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Der Beginn des WCW-Jahres 1999 stand unter dem Vorzeichen zweier großer Entwicklungen. Nummer eins: WCW-Idol Ric Flair hatte sich in einem Match gegen Eric Bischoff für neunzig Tage das Amt des Ligapräsidenten gesichert. Nummer zwei: Mit dem berühmt-berüchtigten "Fingerpoke of Doom" vereinte sich die zuvor in zwei Teile zersplitterte New World Order zu einer neuen Inkarnation des Stables: Der WCW World Champion Kevin Nash - Führer des nWo Wolfpac - überließ Hollywood Hogan - Chef der nWo Hollywood in einer Matchfarce den Titel und machte Hogan so zum Anführer des neuen, zur Heel-Gruppierung geturnten nWo Wolfpac.
Es war eine Entwicklung, die den neuen WCW-Chef Flair besonders wurmen musste - denn er hatte das Match auf Bitten Nashs als eine seiner ersten Amtshandlungen angesetzt. Er stand nun düpiert da - und mit einem Champion, der nicht in seinem Sinne sein konnte. Flair empörte sich bei Thunder über die Schande, die Hogan sich geleistet hatte - während Hogan seinerseits wütend auf Flair war, weil der seinen Buddy Bischoff in seiner neuen Machtfunktion zu niederen Arbeiten zwang. Es wurde klar, dass da zwei alte Rivalen wieder auf Konfrontationskurs waren.
Attacke auf den Sohn
Der manifestierte sich beim ersten Pay Per View des Jahres, Souled Out. Flair hatte sich hier selbst in ein Match gebookt - zusammen mit seinem Sohn David, dem er als Präsident zu seinem WCW-Debüt verhalf. Die beiden trafen auf zwei alte Rivalen des Nature Boy: Barry Windham und Curt Hennig von den West Texas Rednecks. Die Flairs gewannen dieses Match, hatten jedoch keine Freude daran, denn hinterher kam Hogan mit der gesamten nWo zum Ring und prügelte auf Vater und Sohn ein. Speziell David wurde gedemütigt: Erst traktierte ihn Hogan mit Gürtelschlägen, dann wurden ihm von der nWo die Buchstaben "EZE" in Anspielung auf Bischoff auf den Rücken gesprüht.
Flair kochte vor Wut - die Jahre alte Rivalität mit Hogan war so persönlich wie nie zuvor. Direkt zu Beginn des kommenden Nitro attackierte er mit den Horsemen das Wolfpac, als es mit seiner Limousine ankam - Flair schlug dabei mit einer Brechstange die Scheibe ein, um Hogan in die Finger zu bekommen. Anschließend stürmte Flair zum Ring und setzte für SuperBrawl ein Match zwischen Hogan und ihm selbst um den Titel an. Flair schwor Hogan, dass er ihn nicht nur besiegen, sondern ihn umbringen würde. Und er konnte Hogan an dem Tag auch noch etwas mehr auf die Palme bringen: Er steckte Bischoff in ein Match mit David, in dem Bischoff seine Haare gegen die Möglichkeit aufs Spiel setzte, die Macht über die WCW zurückzubekommen. David siegte mit Hilfe einer Münzrolle, die ihm der von Bischoff gefeuerte und von Flair wiedereingestellte Ringrichter Randy Anderson zusteckte - und Bischoff war seine Haarpracht los.
Bei Thunder hob Flair das Match mit Hogan auch auf eine grundsätzliche Ebene: Es würde hier auch um zwei verschiedene Auffassungen des Sports gehen. Flair hätte das Wrestling immer gearbeitet, während Hogan hauptsächlich Geld eingestrichen und Filme gedreht hätte. Bei SuperBrawl würde es darum zu gehen, zu zeigen, wer ein wahrer Champion sei - und ob die jungen WCW-Kräfte wie Chris Jericho oder Chavo Guerrero Jr. wie Hogan oder wie Flair sein wollten. Am selben Abend statuierten die Horsemen auch ein Exempel an Hogans Neffen Horace, den sie auf einem Parkplatz attackierten. Dazu besiegten Flair, Chris Benoit und Steve McMichael die nWo-B-Teamer Vincent, Stevie Ray und Scott Norton im Main Event der Show.
