairs Täuschungsmanöver
Die Chance dazu sollte Orton bei Taboo Tuesday bekommen, dem ersten interaktiven Pay Per View der WWE, bei dem die Fans Hunters Herausforderer bestimmen konnten. Zur Wahl standen Orton, Benoit, Shawn Michaels und Edge. Orton aber musste seinen Status als wählbarer Kandidat noch verteidigen - in einem No DQ Match gegen Batista. Zuvor aber hatte noch ein anderes Evolution-Mitglied ein paar Worte an Orton zu richten: Flair. Der Nature Boy nahm Anstoß an Ortons Spitznamen „Legend Killer“ - habe er doch den einzigen Mann nicht besiegt, der sich in diesem Sport als Legende bezeichnen dürfte: ihn selbst. Orton bestritt Flairs Legendenstatus nicht, bezeichnete es jedoch als traurig, was aus Flair geworden sein: Ein Lakai von Triple H. Orton riet Flair, das zu hinterfragen, wenn er von seiner Generation nicht als Hunters oberster Arschkriecher in Erinnerung behalten werden wollte.
Worte, die Wirkung auf Flair zu haben schienen: Als Orton später in dem Match gegen Batista vom Animal und Triple H verprügelt wurde, schritt er ein und schlug Hunter den Stuhl aus der Hand, den er Orton überziehen wollte - nur um Orton dann zwischen die Beine zu treten und selbst mit dem Stuhl zu schlagen. Batista pinnte Orton dann mit der Batista Bomb und der Legend Killer war vorerst aus dem Titelrennen.
Der Legendentöter schlägt wieder zu
Als Konsequenz trat Orton beim Taboo Tuesday gegen Flair an. Die Fans konnten die Matchart bestimmen und entschieden sich für ein Steel Cage Match. Orton rang den Nature Boy in einem harten und blutigen Match mit dem RKO nieder - und die beiden Feinde zeigten hinterher mit einem Handschlag Respekt voreinander. Ein weiteres Ereignis bei Taboo Tuesday war, dass Bischoff von Eugene in einem Hair vs. Hair Match besiegt wurde - und deshalb entnervt beschloss, bei RAW für eine Weile die Brocken hinzuwerden. Das sollte nicht folgenlos bleiben, denn Evolution machte sich daran, das Machtvakuum zu füllen und die Matches zu bestimmen.
Orton stellte sich ihr entgegen und forderte ein Rückmatch gegen Hunter um den Titel - der jedoch setzte stattdessen ein Rückmatch Ortons gegen Flair an. Sollte er siegen, würde er bei den Survivor Series ein Titelmatch bekommen. Sollte er verlieren, würde er nie mehr eines erhalten. Weil Hunter Flair mit einem Stuhlschlag zum Sieg verhalf, trat letzteres Szenario ein - und Orton war wieder und scheinbar endgültig aus dem Titelrennen. Diese Anmaßung von Evolution löste jedoch einen Locker-Room-Aufstand auf. Quasi alle Publikumslieblinge attackierten nach dem Match Hunter und Kollegen - Orton vollendete das Werk mit dem RKO gegen The Game.
Die kommenden Wochen wurden vom Kampf um die von Bischoff zurückgelassene Hoheit über RAW geprägt - Orton und Triple H kämpften hier an vorderster Front. Es kam letztlich bei den Survivor Series zu einem klassischen 4 on 4 Elimination Match mit einer besonderen Klausel: Jedes Mitglied des Siegerteams würde in einer der Wochen darauf General Manager für einen Abend sein. Orton siegte mit Benoit, Chris Jericho und Maven an seiner Seite über Hunter, Batista, Edge und Gene Snitsky. Und die Publikumslieblinge machten es sich mit der dadurch gewonnenen Macht zur Aufgabe, den World Title von Hunters Hüften zu lösen.
Ortons letzte Chance
Maven scheiterte mit dem Versuch, das selbst zu erledigen, einer Herausforderung von Benoit entzog Hunter sich durch das Vortäuschen einer Verletzung, Orton wollte Hunter dann an seinem Abend der Macht in eine 20-Mann-Battle-Royal um den Titel stecken. Hier aber schritt WWE-Boss Vince McMahon ein und wandelte die Battle Royal so um, dass Hunter nicht dabei war - und der Sieger später auf ihn treffen würde. In einem strittigen Finish wähnten sich Benoit und Edge als Sieger - und Orton steckte beide in ein Triple Threat Match gegen Hunter. Hier gab es wieder ein strittiges Ende, das dazu führte, dass der Titel für vakant erklärt wurde - und es schließlich dem zurückkehrenden Bischoff überlassen wurde, was nun zu tun war.
Bischoff setzte für New Year’s Revolution eine Elimination Chamber um den vakanten Gürtel an: Hunter gegen Batista, Benoit, Jericho, Edge - und Orton, der wieder im Spiel war, da durch Hunters Titelverlust, die Klausel, dass er nie wieder ein Titelmatch gegen ihn bekommen sollte, nichtig wurde. Orton besiegte Hunter mit Hilfe aller übrigen Matchteilnehmer beim RAW vor NYR - und auf ihn und Hunter sollte letztlich auch das finale Duell in der Chamber hinauslaufen. Hunter besiegte Orton - brauchte dazu aber wieder einmal die unfaire Hilfe von Flair und Batista.
Orton aber blieb am Ball und gewann beim RAW ein Number-One-Contendership-Match gegen Batista - dank eines missglückten Eingriffs von Triple H. Hunter musste Orton also beim Royal Rumble gegenübertreten - und Orton verschaffte sich beim letzten RAW davor mit einem Sieg über Flair zusätzliches Momentum. Die Vorzeichen verbesserten sich weiter, als Bischoff - der sich immer mehr von Evolution distanzierte - Flair und Batista beim Rumble vom Ring verbannte. Doch es sollte Orton nichts nutzen: Behindert von einer (Storyline-)Gehirnerschütterung, die er sich in dem Match zuzog, musste er sich letztlich dem Pedigree beugen - und hatte damit seine vorerst letzte Chance verspielt, den Evolution-Rauswurf und den Titelverlust zu sühnen.
- Der ursprüngliche Plan in dieser Storyline war, Orton bei WrestleMania sein Happy End zu geben und ihn den Titel zurückgewinnen zu lassen. Diese Pläne wurden jedoch hinfällig, weil Orton bei den Fans als Babyface nicht wie gewünscht over kam - und die stattdessen mit enorm positiven Reaktionen auf Batista dafür sorgten, dass der zum Babyface geturnt und zum WrestleMania-Herausforderer von Triple H gepusht wurde. Orton dagegen wurde bald nach dem Ende der Storyline wieder zum Heel geturnt.