Gangangriff mit Skimasken
Beim nächsten Nitro traf die Horsemen-Kombination auf Hogan, Nash und Scott Steiner. Das Match mündete in einer Disqualifikation für das nWo-Team, als Bischoff eingriff und Nash ein Holzbrett reichte. Anschließend versuchte Bischoff noch aus Rache, Flair die Haare abzurasieren - die halbe Umkleidekabine der WCW aber kam ihrem Chef zu Hilfe und verhinderte das. Beim nächsten NITRO nahm Hogan wieder Flairs Sohn David ins Visier. Man sah am Ende der Show, wie Hogan David auf einer Straße auflauerte, während Ric vom Nitro-Set aus nur hilflos zusehen konnte. Man sah aber nicht mehr, was passierte. Flairs Weggefährte Arn Anderson teilte beim nächsten Thunder nur mit, dass David schadlos davongekommen war.
Anderson wurde seinerseits beim nächsten Nitro von den Wolfpac-Mitgliedern Nash, Scott Hall und Disco Inferno in der Umkleide attackiert - worauf Flair die Outsiders Nash und Hall in ein Match gegen ihn und McMichael steckte. Der Kampf endete im Chaos, als Hogan eingriff - bewaffnet mit einem Eimer Bleiche, den er von Bischoff hatte, der von Flair an dem Tag als Putzkraft eingesetzt wurde. Hogan versuchte Flair die Bleiche ins Gesicht zu schütten, die bekam aber stattdessen McMichael ab. Flair verpasste darauf den Outsiders wie auch Disco Tiefschläge, ehe ihm Goldberg zu Hilfe kam und Hogan verjagte. Durch dieselbe Ausgabe - wie auch die nächste - zog sich auch eine Segment-Serie, in der eine bis dahin unbekannte, hübsche, blonde Frau an diversen Orten heftig mit jemandem flirtete, der von der Kamera nicht gezeigt wurde. Was es damit auf sich hatte, sollte sich später klären...
Flair sollte es in der nächsten Ausgabe zum Verhängnis werden, dass er Bischoff an dem Abend als seinen Limousinenfahrer einsetzte. Der steuerte ihn nämlich an einen abgelegenen Ort, wo ihn das mit Skimasken verhüllte Wolfpac - von Hogan angeführt - brutal attackierte. Am selben Abend wollte Hogan Flair im Ring sehen und gab ihm Zeit, bis er bis 20 gezählt hatte. Der sichtbar fertige Flair rückte am Steuer eines Trucks in der Arena an - und schnappte sich dort eine Axt, mit der er dem Wolfpac zu Leibe rücken wollte. Das aber mündete wieder nur in einer großen Attacke des Wolfpac auf Flair - und auch seine Horsemen-Kollegen Benoit und Dean Malenko.
Davids Verrat
Die Bühne für den groß gehypeten Showdown war also bereitet - und es wurde wie zu erwarten ein blutiger Fight. Gegen Ende tauchte am Ring die unbekannte blonde Frau auf, die in den Wochen zuvor bei Nitro zu sehen war und ohrfeigte den abgekämpften Flair mehrmals. Der ließ sich davon noch nicht beirren und konnte Hogan letztlich in den Figure Four Leg Lock nehmen. In dem Moment aber tauchte ein maskierter Mann am Ring auf und legte einen Elektroschocker an Flair an. Hogan konnte den Nature Boy darauf pinnen und somit seinen Titel verteidigen - worauf sein maskierter Helfer sein Gesicht zeigte: Es war David Flair, der die blonde Frau namens Torrie Wilson umarmte, die ihn offensichtlich auf die Seite des Wolfpac gezogen hatte.
Es war ein Coup, den die nWo beim nächsten Nitro mit einer großen Parodie auf Flair und die Horsemen feierte - und damit noch mehr Salz in die Wunden des Nature Boy streute. Der stellte sich erst beim nächsten Nitro wieder der Öffentlichkeit - und David erklärte vor dem Auftritt seines Vaters, dass der sein Karriere-Ende verkünden würde, wofür es auch höchste Zeit wäre. Doch Flair hatte andere Pläne. Er erinnerte alle daran, dass er noch 28 Tage WCW-Präsident wäre - und dass er die nutzen würde. Er setzte für Uncensored ein weiteres Titelmatch zwischen ihm und Hogan an - ein Match in einem mit Stacheldraht abgedeckten Stahlkäfig.
Hogan erhöhte bei Thunder den Einsatz: Er forderte Flair auf, bei Uncensored seine Karriere aufs Spiel zu setzen - gegen einen speziellen Anreiz: Sollte er gewinnen, könnte er WCW-Präsident bleiben - für immer. Dazu schoss Hogan noch ein paar Spitzen gegen Flair ab. Er meinte, dass er schlimmer wäre als er, denn ihm wäre offensichtlich egal, dass sich sein eigener Sohn von ihm abgewandt hatte. Und tatsächlich mehrten sich ab diesem Punkt die Anzeichen, dass Davids Abwendung in Flair wieder eine dunklere Seite geweckt hatte. Ein erstes war, dass sich Flair beim nächsten Nitro mit Goldberg anlegte, weil der in eine Konfrontation mit David geraten war - was doch noch Rics Vaterinstinkte weckte. Es folgte ein Match zwischen ihm und Goldberg - an dessen Ende das Wolfpac beide attackierte. Bei Thunder kümmerte sich Flair darauf um eine für ihn besonders große Nervensäge des Wolfpac: Er besiegte Disco Inferno mit dem Figure Four.
Flairs dunkle Seite
Es war nun Zeit für den Showdown bei SuperBrawl - und Hogans Worte über Flair sollten sich als prophetisch erweisen: Der Nature Boy agierte immer stärker wie ein Heel. Es fing schon damit an, dass er seinen Bewunderer Charles Robinson als Ringrichter einsetzte, der das Match auch äußerst parteiisch leitete. Unter anderem ignorierte er die von Flair hinzugefügte Klausel, dass das Match ein First Blood Match sein sollte - als der Nature Boy im Lauf des Kampfes blutig geschlagen wurde. Dazu quittierte er den Legdrop Hogans nur mit einem langsamen Cover, aus dem Flair sich befreien konnte - womit er das Publikum auf Hogans Seite trieb. Letztlich kam noch David mit Torrie zum Ring, worauf Flair wütend reagierte: Er spuckte seinen Sohn an und beschimpfte ihn. Arn Anderson mischte auch noch mit, ging auf David los und reichte Ric eine Brechstange, mit der er Hogan niederschlagen - und sich zum 14. Mal zum World Champion krönen konnte.
Beim nächsten Nitro wurde Flairs Siegesfeier von Goldberg, Nash und Hogan unterbrochen, die nun allesamt zum Top-Contender ernannt werden wollten. Das führte zu einem Tag Match zwischen Hogan und Nash sowie Goldberg und Flair, in dem Hogan wieder mit Ringrichter Robinson aneinandergeriet und ihn am Ende unter dem Jubel der Fans auch niederschlug. Letztlich lief das Match zu lange für die TV-Zeit und wurde ausgeblendet.
Während Flair in den kommenden Wochen immer mehr seinem Machthunger erlag und vollauf zum Heel turnte, forderte Hogan seine Chance ein, sich den Titel zurückzuholen. Mit einem Sieg in einem chaotischen Match über Diamond Dallas Page untermauerte er seinen Anspruch und so sollte es bei Spring Stampede zu einem Rückmatch zwischen Hogan und Flair kommen.
Ein unspektakuläres Ende
Flair setzte bei Thunder dann Hogans alten Buddy, den Disciple, auf ihn an - und versprach ihm bei einem Sieg seinen auslaufenden Vertrag bei doppeltem Gehalt zu verlängern. Hogan aber- der sich immer mehr wie der gute Hulk statt der böse Hollywood verhielt, bestimmte das Match klar, ehe Flair eingriff und die Disqualifikation verursachte. Anschließend attackierten die Horsemen Hogan, der in berühmter Hulk-up-Manier aber all seine Widersacher vertrieb.
Beim nächsten Nitro kündigte Flair, der inzwischen den Eindruck erweckte, nicht nur Präsident der WCW, sondern der ganzen USA zu sein, an, dass er das Titelmatch gegen Hogan vorwegnehmen würde - worauf sich auch Page und Goldberg einmischten, die ebenfalls in das Match wollten - und ihren Wunsch letztlich erfüllt bekamen. Das Match endete nach einem Eingriff von Nash ergebnislos - worauf der aus einer Auszeit zurückkehrende Sting auch noch mitmischte. Als nächsten Dreh meldete sich ein weiterer Rückkehrer über die Boxen: Randy Savage erklärte, dass es bei Stampede anstelle von Hogan vs. Flair ein Four Corners Match mit Flair, Hogan, Sting und DDP geben würde - mit ihm als Ringrichter.
In diesem Match geschah dann etwas, womit keiner rechnete. Hogan schied verletzt aus, nachdem DDP ihn in einen Figure Four Leg Lock am Ringpfosten nahm - und er kam auch nicht zurück. Page sicherte sich völlig überraschend den World Title, während Hogan in den kommenden Monaten mit einer Knieverletzung aussetzte. Die Fehde mit Flair hatte so ein unspektakuläres Ende gefunden.